VfL Bochum - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2001/2002 - 29. Spieltag

3:0 (2:0)

Termin: Mo 01.04.2002 20:15
Zuschauer: 17.500
Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin)
Tore: 1:0 Hilko Ristau (3.), 2:0 Thomas Christiansen (45., Foulelfmeter), 3:0 Thomas Christiansen (58.)

 

>> Spielbericht <<

VfL Bochum Eintracht Frankfurt

     

  • Rein van Duijnhoven
  • Hilko Ristau
  • Thomas Reis
  • Mirko Dickhaut
  • Sören Colding
  • Sebastian Schindzielorz
  • Sergej Mandreko
  • Dariusz Wosz
  • Slawo Freier
  • Delron Buckley
  • Thomas Christiansen

 

 

Wechsel

  • Michael Bemben für Dariusz Wosz (61.)
  • Vahid Hashemian für Delron Buckley (68.)
  • Martin Meichelbeck für Sergej Mandreko (77.)

Wechsel

Trainer

  • Peter Neururer

Trainer

Sie hören einfach nicht zu…

Theoretisch ist es noch möglich… “Aber ich bin Realist. Um überhaupt noch eine Aufstiegschance zu haben, müssten wir schon alle unsere letzten sechs Spiele gewinnen“, entgegnet Armin Kraaz den Rechenkünstlern, hofft aber dennoch auf einen Dreier beim Mitabsteiger und aktuellen Tabellenfünften aus Bochum: “Wenn wir gewinnen, hätten wir übernächsten Montag gegen Mainz mal wieder ein volles Waldstadion.“ Hierfür setzt der Interims-Trainer auf eine defensive Grundaufstellung mit Schur und Rasiejewski vor der Dreierabwehr aus Wiedener, Rada und Bindewald. Auf der linken Außenbahn spielt Gemiti für den an der Leiste verletzten Gebhardt und auf rechts überraschend mal wieder Wimmer, so dass Mutzel und Maljkovic aus dem Kader und die Youngsters Preuß, Streit und auch Famewo auf die Bank rutschen. Denn neben Kryszalowicz ersetzt nicht der 18-jährige Nigerianer die angeschlagenen Ciric sowie Yang, sondern der nach Meinung des Trainers “robustere“ Jones.

Während in Frankfurt nur noch Fantasten einen Pfifferling auf den Wiederaufstieg setzen, hat sich Bochum mit sechs Siegen aus den letzten sechs Begegnungen in der Spitzengruppe festgebissen, so dass Trainer Neururer, der seinen Vertrag vor drei Wochen verlängerte und Manager Knüwe bereits insgeheim am Bundesligateam für die nächste Saison basteln. Eine wichtige Rolle spielen hierbei die Defensivroutiniers Thomas Reis und Mirko Dickhaut, die als “junge Wilde“ bei der Eintracht kickten, bevor sich ihre Wege 1997 wieder an der Ruhr kreuzten. Auch heute stehen beide in der Startformation und sollen hinten dicht machen, während Freier sowie Buckley auf den Außenbahnen und Kapitän Wosz hinter der einzigen Spitze Christiansen für Tore sorgen sollen.

Über 2000 Frankfurter Fans begleiten die Eintracht am Ostermontag an die Ruhr und einige sorgen für heftigen Rauch im Block, der den Frankfurtern auf dem Platz scheinbar die Sinne benebelt. Denn nach einem Foul von Kryszalowicz an Wosz gibt es nach gut zwei Minuten Freistoß für Bochum von der rechten Seite. Wosz selbst schlenzt das Leder in den Strafraum, Bindewald schaut entgeistert, Jones schläft und der rechtzeitig startende Verteidiger Ristau zimmert die Kugel aus fünf Metern volley zum 1:0 in die Maschen. “Obwohl ich mindestens drei Mal die Zuordnungen verteilt hatte, halten wir ihnen das Tablett hin und sagen, bedient euch", schüttelt Armin Kraaz verärgert den Kopf und auch Tony Woodcock ist angefressen über Jones, der für Ristau eingeteilt war: "Die hören einfach nicht zu, wie ein Besessener hat der Trainer auf sie eingeredet, bei Standards die Zuordnungen einzuhalten. Und dann das, da war das Spiel schon gelaufen.“

Die Eintracht wirkt kurz geschockt, während Bochum mit Wosz nachsetzt, der sich diesmal auf der linken Seite durchdribbelt und von der Torauslinie zurück in die Mitte flankt. Der aufgerückte Reis ist zur Stelle, aber Nikolov zum Glück auch (7.). Immerhin berappelt sich jetzt auch der Rest der Frankfurter, so dass die Eintracht ihre erste Chance durch Kryszalowicz nach schöner Flanke von Wimmer hat, aber ebenso an van Dunijnhoven scheitert wie Schur drei Minuten später mit seinem Schuss aus fast 30 Metern Torentfernung (13.).

Danach entwickelt sich ein verbissenes Spiel im Mittelfeld mit wenigen Torchancen, so dass erst nach 27 Minuten mal wieder ein Raunen durch die Zuschauer geht. Erst tänzelt Kryszalowicz wie zu seinen besten Zeiten vier Mann aus, bringt aber keinen Schmackes mehr in seinen Schuss und Sekunden später setzt Wimmer eine Freistoßflanke von Gemiti aus halbrechter Position nur um Zentimeter neben den linken Pfosten. Aber zum Glück fehlt Bochum auch das Zielwasser, als erst Ristau seinen Kopfball knapp über die Latte setzt und nur eine Minute später Buckley aus kurzer Distanz an Nikolov scheitert (31.).

Mehr Zielwasser hat da Wosz, als er mit dem Rücken zu Schiedsrichter Fröhlich Rasiejewski den Ellbogen derart ins Gesicht haut, dass dieser benommen liegen bleibt. Da jedoch auch der Linienrichter nichts mitbekommen hat, geht das Spiel nur mit einem Freistoß für die Eintracht weiter (32.). Erst zwei Tage später erhält der Bochumer Kapitän die Quittung und wird nach Auswertung der Fernsehbilder wegen “krass sportwidrigem Verhalten“ vom DFB-Sportgericht für vier Spiele gesperrt. Zu spät für die Eintracht, denn Rasiejewski macht sichtlich benommen weiter, was sich Minuten später rächen wird. Doch zunächst hat die Eintracht noch eine Torchance, als sich Kryszalowicz im Laufduell gegen Ristau durchsetzt und zu Guié-Mien im Strafraum passt. Aber Colding hat aufgepasst und kann mit einer Grätsche in letzter Sekunde klären (40.).

Dann die 45. Spielminute, Wiedener findet keine Anspielstation und entscheidet sich für einen schlampigen Rückpass auf Rasiejewski. Der geht im Gegensatz zum heran stürmenden Christiansen nicht richtig zum Ball, so dass der auf dem Weg in den Strafraum ist und Zentimeter vor der Linie vom 27-Jährigen von den Beinen geholt wird. Nach einem Blick zum wohl kurzsichtigen Linienrichter, der sich seiner Sache sicher ist, entscheidet Schiedsrichter Fröhlich zum Entsetzen der Frankfurter auf Elfmeter. Der gefoulte Christiansen nimmt das Geschenk dankbar entgegen und verwandelt trocken zum 2:0-Pausenstand. "Mir war selbst in der Pause noch teils schwarz vor Augen", entschuldigt sich der von Wosz Geschlagene und bleibt zur Halbzeit in der Kabine, während selbst VfL-Trainer Neururer meint: "Ja, das Foul war klar außerhalb, doch diesmal war nun mal das Glück auf unserer Seite.“

Zur zweiten Halbzeit kommt Nemeth für Rasiejewski, während die Bochumer im eigenen Stadion derart aufdrehen, dass den Frankfurter Abwehrspielern ebenfalls schwarz vor Augen wird. Denn nach einer schnellen Kombination über Buckley und Christiansen stürmt Freier mutterseelenallein auf Nikolov zu, der zum Glück geschickt den Winkel verkürzt und den höheren Rückstand verhindern kann (54.). Nur drei Minuten später wird ein Frankfurter Angriffsversuch abgefangen und Bindewald sieht sich Christiansen, Wosz und Freier alleine gegenüber. Allerdings sind sie zu verspielt und setzen den Ball ebenso neben den Kasten wie Buckley Sekunden später (57.). Doch kurz nach dieser Aktion ist es geschehen. Nach einer eigentlich viel zu langen Flanke von Freier werden sich Wiedener und Schur auf der rechten Außenbahn nicht einig und der heran rauschende Colding freut sich. Er flankt einfach in die Mitte und Christiansen befördert die Kugel mit der Hacke zum 3:0 ins Netz (58.). “Wir haben Bochum mehrmals das Tablett mit Geschenken gereicht“, schimpft Schur wohl auch über sich selbst.

Kurz darauf nimmt Trainer Neururer Wosz vom Platz, um eine vermeintliche Gelbsperre zu vermeiden und bringt Bemben, während sich die Eintracht gastfreundlich in ihre Einzelteile zerlegen lässt, obwohl der VfL einen Gang zurück schaltet. Nachdem Buckley sich auf links durchsetzt und Christiansen in den Lauf spielt, ist es wieder Nikolov, der mit einer glänzenden Parade ein Debakel verhindert, während seine Vorderleute sich nur gegenseitig ratlos anschauen und Armin Kraaz am Seitenrand ebenso laut und wild wie vergeblich versucht, Ordnung in die desolate Hintermannschaft zu bringen (64.). Schließlich wechselt er zwei Minuten später Preuß für den heute absolut schwachen Guié-Mien ein, während die Frankfurter Fans “Wir haben die Schnauze voll“ oder "Wir haben genug und gehen jetzt heim“ singen und lautstark “Ehrmantraut“ fordern.

“Hotte“ kommt nicht, dafür aber nach 80 Minuten Wenczel, während ein Großteil der Fans bereits die Westtribüne verlässt, um die Heimreise anzutreten oder sich vor der Haupttribüne zu versammeln. Verpasst haben sie nicht viel außer einem Kopfball von Schur, der knapp das Ziel verfehlt (81.) und der fünften gelben Karte für Wimmer in der Schlussminute.

Nach der achten Saisonniederlage bleibt die Eintracht auf Rang 7 und kann bei 10 Punkten Rückstand nicht einmal mehr theoretisch auf einen Aufstiegsrang rutschen. Frust macht sich breit und so versuchen gut 100 Fans, den Mannschaftsbus der Eintracht mit einer Sitzblockade nach dem Spiel an der Heimreise zu hindern. “Was willst du Gescheites sagen, wenn du gerade 0:3 verloren hast? Ich habe Verständnis für die Leute, die Ängste vor dem totalen Zusammenbruch haben. Das Pulverfass ist kurz vor der Explosion", meint Alex Schur, der ebenso wie Tony Woodcock mit den Anhängern spricht und Verständnis äußert: "Wenn die Fans solch eine lange Reise antreten und dann so einen Leistung zu sehen bekommen, dann ist es verständlich, wenn sie so reagieren." Auch wenn das regionale Hitradio mal wieder von Ausschreitungen zwischen Hooligans und der Polizei berichtet, bleibt es in Wirklichkeit ruhig und schon ein paar Minuten später kann der Mannschaftsbus nach Frankfurt aufbrechen. Immerhin eine nette Geste ist es, dass die Eintracht den Fans als kleine Entschädigung für die so blamablen Vorstellungen für das Spiel in Hannover einen kostenlosen Sonderzug zur Verfügung stellen wird. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Kraaz: "Der Sieg war aufgrund der zweiten Halbzeit verdient, in der ersten Halbzeit war die Partie ausgeglichen. Es gab Chancen auf beiden Seiten und wir sind unglücklich in Rückstand geraten, dazu kam der unberechtigte Elfmeter. In der zweiten Hälfte haben wir mal wieder den Faden verloren, uns vorführen lassen und können von Glück reden, am Ende nur 0:3 verloren zu haben. Die Unterstützung der Fans in der ersten Halbzeit war toll, ihre Enttäuschung gegen Ende der Partie verständlich."

Jörg Berger, Aachen-Trainer und Zuschauer: "Wer so dumme Fehler macht, darf sich nicht wundern, wenn er am Ende als Verlierer vom Platz geht."

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