Karlsruher SC - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2002/2003 - 6. Spieltag

0:2 (0:1)

Termin: Mo 23.09.2002 20:15
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hildesheim)
Tore: 0:1 Rolf-Christel Guié-Mien (44.), 0:1 Rolf-Christel Guié-Mien (76.)

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Karlsruher SC Eintracht Frankfurt

     

  • Bastian Becker
  • Daniel Graf
  • Thijs Waterink
  • Torsten Kracht
  • Charles Haffner
  • Clemens Fritz
  • Bernhard Trares
  • Chinwuza Gabriel Melkam
  • Aydin Cetin
  • Bruno Labbadia
  • Danny Fuchs

 

 

Wechsel

  • Christian Hassa für B. Labbadia (46.)
  • Witold Wawrzyczek für C. Haffner (57.)
  • Moritz Hoeft für Danny Fuchs (72.)

Wechsel

Trainer

  • Stefan Kuntz

Trainer

Sparsam und Sparmann

Nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge müssen die Adler heute unbedingt beim Tabellenschlusslicht aus Karlsruhe punkten, um nicht den Anschluss an die Tabellenspitze zu verlieren. Doch Vorsicht ist angesagt, schließlich war die Eintracht schon immer ein dankbarer Gegner, wenn es darum ging, Tabellenletzten neues Selbstvertrauen und Punkte zu liefern. So warnt auch Willi Reimann inständig vor den Badenern, die bislang noch sieglos sind: “Das wird eine ganz schwere und knifflige Aufgabe. Aber die Viererabwehrkette kann mit schnellem Kombinationsspiel ausgehebelt werden. Da müssen wir ansetzen. Und wir müssen unsere Tugenden wie Kampffreude und Laufstärke wieder zeigen, die uns zu Saisonbeginn drei Siege eingebracht haben."

Diese Tugenden hat Pawel Kryszalowicz bislang nicht gezeigt, so dass er heute auf die Bank muss. Neben ihm sitzen Branco und Skela, die zuletzt auch nur durch zu viele Fehlpässe aufgefallen sind. Kampf aus der Defensive heraus ist angesagt, für diese Drei spielen heute Alexander Schur, Andree Wiedener und Albert Streit. Da auch Tsoumou-Madza nach seiner Verletzung wieder in die Mannschaft rückt, stehen für die Abteilung Sturm und Drang nur Jones und Guié-Mien auf dem Platz.

KSC-Trainer Stefan Kuntz ist nicht mehr unumstritten bei den Badenern, dem Manager Dohmen sei Dank. Bei einer Heimniederlage heute könnte es durchaus sein, dass dieser auch das Traineramt übergangsweise übernimmt. Versucht hat es Rolf Dohmen bereits einmal ganz ohne Erfolg, vom 29. Januar bis zum 3. April 2001 war er Nachfolger von Felix Magath bei der Eintracht, die er als Sportdirektor in der Saison 2000/01 in die zweite Liga führte. Hautnah dabei bei dieser Chaossaison war Torsten Kracht, der nach 64 Spielen von 1999 bis 2001 nun die Abwehr des KSC organisiert. Dies ist auch nötig, denn für den verletzten Torhüter Walter steht heute Bastian Becker im Kasten. Dafür ist der zuletzt bei der 0:2-Niederlage in Aachen gesperrte Bruno Labbadia wieder mit dabei, für ihn muss Abwehrspieler Rothenbach auf die Bank.

Karlsruhe bemüht sich von Beginn an, das Spiel gegen die tief in der eigenen Hälfte stehenden Adler zu machen und kommt in der 6. Minute zu einer ersten Chance durch Fritz. Doch davon lassen sie sich nicht beeindrucken, im Gegenteil. Uwe Bindewald schlägt den Ball vom Mittelkreis weit nach vorne, Jermaine Jones rennt, bekommt das Leder und steht plötzlich frei vor dem Tor von Becker. Die Abwehr der Badener versuchte sich vergeblich an einer Abseitsfalle und so kann Jones aus 16 Metern auf den Kasten knallen, doch das Leder schlägt nur hart gegen den Pfosten (8.).

Die Eintracht spielt ruhig weiter und hält den Ball ohne ein Risiko einzugehen in den eigenen Reihen. Karlsruhe versucht zwar, das Spiel zu machen, doch gegen die vielbeinige Abwehr häufen sich die Abspielfehler und Jones und Guié-Mien lauern auf Konter. Ein sehr zähes Spiel bisher, aber da kann sich plötzlich Fritz auf der rechten Außenbahn gegen Wiedener durchsetzen, er flankt in die Mitte auf den heraneilenden Labbadia, doch Tsoumou-Madza ist einen Schritt schneller und kann klären (30.).

Danach wieder gepflegte Langeweile auf dem Rasen, die Karlsruher können es nicht besser, die Eintracht will bisher nicht das Spiel machen und wartet ab. Dann die 44. Minute, die erste Ecke für die Eintracht von der rechten Seite. Bürger will schießen, wird jedoch zunächst von Schiedsrichter Weiner zurückgehalten, da Gegenstände auf das Spielfeld fliegen. Nicht mit mir, denkt sich Bürger und flankt präzise in den Strafraum, Schur steigt hoch und verlängert den Ball genau auf Guié-Mien. Dessen Bewacher Melkam schaut zu, als der Kongolese im Fünfmeterraum in aller Seelenruhe das Leder in die Maschen schiebt. Das 0:1 für die Eintracht. Und Trainer Kunz ist sauer über diese Halbzeit: "Die Eintracht war nicht besser, hat aber nicht solche Abwehrfehler gemacht."

Dabei haben die Karlsruher im direkten Gegenzug eine gute Tormöglichkeit. Bernhard Trares kommt auf der linken Seite an das Leder, läuft ein paar Meter und ist plötzlich frei, weil Wiedener und Tsoumou-Madza wohl schon beim Pausentee weilen. Doch Nikolov kann den harten Schuss glänzend parieren (45.). Willi Reimann hierzu: "Die rechte Abwehrseite hatte nur rumgetändelt, da war ich sehr böse."

Nach dem Wechsel das gleiche Bild auf dem Rasen. Die Adler ziehen sich gemütlich in die eigene Hälfte zurück und überlassen den Badenern das Fußball spielen, die hiermit jedoch offenkundig überfordert sind. Nur durch Standards ergibt sich so etwas wie eine Tormöglichkeit, doch die größte hat Albert Streit, als er einen Freistoß aus 25 Metern nur um Zentimeter am Tor von Becker vorbei setzt (56.). Den Badener Anhängern reicht es nun, ein gellendes Pfeifkonzert begleitet die immer neuen Angriffsversuche, die jedoch schon im Ansatz scheitern und auch Trainer Kunz moniert: “Mit den vielen Fehlpässen haben wir uns kollektiv das Selbstvertrauen weggenommen".

Es läuft schon die 76. Minute. Albert Streit läuft sich nach schönem Doppelpass mit Jermaine Jones im Strafraum frei, dann ein wuchtiger Schuss aus 10 Metern, doch Torhüter Becker kann mit dem Fuß gerade so zur Ecke klären. Wieder führt Bürger aus, das Leder fliegt in den Strafraum und wird diesmal vom Karlsruher Waterink verlängert, genau auf Guié-Mien, der am langen Pfosten lauert: Der Kongolese geht in die Luft und haut den Ball mit einem Seitfallzieher in die Maschen. Das 0:2 für die Eintracht. Genauso schön wie Guié-Miens 5. Saisontreffer ist sein nachfolgender dreifacher Flic-Flac und auch Trainer Reimann ist erfreut: “Guié-Mien hatte heute alle Freiheiten nach vorne, um sich auszutoben.“

Die nutzt er auch in der 84. Minute. Im Mittelfeld schnappt er sich das Leder und rennt einfach los, Karlsruhe ist ohnehin schon in Auflösung begriffen. Vom rechten Strafraumeck wuchtet er das Leder auf das Tor, doch diesmal kann Torhüter Becker retten. Nicht retten muss hingegen Oka Nikolov, als Torsten Kracht nach einer Ecke den Ball an die Latte köpft. Danach ist Schluss, in einem mühsamen Spiel holt sich die Eintracht einen, so Alexander Schur, “verdammt wichtigen Sieg“ und ist nun mit 12 Punkten Tabellendritter.

"Wenn wir heute gegen diese schwache Mannschaft nicht gewonnen hätten, hätte ich mich sehr gewundert", sagt hinterher auch Volker Sparmann, der designierte Vorstandsvorsitzende der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Zusammen mit dem Finanzvorstand Thomas Pröckl muss dieser einen neuen Hauptsponsor für die noch immer klammen Adler suchen, der "wirklich zu uns passen muss und nicht alleine bestimmen darf, wie das Gesicht von Eintracht Frankfurt aussieht." Octagon lässt grüßen, doch Sparmann bleibt Sparmann: "Bei meinem Namen ist es klar, das der rigide Sparkurs weiter beibehalten wird." (tr)

 

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