SSV Reutlingen - Eintracht Frankfurt |
2. Bundesliga 2002/2003 - 17. Spieltag
1:0 (0:0)
Termin: So 15.12.2002 15:00
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Günter Perl (München)
Tore: 1:0 Adebowale Ogungbure (67.)
SSV Reutlingen | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Ein Sommerkick im Dezember Die Zahlen sprechen eigentlich für sich, der aktuelle Tabellenzweite, der seit 8 Spieltagen ungeschlagen ist und zuletzt bei Union Berlin am 13. Spieltag einen Gegentreffer erhielt, trifft auf den Tabellendreizehnten aus Reutlingen, der seit sechs Spielen sieglos ist und allein in den letzten beiden Begegnungen 7 Treffer kassierte. Dennoch warnt Trainer Reimann nicht grundlos, Braunschweig und Burghausen sind schließlich noch in bester Erinnerung: "Wenn man sieht, wie Reutlingen trotz des Sechs-Punkte-Abzugs bisher gespielt hat, kann man nur den Hut ziehen, ich wünsche mir vor dem Fest ein gutes Ergebnis“. Dies ist für Uwe Bindewald bereits ein Remis: "Wenn wir einen Punkt ergattern, können wir mit der Vorrunde sehr zufrieden sein." Im Vergleich zum 1:0-Heimsieg gegen Oberhausen stellt Trainer Reimann nur auf einer Position um. Für Kapitän Keller, der nach seiner fünften Gelben Karte pausieren muss, spielt Wiedener nach seinem auskurierten Bandscheibenvorfall, auch Jones rückt nach siebenwöchiger Verletzungspause wieder auf die Bank, denn, so Reimann: “Ihm fehlt noch die Puste.“ SSV-Trainer Wormuth nimmt nach der 3:1-Niederlage in Aachen hingegen drei Wechsel vor. Für Garcia soll Würll neben dem SSV-Torjäger Frommer stürmen, Gambo ersetzt Schmiedel und Ogungbure rückt für den gelb-rot gesperrten Gerster in die Abwehr. Sonntagnachmittag und es staut mächtig vor dem kleinen
Reutlinger Kreuzeichestadion, so dass Schiedsrichter Perl das Spiel erst
mit zehnminütiger Verspätung anpfeift. Noch mehr verspätet
hat sich aber der Frankfurter Kampfgeist, denn seltsam vorsichtig und
passiv beginnen die Adler auf dem Platz. Nicht so die Reutlinger, die
den Ball ruhig in den eigenen Reihen laufenlassen, aber bei Ballbesitz
der Eintracht frühzeitig attackieren. Mit Erfolg, denn die Adler
schaffen es dank vieler Stockfehler und unnötiger Fehlpässe
nicht, druckvolle Angriffe zu starten. Weiterhin spielt nur Reutlingen, schnell wird das Mittelfeld überbrückt, doch die letzte Flanke will ihnen zum Glück nicht gelingen. Die Adler schauen dem Treiben der Franken weitgehend tatenlos zu, nach wie vor gibt es außer ängstlichen Querpässen und erstaunlich vielen Fehlpässen nichts zu sehen vom Tabellenzweiten. Dann die 27. Minute, wieder wird ein Angriff der Franken schnell über die Außenbahn vorgetragen, der weit aufgerückte Mark Spanier kommt im Strafraum zum Kopfball, aber wenigstens Torhüter Nikolov ist hellwach und kann parieren. Dann endlich schafft er es doch in die Nähe des Reutlinger Strafraums zu kommen, Guié-Mien zieht ab, doch Torhüter Curko hat keine Probleme mit dem unplatzierten Schüsschen des Kongolesen (35.), der nur noch ein Schatten seiner selbst ist. Treffsicher und mit tollen Pässen, so präsentierte sich Guié-Mien in den Sommermonaten, doch nun? Ein Fehlpass folgt dem nächsten, lethargisch trabt er über den Platz, um sich bei unpassender Gelegenheit hinter seinen Gegenspielern zu verstecken. Schont er sich für Olympique Marseille, das den Kongolesen unbedingt holen will? Die Mannschaft, so scheint es, wurmt der Auftritt von Guié-Mien schon lange, hinter vorgehaltener Hand wird über sein arrogantes bis unverschämtes Verhalten gelästert, man merkt, "dass hier viele einfach nur noch froh sind, wenn die Hinrunde endlich vorbei ist. Es fehlt nicht nur Guié-Mien an der nötigen Einstellung", wird ein nicht genannter Spieler in der Presse zitiert. Froh können die Adler jedenfalls sein, als Schiedsrichter Perl endlich zur Pause pfeift, ohne dass sie in Rückstand geraten sind. Dank Oka Nikolov und der Abschlussschwäche der Franken. Doch wer gedacht hat, dass die Halbzeitansprache von Trainer Reimann etwas genützt hat, sah sich schnell eines besseren belehrt. Denn Reutlingen spielt so weiter, wie sie begonnen hatten und die Eintracht bleibt lethargisch. Wieder einmal setzt sich Nico Frommer auf der linken Außenbahn mit einem beherzten Antritt durch und flankt in den Strafraum. Doch zum Glück rutschen Garcia und Hoffmann an der scharfen Hereingabe vorbei. Nun reicht es auch Willi Reimann. Für Ervin Skela, der heute ebenso schwach wie Guié-Mien ist, bringt er nach siebenwöchiger Verletzungspause Jermaine Jones, denn so der Trainer: “Der Junge brennt auf seinen Einsatz“ (57.). Doch auch der „brennende Bonameser“ kann nicht verhindern, dass nach einem erneuten Flankenlauf das Leder in den Strafraum fliegt, kein Adler fühlt sich für den aufgerückten Ogungbure zuständig, der das Leder mit einem schönen Volleyschuss unhaltbar für Torhüter Nikolov in die Maschen haut. Das 1:0 für Reutlingen (67.). Und dann ist auch schon wieder Schluss für den vor 13 Minuten eingewechselten Jones. Bei einem Sprint auf der linken Außenbahn haut Rehm den Bonameser brutal um. Mit einem Mittelfußbruch geht es für Jones direkt ins Krankenhaus und Dino Toppmöller kommt in der 70. Minute für den Unglücksraben. Doch weder der Rückstand noch die schwere Verletzung von Jones können die Adler heute aus ihrer Lethargie wecken. Umständlich wird der Ball durch die Mitte gespielt, weder Bürger noch Streit werden in Szene gesetzt, so dass die Franken ohne große Mühe jeden Angriffsversuch der Eintracht unterbinden können. Trainer Reimann kommentiert die Schlussphase trocken: "Ich hatte nie das Gefühl, dass wir hier ein Tor schießen würden. Reutlingen war hochmotiviert, wir waren es nicht." Trotzdem hätte es noch zum unverdienten Ausgleich kommen können. Denn wieder einmal ist es Rehm, der diesmal Streit unsanft von den Beinen holt und zwar im Strafraum. Ein glasklarer Elfmeter, aber Schiedsrichter Perl passt sich dem Spiel der Adler an und hat es nicht gesehen (86.). Vielleicht auch besser so, denn heute hätte höchsten Torhüter Nikolov den Elfmeter verwandeln können. Danach ist Schluss, die Eintracht beendet die Hinrunde mit 33 Punkten auf Platz 2, punktgleich mit dem SC Freiburg. Stimmen zum Spiel Willi Reimann: "Das war nicht der Abschluss, wie wir ihn uns gewünscht hatten, aber ich muss erstmals in dieser Saison sagen: Der Gegner hat verdient gewonnen. Wenn wir nicht hundertprozentig gegenhalten, sind wir eben auch nur eine durchschnittliche Mannschaft." Alexander Schur: “Wenn wir in der Vergangenheit immer so gespielt hätten, wären wir jetzt nicht mehr oben mit dabei. Jens Keller: "Uns fehlte die Torgeilheit." (tr)
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