Eintracht Trier - Eintracht
Frankfurt |
2. Bundesliga 2002/2003 - 9. Spieltag
2:2 (2:1)
Termin: Fr 18.10.2002 19:00
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Hellmut Krug (Gelsenkirchen)
Tore:0:1 Rolf-Christel Guié-Mien (8.), 1:1 Najed Braham (36.), 2:1 Danny Winkler (41.), 2:2 Jean Tsoumou-Madza (76.)
Eintracht Trier | Eintracht Frankfurt |
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Fliegende Wasserflaschen an der Mosel
Und wieder rumpelt es hinter den Kulissen der Eintracht. Nachdem vor fast eineinhalb Jahren ein gewisser Lothar M. als Trainer der Adler eingestellt werden sollte und nicht zuletzt auch dank des Drucks der Fans dahin geschickt wurde, wo er hingehört, soll nun ein tatsächlich “Heintje“ Möller Sportdirektor in der kommenden Saison werden. "Ja, auch Andreas Möller gehört neben Thomas Berthold zu den Kandidaten", sagt der Aufsichtsratsvorsitzende Sparmann, “er hat internationale Kontakte und Erfahrung, und er ist ein Frankfurter Bub." Vor dem schwarzen Abt hat der angehende Vorstandsvorsitzende der Fußball AG keine Angst: "Klaus Gerster ist nun einmal sein Berater und hat seine Finger ohnehin drin im Rhein-Main-Gebiet." Kaum zu glauben, aber nachdem dieses Thema einige Wochen später auf scheinbar ewigem Eis liegt, wird Andreas Möller, der unterdessen ein gerichtliches Verfahren gegen die Eintracht wegen ausstehender Handgelder hat, ein Jahr später nicht als Sportdirektor, wohl aber als Spieler der Adler auflaufen. Auch sonst ist es eher unruhig im Hintergrund. Nachdem durchsickert, dass Peter Fischer wohl auch künftig Präsident des Vereins und damit weiterhin Mitglied im Aufsichtsrat der Fußball AG sein wird, will Volker Sparmann die Kompetenzen zwischen Verein und AG schriftlich geklärt haben. So soll nach seiner Auffassung der neue Sportdirektor zuständig sein für den Bereich Fußball von den Profis bis zur Jugend. Doch das geht nicht mit dem Verein und nicht mit Peter Fischer: "Mir gehört als Mehrheitsgesellschafter doch die Bude da drüben.“ Fortsetzung folgt, zurück zum Sport: Die Profis und die mitgereisten 1.500 Fans der Eintracht betreten heute Neuland: Es ist das erste Pflichtspiel der Adler gegen den Aufsteiger aus der Regionalliga Süd, der so furios gestartet ist und bislang alle vier Heimspiele gewonnen hat. Trainer Reimann bestreitet deswegen auch, Trier je unterschätzt zu haben: “Ich habe gehört, ich hätte die Trierer besonders motiviert, weil ich sie vor Saisonbeginn als Absteiger Nummer eins getippt hätte. Aber daran kann ich mich nicht erinnern. Da müsste ich schon einen Ebbelwoi getrunken haben." Im Gegenteil, nach der mehr als mäßigen Leistung in Aachen “haben wir nur eine Chance, wenn wir von der ersten Minute an konzentriert spielen und die Zweikämpfe konsequent annehmen." In diesem Sinne richtet der Trainer seine Mannschaft offensiver aus, als zuletzt bei der 1:0-Niederlage in Aachen - für den erkrankten Montero spielt Ervin Skela von Beginn an im offensiven Mittelfeld. Erneut auf der Bank sitzt Kryszalowicz, den Knieprobleme - oder ist es nicht vielmehr seine Einstellung? - plagen. Trotz Knieproblemen mit dabei ist bei Trier Spielmacher Adnan Kevric, so dass Trainer Paul Linz im Vergleich zur 2:3-Niederlage in Reutlingen nur auf zwei Positionen wechselt: Für Benschneider rückt Latinovic in die Verteidigung neben Markus “Löschinho“ Lösch, der es in der Saison 00/01 auf 15 nicht weiter erwähnenswerte Bundesligaeinsätze für die Adler brachte. Im Sturm bringt Trainer Linz Winkler für den angeschlagenen Labak. Und die Adler beginnen so, wie es Willi Reimann gefordert hat. Der Ball läuft schnell und direkt durch die eigenen Reihen, auch über die Außenbahnen klappt es diesmal prima. So in der 8. Minute: Jermaine Jones setzt sich auf der rechten Seite durch und flankt in den Strafraum zum sich frei laufenden Guié-Mien. Der Kongolese nimmt das Leder direkt, trifft aber nicht richtig. Der Ball hoppelt auf Torhüter Ischdonat zu, der will ihn aufnehmen, doch seine Hände sind ihm im Weg und so rollt die Kugel über ihn hinweg ins Tor. Das 1:0 für die Eintracht. Trier wird nun noch unsicherer und die Adler erhöhen den Druck. Immer wieder wird der Ball schnell nach vorne gespielt. Jones kämpft und rackert wie lange nicht gesehen, auch Skela und Guié-Mien gehen weite Wege. Alles scheint zu passen, nur ein Tor will nicht fallen. Dann die 36. Minute, wieder einmal wird ein Angriffsversuch der Trierer abgefangen. Skela bekommt das Leder und sprintet los. Am rechten Strafraumrand angekommen, könnte er auf den besser postierten Streit in der Mitte flanken, doch Skela will es selbst machen und versucht, das Leder ins Tor zu lupfen. Aber diesmal ist Torhüter Ischdonat auf dem Posten und kann den Ball über die Latte lenken (36.). Es gibt Ecke für die Adler, doch das Leder wird aus dem Strafraum geschlagen und plötzlich kontern die Trierer im eigenen Stadion. Matthias Keller kommt an das Leder und zirkelt den Ball über die Frankfurter Abwehr zu Braham, der sich im richtigen Moment gelöst hat und das Leder dem armen Nikolov durch die Hosenträger schiebt. Das 1:1 (37.). Aber es kommt noch schlimmer: Mehmet Dragusha luchst Streit wie einem Schulbub den Ball auf der linken Außenbahn ab, ist auch von Bindewald nicht zu halten und flankt in die Mitte auf Winkler, der direkt abzieht. Nikolov kann halten, doch den Abpraller aus 5 Metern verwandelt Winkler sicher zum 2:1 für Trier (41.). Das Ding geht auf die Kappe von Streit. Ob er womöglich schon in Gedanken in Wolfsburg ist? Zumindest nach ersten Gerüchten soll er sich mit dem Werksclub einig sein und die Adler zum Saisonende ablösefrei verlassen. Nun ist der Spielverlauf auf den Kopf gestellt und Jones ärgert sich mächtig: "Wir haben die Trierer stark gemacht" und Nikolov ergänzt: "Wie kann man auch nur so doof sein, binnen fünf Minuten so zwei Dinger reinzubekommen." Doch dies ist nichts im Vergleich zu der Lautstärke, die in der Kabine geherrscht haben soll. Wasserflaschen fliegen und Willi Reimann tobt, auch wenn er hinterher relativiert: "Ich war schon lauter. Wir haben sehr gut angefangen, dann den Faden verloren und den Gegner aufgebaut. Darüber hab ich mich sehr geärgert." Die fliegenden Flaschen in der Kabine haben wohl geholfen, denn die Adler stemmen sich nun mit aller Kraft gegen die drohende Niederlage, obwohl sich Trier nun mächtig weit zurückzieht. "Nach dem 2:1 haben wir wie gegen eine Wand gespielt", sagt Nikolov hierzu später. Doch Bürger kommt von Links vorbei an der Wand, ein kurzer Schlenzer und der Ex-Paulianer knallt das Leder aus 18 Metern auf den Kasten von Ischdonat. Wieder kann der Torhüter den Ball nicht festhalten und Tsoumou-Madza ist zur Stelle, trifft aber aus drei Metern nicht das Tor, sondern knallt das Leder gegen den Innenpfosten, von wo es dem verdutzten Ischdonat in die Hände fällt (47.). Kurz darauf ist Schluss für den unsicheren Torhüter, Trainer Linz bringt Ersatztorhüter Axel Keller für Ischdonat (58.). Der hat sofort das Glück des bislang notgedrungen Untüchtigen, als sich Streit ein weiteres Mal auf der rechten Seite durchsetzt, genau auf Jones in der Mitte flankt und der Bonameser es schafft, den Ball freistehend neben das Tor zu köpfen (60.). Kurz darauf will Trainer Reimann weiter den Druck erhöhen, für Bürger kommt Kryszalowicz ins Spiel (68.). Doch der hat die Anweisungen des Trainers wohl vollkommen missverstanden. Pomadig trabt er mit hängenden Schultern über den Platz und schaut desinteressiert dabei zu, wie seine Kollegen versuchen, gegen das Trierer Abwehrbollwerk den Ausgleich zu erzielen. Was ist nur los mit dem Mann, der in der Vorsaison 16 Tore für die Eintracht erzielte? Dann die 76. Minute, Torhüter Keller kann einen Schuss von Skela aus gut 20 Metern zur Ecke abwehren. Hoch fliegt der Ball in den Strafraum und da ist Tsoumou-Madza, der das Leder aus 5 Metern in den Winkel hämmert. Der 2:2-Ausgleich und Riesenjubel beim 27jährigen Kongolesen, der sein erstes Tor für die Adler schießt. Jens Keller denkt an den Pfostenschuss und flachst hinterher: "Ein Torjäger hätte heute zwei Tore gemacht." Die Eintracht will nun mehr, aber auch Trier öffnet nach vier Heimsiegen in Folge seine Betonwand, um zu siegen, so dass das Spiel nun hin und her geht – allerdings ohne die Beteiligung von Albert Streit. Nach einem etwas härteren Körpereinsatz will auch Schiedsrichter Hellmut Krug kurz im Rampenlicht stehen und zeigt Streit theatralisch die gelb-rote Karte (78.). Streit hierzu süffisant: "Der Schiedsrichter hat etwas kleinlich gepfiffen." Doch davon lassen sich die Adler heute auch nicht beeindrucken und spielen weiter auf Sieg. Das dritte Tor will aber leider nicht mehr gelingen… Die Eintracht rutscht nach diesem Unentschieden mit 16 Punkten auf Platz 6, punktgleich mit Trier und Lübeck. (tr)
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