Hansa Rostock - Eintracht Frankfurt

DfB-Pokal 2002/2003 - 2. Runde

1:0 (0:0)

Termin: Fr 05.11.2002 19:00
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Detlef Scheppe (Wenden)
Tore: 1:0 Thomas Meggle (90.)

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Hansa Rostock Eintracht Frankfurt

     

  • Mathias Schober
  • Michal Kovar
  • Andreas Jakobsson
  • Delano Hill
  • Peter Wibran
  • Marcus Lantz
  • Godfried Aduobe
  • Thomas Meggle
  • René Rydlewicz
  • Rade Prica
  • Marco Vorbeck

 

 

Wechsel
  • Bachirou Salou für Rade Prica (46.)
  • Magnus Arvidsson für Marco Vorbeck (46.)
Wechsel
Trainer
  • Armin Veh
Trainer

„Der eine Ball geht rein, der andere nicht...“

Von einer Hansestadt zur nächsten. Nach dem souveränen Auswärtssieg in Lübeck spielt die Eintracht heute in der zweiten Runde des DFB-Pokals im Ostseestadion gegen den aktuellen Tabellenzehnten der Bundesliga. Selbst wenn man weder nachtragend noch traumatisiert ist, der Name dieser Stadt lässt sich auch nach zehn Jahren nicht niederschreiben. Auch wenn ein rechter Eintrachtfan selbstverständlich nicht weiß, wo Rostock liegt und ob es überhaupt existiert, haben knapp 500 der treuesten Adler an diesem eiskalten Dienstag den Weg in die Ostseestadt gefunden.

In der ersten Pokalrunde gewann Hansa bei den Amateuren von Mainz 05 mit 2:0, die Eintracht kam durch ein 3:2 nach Verlängerung in Erfurt eine Runde weiter. Ob der Trend für die Eintracht spricht? Die letzten beiden Spiele gegen Ahlen und Lübeck wurden souverän gewonnen, Hansa verlor hingegen in Wolfsburg und holte zu Hause gegen den aktuellen Tabellenvorletzten Kaiserslautern nur ein Unentschieden. Dennoch erklärt Hansa-Coach Armin Veh in der Stadionzeitung: "Wir sind der Favorit". Dagegen hat Trainer Reimann nichts einzuwenden, schließt sich gerne an und ergänzt: "Je länger es 0:0 steht, umso besser für uns.“

Im Vergleich zum 2:2 gegen Kaiserslautern wechselt Trainer Veh nur auf einer Position: In der Abwehr spielt heute Peter Wibran für Gerd Wimmer, der die Eintracht nach dem Erstligaabstieg im Sommer Richtung Ostsee verlassen hat. Trainer Reimann vertraut auf die Mannschaft, die zuletzt gegen Ahlen 4:1 und in Lübeck mit 3:1 gewonnen hat.

Und die die Adler spielen von Beginn an so, wie sie es zuletzt in Lübeck getan haben, mit Teamgeist. Jeder schaltet sich in die Abwehrarbeit ein, die Hanseaten werden bereits im Mittelfeld rigoros angegriffen und die Räume werden eng gemacht. Und sobald sich doch einer der Hanseaten in die Nähe des Strafraums durchmogelt, steht die Abwehr um Kapitän Keller zunächst immer richtig. So in der 11. Spielminute, als Prica vor dem Strafraum an das Leder kommt, aber Tsoumou-Madza zur Ecke klären kann oder in der 24. Minute als Bindewald den durchgebrochenen Rydlewicz abblockt. Keine Arbeit für Oka Nikolov bislang.

Aber auch wenig Arbeit für Kryszalowicz und Guié-Mien bislang, beide Angreifer sind enger gedeckt, als sie dies in der Zweiten Liga gewohnt sind, zudem sind Bürger, Schur und Montero zu sehr mit Defensivarbeit beschäftigt, um den Blick für den öffnenden Pass zu haben. Dann die 33. Spielminute, ein schneller Spielzug der Hanseaten und plötzlich kommt Rade Prica im Mittelfeld an das Leder und hat freie Bahn. Oka Nikolov kommt dem 22jährigen Schweden entgegen, der plötzlich das Nervenflattern bekommt und überhastet schießt - Nikolov kann das Leder mit einem tollen Fußreflex klären. Die Frankfurter Fans jubeln und Trainer Veh auf der Bank ärgert sich mächtig.

Und sein Ärger wird noch größer, denn plötzlich erkämpft sich Kryszalowicz an der Mittellinie das Leder. Ein schöner Doppelpass mit Guié-Mien und das Leder und Paule landen im Rücken der Abwehr. Torhüter Schober eilt Kryszalowicz entgegen, der den Ball auf dem glitschigen Untergrund nicht richtig unter Kontrolle bekommt und über das Tor schießt (40.).

In der Halbzeit scheint Trainer Veh noch immer mächtig wütend über seinen Stürmer gewesen zu sein, denn zur zweiten Halbzeit kommt anstelle von Prica ein alter Bekannter auf den Rasen: Bachirou Salou, der 1999 einst für 7 Millionen DM von Dortmund an den Main wechselte, um in der Winterpause 2000/01 an die Ostsee zu wechseln. Nach dem Spiel wird Trainer Veh das über ihn sagen, was man bei den Adlern schon lange über den Togolesen wusste: "In der zweiten Hälfte habe ich unsere Stürmer nicht gesehen." Nicht gesehen hat Veh aber auch Arvidsson, der ebenfalls ab der 46. Minute für Vorbeck stürmen soll.

Trotz Salou macht Hansa zu Beginn der zweiten Hälfte mächtig Druck. In der 48. Minute kommt Hill vor dem Strafraum an den Ball, setzt sich gegen Keller durch und kann schießen, doch Tsoumou-Madza wirft sich für Kapitän und Torhüter dazwischen und kann kurz vor der Torlinie klären. Nur eine Minute später setzt sich Rydlewicz auf der rechten Seite gegen Wiedener durch und flankt in die Mitte auf den mitgelaufenen Meggle. Bindewald ist aber aufmerksam und zur Stelle und klärt die Situation. In der 51. Minute dann die nächste Chance für die Adler, aber wieder ist Torhüter Schober einen Tick schneller als Kryszalowicz und kann retten.

Nachdem Salou es doch einmal schafft, im Strafraum an das Leder zu kommen, aber über das Tor köpft (54.), kämpfen sich die Adler wieder aus der Umklammerung der Hanseaten. Auch das Umschalten von Abwehr auf Angriff klappt nun besser als in der ersten Hälfte, so dass nun die Adler mehr Ballbesitz haben. Denn, so David Montero: "Je länger das Spiel dauerte, desto mehr waren wir den Rostockern konditionell überlegen." Das gilt auch für Kryszalowicz, der seine Krise aus den ersten Spieltagen - so scheint es - überwunden hat. Erneut erkämpft er sich vor dem Strafraum der Hanseaten das Leder und zieht ab. Torhüter Schober kann den strammen Schuss nur abklatschen und da kommt Guié-Mien, doch aus acht Metern trifft der leider nur das Außennetz (61.).

Es läuft schon die 76. Spielminute, Trainer Reimann hat inzwischen Streit für Branco (67.) und Skela für Schur gebracht (71.), als sich die nächste Konterchance für die Eintracht ergibt. Wieder ist es Kryszalowicz, der im Mittelfeld an das Leder kommt und lossprintet. Doch diesmal läuft er nicht in den Strafraum, sondern knallt das Leder aus gut 25 Metern auf den Kasten von Torhüter Schober. Leider fliegt der Ball ein paar Zentimeter am linken Pfosten vorbei, es bleibt beim 0:0.

Nun ist es ein verbissen geführtes Spiel um jeden Meter Rasen des Ostseestadions, ein Klassenunterschied ist schon lange nicht mehr zu sehen, im Gegenteil, selbst der Kommentator des Mainzer Fernsehsenders bekundet: "Nach dem Spielverlauf - gerade in der zweiten Halbzeit - müsste der Gewinner Eintracht Frankfurt heißen." Und dann kommt sie, die Chance zur Führung, erneut durch Kryszalowicz. Vor dem Strafraum wuselt er sich gegen drei Hanseaten durch und haut mit der Pike drauf. Rumms, das Leder kracht gegen den rechten Pfosten und von dort wieder aufs Spielfeld, Torhüter Schober wäre machtlos gewesen und Paule ärgert sich mächtig: "Zwei gute Chancen, einmal mit der Spitze, aber kein Glück."

Nein, Glück haben die Adler in diesem Stadion bisher noch nicht gehabt, so auch heute, es läuft die 90. Spielminute. Lantz setzt sich von halbrechts durch und flankt hoch in den Strafraum, Montero schläft einen winzig kleinen Augenblick und Thomas Meggle nutzt dies. Unhaltbar für Torhüter Nikolov und für Streit, der vor dem Pfosten steht, köpft der 27jährige das Leder ins lange Toreck. Es steht 1:0 für die Hanseaten und nur Sekunden später ist der Pokalwettbewerb für die Adler zu Ende.

Trainer Reimann stellt in der Nachbetrachtung geradezu philosophisch fest: "So ist das: Man weiß nie, wer gewinnt, der eine Ball geht rein, der andere nicht.“ Den Philosophen Reimann unterdrückend ergänzt der Trainer in ihm: "Wir sind sehr enttäuscht, denn wir waren ebenbürtig. Aber das ist eine Enttäuschung, die wir verarbeiten werden können. Heute hätte ich uns etwas mehr Glück gewünscht." (tr)

 

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