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SpVgg Greuther Fürth - Eintracht Frankfurt |
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2. Bundesliga 2001/2002 - 25. Spieltag
1:1 (1:0)
Termin: So 03.03.2002 15:00
Zuschauer: 11.500
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hildesheim)
Tore: 1:0 Rachid Azzouzi (20., Foulelfmeter), 1:1 Sasa Ciric (58., Foulelfmeter)
SpVgg Greuther Fürth | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Show-down für Martin Andermatt "Es gab eine Meinungsverschiedenheit unter Männern.
Wenn ich ihn geschlagen hätte, hätte er das Training nicht
verfolgen können. Er will Unruhe stiften, darauf habe ich keinen
Bock und habe ihm deshalb gesagt, dass er verschwinden soll", erzählt
Alexander Schur von seinem Kabinentreffen mit Serge Branco, der gegen
seine Abschiebung zu den Amateuren und für eine Rückkehr ins
Auch die im Umfeld kursierenden Gerüchte über seine angeblich anstehende Ablösung lassen ihn in der Pressekonferenz kalt. Stoisch referiert er nur über das anstehende Spiel: "Ich habe keinen Grund die Mannschaft in Fürth zu ändern. Schließlich hat sie beim 2:0 über Duisburg gezeigt, dass sie mit Drucksituationen umgehen kann, auch wenn manche meinen, wir hätten 6:0 gewinnen müssen." Dass dies ein Auftritt Not gegen Elend war, verschweigt er. Ebenfalls, dass ein Sieg beim Tabellendritten Pflicht ist, um den Abstand auf die Aufstiegsplätze auf vier Punkte zu verringern. So beginnt die Eintracht mit Ciric und Yang statt Kryszalowicz im Sturm. Wiedener, für den Rada mal wieder in der Startelf steht, rückt für den angeschlagenen Gebhardt auf die linken Seite und anstelle des grippekranken Preuß läuft Schur nach seiner überstandenen Innenbandverletzung wieder auf. “Er hat das 4-4-2-System eingeführt und, noch wichtiger, er hat uns das Vertrauen ins eigene Können vermittelt. Das zeigt auch, wie offensiv wir jetzt mit dem Thema Aufstieg umgehen. Wo wir früher abgeblockt hatten, heißt es nun: Klar, können wir schaffen, das ist unser Ziel“, erzählt unterdessen Torhüter Reichold voller Begeisterung über Eugen Hach, der seit Ende Oktober bei Greuther Fürth Trainer ist und seit Mitte Dezember eine beeindruckende Serie von sieben Siegen in Folge hingelegt hat. So werden sie auch heute mit zwei Stürmern beginnen, nämlich Francis Kioyo, der vor drei Jahren noch bei der SG Hoechst kickte und als Testspieler bei den Eintracht-Amateuren durchfiel sowie Ioannis Amanatidis, ein 20-jährige Grieche, der vom VfB Stuttgart ausgeliehen wurde und noch nicht ahnt, wohin ihn der Weg einmal führen wird.
Danach scheint sich das Spiel zu beruhigen, es gibt Freistoß für Fürth im Halbfeld, den Dworrak in die Mauer schießt. Ruman reagiert schneller als die Frankfurter Abwehrspieler und rennt in den Strafraum. Nikolov kommt ihm entgegen, trifft den Ball und scheinbar auch den 25-jährigen Tschechen, der abhebt und wunderschön fällt. Gut genug für Schiedsrichter Weiner, der sofort auf den Punkt zeigt, während Nikolov beteuert: “Ich schwöre Stein und Bein, dass ich ihn nicht berührt habe“ und auch Trainer Andermatt über den "fragwürdigen Elfmeter" den Kopf schüttelt. Azzouzi ist dies egal, trocken haut er die Kugel zum 1:0 in die Maschen (20.). Mit der Führung im Rücken lässt Fürth die Frankfurter nun kaum noch zum Zug kommen, so dass Martin Andermatt bereits in der 36. Spielminute reagiert und Gebhardt für den rotgefährdeten Wiedener bringt, um das Flügelspiel zu forcieren. Doch auch dies bringt zunächst nichts, mit dem knappen Rückstand geht es in die Pause. Zur zweiten Halbzeit kommt auch noch Guié-Mien als Offensivkraft für Schur in die Partie, doch weiter sind es die Gastgeber, die zu Chancen kommen. Doch Nikolov ist hellwach und kann zunächst einen Kopfball von Unsöld um den Pfosten lenken, um nur Sekunden später das Glück des Tüchtigen zu haben, als ein Schuss von Boy um Millimeter neben das Aluminium streicht (51.). Die Eintracht antwortet über Wimmer, der sich auf der rechten Seite gegen Batista durchsetzt und scharf vor den Fünfmeterraum flankt. Yang ist zur Stelle, verfehlt den Kasten aus spitzem Winkel allerdings um Haaresbreite (57.). Drei Minuten später wird es hektisch im Strafraum von Greuther Fürth, nachdem Skela eine Flanke in den Strafraum schlenzt. Wieder ist Yang zur Stelle, haut das Leder aber an den Pfosten, von wo aus es in hohem Bogen zurück ins Feld springt. Ciric will köpfen, Unsöld zerrt und erneut zeigt der Schiedsrichter auf den Elfmeterpunkt. Diesmal zu recht, findet der Gefoulte: “Ich wäre mit dem Kopf dran gewesen, wenn ich nicht in den Rücken gestoßen worden wäre“ und schnappt sich selbst den Ball, um ihn sicher zum 1:1 ins Tor zu zimmern (60.).
So läuft bereits die 83. Spielminute. Einen langen Pass aus der eigenen Hälfte erreicht Yang vor Mamic und sprintet sofort Richtung Strafraum. Doch kurz vor der Linie wird er von Batista zu Fall gebracht, der für diese Notbremse völlig zu Recht die Rote Karte kassiert, so dass die Eintracht jetzt in Überzahl auf den so dringend benötigten Sieg drängen kann. Noch immer ohne Kryszalowicz, den der Trainer nicht bringen will und drei Minuten später auch ohne Rasiejewski, der für eine Grätsche die gelb-rote Karte sieht. So verrinnen die Minute, Schiedsrichter Weiner schaut bereits zu Uhr, als plötzlich Wimmer den Turbo zündet und aufs Tor zu sprintet. Er sollte hart und sofort schießen, entscheidet sich jedoch für einen Lupfer über den Torhüter. Die Kugel hüpft Richtung Torlinie, aber der zurück hetzende Reichel kann sie in letzter Sekunde wegköpfen, so dass es beim für die Eintracht völlig unbefriedigenden 1:1 bleibt. Fürth als Tabellendritter hat bei noch neun ausstehenden Spielen weiterhin sieben Punkte Vorsprung auf die Frankfurter, so dass der Traum vom Wiederaufstieg mal wieder ausgeträumt ist.
Martin Andermatt: "Dieser Punkt ist sicher zu wenig, wenn man bedenkt, dass wir uns vorgenommen hatten, hier zu gewinnen. Wir haben eine sehr starke zweite Halbzeit geboten, nur zu wenig Effizienz gezeigt. Es ist teilweise schon fahrlässig, wie mit den Chancen umgegangen wird. Der Aufstieg wird sehr schwer, aber wir glauben noch an die theoretische Möglichkeit.“ Tony Woodcock: "Neun Spiele sind eine Menge im Fußball. Aber ich ärgere mich darüber, wie wir die Punkte in den letzten Spielen einfach weggeschmissen haben. Wir könnten ganz dick im Geschäft sein, denn wir können mit jeder Mannschaft mithalten. Es gibt keine Übermannschaft in der zweiten Liga.“ Präsident Peter Fischer: “Das 1:1 ist zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. Aber wir werfen die Flinte nicht ins Korn." Sasa Ciric: "Es gibt noch viele Punkte. Warum sollten wir diese nicht holen? Vom Kampf her waren wir gut eingestellt, doch die spielerischen Mittel haben bei uns gefehlt."
Die sportlich viel zu spät getroffene Entscheidung selbst fiel in der Nacht zum Freitag bei einer Sitzung von Vorstand und dem Hauptausschuss des Aufsichtsrates. “Es war kein Schnellschuss“, betont Tony Woodcock, sondern die Folge eines längeren Prozesses: “Wir wollten eigentlich endlich einmal Kontinuität in Frankfurt, haben deshalb bis fünf vor Zwölf gewartet und immer gehofft, dass sich die Mannschaft auf dem Platz besser präsentiert. Aber manchmal passen ein Team und ein Trainer halt nicht zusammen.“ Auch Präsident Fischer, der Andermatt wegen der Ausbootung von Co-Trainer Kraaz und Pawel Kryszalowicz kritisiert, will die Entlassung als ein Signal an die Mannschaft verstanden wissen: “Wir glauben noch an den Aufstieg. Dies hat Herr Andermatt zuletzt nicht mehr vermitteln können.“
“Alibis und Ausreden fallen jetzt weg. Ich muss versuchen, schnellstmöglich den richtigen Weg zu finden“, meint der von dieser Entscheidung ebenso wie die Mannschaft völlig überraschte ehemalige A-Jugendtrainer und aktuelle Co-Trainer Armin Kraaz, der die Eintracht zusammen mit Uwe Bindewald bis zum Ende der Saison trainieren wird. “Wir erwarten keine Wunder, Armin bleibt bei der Eintracht über die Saison hinaus, auch wenn er alle neun Spiele 10:0 verliert. Aber wenn es doch noch mit dem Aufstieg klappt, nehmen wir das gerne mit“, ergänzt Tony Woodcock am Ende der Pressekonferenz. Die Entlassung bedauert hat hingegen Kapitän Bindewald: "Ich bin davon nicht begeistert. Schade. Ich habe immer hinter Andermatt gestanden und ihn für einen sehr guten Trainer gehalten", um zu seiner neuen Rolle als Co-Trainer zu betonen: "Ich sehe mich nur als Spieler." Gelassener sieht es Alexander Schur: "Es ist das gute Recht des Vereins, alles zu versuchen. Denn wir müssen zum Aufstieg noch sieben Spiele gewinnen." (tr)
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