VfL Bochum - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2006/07 - 13. Spieltag

4:3 (3:2)

Termin: Fr 17.11.2006, 20:30 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Tore: 0:1 Albert Streit (1.), 0:2 Albert Streit (5.), 1:2 Zvjezdan Misimovic (29., Foulelfmeter), 2:2 Marcel Maltritz (33.), 3:2 Heiko Butscher (36.), 4:2 Theofanis Gekas (46.), 4:3 Ioannis Amanatidis (56.)

>> Spielbericht <<

VfL Bochum
Eintracht Frankfurt

  • Peter Skov-Jensen
  • Benjamin Lense
  • Pavel Drsek
  • Heiko Butscher
  • Philipp Bönig
  • Marcel Maltritz
  • Tomasz Zdebel
  • Oliver Schröder
  • Filip Trojan
  • Zvjezdan Misimovic
  • Theofanis Gekas

 


 

Wechsel
  • Dennis Grote für Filip Trojan (81.)
  • Martin Meichelbeck für Marcel Maltritz (89.)
  • Joris van Hout für Theofanis Gekas (90.)
Wechsel
Trainer
  • Marcel Koller
Trainer

"Wie eine C-Jugend"

Nach der enttäuschenden 0:3-Heimniederlage gegen Arminia Bielefeld tritt die Eintracht heute unter Flutlicht im „rewirpowerSTADION“ gegen den VfL Bochum an. Das letzte Punktspiel in Bochum fand in der 2. Liga am 1. April 2002 statt. Die Adler verloren damals unter Interimstrainer Armin Kraaz 0:3. Der VfL Bochum stieg danach als Tabellen-3. auf, die Eintracht wurde am Ende 7.

Die Eintracht spielt mit Ausnahme von Aleksandar Vasoski, der Kyrgiakos in der Innenverteidigung ersetzt, mit der gleichen Aufstellung wie gegen Bielefeld. Wiedergutmachung ist angesagt. Beim VfL Bochum gibt es im Vergleich zum 3:3 bei Hertha BSC folgende Änderungen: Peter Skov-Jensen ersetzt Bade im Tor, Benjamin Lense und Pavel Drsek ersetzen die gesperrten Pallas und Dabrowski.

Wohl dem, der pünktlich im Stadion ist... Schiedsrichter Peter Gagelmann pfeift die Partie um 20:30 an. Die Eintracht ist im Ballbesitz auf der linken Seite. Das erste Bochumer Foul bringt einen Freistoß aus halblinker Position. Albert Streit nimmt sich den Ball, läuft an und schießt das Leder über die Bochumer Mauer, Torhüter Skov-Jensen zögert und die Kugel schlägt im Torwinkel ein. Wahnsinn, 1:0 für die Eintracht nach exakt 45. Sekunden. Das ist ein Auftakt.

Bochum ist geschockt, auf dem Platz und auch auf den Rängen. Die ca. 5.000 Frankfurter Fans machen die Stimmung im „rewir“. Die Eintracht ist weiter am Drücker, der Ball bleibt zunächst in der Bochumer Hälfte. Ioannis Amanatidis kommt im Mittelfeld an den Ball und spielt einen flachen Pass auf die rechte Seite in den Lauf von Alexander Meier. Meier kommt bis zur Strafraumgrenze und passt ebenfalls flach in die Mitte. Kein Bochumer kommt an den Ball, Torwart Skov-Jensen verharrt auf der Linie und da ist erneut Albert Streit. Streit drückt den Ball über die Linie und es steht 2:0 für die Eintracht (5.).

Fassungslose Bochumer auf dem Platz, der eigene Anhang beschimpft die Spieler, nur die Frankfurter Fans feiern und jubeln. Die Eintracht bleibt weiter am Ball, Bochum findet nicht statt. Das ist die Chance für einen Kantersieg. Doch nun versucht die Eintracht zu zaubern. Anstatt routiniert weiter nach vorne zu spielen, werden nun Direktpässe gespielt, die auch im Training nicht ankommen.

Das ruft die verunsicherten Bochumer wieder auf den Plan. Filip Trojan setzt sich auf rechts durch und flankt in den Strafraum auf den bereit stehenden Gekas. Oka Nikolov ist auf der Hut und fängt die Flanke ab (14.). Der Gegenstoß aus der eigenen Hälfte bringt Alexander Meier an den Ball. Meier läuft in Richtung Strafraum, könnte schießen, aber er vertändelt die Chance. Auf der Bank reagiert Friedhelm Funkel nervös: Seine Adler spielen zu lässig (15.).

Dank der Frankfurter Spielereien kommt Bochum nun langsam ins Spiel. In der 21. Spielminute wird Zvjezdan Misimovic nicht richtig angegriffen. Er passt den Ball steil vor den Strafraum auf den heraneilenden Filip Trojan, aber Oka Nikolov eilt aus dem Tor und klärt diese brenzlige Situation.

Wieder ist die Eintracht am Ball, doch die Fehlpässe der Adler werden häufiger. Christoph Spycher ist auf links am Ball, die Frankfurter Abwehr ist komplett in der Vorwärtsbewegung. Spycher passt den Ball lässig quer in die Mitte und da kommt Theofanis Gekas. Der Grieche holt sich den Ball und sprintet in Richtung Strafraum. Einzig der heran laufende Aleksandar Vasoski kann ihn noch einholen. Eine Sense im Strafraum, ein Pfiff.

Schiedsrichter Peter Gagelmann zeigt erst Rot wegen Notbremse (28.). Es ist bereits Vasoskis dritte rote Karte in dieser Saison (Rot gegen Mainz, Gelb-Rot in München). Friedhelm Funkel hierzu später: „In so einer Situation muss sich ein Nationalspieler einfach geschickter verhalten. Das war ein klares Foul, da gibt es keine zwei Meinungen."

Dann deutet Gagelmann auf den Elfmeterpunkt. Es ist bereits der 5. Elfmeter gegen die Eintracht, alle Strafstöße wurden bisher von Pröll oder Nikolov gehalten. Zvjezdan Misimovic nimmt sich den Ball, ein kurzer Anlauf und dann ein sicherer Schuss. 1:2, der Anschlusstreffer. Oka Nikolov ist diesmal chancenlos (29.).

Durch die Hinausstellung des Innenverteidigers herrscht plötzlich Unordnung in der Eintracht-Deckung. Bochum wittert Morgenluft und spielt nun druckvoller nach vorne. Am Rand macht sich Innenverteidiger Sotirios Kyrgiakos warm. Es ist die 33. Spielminute: Nach einem Foulspiel gibt es Freistoß für Bochum von halbrechts. Misimovic, der Strafstoßschütze, flankt den Ball hoch in den Frankfurter Strafraum. Marcel Maltritz steigt höher als Naohiro Takahara, trifft den Ball mit dem Kopf und es steht 2:2. Nun kommt Sotirios Kyrgiakos für Takahara auf den Platz (34.).

Nur zwei Minuten später gibt es schon wieder Freistoß für Bochum, diesmal von der halblinken Seite. Filip Trojan flankt den Ball in den Frankfurter Strafraum. Heiko Butscher kommt trotz Bewachung durch Kyrgiakos und Amanatidis völlig freistehend zum Kopfball und Bochum führt 3:2 (36.).

Als endlich der Halbzeitpfiff ertönt gibt es nur ungläubiges Kopfschütteln in den Frankfurter Fanblöcken, der Bochumer Anhang ist hörbar zufriedener. Nicht zufrieden ist Trainer Friedhelm Funkel. In der Kabine wird es anscheinend erstmals so richtig laut. „Arrogant“ und „überheblich“ sind noch zwei der harmloseren Worte, mit denen der völlig zu Recht verärgerte Trainer den Pausentee serviert.

Dann geht es weiter zur 2. Halbzeit. Der VfL ist zunächst am Ball. Filip Trojan läuft aus der eigenen Hälfte relativ unbedrängt ins Frankfurter Mittelfeld und spielt einen langen Pass in Richtung Strafraum. Wieder kommt Theofanis Gekas vor der träumenden Frankfurter Abwehr an den Ball und hat nur noch Oka Nikolov vor sich. Ein kurzer Schlenker und Gekas kann den Ball ins leere Tor drücken. 4:2 für Bochum (47.). Zuordnung sieht anders aus.

Die Eintracht wird nun wieder offensiver, Bochum zieht sich zurück und lauert auf Konter. Den ersten kann Gekas in der 53. Spielminute nicht nutzen, diesmal ist Oka Nikolov Sieger. In der 58. Spielminute kommen die Bochumer mit ihrem nächsten Konter. Diesmal probiert es Drsek mit einem Distanzschuss, aber Nikolov pariert glänzend.

Den direkten Gegenzug leitet Patrick Ochs von der rechten Seite aus ein. Ochs sprintet bis zum rechten Strafraumeck und flankt, Butscher kommt mit dem Kopf an den Ball, verlängert diesen aber an den langen Pfosten. Dort steht Ioannis Amanatidis goldrichtig und köpft den Ball völlig freistehend ins Tor. Nur noch 4:3 für Bochum (58.)

Die Eintracht bleibt offensiv, das Tor hat den 10 Adlern wieder Mut gegeben, doch Bochum bleibt mit Kontern gefährlich. Die nächste Chance hat Alexander Meier, seinen Distanzschuss hält Torhüter Skov-Jensen aber sicher (64.). Nach einer weiteren Torchance durch Meier (72.) sowie zwei Möglichkeiten für Gekas in der 73. und 75. Minute, die Oka Nikolov jeweils vereiteln kann, kommt Michael Thurk für Michael Fink ins Spiel. Funkel setzt alles auf eine Karte. Die Eintracht ist jetzt mit 6-7 Feldspielern weit in der Bochumer Hälfte.

Drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit Albert Streit von halblinks Benjamin Huggel. Huggel kämpft sich frei und schießt. Aber sein Schuss geht am Kasten von Skov-Jensen vorbei. Das war es. Schiedsrichter Gagelmann pfeift kurz darauf ab und 10 Frankfurter Spieler lassen die Schultern hängen. Sie haben einen sicher geglaubten Sieg leichtfertig aus den Händen gegeben.

Nach der zweiten Niederlage in Folge bleibt die Eintracht Tabellen-10. mit 16 Punkten und vier Punkten Vorsprung auf den neuen 16., dem VfL Bochum. Der Hamburger SV ist erstmals auf einem Abstiegsplatz. Tabellenschlusslicht bleibt Mainz mit 9 Punkten.

In der nächsten Woche empfängt die Eintracht Borussia Dortmund. Nicht dabei sein wird Aleksandar Vasoski, der nach seiner roten Karte vom DFB-Sportgericht eine zweiwöchige Sperre erhält.

Stimmen zum Spiel

Marcel Koller: „Das war ein überlebensnotwendiger Sieg. Ein absolutes Spaßspiel.“

Friedhelm Funkel: „Bochum war mausetot am Boden liegend. Das, was sich die Mannschaft aufgebaut hat, hat sie durch Dummheit selbst umgestoßen. Was nach dem 2:0 passiert sei, kann ich mir nicht erklären. Das hat mit Bundesliga-Fußball nichts zu tun. So kann man sich nicht präsentieren."

Albert Streit: "Wir sind wie eine C-Jugend. Bei Standards gibt es eine klare Zuordnung. Wenn man sich daran nicht hält, kann man auch ganz wegbleiben." (tr)

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