Eintracht Frankfurt - Hertha BSC Berlin

Bundesliga 2006/07 - 34. Spieltag

1:2 (0:0)

Termin: Sa 19.05.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 50.500
Schiedsrichter: Günter Perl (München)
Tore: 0:1 Kevin Boateng (47.), 1:1 Albert Streit (61.), 1:2 Marko Pantelic (87.)

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Eintracht Frankfurt
Hertha BSC Berlin

 


  • Christian Fiedler
  • Sofian Chahed
  • Arne Friedrich
  • Malik Fathi
  • Mineiro
  • Andreas Schmidt
  • Kevin Boateng
  • Patrick Ebert
  • Gilberto
  • Christian Gimenez
  • Marko Pantelic

 

Wechsel
Wechsel
  • Andreas Neuendorf für Kevin Boateng (58.)
  • Ellery Cairo für Christian Gimenez (71.)
  • Christian Müller für Andreas Schmidt (71.)
Trainer Trainer
  • Karsten Heine

„Letztendlich steht man immer da, wo man hingehört“

Wie im letzten Jahr, ist auch diesmal der 34. Spieltag kein Herzschlagfinale. Die Absteiger Aachen, Mainz und Mönchengladbach stehen ebenso fest wie der Klassenerhalt der Eintracht durch den 2:1-Auswärtssieg letzte Woche in Bremen. Dennoch strömen 50.500 Zuschauer ins Waldstadion, um das letzte Spiel der Saison zu sehen und die Mannschaft zu verabschieden. In der Hinrunde gewannen die Berliner glücklich mit 1:0, der letzte Heimsieg der Eintracht über Hertha – ein klares 4:0 - datiert vom 6. November 1999.

Es ist 15:00, „time to say goodbye“ und der erste spannende Moment: Kommt er oder kommt er nicht? Die Antwort: er kommt nicht – Jermaine Jones kneift. So gibt es zunächst Blumen und freundlichen Applaus bei der Verabschiedung der Spieler Marko Rehmer (keine Vertragsverlängerung) und Christopher Reinhard (Wechsel zum Karlsruher SC) durch Heribert Bruchhagen. An diesen offiziellen Teil schließt sich die unfreundliche, aber angemessene Verabschiedung der Fans von Jones an. Herr Jones verfolgt die Abschiedszeremonie aus einer VIP-Lounge mit, so dass ihm weder die Gesänge noch die Spruchbänder entgangen sein dürften. Jermaine Jones’ Sicht der Dinge: "Andere Spieler sind mit Anstand verabschiedet worden, nur ich bin der Buhmann, dabei habe ich den Fans noch versucht zu erklären, warum ich gehe." Ob das nun wieder einmal „nichts als die Wahrheit“ sein soll oder einfach nur ein Beispiel für die durch Millionenbeträge eingeschränkte Sicht der Dinge des Ex-Kapitäns ist, mag jeder für sich entscheiden. Die Fans im Stadion haben längst entschieden: Sie lassen sich nicht für dumm verkaufen.

Endlich ist es 15:30, Trainer Friedhelm Funkel lässt die gleiche Mannschaft auflaufen, die 2:1 in Bremen und 4:0 gegen Aachen gewinnen konnte. Auf der anderen Seite stellt Hertha-Trainer Karsten Heine seine Anfangself nach der 2:3-Niederlage gegen Leverkusen auf drei Positionen um. Für Müller, Bastürk und van Burik spielen Kevin-Prince Boateng, Patrick Ebert und der wieder einsatzfähige Mineiro.

Mit dem Anstoß für die Eintracht entwickelt sich sofort ein munteres Spiel, beide Mannschaften wollen ein frühes Tor schießen. Ein erster Konter der Eintracht im eigenen Heim, eingeleitet durch Albert Streit, der von der Mittellinie lossprintet. Ein flacher Pass auf Ioannis Amanatidis am linken 5-Meter-Raum. Der Grieche schießt, aber der Winkel ist zu spitz, ein Berliner kann zur Ecke klären (3.).

Die 9. Spielminute, ein Angriff der Herthaner wird von Aleksander Vasoski abgefangen, der auf Christopf Spycher passt. Spycher spielt den Ball weit in die Hälfte der Berliner auf Ioannis Amanatidis, der sich nach Doppelpass mit Naohiro Takahara an der linken Strafraumseite durchsetzt. Ein flacher Ball auf den sich in der Mitte freilaufenden Benjamin Köhler. Köhler kommt an den Ball und will schießen, doch Torhüter Christian Fiedler fährt dem Frankfurter in die Beine. Ein klarer Elfmeter!

Aber die in neongelb gekleideten Schiedsrichter Perl und sein Assistent reagieren nicht, ob es Sommerträume im Waldstadion waren? Während Benjamin Köhler sich im Strafraum vor Schmerzen wälzt, geht das Spiel weiter. Die Berliner schießen den Ball begleitet von einem riesigen Pfeifkonzert nicht ins Aus, wie unsportlich, so muss ein Adler den Ball in Richtung Tribüne dreschen, damit auch Schiedsrichter Perl pfeifen kann. Köhler wird zunächst am Spielfeldrand behandelt und spielt unter Schmerzen weiter.

Unterstützt von den frenetischen Anfeuerungen der Westkurve macht die Eintracht trotzdem Druck. Die 15. Spielminute, Abschlag von Torhüter Fiedler, genau auf Naohiro Takahara, der Japaner stürmt los und will sein Tor machen, aber in allerhöchster Not kann Arne Friedrich dazwischen grätschen und zur Ecke klären. Dann kommt in der 16. Minute Faton Toski für Benjamin Köhler, der in der nächsten Woche operiert werden muss, da er sich eine schwere Außenbandverletzung im Sprunggelenk zugezogen hat.

Toski führt sich auf der linken Seite gleich gut ein. Zunächst ist Christoph Spycher am Ball, er flankt von links in den Strafraum, doch ein Berliner kann per Kopf klären. Das Leder landet bei Faton Toski, der 20jährige überlegt nicht lang und drischt den Ball aus 20 Metern direkt auf den Kasten. Schade, der Ball geht knapp am rechten Torpfosten vorbei (18.). Das Leder läuft prima bei der Eintracht. Nun die 24. Spielminute: eingeleitet durch Christoph Spycher landet der Ball auf der rechten Seite bei Patrick Ochs, der Benjamin Huggel bedient. Der Schweizer wird im Strafraum hart bedrängt, keine Schussmöglichkeit, aber der Ball kommt zu Ioannis Amanatidis, 7 Meter Torentfernung, doch der Grieche muss sich drehen, um schießen zu können: wieder abgeblockt.

Der direkte Gegenzug der Berliner: Pantelic kommt aus fast 20 Metern zum Schuss, doch der Ball wird von Sotirios Kyrgiakos abgewehrt, landet aber bei Gilberto. Der knallt das Leder sofort auf den Kasten, doch Oka Nikolov reagiert mit einer Glanzparade (25.).

Beide Teams spielen zwar weiterhin nach vorne, bleiben aber letzen Endes zu ungefährlich. Vor allem der finale Pass kommt weder bei den Adlern noch bei den Herthanern. Das mutet ein klein wenig wie Sommerfußball an. Sprung in die 44. Minute: Foul am Mittelkreis durch einen Berliner. Benjamin Huggel nimmt sich das Leder und flankt den Freistoß knapp 30 Meter weit in den Lauf von Michael Fink im Strafraum. Fink kommt an den Ball, eine kurze Drehung, Andreas Schmidt schaut dumm und der Ex-Bielefelder hat freie Schussbahn. Die Kugel geht knapp am rechten Torpfosten vorbei, das hätte die Führung sein müssen. Diesmal liegt Schiedsrichter Perl richtig, er pfeift zur Pause.

In der 47. Spielminute fängt Christoph Spycher den Ball am Mittelkreis ab und flankt flach in Richtung rechter Strafraum der Berliner. Naohiro Takahara kommt an den Ball, Arne Friedrich ist zu weg von ihm, ein scharfer Schuss, aber der Japaner trifft aus 18 Metern nur das Außennetz.
Dann wieder die Hertha, Gilberto am Ball, ein flacher Pass auf die linke Außenbahn zu Kevin-Prince Boateng. Der läuft weiter und will in die Mitte auf den sich frei laufenden Marco Pantelic flanken. Aber die Flanke verunglückt ihm, das Leder fliegt hoch und höher und senkt sich plötzlich am linken Pfosten ins Tor! Oka Nikolov kam nicht an diesen seltsam fliegenden Ball. Es steht 0:1 (47.). Hätte Nikolov diesen verunglückten Ball nicht halten können?

Die Westkurve reibt sich die Augen ebenso wie Oka Nikolov, nur Boateng tut so, als wäre das Tor nicht unverschämten Glück sondern eigenem Können zuzuschreiben und provoziert die Frankfurter Fans. Ein gellendes Pfeifkonzert ist der Dank der Tribüne. Jetzt erhöht die Eintracht wieder den Druck. Albert Streit ist auf der rechten Seite am Ball. Er spielt in den Lauf von Michael Fink, Arne Friedrich geht dazwischen und Fink fällt im Strafraum. Ein kurzer Blick auf Schiedsrichter Perl, es geht natürlich weiter. Diesmal allerdings zu recht, das war kein Strafstoß (50.).

Die 57. Spielminute: Eine hohe Flanke in den Frankfurter Strafraum, Sotirios Kyrgiakos klärt mit dem Kopf, aber genau auf Christian Gimenez, der sofort auf Pantelic weiterleitet. Der ist völlig frei vor Oka Nikolov, er tanzt ihn aus und schießt ins leere Tor, aber da ist er: Sotirios Kyrgiakos hechtet zurück und grätscht das Leder von der Linie an die Querlatte, von wo der Ball ins Spielfeld zurück fliegt. Das war denkbar knapp, Kyrgiakos hat seinen Fehler in letzter Sekunde ausgebügelt.

Nun ist wieder die Eintracht im Ballbesitz. Der sehr agile Benjamin Huggel wird unsanft von den Beinen geholt, klare Sache, Freistoß für die Adler, 18 Meter Torentfernung und halblinke Position. Albert Streit nimmt sich den Ball und zirkelt das Leder über die 4-Mann-Mauer der Berliner. Der Ball knallt gegen den linken Innenpfosten und landet im Tor! Der Ausgleich für die Eintracht in der 61. Spielminute. „Oh, Eintracht Frankfurt olé!“ hallt es im Waldstadion und es wird noch lauter, jetzt klappt auch wieder der „Eintracht Frankfurt“-Wechselgesang perfekt. Die Adler hören es und reagieren, Ioannis Amanatidis setzt sich von links durch und schießt, aber Christian Fiedler hält den Ball (65.).

Dann kommen wieder die Berliner: Pantelic schießt aus fast 20 Metern aber der Ball wird abgeblockt und landet bei Patrick Ebert, der die Kugel aus 22 Metern in Richtung linkes Toreck drischt. Nikolov kann den Ball parieren (66.). Auf der Gegenseite wuselt sich Amanatidis vor dem 16er fest, es ist kein Durchkommen, der Ball landet bei Patrick Ochs, der sofort auf Michael Fink an der rechten Außenlinie passt. Fink flankt das Leder hoch über Fiedler in Richtung Naohiro Takahara, der Berliner Torhüter kommt mit den Fingerspitzen an den Ball, so dass das Leder an die Latte springt und über den einschussbereiten, aber jetzt verduzten Takahara hinweg (68.).
In der 71. Spielminute geht Albert Streit auf der rechten Außenbahn, ein flacher Pass auf Benjamin Huggel, aber dessen Schuss wird abgeblockt und landet bei Faton Toski. Der 20jährige zieht ab, aber Torhüter Christian Fiedler kann mit einer Glanzparade parieren. Die Eintracht will gewinnen, das spüren auch die Fans und feuern ihre Adler weiter an.

Es läuft bereits die 81. Minute, Christoph Spycher ist auf der linken Seite, setzt sich durch und passt in die Mitte auf Ioannis Amanatidis, der das Leder zu Albert Streit weiterleitet. Der Mann, der die Eintracht unbedingt des Geldes wegen verlassen will, schaut und flankt wunderschön auf den sich am Fünfmeterraum freilaufenden Amanatidis. Der Kopfball des Griechen geht knapp am linken Torpfosten vorbei, Torhüter Fiedler hätte keine Chance gehabt.

Die 87. Spielminute, nun noch einmal die Hertha. Andreas Neuendorf am Ball, es ist das letzte Spiel von „Zecke“ für Berlin. Ein kurzer Blick auf Pantelic, der sich von links kommend freiläuft und ein flacher Pass durch die Gasse, an Russ und Vasoski vorbei. Der Serbe kommt an den Ball und schiebt das Leder aus 13 Metern halblinker Position mit dem rechten Außenrist an Oka Nikolov vorbei ins Tor. 2:1 für Hertha BSC Berlin, das ist unverdient und bitter (87.).

Dann ist Schluss, die Eintracht verliert wie schon im Vorjahr ihr letztes Heimspiel. Trotz der Niederlage verabschiedet das Waldstadion die Spieler mit langem Applaus und schönen Gesängen. Die Spieler bedanken sich artig bei den feiernden Fans mit einem Transparent für die große Unterstützung während der zurückliegenden Saison: „Support Geduld Eintracht – Dank Euch“. Die Eintracht landet in der Endabrechnung der Saison 2006/2007 auf Platz 14. Noch zwei Freundschaftsspiele und dann geht es in die lange Sommerpause.

Stimmen nach dem Spiel:

Reporterfrage: "Und was war vor dem Spiel los? Angst vor den Fans gehabt?" Jermaine Jones: "Ich habe bestimmt keine Angst, aber was die Fans die letzten Wochen abgezogen haben, gehört sich einfach nicht. Diese Jungs haben keinen Respekt."

Albert Streit: "Ich bin mir im Prinzip mit Schalke einig. Ich hoffe, die Eintracht hält Wort und legt mir keine Steine in den Weg, schließlich habe ich auch Wort gehalten und am Ende richtig Gas gegeben.“

Friedhelm Funkel: "Letztendlich steht man immer da, wo man hingehört." (tr)

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