Eintracht Frankfurt - Schalke 04

Bundesliga 2003/2004 - 24. Spieltag

3:0 (0:0)

Termin: Sa 13.03.2004, 15:30 Uhr
Zuschauer: 35.500
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hildesheim)
Tore: 1:0 Ioannis Amanatidis (57.), 2:0 Ervin Skela (79.), 3:0 Alexander Schur (80.)

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Eintracht Frankfurt Schalke 04

 


  • Volkan Ünlü
  • Tomasz Hajto
  • Thomas Kläsener
  • Nico van Kerckhoven
  • Dario Rodriguez
  • Fabian Lamotte
  • Sven Vermant
  • Jörg Böhme
  • Hamit Altintop
  • Eduard Glieder
  • Ebbe Sand

 

Wechsel Wechsel
  • Jochen Seitz für Jörg Böhme (63.)
  • Sergio Pinto für Eduard Glieder (63.)
  • Mike Hanke für Tomasz Hajto (69.)
Trainer Trainer

 

„Osram“ geht immer noch kein Licht auf

Kaum hat der Frankfurter „Heintje“, den es über Umwege nach Schalke verschlug, als Messias bei den Adlern endgültig abgedankt, kommt der nächste Heilsbringer ins Waldstadion. Jupp “Osram“ Heynckes, der bei der Eintracht in der Saison 1994/1995 mehr Porzellan zerschlug als es alle Elefanten des afrikanischen Kontinents könnten, bringt heute seine seit dem 22. November ungeschlagenen Schalker mit. Als Don Jupp den Innenraum betritt, wird er mit einem beeindruckenden Pfeifkonzert begrüßt. Der zeigt sich nicht überrascht: "Dass es Ressentiments seitens des Publikums gibt, kann ich nachvollziehen." Aber auch andere bekommen ihr Fett weg. "Vertrag für Skela, Stadionverbot für Gerster!“ lautet das vom Oberrang der Westtribüne entrollte Banner.

Nach der unnötigen Niederlage in Kaiserslautern ändert Willi Reimann das Team der Adler nur auf einer Position, für den gelb-gesperrten Chris spielt heute Alexander Schur. Einzige echte Spitze ist auch heute der von der DFL und dem kicker-Sportmagazin gekürte Fußballer des Monats Februar, Ioannis Amanatidis.

Heynckes stellt seine Mannschaft gegenüber dem 3:0-Sieg gegen Freiburg auf zwei Positionen um, für die verletzten Poulsen und Kobiashvili spielen Rodriguez und Fabian Lamotte, der heute sein erstes Bundesligaspiel bestreiten wird.

Zu Beginn des Spiels das inzwischen gewohnte Bild, die Eintracht beginnt nervös und fahrig, die “Königsblauen“ setzen erste Zeichen durch einen Kopfball von Ebbe Sand (2.). Auch die nächste Chance erspielen sich die Schalker. Jörg Böhme wird kurz vor dem Strafraum angespielt, doch sein Versuch eines Hebers über Oka Nikolov misslingt (6.).

Nach dieser Chance kommen die Adler endlich besser ins Spiel. Die Knappen werden früh und aggressiv im Spielaufbau gestört und die ersten Angriffsversuche werden gestartet. Sven Günther ist es, der in der 15. Minute mit einem schönen Steilpass Du-Ri Cha in den Schalker Strafraum hetzt. Doch so schnell der Koreaner auch ist, Torhüter Ünlü ist einen Schritt schneller.

Die Angriffe der Knappen werden nun immer häufiger frühzeitig von Alexander Schur und Christoph Preuß, der heute weit vor der Abwehr spielt, abgefangen. In der 19. Minute ist es der Kapitän, der einen Versuch der “Königsblauen“ unterbindet und sofort Ioannis Amanatidis schickt. Der Grieche kommt an das Leder, dribbelt sich prima gegen zwei Schalker durch und schießt aus knapp 20 Metern, aber der Ball fliegt knapp am langen Toreck vorbei.

Dank der konsequenten Abwehrarbeit bringen die Schalker nun nicht mehr viel zustande, Sand und Glieder hängen völlig in der Luft oder werden insbesondere von Ingo Hertzsch sehr gut abgedeckt. Doch auch bei der Eintracht fehlt es im Spiel nach vorne an der letzten Konsequenz. Sven Günther und Ervin Skela bemühen sich, aber von Markus Kreuz geht über links bislang gar nichts. Bis zur 30. Minute, da fasst sich der Ex-Kölner endlich mal ein Herz und knallt das Leder von halblinks stramm auf das Tor, aber Torhüter Ünlü kann den guten Schuss prächtig parieren.

Kurz vor der Pause dann noch ein Aufreger, als Du-Ri Cha im Strafraum kurz vor Ballannahme von hinten auf den Rasen geschickt wird. Doch Schiedsrichter Weimer gibt, genau wie eine Minute zuvor bei einem Foul von Puljiz an Sand, keinen Elfmeter. Ausgleichende Gerechtigkeit, dennoch werden zur Halbzeit Schiedsrichter Weimer und Schalke-Manager Assauer, der sich zuvor lautstark und wild gestikulierend über eine Aktion von Christoph Preuß beschwert hatte, mit einem lauten Pfeifkonzert in die Halbzeit geschickt.

„Stumpen-Rudi“, der sich seine Innenraumauftritte nicht nehmen lässt, mag bei seinem Abgang in die Kabine nicht darauf verzichten, auf die schimpfenden Zuschauer im Unterrang gestenreich und lautstark zuzugehen und fordert damit natürlich noch heftigere Reaktionen der aufgebrachten Fans heraus. Assauer sollte sich als Funktionär souveräner verhalten können. Wahrscheinlich kann er das auch, aber man wird den Verdacht nicht los, dass er das hier und heute gar nicht will, weil er merkt, dass seiner Truppe die Felle davon schwimmen. Glücklicherweise haben die Eintrachtfans, die in Wurf- und Reichweite des Managers sitzen, ihre Nerven besser im Griff als Heynckes seine Gesichtsfarbe.

Wie zu Beginn der 1. Hälfte beginnt Schalke nach Wiederanpfiff erneut offensiver als die Eintracht. Doch die Abwehr der Adler steht sehr gut, lediglich Ingo Hertzsch muss bei einer gefährlichen Hereingabe in der 48. Minute klären. Zwei Minuten später köpft Lamotte den Ball nach einer Ecke über das Tor, Oka Nikolov musste sich bislang noch nicht strecken.

Es ist die 57. Minute, Christoph Preuß bekommt den Ball am Mittelkreis und sprintet in Richtung Schalker Strafraum, lässt dabei ein paar Abwehrspieler ratlos hinter und neben sich stehen und knallt das Leder aus 14 Metern auf das Tor. Torhüter Ünlü kann den Ball nur abklatschen, Ioannis Amanatidis steht da, wo ein Mittelstürmer stehen muss, und schiebt den Ball ins Netz. Tor! 1:0 für die Eintracht. Es ist bereits das 4. Tor des Griechen für die Eintracht. Heribert Bruchhagen lobt hinterher: "Das ist Qualität."

Schalke versucht sofort, den Ausgleich zu erzielen. Aber die Eintracht macht geschickt die Räume zu, so dass es bei Versuchen bleibt. Nun reagiert “Don Osram“ und bringt mit Seitz und Pinto zwei neue Offensivkräfte, um fünf Minuten später mit Mike Hanke noch einen Stürmer zu bringen. Gut für die Adler, dass „Osram“ immer noch kein Licht aufgeht, denn nun stehen sich die “königsblauen“ Stürmer gegenseitig im Weg und für die Eintracht ergibt sich viel Platz zum Kontern.

Nachdem zunächst ein schöner Pass von Amanatidis auf den für Cha eingewechselten Stefan Lexa abgeblockt werden kann, ist es nach Doppelpass mit Ervin Skela wieder der Grieche, der Markus Kreuz in der Mitte glänzend freispielt. Doch anstatt den völlig freien Ervin Skela anzuspielen, entscheidet sich Kreuz für den direkten Abschluss aus spitzem Winkel, der am Außennetz landet. Schenk dem Kreuz doch einer Spielübersicht, denken nicht wenige im Waldstadion (69.).

Direkt im Anschluss muss Oka Nikolov dann doch in höchster Not eingreifen und kann im Herauslaufen retten, wird jedoch von einem Schalker Fuß getroffen. Der oft gescholtene Frankfurter Keeper wird mit „Nikolov“-Sprechchören wieder fit gemacht und kann nach kurzer Behandlung weiter spielen.

Wieder läuft ein Konter der Eintracht, diesmal ist es Stefan Lexa, der sich den Ball erkämpft und zu Ervin Skela passt. Die beiden sprinten weiter und wechseln dabei ihre Positionen, dann spielt der Albaner den Österreicher an, der sofort wieder zu Skela passt. Viel zu schön und schnell für die Schalker Abwehr. Ervin Skela schießt von der Strafraumgrenze und überwindet Ünlü. Tor! 2:0 für die Eintracht (79.). Ervin Skela später: "Das war eine Superkombination, wobei Stefan Lexa 70 Prozent Anteil gebührt. Überhaupt sorgt der Stefan immer für Betrieb, wenn er reinkommt."

Keine Erholung mehr für die Knappen und ihren Trainer, der mit hochrotem Kopf der Dinge harrt, die noch kommen werden. Nur eine Minute nach dem 2:0-Treffer ist wieder Ervin Skela am Ball, diesmal ein Freistoß von der linken Seite. Der Albaner zirkelt das Leder in den Strafraum, Torhüter Ünlü kommt raus, aber Alexander Schur ist schneller. Sein wuchtiger Kopfball landet im Netz. Tor! 3:0 für die Eintracht.

Die seit November Ungeschlagenen gucken ratlos, Don Jupp glüht in schönstem Rot und die “La Ola“ funktioniert prächtig. Der Bitte aus der Westkurve: “Steht auf, wenn ihr Adler seid“ wird von jedem Frankfurter Zuschauer artig nachgekommen. Und endlich, nach all den Jahren, darf sich die geschundene Frankfurter Fanseele Luft machen: „Heynckes raus! Heynckes raus!“ schallt es zuerst von der Westtribüne und kurz darauf im ganzen Waldstadion. Der unbeteiligte und unbedarfte Beobachter mag die Forderung der Eintrachtfans in Richtung des Schalker Trainers in diesem Moment nicht verstehen, doch beim Adressaten der Botschaft ist diese angekommen – und das war ja auch Sinn der Übung. Heynckes ist Persona non grata in Frankfurt und wird es wie ein fränkischer Dampfplauderer bis zum Ende seiner Tage bleiben.

Der Widerstand der Schalker ist nun endgültig gebrochen und das Spiel entschieden. Die Eintracht hat noch zwei Chancen durch Markus Kreuz in der Schlussphase, doch Torhüter Ünlü (84.) und das Bein eines Schalker Abwehrspielers (86.) können jeweils klären.

Dann der Schlusspfiff durch Schiedsrichter Weiner, die Eintracht hat den 14. Punkt in der Rückrunde erspielt – in der Hinrunde waren es ganze 12 Punkte – und ist nun Tabellen-13. und hat 2 Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. In der nächsten Runde geht es nach Dortmund.

Stimmen zum Spiel:

Alexander Kapitän Schur: "Das war unsere bisher beste Partie, wir haben unser Spiel optimal durchbekommen, haben Schalke resignieren lassen, guten Charakter und hundertprozentigen Willen bewiesen. Alles hat gestimmt."

Markus Kreuz "Die haben nur hinten rumgespielt, völlig mutlos, die haben sich nur die Bälle zugeschoben. Das war richtig destruktiv."

Heribert Bruchhagen: “Reimann ist es gelungen, eine Mannschaft zu finden, er hat es geschafft, jeden Spieler nach seinen individuellen Fähigkeiten auf dem Feld richtig zu positionieren. Der Trainer kann stolz sein auf diese Mannschaft."

Rudi Assauer: "Eine Katastrophe" (tr)

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