Eintracht Frankfurt - Eintracht Braunschweig

2. Bundesliga 2002/2003 - 12. Spieltag

0:0

Termin: Fr 08.11.2002 19:00
Zuschauer: 13.000
Schiedsrichter: Markus Weber (Bergkamen)
Tore: ./.

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Eintracht Frankfurt Eintracht Braunschweig

 

     

  • Alexander Kunze
  • Bernd Eigner
  • Jan Schanda
  • Abdoul Thiam
  • Holger Karp
  • Alessandro da Silva
  • Janosch Dziwior
  • Michél Mazingu-Dinzey
  • Jacob Thomas
  • Thomas Ridder
  • Jürgen Rische

 

Wechsel Wechsel
  • Sambo Choji für M. Mazingu-Dinzey (69.)
  • Lars Fuchs für Jacob Thomas (77.)
Trainer Trainer
  • Uwe Reinders

Bonjour Tristesse

"Die scheinbar leichtesten Spiele sind die Schwersten“, sagt Trainer Reimann vor dem Spiel gegen den aktuellen Tabellenvorletzten aus Braunschweig. Die letzten 10 Spiele ohne Sieg, erst ein Auswärtspünktchen in Duisburg geholt und seit drei Spielen mit neuem Trainer - eigentlich ein idealer Gegner für die Adler, um Tabellenplatz 2 zu festigen. Wäre da nicht dieses flaue Gefühl im Magen, denn auch Burghausen kam sieglos ins Waldstadion, um am Ende doch drei Punkte mitzunehmen.

Also setzt der stets mahnende Reimann auf Altbewährtes und vertraut der Mannschaft, die gegen Ahlen und Lübeck gewonnen und auch beim Pokalkampf an der Ostsee gut gespielt hat. Die Offensivkräfte Diakité, Streit und Skela müssen somit zunächst auf der Bank schmoren.

Nach der 2:3-Heimniederlage gegen Aachen vertraut Braunschweigs neuer Trainer Reinders der Kraft des Betons. Für Hörster und Niang spielen Eigner und Ridder in der Dreierabwehr, zudem gesellt sich Schanda zu Dziwior und Karp ins defensive Mittelfeld. Mit dabei ist ein alter Bekannter: Alessandro “Butijao“ da Silva, der es in der Saison 92/93 unter Stepi zu einem Bundesligaspiel für die Eintracht brachte, dem 0:1 in München, als er in der 64. Minute für Jay-Jay Okocha eingewechselt wurde. Im selben Spiel übrigens, in dem auch Michael Anicic sein Bundesligadebüt gab. Stepi war eben der Ansicht, dass man Spieler auch mal „werfe“ muss…

Es ist eklig nasskalt und zugig auf der Baustelle Waldstadion und auch das Spiel unter Flutlicht kann die 13.000 Zuschauer zunächst nicht mitreißen. Aber wie auch, Braunschweig steht sehr tief in der eigenen Hälfte und zerstört vehement jeden Angriffsversuch der richtigen Eintracht, ohne sich selbst mit mehr als einem Spieler über die Mittellinie zu trauen. Also mit Gewalt, denkt sich Tsoumou-Madza und haut einen Freistoß aus gut 35 Metern knapp am linken Pfosten vorbei (6.). Weiter die Adler im Vorwärtsgang, doch dann wird ein Angriffsversuch abgefangen, Thomas setzt sich auf der rechten Seite gegen Wiedener durch und schießt aus spitzem Winkel - Torhüter Nikolov ist zur Stelle und kann mit dem Fuß klären (8.).

Fünf Minuten später gelingt es Kryszalowicz erstmals, sich seinen Bewachern mit einem kurzen Schlenker zu entziehen. Ein wuchtiger Schuss von der Strafraumgrenze aus, doch Torhüter Kunze reagiert gut und kann das Leder im Nachfassen unter Kontrolle bringen. Kurz darauf ist es ausgerechnet Kapitän Jens Keller, der für Gefahr im eigenen Strafraum sorgt. Bedrängt von Rische spielt er einen heftigen Rückpass auf Torhüter Nikolov, der nur mit Mühe vor dem heranstürmenden Thomas die Kugel unter Kontrolle bringt. Der Braunschweiger fällt, doch Schiedsrichter Weber schiebt dies auf den rutschigen Boden und nicht auf Nikolovs Einsatz. Gut so (14.).

Die Eintracht bleibt im Angriff, doch es gibt kaum ein Durchkommen. Kryszalowicz und Guié-Mien werden eng gedeckt und im Mittelfeld können weder Branco und Schur noch Montero für etwas Überraschendes sorgen, also wird der Ball quer gepasst oder hoch und erfolglos in den Strafraum gespielt. Guié-Mien zieht sich ein ums andere Mal in die eigene Hälfte zurück, wird aber in der Vorwärtsbewegung sofort wieder von mindestens einem Braunschweiger abgefangen. Dann versucht es Branco einmal mit einem Schuss aus 18 Metern, verfehlt aber den Kasten von Torhüter Kunze (20.).

Wie kann man dieses Abwehrbollwerk nur überwinden? Branco findet des Rätsels Lösung, setzt sich auf der rechten Seite durch und passt wunderbar in den Lauf von Guié-Mien. Der Kongolese stürmt die Außenlinie entlang und flankt, während Kryszalowicz in den Strafraum rennt, aber Thiam kann das Leder in letzter Sekunde weghauen. Schade, endlich einmal ein schneller und direkter Angriff der Adler (28.).

Doch das war es an Geistesblitzen, wieder ist die vergebliche Suche nach der Lücke in der Braunschweiger Abwehr angesagt. Immer wieder Querpässe, oft genug verspringt der Ball auf dem vom Regen völlig aufgeweichten Boden, das Spiel hat bis zur Halbzeit das Niveau des Novemberwetters, trist und schmuddelig.

In der Pause reagiert Trainer Reimann und bringt mit Diakité für Wiedener einen weiteren Stürmer. Eine gute Maßnahme, denn in der 48. Spielminute wird der 21jährige geschickt und überläuft die Abwehr der Niedersachsen. Torhüter Kunze stürmt Diakité entgegen, der aus halblinker Position schießt, und kann mit einem tollen Reflex retten. Eine Schlüsselszene, denn “wenn der reingeflutscht wäre, hätten wir ein anderes Spiel gesehen", resümiert Reimann, während Diakité knirscht: "Wenn ich den reinmache, gewinnen wir."

Das „wenn“ gilt in den nächsten Minuten aber auch für andere, denn plötzlich ist der schwere Boden und der Braunschweiger Beton vergessen. Tsoumou-Madza knallt das Leder aus 25 Metern auf das Tor, doch wieder ist Torhüter Kunze zur Stelle (53.). Drei Minuten später scheitert Kryszalowicz mit einem tollen Drehschuss am besten Niedersachsen (56.).

Danach wird es wieder November, ein Querpass folgt dem nächsten, bis Trainer Reimann reagiert und Albert Streit für Branco ins Spiel bringt (60.). Doch Streit passt sich seinen Kollegen schnell an, seine hohen Bälle in die Mitte finden genau wie die Flanken von Bürger nur dankbare Braunschweiger Abwehrbeine, die das Leder aus der eigenen Hälfte hinausdreschen. In der 74. kommt schließlich Skela für Montero, aber am Spiel ändert dies nichts. "Wir konnten uns in keiner Phase offensiv so richtig durchsetzen", stellt Bürger hinterher fest.

Dies gilt auch für die Schlussoffensive der Adler, die diesen Namen kaum verdient. Immerhin zwingen Schur und im Nachschuss Keller den Braunschweiger Torhüter noch einmal zu Glanzparaden, bevor auch Diakité in der 89. Minute auf Zuspiel von Guié-Mien an Kunze scheitert.

Es bleibt beim 0:0, die Zuschauer zeigen ihren Unmut mit einem Pfeifkonzert und die Eintracht rutscht mit 23 Punkten auf Platz 3 in der Tabelle ab. Nach einem 1:0 gegen die dritte Eintracht aus Trier ist der SC Freiburg neuer Tabellenführer.

Stimmen zum Spiel:

Willi Reimann: "Wir haben alles probiert, aber leider kein Tor geschossen."

Jens Keller: "Die wollten doch überhaupt nicht mitspielen. Das hatte mit Fußball wenig zu tun.“ Und zu den Zuschauerreaktionen: “Erwartet man denn von uns, dass wir jedes Spiel 5:0 gewinnen?" (tr)

 

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