Eintracht Frankfurt - Borussia Dortmund

Bundesliga 2003/2004 - 8. Spieltag

0:1 (0:1)

Termin: Sa 04.10.2003, 15:30
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Edgar Steinborn (Sinzig)
Tore: 0:1 Billy Reina (10.)

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Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund

 


  • Roman Weidenfeller
  • André Bergdölmo
  • Christian Wörns
  • Ahmed Reda Madouni
  • Niclas Jensen
  • Stefan Reuter
  • Sebastian Kehl
  • Dédé
  • Lars Ricken
  • Billy Reina
  • Ewerthon

 

Wechsel Wechsel
  • David Odonkor für Lars Ricken (46.)
  • Sahr Senesie für Stefan Reuter (63.)
  • Malte Metzelder für Ahmed Reda Madouni (72.)
Trainer Trainer
  • Matthias Sammer

Große Worte, k(l)eine Taten

Heute gilt es, die Eintracht trifft auf einen angeschlagenen Gegner. Dortmund hat zehn Verletzte, in dieser Saison erst einen Auswärtspunkt eingefahren und im gesamten Jahr 2003 bislang nicht auswärts gewonnen. Die Eintracht hat allerdings nach drei Heimspielen auch nur einen Heimpunkt auf dem Konto. “Wir dürfen nicht den Fehler wie gegen Kaiserslautern machen und mit einer derart laschen Einstellung ins Spiel gehen. Wir müssen von der ersten Sekunde auf dem Platz sein, die Dortmunder fordern. Die Borussen-Spieler müssen denken: Boah, sind die stark drauf, “ so “Heintje“ Möller vor dem Spiel. Nun denn, Herr Möller, der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns endlich auch die Taten sehen.

Nach der Suspendierung von Tsoumou-Madza wegen mangelhafter Trainingseinstellung kommt Sven Günther in die Startelf und soll im defensiven Mittelfeld spielen. Der Brasilianer Chris, in Schalke auf genau dieser Position einer der besten auf dem Platz, muss zurück in die Innenverteidigung. Für Jurica Puljiz stürmt Nico Frommer neben Du-Ri Cha. Ohne Veränderung gegenüber dem 1:0-Sieg gegen Freiburg lässt Trainer Matthias Sammer die Borussen auf der Baustelle Waldstadion vor heute 25.000 Zuschauern antreten.

Beide Mannschaften beginnen das Spiel verhalten und sind zunächst auf Torsicherung bedacht. Die Eintracht versucht früh zu stören, doch das Dortmunder Aufbauspiel ist von Beginn an sicher und ohne große Fehler. Nicht so die Eintracht, bereits in der Anfangsphase unterlaufen Kreuz und Möller viele Abspielfehler.

Dies kann sich rächen. Wieder ein schludriger Pass auf Nico Frommer und die Borussen-Abwehr hat den Ball. Ein Pass auf Sebastian Kehl, der sofort Everton schickt. Everton läuft nach vorne - halbherzig bedrängt von Chris und dem nebenher trabenden Möller - und bedient mit einem Steilpass den sich freilaufenden Billy Reina. Der kommt an den Ball, Oka Nikolov will rauslaufen, doch Reina wartet nicht lange und zieht aus 12 Metern flach ab. Es steht 0:1 für Dortmund, wo war die Innenverteidigung? Chris war zu weit nach vorne gerückt, Geri Cipi und Andree Wiedener waren keine Unterstützung. Willi Reimann später: "Zu einfach hat die Abwehr es da dem Gegner gemacht.“

Die Trotzreaktion, direkt nach dem Anstoß kommt der Ball auf Nico Frommer, knapp 20 Meter Torentfernung. Der Ex-Reutlinger schießt hart und platziert. Aber nicht gut genug, BVB-Keeper Roman Weidenfelder pariert leider hervorragend.

Doch dann wieder die Unsicherheit der Anfangsminuten. Sven Günther, der viele Ballkontakte hat, wirkt überfordert, Markus Kreuz ist in dieser Phase völlig von der Rolle. Und “Heintje“ Möllers Worte „Boah, sind die stark drauf“ treffen auf ihn bislang ganz und gar nicht zu. Im Zweikampf agiert er ängstlich und seine Pässe kommen viel zu selten an; ein Spielmacher hat sich anders zu präsentieren. Im Gegensatz zu dem Hobbygolfer Möller kämpft Alexander Schur wie ein Löwe. Leider ist es ein einsamer Kampf im defensiven Mittelfeld - an Schur kommt keiner vorbei, an den anderen schon. So hat Dortmund aber keine Mühe, das Spiel zu kontrollieren und den Ball in den eigenen Reihen kreisen zu lassen.

Nachdem der quirlige Everton in der 15. Minute eine gute Kopfballchance vergibt, passiert der erste Aufreger für das Publikum erst wieder ab der 25. Minute. Ein mächtiger Schauer über der unüberdachten Baustelle. Vor allem auf der Gegentribüne läuft ein Teil der Zuschauer schneller in die Treppenräume, als die meisten Adler auf dem Platz. Frankfurter Angriffe verpassen die Wasserscheuen nicht, wohl aber zwei Kopfballchancen durch Sebastian Kehl (35.) und Billy Reina (36.).

Dann ist Pause, Willi Reimann bringt Jermaine Jones für den heute sehr unglücklich spielenden Nico Frommer, bei Dortmund kommt David Odonkor für Lars Ricken. Mit Beginn der zweiten Halbzeit findet die Eintracht etwas besser ins Spiel. Sieben Minuten sind gespielt und endlich kommt eine gelungene Flanke von Markus Kreuz auf Jermaine Jones in den Strafraum. Der U21-Nationalspieler steigt hoch und köpft in Richtung langes Toreck, doch wieder ist Roman Weidenfelder zur Stelle (52.). Los kämpfen, die Westtribüne macht richtig Krach und das ist gut so.

In der 54. Minute erlöst Willi Reimann Sven Günther und die Zuschauer, der Österreicher Stefan Lexa kommt und soll auf der rechten Seite für mehr Druck sorgen. Aber Dortmund steht jetzt wieder sehr gut und dem Mittelfeld der Adler fehlen die richtigen Ideen. So ist es der Haudegen Uwe Bindewald, der die nächste Chance für die Eintracht einleitet. Wie Zico in seinen besten Zeiten spielt er Möller vor dem Strafraum an, „Heintje“ kommt an das Leder und schießt, wieder kann Weidenfelder abwehren, doch der Ball kommt zu Markus Kreuz. Der Ex-Kölner trifft den Ball zu ungenau, das Leder bleibt an einem Borussenbein hängen (62.).

Dann der direkte Gegenzug der Dortmunder. Der für Stefan Reuter eingewechselte Sahr Senesi kommt an den Ball, schießt und überwindet Oka Nikolov. Doch der Assistent spielt mit, er hebt die Fahne und Schiedsrichter Edgar Steinborn entscheidet auf Abseits. Das war knapp (63.). Fünf Minuten später kommt Mehmet Dragusha für Alexander Schur, der sich bei einem Zweikampf eine Platzwunde zugezogen hatte.

Aber im Gegensatz zu Stefan Lexa, der auf der rechten Seite einige gute Szenen hat, kann Mehmet Dragusha nicht überzeugen. Immer wieder dribbelt er sich auf der linken Seite fest. Der nach eigener Aussage immer fitter werdende Möller “überzeugt“ weiterhin nur durch Fehlpässe und mangelhaftes Zweikampfverhalten, eine Verstärkung für die Mannschaft ist er auch heute nicht, im Gegenteil.

So plätschert das Spiel und der Regen vor sich hin. Es ist schon die 84. Spielminute. Stefan Lexa spielt flach auf Du-Ri Cha. Cha kommt an den Ball und spurtet in den Strafraum, Stefan Wörns kommt von der Seite und Cha fällt wie vom Blitz getroffen. Vielleicht zu spektakulär, denn Schiedsrichter Edgar Steinborn entscheidet auf Weiterspielen. Nach den Fernsehbildern eine Fehlentscheidung. Du-Ri Cha später: "Ich bin am rechten Fuß getroffen worden.

Die Minuten verrinnen, plötzlich doch noch eine gescheite Flanke in den Strafraum und der weit aufgerückte Chris kommt an das Leder. Der Brasilianer köpft, Roman Weidenfelder ist geschlagen und der Ball geht ins... nein, Everton kann das Leder von der Linie kratzen (90.). Das wär’s doch gewesen!

So bleibt es beim 0:1 für die Borussia, ein trostloses Spiel, passend zum Wetter. Den großen Worten von Andreas Möller folgten keine Taten. Da aber auch die direkte Konkurrenz patzt, bleibt die Eintracht wenigstens Tabellen-15. mit 5 Punkten. In der nächsten Woche ist ein Testspiel angesagt, danach geht es nach München zu den Löwen.

Stimmen zum Spiel und Spielern

Trainer Willi Reimann: "Wir haben zwar alles versucht, aber jetzt müssen wir in der Tat damit anfangen, zu Hause zu gewinnen, sonst werden wir unser Saisonziel kaum erreichen.“

Willi Reimann zum Thema Jean Clotaire Tsoumou-Madza und zur psychologischen Betreuung von Fußball-Profis: "Wir können nicht jedes Trauma aus der Kindheit therapieren. Der ganze Fußball ist heute nicht mehr zu greifen: Wir können doch nicht für jeden einen Seelenklempner an die Seite stellen. Und noch eine Kapelle auf dem Platz aufbauen." (tr)

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