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Hannover 96 - Eintracht Frankfurt |
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2. Bundesliga 2001/2002 - 31. Spieltag
1:2 (1:2)
Termin: Sa 13.04.2002 15:00
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
Tore: 1:0 Babacar N´Diaye (10.), 1:1 Sasa Ciric (16.), 1:2 Alexander Schur (32.)
Hannover 96 | Eintracht Frankfurt |
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Ein schön bedeutungsloser Auswärtssieg “Wir machen alles in Ruhe und wir wissen, was wir tun“, wird Sportvorstand Tony Woodcock nicht müde, zu betonen. Doch tatsächlich herrscht seit Wochen Stillstand in Sachen Trainer- und Spielerverpflichtungen. Auch die bislang erfolglose Suche nach einem Investor, die Insolvenz von Fernsehgeldgeber Kirch-Media und die stockenden Verhandlungen um den Transfer von Christoph Preuß nach Leverkusen macht alles nicht einfacher, “weil bei uns alles mit allem zusammen hängt“, meint Präsident Peter Fischer, der immerhin bestätigen kann, dass es Gespräche mit potentiellen Investoren gibt. Auch Armin Kraaz, dem vor vier Wochen die Bürde als Interims-Trainer zugetragen wurde, macht sich angesichts der spielerischen Leistungen und der fehlenden Motivation einiger Spieler so seine Gedanken: "Ich hoffe, mir ergeht es nicht so wie Rolf Dohmen im vergangenen Jahr."
Bereits vor 14 Tagen konnte Hannover mit einem 6:0-Heimsieg gegen Schweinfurt nach 13 Jahren Abstinenz wieder den Aufstieg in die Bundesliga feiern. So hat das vorletzte Heimspiel für die Niedersachsen sportlich ebenso wenig Bedeutung wie für die Eintracht, so dass sie lieber die Zukunft planen. "Wir wollen Hannover zu einer Marke wie den SC Freiburg aufbauen", fabuliert Trainer Rangnick, der mit dem jetzigen Stand der Planungen nicht zufrieden ist und sich unmittelbar nach dem heutigen Spiel noch einmal mit Klub-Chef Martin Kind und dem Aufsichtsratsvorsitzenden Wendt zu einem “Gipfelgespräch“ zusammensetzen will. Doch was soll sich der Trainer auch Gedanken über das heutige Spiel machen, 69 Treffer haben sie bereits erzielt, davon alleine 36 die Sturmreihe mit Stendel, Casey und dem in der letzten Woche noch suspendierten Simak, die heute beginnen wird. Sportlich nicht auffällig, dafür sind es einige wenige der rund 1000 Fans, die heute für negative Eintracht-Schlagzeilen sorgen. Rauch verhüllt die Westtribüne, ein paar Fahnen brennen und gut zwanzig Leuchtspurraketen fliegen vor dem Anpfiff auf das Spielfeld und auch in die Ränge, so dass die Polizei mit einer Hundertschaft in den Block strömt um am Ende des Tages über einhundert meist Frankfurter Fans vorläufig festgenommen werden. “Sie bekommen als Dankeschön für ihre Unterstützung einen Sonderzug gestellt und nutzen das aus, um sich voll daneben zu benehmen. Dafür habe ich überhaupt kein Verständnis. Dieses Verhalten wirft auch ein falsches Licht auf die Mehrzahl unserer Fans“, ärgert sich Armin Kraaz, als das Spiel von Knut Kircher endlich angepfiffen wird.
Nun wirkt der Tabellenführer vollends geschockt, kaum etwas will noch gelingen, während die Eintracht fast schon fahrlässig mit den sich bietenden Kontermöglichkeiten umgeht. Bis zur 45. Spielminute jedenfalls, als ein langer Pass bei Kryszalowicz landet, der sich auf dem Weg in den Strafraum macht, wo ihn der entgegen rauschende Torhüter Wehlmann unsanft von den Beinen holt. Aber Schiedsrichter Kircher bleibt konsequent und die Pfeife erneut zu Unrecht stumm, so dass es mit der 2:1-Führung für die Eintracht in die Pause geht. Im zweiten Abschnitt bestimmt Hannover jetzt das Spiel und drängt die Gäste zwar weit in die eigene Hälfte. Aber diesmal kämpfen sie weiter, lassen sich nicht hängen. "Die Mannschaft ist gelaufen, und die Mannschaft hat auch gekämpft", stellt nicht nur Tony Woodcock zufrieden fest. In der Tat, Sim und Rada stehen bombensicher, Jones bolzt mit viel Einsatz jeden Ball in seiner Nähe nach vorne und auch Preuß und Schur ackern, so dass es kein Durchkommen für den Spitzenreiter gibt, der es fast ausschließlich durch die Mitte probiert. Die Eintracht ihrerseits spielt die wenigen Kontermöglichkeiten, die sie hat, nicht konsequent zu Ende, so dass Torszenen bis kurz vor Schluss absolute Mangelware sind. Erst da wird es noch einmal gefährlich, aber Nikolov ist trotz Beschäftigungslosigkeit hellwach geblieben. So kann er Simaks Kracher von der Strafraumgrenze mit den Fingerspitzen über die Latte lenken (88.) und in der Nachspielzeit den Schuss von Stendel im Nachfassen parieren. Es bleibt beim insgesamt verdienten 2:1, der ersten und einzigen Heimniederlage für Hannover in dieser Saison, die die Eintracht in der Tabelle allerdings auch nicht vorwärts bringt. Spannend bleibt es auf den Aufstiegsrängen, denn erneut hat Bochum gewonnen während Mainz und Fürth nur einen Zähler geholt haben. Zwei neue Gegner für die kommende Saison stehen inzwischen auch fest, denn neben St. Pauli hat der 1. FC Köln nur noch theoretisch die Möglichkeit, erstklassig zu bleiben. Um die Zweitklassigkeit kämpft hingegen Unterhaching, das trotz eines Sieges auf Rang 15 verharrt. Was für die Eintracht noch von Bedeutung sein wird…
Armin Kraaz: "Endlich haben wir eine lange Serie von Auswärtsniederlagen beendet. Es war ein verdienter Sieg, der gezeigt hat, dass wir mit jeder Mannschaft in dieser Liga mithalten können. Aber warum wir dies nicht über einen längeren Zeitraum bewiesen haben, ist eine Frage, die unbeantwortet bleiben wird.“ Alexander Schur: “Endlich war der eine für den anderen da. In uns steckt doch Teamgeist. Unser Sieg ist das Produkt unserer Einstellung." Gerd Wimmer: "Die Mannschaft hat gezeigt, was möglich gewesen wäre. Aber jetzt ist es zu spät." Tony Woodcock zu den Verhandlungen mit Alex Schur: “Wir wollen Alexander Schur behalten, er hat ein sehr gutes Angebot vorliegen.“ Alexander Schur ein paar Tage später: “Wir hatten uns schon auf eine Vertragsverlängerung geeinigt und auf einmal waren die Zahlen wieder anders. Ich fühle mich schlicht und einfach verarscht, wenn die Eintracht nicht mehr mit mir plant, sollen sie es sagen. Wie mit mir umgegangen worden ist, kann man sich mit keinem fremden Spieler erlauben, die hätten alle schon dankend abgewunken.“
Viel Show und Tamtam gibt es mal wieder vor 350 geladenen Gästen in der Alten Oper Frankfurt, als der Fußballweltverband Fifa zusammen mit dem WM-Organisationskomitee unter der Leitung von Franz Beckenbauer verkündet, welche zwölf der fünfzehn Bewerber in Deutschland WM-Standort werden. Frankfurt erhält erwartungsgemäß den Zuschlag, während Düsseldorf, Mönchengladbach und Bremen leer ausgehen und es vor allem in der Hansestadt lange Gesichter und schwere Vorwürfe gibt. DFB-Ehrenpräsident Braun soll nämlich Bremen eine Zusage gegeben haben, doch Hannover, die Heimatstadt von Bundeskanzler Schröder bekommt den Zuschlag. Das Eröffnungsspiel wird in München, das Finale in Berlin stattfinden. (tr)
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