VfB Lübeck - Eintracht Frankfurt |
2. Bundesliga 2002/2003 - 11. Spieltag
1:3 (0:2)
Termin: Fr 01.11.2002 19:00
Zuschauer: 10.500
Schiedsrichter: Peter Sippel (München)
Tore: 0:1 Pawel Kryszalowicz (4.), 0:2 Andree Wiedener (16.), 0:3 Rolf-Christel Guié-Mien (46.), 1:3 Daniel Bärwolf (70.)
VfB Lübeck | Eintracht Frankfurt |
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Eiskalt die Nord-Lichter ausgeblasen Gute Nachricht hinter den Kulissen: Das Kapitel Octagon ist abgeschlossen. Nachdem die amerikanische Sport- und Musikrechteagentur im Mai 2000 49,9 % der Anteile an der neu gegründeten Eintracht Frankfurt Fußball AG für 50 Mio. DM erworben hatte und bis Mai 2002 bereits 30% der Anteile in eine Wandelanleihe umwandelte, kann Volker Sparmann nun vermelden, dass Octagon auch seinen Restanteil für einen Euro an die Eintracht abgeben wird und zudem auf ihre Anleihe verzichtet. Eine Investorengruppe namens “Freunde der Eintracht“ sei bereit, den Octagonanteil für 4 Mio. Euro zu übernehmen. Somit kann auch die Bankbürgschaft an die Helaba zurückgegeben werden, die im Sommer Gegenstand der vorübergehenden und unrechtmäßigen Lizenzverweigerung war. "Uns sind zwei wichtige Schritte zur Existenzsicherung der Frankfurter Eintracht gelungen", freut sich Sparmann. Die Eintracht kann nun die bis zum 31. Dezember von der DFL geforderten Auflagen erfüllen. Im Gegensatz dazu gehen in Lübeck die Lichter aus, weil die Eintracht kommt. Der traditionelle Laternenumzug wurde kurzerhand abgesagt, da alle Polizeikräfte der Hansestadt für dieses Fußballspiel abgestellt sind. Aber es ist sowieso kein Wetter für Kerzen, es regnet in Strömen, “typisches Lohmühlen-Wetter eben“, sagt Eintracht-Chefscout Karl-Heinz Körbel, der den VfB Lübeck von Oktober 1996 bis Oktober 1997 gecoacht hat. Der Aufsteiger aus der Regionalliga Nord, der so gut in die Saison gestartet ist, kam zuletzt in Aachen mit 1:4 unter die Räder, ist jedoch auch dank der Heimstärke siegesgewiss: "Der VfB will Frankfurt einen großen Kampf liefern" titelt die Stadionzeitung und Trainer Dieter Hecking stellt sein Team im Vergleich zum Spiel am Tivoli entsprechend um. Petersen und Laaser ersetzen Arens und Achilles in der Abwehr, für Kunze und Thioune stürmen heute Scharping und Schweißing. Im Gegensatz zu Hecking lässt Trainer Reimann seine Mannschaft nach dem 4:1-Sieg gegen Ahlen unverändert. Somit darf auch Branco wieder von Beginn an ran, obwohl Streit seine Sperre abgesessen hat. Lübeck legt los wie angekündigt. Schon nach 2 Minuten kann sich Schweißing vor dem Strafraum durchsetzen und schießt unvermittelt auf den Kasten von Nikolov, der den halbhohen Ball jedoch in letzter Sekunde zur Ecke lenken kann. Doch dann ist die Eintracht am Zug, über Henning Bürger von der linken Seite. Die Abwehr der Hanseaten lässt ihn gewähren, als er in die Mitte flankt, wo sich Kryszalowicz still und leise aus der drohenden Abseitsposition zurückgeschlichen hat. Dann ein paar schnelle Schritte nach vorne und Paule ist am Ball, läuft in den Strafraum und schlenzt das Leder über den herausstürzenden Torwart Wilde ins rechte Eck. Das 1:0 für die Eintracht beim 1. Angriff (4.)! Das Tor gibt den Adlern Sicherheit, während Lübeck zwar angreift, ihnen aber kein Licht aufgeht. Es gibt kein Durchkommen für die Hausherren. Aber wie auch? Montero und Schur rackern auch heute unermüdlich und Kapitän Keller organisiert seine Nebenleute perfekt. Und einem hat das Tor einen besonderen Schub gegeben - Pawel Kryszalowicz. Immer in Bewegung und anspielbar, fordert er die Bälle, wie lange nicht mehr gesehen. So in der 16. Spielminute, energisch erkämpft er sich das Leder bei einem Gewusel gegen zwei Lübecker vor dem Strafraum, eine kurze Drehung und Kryszalowicz schießt das Leder flach und platziert. Torhüter Wilde kann den Ball nur abklatschen und da ist, man glaubt es kaum, Wiedener, der den Abpraller direkt nimmt und einnetzt. Das 2:0 für die Eintracht nach der zweiten Chance und das erste Tor von Andree Wiedener für die Adler. Lübeck tappt noch immer im Dunkeln, der Aufsteiger findet keine spielerischen Mittel, um die dicht gestaffelte Abwehr der Adler zu überwinden. Dann aber doch einmal eine Chance, Weißhaupt gewinnt ein Kopfballduell vor dem Strafraum und leitet den Ball auf Mittelstürmer Bärwolf weiter, der plötzlich freistehend aus 11 Metern schießen kann. Doch Torhüter Nikolov reagiert prächtig (33.). Kurz darauf haben die Hanseaten gleich doppelt Pech, als sich Weißhaupt und Schweißing verletzen. Für die beiden kommen Zandi und Kunze. Kunze ist es auch, der die letzte Gelegenheit für Lübeck kurz vor der Pause hat, doch sein Schuss kann von Torhüter Nikolov zur Ecke gelenkt werden (41.). In der Halbzeit hat Lübecks Trainer Hecking seine Jungs wohl richtig heiß gemacht, der Aufsteiger probiert es mit viel Druck, auch die Abwehr rückt sehr weit nach vorne. Dies freut Serge Branco - mit einem schönen hohen Ball in den Rücken der Abwehr setzt er Guié-Mien ein, der sich schlau von seinem Gegenspieler löst. Gar nicht wild, sondern zaudernd nur trabt Torhüter Wilde dem Ball entgegen, so dass Guié-Mien einen Schritt schneller als Wilde sein kann. Ein kurzer Schlenker um den Torhüter, ein flacher Schuss, ein vierfacher Flic-Flac plus Zugabesalto des Kongolesen bedeuten das 3:0 für die Eintracht (46.). War dies nicht erst die dritte Chance? Danach wird es langweilig auf dem Platz, während im Gästeblock ausgelassen gefeiert wird. Lübeck versucht anzugreifen, doch meist schon am Mittelkreis werden die Bälle von den Adlern abgefangen, die ihrerseits nur noch recht schlampig Konter starten. Es läuft schon die 70. Spielminute und Bärwolf schafft es, einen langen Pass vor dem Strafraum unter Kontrolle zu bekommen. Eine kurze Drehung, ein strammer Schuss in den rechten Winkel und es steht nur noch 1:3 für die Eintracht. Lübeck probiert es nun mit Gewalt, doch die Abwehr der Adler behält weiter die Übersicht. Bis auf zwei Schüsse aus der zweiten Reihe, die Nikolov nicht in Gefahr bringen können, laufen sich die Hanseaten immer wieder fest. Treffend beschreibt dies Karl-Heinz Körbel: "Lübeck war doch völlig kopf- und planlos. Aber nicht, weil sie so schwach waren, sondern weil wir so stark waren. Die Mannschaft zeigt Teamgeist. Jeder ist für den anderen da. Das macht mir Spaß." Ein schönes Fazit, ergänzt von Kapitän Jens Keller, auch wenn dies der Trainer nicht gerne gehört haben dürfte: "Wer nach dem elften Spieltag auf Platz zwei steht und gerade auswärts gewonnen hat, der ist eine Spitzenmannschaft. Da gibt es nichts zu diskutieren." (tr)
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