Eintracht
Frankfurt - MSV Duisburg |
2. Bundesliga 2002/2003 - 7. Spieltag
2:1 (1:1)
Termin: So 29.09.2002 15:00
Zuschauer: 14.000
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kyllburg)
Tore: 1:0 Rolf-Christel Guié-Mien (17.), 1:1 Marius Ebbers (24.), 2:1 Ervin Skela (90.)
Eintracht Frankfurt | MSV Duisburg |
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Früh gefeiert, spät gewonnen Na, dann Prost! Ohne David Montero und Jermaine Jones werden die Adler heute gegen den Tabellen-13. aus Duisburg antreten. Beide Spieler hatten das Abschlusstraining am Samstag verpasst, nachdem sie am Freitag in Mannheim mit Waldhof-Spieler Sascha Licht dessen 28. Geburtstag feierten. Am nächsten Morgen hätten sie dann den "Wecker nicht gehört", sagt Jones, die Begründung des Trainers ist freilich eine andere: "Die waren besoffen." So rückt nach dem 2:0-Sieg in Karlsruhe wieder Serge Branco in die Mannschaft, der zuletzt auf der Bank schmorende Kryszalowicz darf neben Guié-Mien im Sturm ran. Nach der 3:0-Niederlage in Trier und dem 3:3 gegen Aachen räumt auch Trainer Pierre Littbarski in seiner Mannschaft auf. Für Bobel steht Dirk Langerbein im Tor der Zebras, für Gruev und Backer spielen heute Thomas Vana und Pavel Drsek, der in die Innenverteidigung rückt. Anpfiff durch Sportskamerad Fandel, es entwickelt sich zunächst ein vorsichtiges Abtasten beider Mannschaften im Mittelfeld. Doch dann kommt der Weckruf durch Tsoumou-Madza, den Jones und Montero vor dem Abschlusstraining wohl auch gebraucht hätten: Aus gut 30 Metern knallt er einen Freistoß nur um Zentimeter am Kasten von Torhüter Langerbein vorbei (14.). Kurz darauf Einwurf für die Adler in der Hälfte der Zebras, Albert Streit schaltet am schnellsten, schnappt sich das Leder und flankt kurz in den Strafraum. Guié-Mien zieht sofort ab, aber auch dieser Ball verfehlt sein Ziel knapp (15.). Nur drei Minuten später, die Zebras sind auf dem Weg nach vorne, aber Guié-Mien schnappt sich das Leder im Mittelfeld und spielt auf Kryszalowicz. Mit langen Schritten bahnt sich dieser den Weg in den Strafraum, dann ein guter Querpass auf den mitgelaufenen Guié-Mien, der aus 13 Metern abzieht. Das 1:0 für die Eintracht, keine Chance für Torhüter Langerbein bei diesem wuchtigen Schuss (18.). Doch Duisburg ist nicht beeindruckt, sondern setzt gegen die sich ein wenig zu sehr zurückziehenden Adler nach. Carsten Wolters, der sich am rechten Flügel im Laufduell mit Henning Bürger durchsetzt, schlägt eine Flanke in den Strafraum, Bindewald und Tsoumou-Madza schauen zu, als Marius Ebbers an das Leder kommt und es unhaltbar für Oka Nikolov in die Maschen schiebt (24.). Der 1:1-Ausgleich. Die Adler gehen nun wieder aktiver zu Werke, allein die spielerischen Mittel fehlen heute. Einzig Guié-Mien, der sich immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen lässt und sich stets anspielbar zeigt, ist bislang noch ein Lichtblick. Ganz im Gegensatz zu Albert Streit, dem seine Rolle im zentralen Mittelfeld nicht zu behagen scheint. Ein ums andere Mal läuft er sich fest, das Auge für den Pass im richtigen Moment fehlt dem 22jährigen auf dieser Position noch. Dann halt mit Gewalt, denkt sich der Kongolese mangels Anspielstation. Aus knapp 30 Metern knallt Guié-Mien den Ball einfach auf den Kasten, Langerbein fliegt und kann das Leder im letzten Moment noch über das Tor lenken (34.). Doch nur mit Gewalt wird das gegen die gut über ihre Außen spielenden Duisburger heute nichts. Insbesondere der wieselflinke Wolters auf der rechten Außenbahn kann von Wiedener und dem stets aushelfenden Bürger nicht gehalten werden. Auch im Spiel nach vorne ist trotz des unverkennbaren Einsatzes der Wurm drin. Branco und Tsoumou-Madza übertreffen sich gegenseitig im Verursachen von Fehlpässen, aber auch die Innenverteidigung wirkt bislang nicht sattelfest und Kryszalowicz ist auf dem Platz nur anwesend. Dann wieder Duisburg über Thomas Vana, der den in die Mitte laufenden Marius Ebbers schickt. Mit einem kurzen Schlenzer düpiert er die weit aufgerückten Jens Keller und Tsoumou-Madza, doch Oka Nikolov hat gut aufgepasst. Er rast aus seinem Kasten, wirft sich Ebbers entgegen und kann dessen Schuss mit dem Fuß parieren, klasse! (43.). Zur zweiten Halbzeit hat Reimann ein Einsehen mit dem heute völlig indisponierten Streit und bringt Ervin Skela in die Mannschaft, um - so Reimann - “spielerisch neue Akzente zu setzen“. Doch nach einem schönen Weitschuss des Albaners aus 20 Metern, den Langerbein zur Ecke klären kann, wieder das alte Bild: Die Eintracht bemüht sich, das Spiel zu machen, doch Duisburg hat zu viel Raum. Im Sturm kann Marius Ebbers nach Belieben wirbeln. So auch in der 51. Spielminute, Kienle schlägt von rechts auf Höhe des Mittelkreises eine weite Flanke in Richtung Strafraum, Keller und Tsoumou-Madza kommen nicht an das Leder, wohl aber Ebbers, der die Kugel voll trifft. Aber Oka Nikolov ist hellwach, mit einem großartigen Reflex kann er den Kopfball zur Ecke klären (51.). Danach hätte man als Zuschauer besser die Baustelle Waldstadion bewundern, vielleicht einen Rundgang um den Bauschutt machen oder einfach nur das Wetter an diesem schönen Sonntag Nachmittag genießen sollen, denn ansehnlich ist es nun auf dem Rasen nicht mehr. Immer wieder bemühen sich die Adler zwar, den Ball in den Strafraum der Zebras zu bringen, nur gelingen will es nicht. Branco und Bürger üben sich im Festlaufen, Skela knüpft an die schlechte Leistung von Streit nahtlos an und Guié-Mien versucht sich nun zumeist erfolglos als Solokünstler. Aber auch die Zebras verspüren keine rechte Lust mehr auf Sieg zu spielen, sie warten auf Konter. Fast hätten sie damit auch Erfolg, wenn nicht wenigstens Oka Nikolov hellwach wäre: Erst pariert er mit einer schönen Flugeinlage einen Kopfball von Schröder (78.), um sieben Minuten später einen präzisen Schuss von Keitel zu parieren, den Keller schließlich vor der Linie wegschlagen kann (85.). Die Stimmung auf den Rängen ist schon längst angespannt, die Pfiffe von einzelnen “echten Fans“ sind nicht mehr zu überhören, kein Vergleich zu dem Hexenkessel der ersten Spieltage. Noch wenige Sekunden sind zu spielen, Duisburg ist im Angriff, doch Bindewald kann den Ball nach vorne abwehren. Kienle will das Leder stoppen, daddelt es aber nur zu Skela, der sofort auf Guié-Mien spielt. Während der Albaner Richtung Strafraum rennt, schaut ihm Keidel verwundert nach, nicht aber der Kongolese, der ihm direkt in den Lauf spielt. Skela schießt und trifft, das 2:1 für die Eintracht (90.). Ervin Skela, der bereits in der Vorsaison in der 90. Minute zum 2:0 gegen die Zebras traf, beschreibt dies so: "Es ist ein geiles Gefühl, in der letzten Sekunde das Tor zu machen." Genauso ist es, Sportskamerad Fandel pfeift das Spiel unter dem Jubel der verbliebenen Anhänger ab. Es war ein mehr als glücklicher Sieg, der der Eintracht aber Platz 3 mit 15 Punkten in der Tabelle beschert. Stimmen zum Spiel: Willi Reimann: "Es lief nicht so wie gewünscht, wir sind alle sehr glücklich, dass wir das Spiel noch gewonnen haben." Jens Keller zu den Pfiffen von den Rängen: "Irgendetwas stimmt hier in Frankfurt nicht", glaubt der Kapitän, "die Leute sind viel zu schnell unzufrieden, das stimmt mich sehr bedenklich." Pierre Littbarski: “Wir haben uns um den Lohn unserer guten Arbeit gebracht. Wir waren der Eintracht in allen Belangen 90 Minuten überlegen." Jürgen Kohler, Trainer der U21: "Ich wollte eigentlich Jermaine Jones beobachten." (tr)
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