Rot-Weiß Erfurt - Eintracht Frankfurt

DfB-Pokal 2002/2003 - 1. Runde

2:3 n.V. (2:2, 0:1)

Termin: So 01.09.2002, 15:00
Zuschauer: 8.500
Schiedsrichter: Schiedsrichter: Michael Weiner (Hildesheim)
Tore: 0:1 Rolf-Christel Guié-Mien (17.), 1:1 Enis Dzihic (52.), 1:2 Jermaine Jones (68.), 2:2 Branko Okic (85.), 2:3 Ervin Skela (118.)

>> Spielbericht <<

Rot-Weiß Erfurt Eintracht

     

  • Christian Apel
  • Danny Bach
  • Thomas Gansauge
  • Norman Loose
  • Carsten Sträßer
  • Torsten Ziegner
  • Björn Laars
  • Patrick Hornung
  • Branko Okic
  • Ronny Hebestreit
  • Enis Dzihic

 

 

Wechsel

  • Henri Fuchs für Björn Laars (75.)
  • Silvio Pätz für Enis Dzihic (93.)

Wechsel

Trainer

  • Jens Große

Trainer

Der kleine Schlag mit dem Kochtopf

Nach drei Spieltagen mit 8:0 Toren und 9:0 Punkten sollte bei der Eintracht eigentlich alles im Lot sein, dennoch gibt es Unruhe kurz vor dem Spiel der 1. Pokalhauptrunde gegen den ebenfalls bislang ungeschlagenen Regionalligisten FC Rot-Weiß Erfurt. Die Wechselgerüchte um Pawel Kryszalowicz und Hannover 96 haben sich zwar zerschlagen und auch Serge Branco hat inzwischen seinen Vertrag mit um ca. 30% gekürzten Bezügen akzeptiert, dafür wurde jedoch bestätigt, dass der bislang beste Spieler dieser Saison, Rolf-Christel Guié-Mien, eine Ausstiegsklausel im Vertrag hat, nach der er zur Winterpause für 250.000 Euro wechseln könnte. Grund für diese Option sind die Gehaltskürzungen um 30 bis 40% zu Beginn dieser Saison.

Ausblick: Am 3. Januar 2003 wird Guié-Mien diese Option ziehen und ohne viel Worte zu verlieren, zum Ligakonkurrenten nach Freiburg wechseln. Der 1999 für ca. 2 Millionen Euro von Karlsruhe geholte Kongolese war übrigens seinerzeit ein Wunschspieler von Trainer Berger und Präsident Rolf Heller. Eben diesen Rolf Heller hat es inzwischen nach Erfurt verschlagen, wo der AOK-Mann nebenberuflich im Aufsichtsrat von Rot-Weiß Erfurt sitzt und für die sportlichen Belange zuständig ist.

Gut, dass die rund 1.500 Frankfurter Fans, die heute nach Erfurt reisen, nicht in die Zukunft schauen können und von diesem Wechsel nichts ahnen - der Empfang des Mittelfeldspielers wäre nicht ganz so herzlich ausgefallen.

Von Beginn an sind die Adler, die mit der gleichen Aufstellung wie beim 2:0-Sieg gegen Greuther Fürth spielen, hellwach, bereits in der eigenen Hälfte werden die Erfurter angegriffen. Die Thüringer kommen mit dieser Spielweise überhaupt nicht zurecht, die Fehlpässe der Gastgeber häufen sich und die Frankfurter bestimmen so das Spiel. Gute Chancen ergeben sich in der Anfangsphase dennoch nicht. Dann eine erste Schrecksekunde, Tsoumou-Madza prallt bei einem Kopfballduell mit einem Thüringer Eisenschädel zusammen und zieht sich eine klaffende Wunde am Hinterkopf zu, doch dick bandagiert geht es weiter für den zweiten Kongolesen im Team der Eintracht (15.).

Wieder wird ein Angriff der Erfurter abgefangen. Henning Bürger ist auf der linken Seite am Ball, er stoppt und schlägt dann einen Pass über 50 Meter in Richtung des rechten Strafraumecks. Genau richtig für Guié-Mien, der sich gerade freiläuft. Er nimmt Maß und knallt das Leder aus 17 Metern genau unter die Latte des verdutzten Torhüters Christian Apel. Das 0:1 für die Eintracht (17.).

Kurz darauf hat Jens Keller die große Chance, auf 2:0 zu erhöhen, doch sein Schuss nach einer Ecke prallt gegen den linken Pfosten (20.). Und es bleibt bei dem überlegenen Spiel der Adler, aber sie versäumen es, den Vorsprung auszubauen. Nach 30 Minuten berappeln sich die Erfurter wieder ein wenig, auch weil die Eintracht nun nicht mehr so zielstrebig nach vorne spielt wie zuvor. Dann bekommt der künftige Spieler des FSV Frankfurt, Enis Dzihic, eine Torchance: Im Strafraum kommt Dzihic an das Leder, Tsoumou-Madza, verunsichert durch seinen Kopfverband, ist da und klärt, jedoch viel zu rabiat, Schiedsrichter Michael Weiner entscheidet auf Elfmeter (36.). Carsten Sträßer läuft an und knallt das Leder auf das Tor, Oka Nikolov ahnt die Ecke und kann parieren! Es bleibt beim 0:1 für die Eintracht (37.).

Erfurt bestimmt nun das Spiel, meist über Branko Okic, der Alexander Schur vor größere Probleme stellt. Ein ums andere Mal muss Schur den Bosnier unsanft stoppen, gelbverwarnt ist „Schui“ bereits. So entschließt sich Trainer Reimann in der 40. Minute, Andree Wiedener für den Frankfurter Buben zu bringen.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit das gleiche Bild, Erfurt ist nun engagierter, bei den Adlern schleichen sich Fehler ein. So auch in der 51. Minute, als Branco und Keller sich am Mittelkreis nicht einige werden und sich Patrick Hornung das Leder schnappt und Richtung Tor durchstartet. Jens Keller verfolgt Hornung, doch der Ex-Wehener behält die Übersicht und passt den Ball kurz vor dem linken Strafraumeck zurück in die Mitte auf den mitgelaufenen Dzihic. Der Bosnier zögert nicht lang und drischt das Leder unhaltbar für Oka Nikolov ins Tor. Das 1:1 (51.).

Die Eintracht reagiert nicht geschockt, im Gegenteil. Endlich werden die Thüringer wieder da angegriffen, wo es ihnen wehtut, nämlich in der eigenen Hälfte. Nur einer der Adler hängt in der Luft, die ihm wohl auch ganz offenkundig fehlt. So wechselt Trainer Reimann in der 61. Minute im vierten Pflichtspiel Pawel Kryszalowicz zum vierten Mal aus. Für ihn kommt, ja, er ist es tatsächlich, der inzwischen dank moderner Chemie erblondete Ervin Skela. Und die Einwechslung zahlt sich aus, der Druck der Adler nimmt zu. Es ist die 67. Minute, wieder einmal ist es Hennig Bürger, der sich auf der linken Außenbahn durchsetzt. Dann eine schöne Flanke in die Mitte und da kommt Jermaine Jones. Volley knallt er den Ball im Strafraum ins Eck. Das 1:2 für die Eintracht (67.). Dauerläufer Hennig Bürger nach dem Spiel: "Gut, dass wir jetzt über eine Woche kein Spiel haben. Diese Pause brauche ich jetzt auch."

Auch danach erspielt sich die Eintracht weitere Chancen, doch der Ball will nicht in das Tor der Thüringer, so auch in der 81. Minute. Andree Wiedener drischt den Ball aus gut 20 Metern an die Latte, das Leder kommt zu Serge Branco, doch aus 5 Metern versagen dem Kameruner die Nerven völlig, müde rollt sein Nachschuss neben das Tor. Das wäre es doch gewesen. Trainer Reimann ist nicht begeistert und wechselt Branco noch in der gleichen Minute aus, Albert Streit kommt ins Spiel.

Es läuft die 85. Minute, wieder nutzt Patrick Hornung eine Unachtsamkeit im defensiven Mittelfeld. Nach einem Sprint auf der linken Seite flankt er den Ball auf Okic, der das Leder im Strafraum an Torhüter Oka Nikolov vorbei ins Tor schlenzt. Es steht 2:2 und Trainer Reimann ärgert sich über diesen Spielstand nach 90 Minuten: "Einige wollten mit möglichst minimalem Aufwand den Sieg heimschaukeln."

In der Verlängerung entwickelt sich nun ein anderes Spiel. Kein aggressives Forechecking der Frankfurter, der Ball wird kontrolliert nach vorne gespielt, bloß kein Gegentor fangen. Auch die Thüringer verlegen sich auf kontrollierteste Offensive, so dass Chancen Mangelware bleiben.

Es läuft schon die 118. Minute, Jermaine Jones kämpft sich auf der linken Außenbahn frei und schlägt eine präzise Flanke vor den Strafraum auf Ervin Skela. Der Blondschopf bekommt das Leder und schießt ihn ins Netz. Das 2:3 für die Eintracht. Die Fans sind begeistert, “Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, schallt es den Erfurter Anhängern lautstark entgegen.

Kurz darauf ist Schluss. Ein verdienter Pokalsieg, den sich die Adler durch die mangelhafte Chancenverwertung selbst schwergemacht haben. Auch Henning Bürger lamentiert: "Unverständlich: Warum braucht man immer einen kleinen Schlag mit dem Kochtopf, um auf dem Boden zu bleiben?"

In der nächsten Runde geht es erneut in den Osten, Hansa Rostock wird der Gegner am 5. November sein. (tr)

 

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