Eintracht Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern

Bundesliga 2003/2004 - 6. Spieltag

1:3 (0:1)

Termin: So 21.09.2003 17:30
Zuschauer: 23.000
Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Essen)
Tore: 0:1 Marian Hristov (6.), 0:2 Miroslav Klose (48.), 0:3 Marian Hristov (52), 1:3 Markus Beierle (93.)

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Eintracht Frankfurt 1. FC Kaiserslautern

 


  • Tim Wiese
  • Dimitrios Grammozis
  • Lucien Mettomo
  • Aleksander Knavs
  • Bill Tchato
  • Christian Timm
  • Steffen Freund
  • Marian Hristov
  • Kamil Kosowski
  • Miroslav Klose
  • Vratislav Lokvenc

 

Wechsel Wechsel
  • Halil Altintop für Vratislav Lokvenc (66.)
  • Thomas Riedl für Christian Timm (74.)
  • Stijn Vreven für Bill Tchato (74.)
Trainer Trainer
  • Erik Gerets

 

Ein Lama unter lahmen Adlern

Eintracht gegen Kaiserslautern, das hat Tradition: Am 24. August 1963, also vor 40 Jahren, bestritt die Eintracht ihr allererstes Spiel in der neu eingeführten Bundesliga gegen den 1. FC Kaiserslautern, damals ein 1:1 vor 30.000 Zuschauern. Unvergessen bleibt natürlich das Finale Furioso vom 29.05.1999, bei der sich die Eintracht mit einem 5:1 die Klasse sicherte. Nichts genutzt hat dagegen der 3:1-Heimsieg aus der letzten Bundesligasaison 2000/01.

Aber vielleicht ist ja diese Tradition trotzdem ein gutes Omen für die zuletzt in Gladbach siegreichen Adler. In jedem Fall sehen dies die Frankfurter Fans so. Initiiert von den Ultras ist die Westtribüne wieder mit einer beeindruckenden Choreografie geschmückt: Ein riesiger Adler hat seine Beute, das Logo der roten Teufelchen, in den Krallen. Wirkt dieses Bild schon imposant, so folgt nach einigen Minuten sogar noch eine Steigerung: Langsam werden die beiden Mittelteile des Logos auseinandergezogen und das Kürzel "FCK" um ein "U" bereichert.

Trainer Willi Reimann vertraut exakt jener Startelf, die in Mönchengladbach den ersten Sieg für die Adler erspielt hat. Du-Ri Cha ist somit wieder alleinige Spitze, im Mittelfeld spielen Andreas Möller, Ervin Skela und Markus Kreuz, nicht aber Jermaine Jones. Auch Kaiserslautern spielt mit derselben Aufstellung wie letzte Woche beim 2:2 gegen den SC Freiburg.

Zu Beginn des Spiels wirkt die Eintracht nervös. Wo ist der Schwung aus dem Gladbachspiel geblieben? Kaiserslautern hingegen steht sehr kompakt im Mittelfeld und attackiert die Frankfurter bereits früh. Es ist die 5. Spielminute: Einwurf für die Eintracht in der eigenen Hälfte, eigentlich nicht erwähnenswert, sollte man meinen. Aber Uwe Bindewald wirft das Leder sehr ungenau zu seinem Mitspieler, Miroslav Klose merkt es und flutscht dazwischen, er hat das Leder. Ein schneller Pass auf Marian Hristov und der Bulgare drischt den Ball aus 19 Metern in Richtung rechtes Toreck. Oka Nikolov fliegt, doch der Ball landet im Netz. 0:1 für Kaiserslautern, jetzt müssen aber die Krallen raus für die roten Teufel.

Die Taktik vom Gladbach-Spiel ist dahin, die Eintracht muss kommen, aber das Mittelfeld wirkt seltsam pomadig und Du-Ri Cha kann sich nicht frei laufen. So reagiert Trainer Willi Reimann und wechselt eine weitere Sturmspitze ein, für Uwe Bindewald kommt Nico Frommer (18.).

Aber besser wird es nicht, Andreas „Heintje“ Möller kann in seinem ersten Heimspiel nach 11 Jahren den Ball nicht so schön verteilen wie noch in Mönchengladbach, Markus Kreuz gelingt so gut wie gar nichts und auch Ervin Skela vertändelt das Leder ein ums andere Mal. Die Pfälzer bemerken die Unsicherheit der Eintracht und spielen nun etwas forscher auf, auch weil es der Eintracht-Abwehr nicht gelingt, den Ball sicher nach vorne zu spielen. Jean Clotaire Tsoumou-Madza und Andree Wiedener fallen hier immer wieder negativ auf. Es ist grausam.

Es ist schon die 36. Spielminute, als der quirlige, aber unglücklich spielende Nico Frommer vor dem Strafraum gefoult wird. Freistoß für die Eintracht durch Ervin Skela - hoffentlich klappen wenigstens die Standards. Kurzer Anlauf, ein geschlenzter Schuss aus gut 20 Metern, aber leider kein Problem für Torhüter Tim Wiese, dessen Frisur auch nach dieser Parade perfekt sitzt. Man muss ja Prioritäten setzen...

Die nächste Szene spielt sich wieder auf der anderen Seite ab. Eintracht-Keeper Oka Nikolov lässt sich von der Unsicherheit seiner Vorderleute anstecken. Sein Abschlag kommt genau auf Miroslav Klose. Der zögert nicht lang und drischt das Leder aus 18 Metern auf das Tor, verfehlt es aber um gut einen Meter (37.). Es folgt noch ein Freistoßversuch von Ervin Skela in der 45. Minute, das war es in der ersten Halbzeit.

Kein Wechsel bei der Eintracht zu Beginn der zweiten Halbzeit, hoffentlich hat die Kabinenpredigt von Trainer Willi Reimann geholfen. Aber die Pfälzer sind schon zu Beginn die aktivere Mannschaft, der Ball läuft flüssig im Mittelfeld und die erste Flanke kommt in den Frankfurter Strafraum. Vratislav Lokvenc verlängert den Ball mit dem Kopf auf Miroslav Klose, Andree Wiedener schaltet nicht und Klose kann aus acht Metern schießen. Tor, es steht 0:2 für Kaiserslautern, Oka Nikolov hat keine Chance (48.).

Immer noch kein Ruck bei der Eintracht, der Ball wird im Mittelfeld zu behäbig gespielt, Kaiserslautern kann immer wieder dazwischen gehen und kontern. Nun ein Eckball für die Pfälzer. Kamil Kosowski schlägt den Ball hoch in den Strafraum, Marian Hristov springt höher als Geri Cipi und Tsoumou-Madza und kann köpfen. Oka Nikolov reagiert, aber der Ball landet im Netz. Es steht 0:3 nach 52 Minuten.

Nun endlich bringt Trainer Willi Reimann Chris und Markus Beierle, um noch das Unmögliche zu schaffen. Andreas Möller und Markus Kreuz verlassen das Feld (55.). Insbesondere durch Chris ist nun im defensiven Mittelfeld eine sichere Anspielstation für die Eintracht da. Aber Kaiserslautern rührt nun Beton an und die Ideen fehlen. Außer ein paar Distanzschüssen von Chris gibt es kein Durchkommen für die immer hektischer spielenden Adler. Die Frankfurter Fans sind ebenfalls frustriert und diskutieren angeregt unfreundlich mit Lautern-Torhüter Tim Wiese. Der Rest der Pfälzer lauert auf Konter, kommt aber zunächst nicht mehr zu nennenswerten Chancen.

Es laufen schon die Schlussminuten und plötzlich wird es hektisch. Ervin Skela wird von einem Kaiserslauterer gefoult, das tat weh. Aber was macht Skela? Wie einst Frank Rijkaard spielt er das Lama und bespuckt seinen Gegenspieler. Schiedsrichter Jürgen Jansen sieht es und reagiert. Rot für Ervin Skela (89.). Der Albaner wird der Eintracht für vier Spiele fehlen.

Dann die 90. Spielminute, Nico Frommer kommt an den Ball und sprintet in den Strafraum. Stijn Vreven ist beim Ex-Reutlinger und holt ihn von den Beinen, klare Sache, es gibt Elfmeter für die Eintracht. Nico Frommer schnappt sich das Leder und schießt selbst, aber Tim Wiese kann den Ball an den Pfosten lenken. Doch Markus Beierle hat aufgepasst, kommt als erster an das Leder und schiebt es ein. 1:3, wenigstens der Ehrentreffer (90.). Danach ist Schluss und es gibt viele sehr lange Gesichter in der Baustelle Waldstadion.

Die Eintracht ist nun mit vier Punkten Tabellen-15. und muss in der nächsten Woche beim FC Schalke 04 antreten.

Stimmen zum Spiel

Trainer Willi Reimann zum Spiel: "Man glaubt, alles läuft gut und dann lässt man nach und ist nicht mehr bereit, dem Mitspieler zu helfen. Das wird ernste Folgen haben." Und zur Auswechslung von Heintje Möller: "Ob er erfreut war oder nicht, das interessiert mich nicht, es kann sogar sein, dass er mal gar nicht aufgestellt wird, da darf sich dann auch keiner wundern." (tr)

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