FSV Mainz 05 - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2002/2003 - 31. Spieltag

3:2 (1:1)

Termin: Mo 05.05.2003 20:15
Zuschauer: 18.500
Schiedsrichter: Dr. Franz-Xaver Wack (Biberbach)
Tore: 0:1 Markus Beierle (30.), 1:1 Christof Babatz (37.), 2:1 Markus Beierle (67., Eigentor), 2:2 Alexander Schur (74.), 3:2 Benjamin Auer (89.)

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FSV Mainz 05 Eintracht Frankfurt

  • Dimo Wache
  • Robert Nikolic
  • Mathias Abel
  • Tamas Bodog
  • Marco Rose
  • Mimoun Azaouagh
  • Christof Babatz
  • Dennis Weiland
  • Michael Thurk
  • Andrej Woronin
  • Niclas Weiland

 


 

Wechsel
  • Benjamin Auer für Mimoun Azaouagh (46.)
  • Jürgen Kramny für Michael Thurk (77.)
  • Sandro Schwarz für Andrej Woronin (90.)
Wechsel
Trainer
  • Jürgen Klopp
Trainer

Bittere Niederlage im Spitzenspiel

Gerade jetzt, kurz vor dem so wichtigen Spiel bei den punktgleichen Mainzern, brodelt es bei der Eintracht. Es geht um die Einstellung eines neuen Managers, den neuen Vertrag mit Trainer Reimann und den künftigen Spielerkader. "Reimann droht sogar mit Abschied" titelt der "Kicker" am Freitag und zitiert des Trainers Worte: "Es herrscht eine solche Unruhe und Uneinigkeit, dass ich meinen Entschluss von den Personalentscheidungen in der Führungsetage abhängig mache." Volker Sparmann wiegelt ab und betont, dass dieses Interview über eine Woche alt sei und die Weichen für eine Vertragsverlängerung mit Reimann längst gestellt seien.

Aber auch im Kreise der Spieler gärt es, denn noch wurde längst nicht mit allen Spielern über deren Zukunft bei der Eintracht gesprochen. "Das ist ein Schwebezustand, ganz schlecht für die Spieler, schließlich ist in vier Wochen die Saison zu Ende. Die Spieler sind keine kleinen Kinder“, sagt Kapitän Keller, mit dem immerhin erste Vertragsgespräche geführt wurden. Sparmann erwidert, dass lediglich mit Skela und Bindewald noch nicht verhandelt wurde, gesteht aber ein, dass einige Dinge zu langsam vorangehen, "doch die Wege normalisieren sich".

Für das Spiel gegen Mainz soll all dies aber keine Rolle spielen, sagt Reimann und Keller betont: “Der Trainer hat doch das Recht zu sagen, wenn ihm eine Entwicklung nicht passt. Für die Spieler zählt nur der Montag und der Druck liegt bei Mainz. Die haben noch nie ein großes Spiel gewonnen und sie können sich noch gut erinnern an die letzte Saison." Da verlor Mainz als Tabellenzweiter am letzten Spieltag gegen Union Berlin und musste mit ansehen, wie Bochum und Bielefeld aufstiegen.

"Wer gewinnt, hat einen Vorteil“, sind des Trainers letzte Worte an die Presse vor dem Spiel im ausverkauften Stadion am Bruchweg, in dass er mit einer gegenüber dem 0:0 gegen Berlin auf zwei Positionen veränderten Mannschaft gehen will. Für Kryszalowicz spielt Jones auf der linken und Streit auf der rechten Außenbahn, Bürger muss dafür auf die Ersatzbank weichen.

Wie erwartet, ändert auch Trainer Klopp seine Mannschaft nach der 0:3-Niederlage in Aachen. Abel und Bodog ersetzen Bulajic und Christ in der Innenverteidigung, zudem spielt Azaouagh für Kramny im Mittelfeld.

Von Beginn an ist Dampf in dem von den Medien sogenannten Rhein-Main-Derby. Mainz versucht, das Spiel in den Griff zu bekommen, und die in blau gekleideten Adler halten mit Einsatz dagegen. So prägen viele verbissene Zweikämpfe im Mittelfeld die Anfangsphase. Ein erster Warnschuss durch den schnellen Voronin, der sich auf der linken Außenbahn gegen Wiedener durchsetzt, das Tor von Nikolov aber um gut einen Meter verfehlt, leitet die Sturmphase der Mainzer ein (5.).

Die Eintracht wird nun immer mehr in die eigene Hälfte gedrückt, auch Streit und Jones müssen hinten aushelfen, um den immer wieder rochierenden Stürmern Paroli bieten zu können. Vor allem Voronin, der oft mit Niclas Weiland die Position wechselt, ist von Wiedener auf der linken Seite kaum zu bremsen. So in der 12. Spielminute, als sich der 23jährige Ukrainer erneut vor dem Strafraum durchsetzt. Mit der Hacke spielt er Niclas Weiland an, der quer zu seinem Bruder Dennis in der Mitte passt. Glück für die Eintracht, dass Keller den Schuss des 28jährigen im Strafraum abblocken kann.

Es gibt kaum eine Entlastung für die Adler, die in der eigenen Hälfte eingeschnürt werden. Gut nur, dass die Mainzer Probleme mit dem entscheidenden Pass haben und die Abwehr um Keller und Bindewald sicher steht. So in der 18. Spielminute, als sich Zico erfolgreich in einen Schuss von Dennis Weiland wirft.

Weiterhin spielt nur Mainz, aber trotz einer Vielzahl von Ecken und Freistößen springt nichts Zählbares dabei heraus. Immer wieder ist ein Abwehrbein oder ein Frankfurter Kopf zur Stelle, um zu klären. So in der 30. Spielminute, als der Ball nach vorne geschlagen wird. Der Frankfurter Konter wird durch ein Foul abgewürgt, es gibt Freistoß im Mittelfeld. Skela schießt, der Ball wird abgewehrt, aber Keller kommt an das Leder und hält einfach mal aus 35 Metern drauf. Der verunglückte Schuss wird an der Strafraumlinie von einem Mainzer abgefälscht und trudelt genau zum aufgerückten Skela vor dem linken Fünfmetereck. Der Albaner täuscht einen Schuss an, passt aber dann die Kugel quer zum mitgelaufenen Beierle, der sie aus fünf Metern einschiebt.

Nicht nur der ach so fröhliche Mainzer Humba-Anhang ist kurz geschockt, auch die auf dem Platz sind es. Die Eintracht setzt über Skela nach, der sich schön gegen zwei Mainzer durchsetzt. Er flankt in den Strafraum auf Beierle, doch Torhüter Wache hat aufgepasst und kann das Leder abfangen (33.). Kurze Zeit später aber geht es wieder in Richtung des Frankfurter Strafraums. Jones kann eine hohe Flanke mit dem Kopf abwehren, doch die Kugel landet bei Babatz. Der nimmt den Ball aus fast 35 Metern direkt und knallt ihn auf das Tor. Das Leder setzt kurz vor Torhüter Nikolov auf und landet mittig im Netz. Der 1:1-Ausgleich (37.). "Den muss er halten", sagt Trainer Reimann nach dem Spiel, während Nikolov sich verteidigt: "Ich den Ball zu spät gesehen".

Mit dem 1:1 geht es in die Pause, Trainer Klopp bringt zur zweiten Halbzeit mit Auer einen weiteren Stürmer für den angeschlagenen Azaouagh und es geht offensiv weiter. Mainz will unbedingt den Sieg, doch hierdurch ergibt sich für die Adler Platz für Konter. So in der 54. Spielminute, als Schur aus 22 Metern einfach abzieht, jedoch knapp das Tor knapp verfehlt.

In den nächsten Minuten ist es ein tolles Spiel mit offenem Visier, sowohl die Mainzer als auch die Adler kommen fast im Minutentakt zu Torchancen. Zunächst scheitert Babatz mit seinem Kopfball aus kurzer Distanz am blitzschnell reagierenden Nikolov, doch schon im direkten Gegenzug kann sich auch Torhüter Wache auszeichnen, als er vor dem einschussbereiten Skela rettet (57.). Drei Minuten später zieht Voronin aus 20 Metern einfach ab, verfehlt aber ebenso knapp das Tor, wie fünf Minuten später Jones mit seinem Kopfball nach einer Maßflanke von Bindewald (65.).

Kurz darauf bringt Trainer Reimann Kryszalowicz für den heute erschöpft wirkenden und zudem Gelb-Rot-gefährdeten Montero. Es läuft die 67. Spielminute, nach einem Foul gibt es Freistoß für Mainz. Dennis Weiland schlenzt das Leder hoch in den Strafraum, Beierle steigt hoch und will mit dem Kopf zur Ecke klären. Doch der Ball landet zum Entsetzen der Adler auf dem Platz und auf den Rängen im eigenen Tor. "Tragisch für uns", kommentiert Reimann nur, Mainz führt 2:1.

Dennoch, die Eintracht ist nicht schockiert und versucht nun, den Ausgleich zu erzielen, während Mainz es ein wenig ruhiger angehen lässt. Die 74. Spielminute, wieder gibt es Freistoß für die Eintracht, diesmal am rechten Strafraumeck. Skela schlenzt das Leder über die Zweimannmauer hoch auf die linke Seite, genau zu Schur, der sich vorgeschlichen hat und das Leder aus spitzem Winkel über Torhüter Wache hinweg ins rechte Toreck köpft, ohne dass die einschussbereiten Tsoumou-Madza und Beierle eingreifen brauchen. Jawohl, der 2:2-Ausgleich, ein wunderschöner Kopfball!

Mit dem Unentschieden wollen sich aber weder die Adler noch die Mainzer zufriedengeben, das Spielt wogt hin und her, nur gute Torchancen gibt es zunächst keine. Zudem sind sowohl Torhüter Wache als auch Nikolov hellwach.

Bis zur 89. Spielminute, nach einem Foul von Bindewald im Halbfeld gibt es Freistoß für Mainz aus 25 Metern. Babatz legt sich das Leder zurecht und knallt die Kugel direkt auf den Kasten. Nikolov reißt reaktionsschnell die Fäuste hoch, kann das Leder aber nur nach vorne abklatschen, genau zu Auer, der den Ball aus kurzer Distanz ins Netz schiebt, während Keller und Bindewald nur entsetzt zuschauen können. Das 3:2 für Mainz. Wieder verteidigt sich Nikolov: "Ich war froh, überhaupt noch an den Ball gekommen zu sein. Jens Keller hat ihn noch abgefälscht." Das ist richtig, doch die Frage, ob Oka den Ball nicht noch zur Seite hätte abwehren können, ist nicht unberechtigt.

Kurz darauf ist Schluss. Entsetzen bei den mit Schiff, Bussen und Pkws angereisten Fans. Welch eine bittere Niederlage, die zu allem Überfluss nun akustisch mit dem Narhalla-Marsch untermalt wird. Für den Präsidenten der stets schunkelnden Rheinland-Pfälzer, Harald Strutz, ist es gar “der schönste Tag in meinem Leben“. Die Anhänger der Eintracht wünschen ihm von Herzen, dass es mindestens bis Saisonende so bleibt.

Passend zu diesem Tag hat Greuther Fürth auch noch 2:1 in Trier gewonnen und rutscht auf den vierten Platz, punktgleich mit der Eintracht, die nun Tabellenfünfter ist. Der Rückstand auf Rang 3 beträgt drei Punkte. (tr)


Stimmen zum Spiel

Willi Reimann: "Das war eine bittere Niederlage. Die Mainzer sind jetzt im Vorteil, aber wir haben noch drei Spiele. Beim 1:1 hat Oka Nikolov gemeint, er hätte den Ball zu spät gesehen. Aber meiner Meinung nach war er haltbar. Das Eigentor von Beierle war einfach Pech. Beim Mainzer Siegtreffer sind unsere Abwehrspieler nicht energisch genug hingegangen. Da könnte man Nikolov nur einen Vorwurf machen, wenn man ihm etwas Böses wollte.“

Schur: "Wenn man ein Spiel in einer solchen Atmosphäre verliert, ist das sehr bitter. Es dauert, so etwas aus dem Kopf herauszubekommen. Jetzt müssen wir auf einen Mainzer Ausrutscher warten und unsere drei Spiele alle gewinnen, sonst haben wir keine Chance mehr."

Peter Fischer: "Mainz war zwar besser, aber wir haben trotzdem extrem unglücklich verloren. Es gibt keinen Grund, die Flügel hängenzulassen. Die Entscheidung wird am letzten Spieltag in den letzten 15 Minuten fallen. Da sitzen wir alle zusammen mit dem Radio am Ohr und hören, wie es auf den anderen Plätzen steht. Und ich werde in den VIP-Raum gehen, weil da der Empfang besser ist."

 

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