Eintracht
Frankfurt - Wacker Burghausen |
2. Bundesliga 2002/2003 - 5. Spieltag
0:2 (0:1)
Termin: So 15.09.2002 15:00
Zuschauer: 13.500
Schiedsrichter: Anklam (Hamburg)
Tore: 0:1 Stefan Frühbeis (30.), 0:2 Macchambes Younga-Mouhani (68.)
Eintracht | Wacker Burghausen |
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Bommers Burghäuser sind besser An der Grenze zu Oberösterreich liegt ein Städtchen mit knapp 18.000 Einwohnern, das es tatsächlich geschafft hat, als Meister der Regionalliga Süd in die Zweite Liga aufzusteigen. Trainiert werden die Oberbayern von “Ruuudi“ Bommer, der von 1992 bis 1997 84 Ligaspiele für die Adler absolvierte. Und nun will der Aufstiegstrainer die Eintracht “ein bisschen ärgern“. Doch Bange machen gilt nicht. Mit einer offensiveren Aufstellung als zuletzt bei der 2:3-Niederlage in Köln will Trainer Reimann die bislang sieglosen Bayern in ihre Schranken weisen. Anstelle von Schur und Wiedener spielen heute der endlich aus dem Kongo heimgekehrte Guié-Mien und - erstmals in dieser Saison von Beginn an - Ervin Skela. Nach dem dritten Unentschieden der Saison gegen Aachen ändert Rudi Bommer sein Team nur auf einer Position, für Forkel spielt heute Burghartswieser. Keine Überraschung, die Oberbayern sind sehr defensiv aufgestellt. Lediglich der Kongolese Macchambes Younga-Mouhani und - wie passend - Festus Agu, der vom Regionalligisten VfR Ahlen zu den Bayern kam, sollen vor der Abwehrfestung für Entlastung sorgen. Von Beginn an macht die Eintracht viel Druck, der Ball läuft sehr schön im Mittelfeld über Skela, Bürger und Branco. Guié-Mien rückt immer wieder in die Spitze und hat gleich zu Beginn zwei Chancen, nutzt diese aber nicht (3.). Auch Ervin Skela schießt sich warm, erst prüft er Torhüter Wehner mit einem Freistoß aus knapp 25 Metern (6.), danach verfehlt er nach feinem Doppelpass mit Montero auf der linken Seite das Tor nur knapp (7.). Burghausen kann sich bisher nicht befreien, immer wieder landet das Leder in der Hälfte der Oberbayern. Die 12. Minute, Jermaine Jones passt zu Uwe Bindewald, der sich auf der rechten Außenbahn freigelaufen hat. Zico flankt zu Guié-Mien, der sofort abzieht, aber wieder ist Torhüter Wehner zur Stelle. Da hätte er mehr draus machen müssen. Nachdem Burghausen in der 16. Minute dann doch die erste Möglichkeit durch einen Freistoß hat, kann sich Oka Nikolov wieder ausruhen, nur die Eintracht spielt, diesmal über Skela auf der linken Seite. Der Albaner flankt scharf in den Strafraum auf Kryszalowicz, diesmal reagiert „Polen-Paule“ und knallt das Leder sofort auf das Tor. Torhüter Wehner lässt ihn nur abklatschen, der Ball rollt Richtung Torlinie, aber da ist Schmidt und kann den Ball von der Linie kratzen (25.). Dann ein Foul von Guié-Mien im rechten Mittelfeld, es gibt Freistoß aus über 30 Metern. Nikolov geht auf Nummer sicher und stellt eine Mauer aus vier Mann. Roland Bonimeier schlägt das Leder hoch und weit in den Strafraum, Nikolov klebt auf seiner Linie, nicht aber Stefan Frühbeis. Branco, umringt von vier Oberbayern, kann nur zuschauen, als Frühbeis den Ball völlig frei in den Kasten haut. Das 0:1 für Burghausen (30.). Die ca. 100 Anhänger des Städtchens feiern und Trainer Willi Reimann ist erbost: "Der Ball war 60 Meter unterwegs, da kann ich meine Mütze auf den Ball werfen." Burghausen zieht sich nun weit zurück in die eigene Hälfte und vorbei ist es mit der spielerischen Herrlichkeit der Adler, der Ball wird tumb quer gespielt. Wo sind sie, die Pässe der Herren Skela und Jones, die außerhalb des Platzes viel über ihre Ansprüche redeten? Die Taten lassen sie nicht folgen. Aber auch Guié-Mien ist heute nicht wiederzuerkennen, keine Dribblings, keine überraschenden Spielzüge, viel zu wenig kommt bislang von dem Kongolesen. Aber dann, es läuft bereits die 42. Spielminute, setzt er sich in der Mitte durch, kommt unbedrängt in den Strafraum und schießt. Torhüter Wehner bedankt sich und Willi Reimann wettert: "Freier kann man nicht vor dem Tor stehen." Dann ist Halbzeit - erstmals ein Rückstand nach 45 Minuten und erste Pfiffe vom Frankfurter Publikum. Trainer Reimann reagiert und bringt für den gelb-rot-gefährdeten Branco Albert Streit ins Spiel. Streit sorgt zunächst auch für Belebung auf der rechten Seite. Ein Pass auf Guié-Mien, dann ein schneller Doppelpass mit Kryszalowicz und der Kongolese hat freie Bahn. Kurz vor dem Elfmeterpunkt schlenzt er den Ball vorbei an Torhüter Wehner, doch die Kugel rollt um Zentimeter am Pfosten vorbei (50.). Dann die 56. Minute, Albert Streit setzt sich auf der rechten Seite durch, ein schneller Schlenker in die Mitte und auch er steht völlig frei vor Torhüter Wehner. Aber es ist wie verhext, auch er kann ihn aus spitzem Winkel nicht überwinden. Doch diese Angriffe bleiben die Ausnahme, die Adler spielen zwar ständig in der Hälfte der Oberbayern, doch diese Kurz- und Querpässe können weder Rudi Bommer noch seine Spieler ärgern. Wohl aber Willi Reimann, der erneut wechselt und Diakité für Bürger bringt (63.). Jetzt stehen sie sich gegenseitig im Weg rum, die Techniker. Noch immer kein Druck nach vorne und die Frankfurter Fans skandieren lauthals: “Kämpfen und siegen!“ Wie dies geht, zeigt nun Younga-Mouhani. Uwe Bindewald ist am Ball, aber kein freier Mann in Sicht, also schnell ein Rückpass zu Nikolov, der wird’s schon richten. Doch der Pass ist zu langsam, der Stürmer spritzt dazwischen und schlenzt den Ball unhaltbar für Oka Nikolov in die Maschen. Das 0:2 für Burghausen (68.). Kopfschütteln bei Spielern und Fans, einige Unverbesserliche pfeifen gar Oka Nikolov aus, der dies jedoch gelassen sieht: „Es ist jedes Jahr dasselbe, die Diskussionen belasten mich nicht und bringen mich nicht zum Grübeln, dafür habe ich hier genug erlebt." Einiges ändert sich halt nie, erst recht nicht in Frankfurt. Die Adler drängen weiter nach vorne, doch ohne Ideen, ohne Durchschlagskraft, Burghausen macht hinten dicht und Streit, Guié-Mien und Diakité spielen sich brav das Leder zu, während Kryszalowicz und Jones vorne ein wenig durch die Gegend traben. Dabei spielen sie nur gegen zehn Mann, denn nach einer fröhlichen Diskussion mit Schiedsrichter Anklam darf der Torschütze Younga-Mouhani nach 70 Minuten duschen gehen. Vielleicht hätten es noch ein paar Spieler weniger sein müssen, doch das Spiel bleibt so, wie es Willi Reimann später in einem Satz zusammenfasst: "Ich bin sehr enttäuscht über die Art und Weise, wie wir uns präsentiert haben.“ Dann die 90. Minute, plötzlich kommt Bakary Diakité kurz vor dem Fünfmeterraum an das Leder, er hat alle Zeit der Welt, knallt das Leder aber lieber aus dieser Distanz weit über die Latte. Das passt zum Spiel der Eintracht, wie auch Reimann meint: "Wir hätten heute noch zweimal spielen können und hätten kein Tor geschossen." Das war es, nach der zweiten Niederlage in Folge findet sich die Eintracht auf Rang 6 wieder und tritt in der kommenden Woche beim aktuellen Tabellenschlusslicht Karlsruhe an. (tr)
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