Eintracht Frankfurt - FSV Mainz 05

2. Bundesliga 2002/2003 - 14. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: Fr 22.11.2002 19:00
Zuschauer: 24.000
Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Essen)
Tore: 1:0 Alexander Schur (18.)

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Eintracht Frankfurt FSV Mainz 05

 

     

  • Dimo Wache
  • Robert Nikolic
  • Mathias Abel
  • Sven Christ
  • Marco Rose
  • Christof Babatz
  • Jürgen Kramny
  • Dennis Weiland
  • Benjamin Auer
  • Michael Thurk
  • Andrej Woronin

 

Wechsel

Wechsel

  • Andreas Buck für Benjamin Auer (55.)
  • Sandro Schwarz für Dennis Weiland (55.)
  • Mimoun Azaouagh für Christof Babatz (79.)

Trainer

Trainer

  • Jürgen Klopp

 

 

"Gute" Verlierer

Immer Ärger mit den Kleinen. Nachdem die Oberen aus dem unaussprechlichen Vorort östlich von Frankfurt ihre Position im RMV über Wochen schamlos ausnutzen und blockieren, kann nun endlich Vollzug gemeldet werden. Volker Sparmann wird ehrenamtlich für ein halbes Jahr Vorstandsvorsitzender der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Der Aufsichtsrat des RMV erlaubt einstimmig unter Enthaltung der ewigen Verlierer seine nebenberufliche Tätigkeit. Einen erneuten Lizenzkrimi wird es zum Ende seiner Amtszeit nicht geben, sagt Sparmann: "Wir werden die Lizenz diesmal rechtzeitig erhalten." Er wird recht behalten.

Ruhige Töne kommen diesmal von der anderen Kleinstadt am Rhein, die als “Aufsteiger der Herzen“ so gerne die Eintracht als Nummer 1 im Rhein-Main-Gebiet ablösen möchte. Dazu sollte dieser Verein jedoch mehr Fans und weniger Narren haben. Aus der vollmundigen Ankündigung, dass 10.000 Zuschauer nach Frankfurt kommen wollen, wird nämlich nichts. Der Weg ins dennoch ausverkaufte Waldstadion finden nur knapp 3.000 fröhliche Mainzer, der Rest hat, so scheint’s, Stubenarrest.

Trotz der verletzungsbedingten Ausfälle von Jones und Wiedener sowie der alkoholbedingten Nichtberücksichtigung von Montero gibt sich Willi Reimann vor dem Spiel optimistisch: "Mit der Power von so vielen Zuschauern sowie unserer Leistungsbereitschaft wollen wir ein schönes Paket schnüren, das zum Erfolg führt. Wir wollen zeigen, wer Herr im Hause ist." Gegenüber dem 1:1 bei den Eisernen ändert der Trainer die Mannschaft nur auf einer Position. Sven Günther rückt für Branco ins Team, Bürger wird den offensiven Part auf der linken Seite übernehmen.

Keine Änderung in der Mannschaft nimmt hingegen Trainer Klopp nach dem 3:1-Heimsieg gegen Aachen vor. Neben Woronin, der bereits elf Tore in dieser Saison erzielt hat, sollen Auer und Thurk die Abwehr der Adler beschäftigen.

Wie angekündigt gehen die Adler stürmisch und mit viel Selbstbewusstsein in das Spiel. Immer wieder wird das Leder von Bürger und Streit über die Außenbahnen nach vorne getragen, während sich Woronin bei Tsoumou-Madza mangels gescheiter Pässe langweilt. Im defensiven Mittelfeld gibt es für die Gäste kein Durchkommen gegen den emsigen Schur, der auch Gelegenheit findet, sich im Spiel nach vorne einzuschalten. Die 13. Spielminute, wieder geht es über die rechte Seite, durch Streit, der sich gegen Weiland und Rose durchsetzt und kurz vor die Torauslinie zurückspielt. Genau auf Schur, der aus 18 Metern abzieht, aber leider über den Kasten von Torhüter Wache.

Fünf Minuten später, die Eintracht erspielt sich die dritte Ecke in kurzer Zeit gegen die in kanarienvogelgelb spielenden Mainzer. Bürger flankt von rechts in den Strafraum, Keller will mit dem Kopf verlängern, verfehlt aber das Leder. Nicht aber Schur, vom rechten Eck des Fünfmeterraums köpft er den Ball in Richtung Tor, Kryszalowicz will ran, auch Torhüter Wache versucht sich, doch zu spät. Das Leder zappelt im Netz, das 1:0 für die Eintracht (18.). Freude bei Alex Schur nach dem Spiel: "Es ist ein sehr schönes Gefühl, so ein wichtiges Tor zu schießen. So kann es ruhig weiter gehen“ und Trainer Reimann ergänzt stolz: “Unser Tor war einstudiert."

Die Adler bleiben am Drücker, immer wieder gibt es schnelle Seitenwechsel und Mainz ist sichtlich überfordert. Nur durch Fouls können die Kanarienvögel die Eintracht stoppen, wenn sie sich das Leben nicht selbst schwermacht wie Kryszalowicz, der ein ums andere Mal ins Abseits rennt. Leider hat Guié-Mien noch immer seine Novemberdepression, bei allem Einsatz will ihm auch heute nichts so richtig gelingen.

Aber auch vom Mainzer Wundersturm ist bislang nichts zu sehen. Da muss schon Bindewald unfreiwillig nachhelfen: Woronin läuft einen schlechten Pass von ihm ab und schießt aus 20 Metern, doch Kapitän Keller ist zur Stelle und kann den Schuss zur Ecke klären (27.).

Weiterhin ist vom selbst ernannten “Aufsteiger der Herzen“ wenig bis nichts zu sehen, denn die Adler sind schneller und spielen direkter. Vor allem das Mittelfeld um Schur, Günther und Streit hat die Mainzer fest im Griff, gute Torgelegenheiten hat die Eintracht nun aber auch nicht mehr, so dass es mit der 1:0-Führung in die Pause geht.

Nach dem Wechsel bleiben die Adler spielbestimmend, doch der Motor beginnt ein wenig zu stottern, auch wenn Skela nach dem Spielt treffend feststellt: "Wir haben 70 Minuten brillant gespielt." Es ist nicht zu übersehen, dass Tsoumou-Madza und Kryszalowicz angeschlagen sind. Doch während der Kongolese sich durchbeißt, muss Paule ausgewechselt werden. Für ihn kommt Diakité in der 67. Minute.

Zwei Minuten später die erste gute Möglichkeit in der zweiten Halbzeit für die Eintracht, als Günther aus 25 Metern abzieht. Doch Torhüter Wache bekommt gerade noch seine Fäuste an das Leder. Danach ist Schluss für den 28jährigen Eintrachtspieler, er muss mit Leistenproblemen vom Platz und wird durch Branco ersetzt (69.).

Langsam dreht sich das Spiel, Mainz macht nun Druck, diesmal über Thurk, der sich auf halblinks an Tsoumou-Madza vorbei mogelt und plötzlich frei vor Torhüter Nikolov steht. Doch Thurk schießt überhastet und Nikolov kann parieren (69.).

Dann die 79. Minute, Woronin wühlt sich im Strafraum durch, könnte selbst schießen, entscheidet sich aber für eine Rückgabe mit der Hacke auf den freistehenden Buck, der aus sechs Metern abzieht. Aber Oka Nikolov reagiert prächtig und kann die Situation retten. “Oka hat uns zum Schluss den Sieg festgehalten", lobt Kapitän Keller hinterher.

In der 84. Minute muss schließlich auch Streit mit Muskelproblemen ausgewechselt werden, für ihn kommt der 22jährige Cimen und Trainer Reimann hadert ob der Verletzungen im Sturm: “Wenn nun auch Kryszalowicz ausfallen sollte, dann werde ich wohl meinen Pass wieder rauskramen müssen."

Große Aufregung dann in der 85. Minute, Buck prallt im Strafraum bei einem Kopfballversuch mit Torhüter Nikolov und Tsoumou-Madza zusammen, das Leder kommt zu Thurk, der den Ball ins Tor schießt. Doch Schiedsrichter Jansen hat völlig zu Recht bereits abgepfiffen, was Heidel, den Möchtegern-Hoeness der Kanarienvögel, erzürnt: "Er ist ein Mann, der sich in den Mittelpunkt stellt. Diese Theatralik gehört in den Zirkus." Gute Verlierer – das zeigt sich nach dem Spiel – hören sich anders an.

Mainz versucht sich weiter, aber die Frankfurter Abwehr steht bis zuletzt. Es bleibt beim verdienten Sieg der Adler, die zusammen mit den Fans die Welle durch das Waldstadion laufenlassen. "Die Zuschauer und wir – das ist wieder eine Einheit", stellt Alexander Schur tief zufrieden fest. Die Eintracht klettert mit 27 Punkten auf Platz 2, sechs Punkte vor Mainz 05.

Stimmen der schlechten Verlierer

Jürgen Klopp: "Von meiner Mannschaft war ich in der ersten Halbzeit sehr enttäuscht, vom Schiedsrichter das ganze Spiel. Es gab heute doch sehr viele dubiose Entscheidungen."

Mainz-Manager Heidel: "Die erste Stunde haben wir geschlafen. Das war kein Derby, wir haben gegen eine biedere Mannschaft verloren und wegen unserer Blödheit." (tr)

 

 

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