Eintracht Frankfurt - 1. FC Saarbrücken

2. Bundesliga 2001/2002 - 21. Spieltag

2:2 (0:1)

Termin: Di 05.02.2002 19:00
Zuschauer: 11.500
Schiedsrichter: Brych (München)
Tore: 0:1 Sambo Choji (8.), 1:1 Christoph Preuß (69.), 2:1 Sasa Ciric (75.), 2:2 Daniel Kovacevic (80.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt 1. FC Saarbrücken

 

     

  • Peter Eich
  • Marco Stark
  • Thomas Winklhofer
  • Marcio Fabiano Giovanini
  • Adiele Echendu
  • Rüdiger Rehm
  • Anatoli Muschinka
  • Hannes Reinmayr
  • Manfred Bender
  • Sambo Choji
  • Tomasz Koltai

Wechsel

Wechsel

  • Daniel Kovacevic für Manfred Bender (66.)
  • Leo Florian Grozavu für Marco Stark (69.)
  • Björn Tarillon für Hannes Reinmayr (74.)

Trainer

Trainer

  • Tom Dooley

Ein Pferd, dass nicht laufen will, siegt nicht

Englische Woche in der Zweiten Liga und die Eintracht hat im Heimspiel gegen das Tabellenschlusslicht aus Saarbrücken die Chance, Boden im Aufstiegskampf gut zu machen. “Wir sind wieder im Geschäft und wollen mit breiter Brust aufs Feld, um unsere Position weiter zu verbessern. Wir wollen angreifen und keinen Schritt zurückgehen", fordert Martin Andermatt daher von seiner Mannschaft einen Sieg. Doch selbst heute traut sich der Trainer nicht, dass in der Winterpause einstudierte System mit drei Sturmspitzen durchzuziehen, so dass Kryszalowicz und Ciric anstelle des zuletzt so schwachen Yang beginnen werden. Auch im Mittelfeld gibt es keine Veränderungen, so dass Rasiejewski für den verletzten Schur diesmal von Beginn an vor der Abwehr spielt, in der Rada wieder die zentrale Position neben Bindewald und Wiedener einnimmt und Martin Andermatt den 31-jährigen Tschechen pflichteifrig lobt: "Er hat in Schweinfurt seit langem wieder einmal eine konzentrierte Leistung geboten."

Dies kann man von der Führungsetage in Saarbrücken weniger behaupten, die in einer schönen Posse Trainer Weber unmittelbar nach dem Wintertrainingslager entließ und sofort zum Sportdirektor weglobte. Anstelle von Weber, der am 5. Spieltag Thomas von Heesen ablöste, hat der Trainerneuling Tom Dooley zusammen mit dem 63-jährigen Uwe Klimaschefski als “Berater“ die Mannschaft übernommen, um sie aus dem Tabellenkeller zu führen. "Was bei Dortmund mit Lattek und Sammer geklappt hat, das kann auch bei uns klappen", hofft Präsident Hartmut Ostermann, während der Trainer im Spiel gegen die Eintracht mit Hutwelker, Susic und Brnas auf gleich drei gesperrte Spieler verzichten muss, aber dennoch hoffnungsfroh bleibt: “Vielleicht gelingt uns ja das Unmögliche, wir kämpfen weiter, bis zum Schluss.“

Nur 11.500 Zuschauer finden bei Nieselregen den Weg ins Waldstadion, um zu Beginn eine engagierte Eintracht zu sehen, die sogleich zu Tormöglichkeiten kommt. Zunächst verpasst Ciric nur um Haaresbreite eine scharfe Flanke von Wimmer (3.) und dann kann ein Knaller von Gebhardt gerade so zur Ecke geklärt werden (5.). Kurz darauf verletzt sich Wimmer bei einem Pressschlag und muss am Seitenrand behandelt werden. Prima, denkt sich Bender sogleich und stürmt die verwaiste linke Seite nach vorne, um Preuß stehen zu lassen und den Ball in den Strafraum zu flanken. Genau zu Coji, der von Rada und Wiedener nur halbherzig bedrängt wird und so die Kugel unhaltbar für Torhüter Heinen zum 0:1 in die Maschen köpfen kann (8.).

Da stehen sie wie begossene Pudel und spielen jetzt auch so, während Streit für Wimmer kommt. Fehlpässe, Stockfehler und Missverständnisse prägen das Spiel der Gastgeber, vom kämpferischen Elan, den die Frankfurter immerhin in Schweinfurt zeigten, ist nichts zu sehen, so dass der Tabellenletzte in den folgenden Minuten keinerlei Probleme hat, die Führung zu verwalten. Selbst Geschenke nimmt die Eintracht nicht an. So in der 32. Spielminute, als Echendu die Kugel vor dem Fünfmeterraum beim Versuch zu klären derart verspringt, dass sie genau bei Skela landet. Der schafft es jedoch aus sechs Metern, Torhüter Eich anzuschießen. Erst kurz vor der Halbzeit wird es dann doch einmal eng für die Saarbrücker. Gebhardt schlenzt einen Freistoß an den Elfmeterpunkt. Kryszalowicz steigt hoch und köpft, trifft jedoch nur die Latte (40.).

Drei Minuten später prüft Rasiejewski Eich mit einem Knaller, den der Torhüter nur nach vorne prallen lassen kann, Kryszalowicz ist zur Stelle, trifft aus spitzem Winkel aber nur das Außennetz, so dass es begleitet von einem gellenden Pfeifkonzert mit dem 0:1-Rückstand in die Kabinen geht, in denen es gemäß Martin Andermatt sehr laut wird: “Von der ersten Halbzeit war ich sehr enttäuscht. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn Lippenbekenntnisse von einer neuen Serie nicht umgesetzt werden.“ Auch Tony Woodcock ist unzufrieden und nimmt sich Wimmer verbal unfair zur Brust: "Man hat hier doch gesehen, dass manche Spieler nicht mit dem nötigen Willen zur Sache gehen", was den Gescholtenen auf die Palme bringt: "Ich bin einer, der alles für den Verein gibt, aber ich war verletzt und hätte der Mannschaft nicht geholfen, wenn ich weitergespielt hätte. Wenn Herr Woodcock meint, ich sei kein harter Kerl, dann soll er mir das ins Gesicht sagen."

Weiter geht es bei der Eintracht endlich mit dem dritten Stürmer, denn Yang kommt für Rada im Spiel, so dass Rasiejewski in die Abwehr rutscht. Doch was nützt dies, wenn zwar der Wille zum Ausgleich erkennbar ist, aber kaum ein Pass in die Spitze ankommt, Yang sich wie schon in Schweinfurt allzu oft festrennt und Kryszalowicz das Schussglück aus der Hinrunde verlassen hat. Sie rennen und kämpfen, doch erneut kann Saarbrücken nach einem langen Ball kontern. Koltau zieht in den Strafraum, will es aber glücklicherweise zu gut machen und schiebt die Kugel um Zentimeter neben den Pfosten (59.). Zwei Minuten später sind endlich wieder die Gastgeber am Zug, aber Torhüter Eich kann den platzierten Kopfstoß von Ciric erst über die Latte lenken, um sich Sekunden später bei dieser zu Bedanken, als ein Distanzschuss von Rasiejewski gegen das Aluminium knallt.

In der 65. Minute kommt Guié-Mien für den schwachen Skela und dieser Wechsel macht sich prompt bezahlt. Der Kongolese schlenzt einen Freistoß in den Strafraum, Ciric verlängert und Preuß steht goldrichtig, um die Kugel aus fünf Metern zum 1:1 ins Netz zu knallen (68.). Endlich geht ein Ruck durch die Frankfurter, die jetzt das Tor von Eich bestürmen. Streit schnappt sich den Ball und zieht nach einem kurzen Haken aus 20 Metern ab. Aber zum dritten Mal rettet das Aluminium für den schon geschlagenen Torhüter (70.). Dann die 74. Spielminute, es gibt Ecke für die Eintracht von der linken Seite, die Gebhardt hoch vor den Fünfmeterraum flankt. Ciric steigt höher als zwei Saarbrücker und haut den Ball genau unter die Latte zur 2:1-Führung.

Anstatt nachzusetzen, zieht sich die Eintracht ängstlich zurück, während der Tabellenletzte jetzt auf den Ausgleich drängt, so dass sich nicht nur Präsident Fischer verwundert die Augen reibt: "Manchmal habe ich gedacht, dass die anderen gedopt sind und unsere Spieler Schlafmittel eingenommen haben. Wir führen 2:1 und dann lassen wir uns noch wie eine Schülermannschaft die Butter vom Brot nehmen." Denn was jetzt folgt, ist kaum zu beschreiben. In der 84. Spielminute schlägt Kovacevic aus gut 35 Metern einen Freistoß in den Strafraum. Freund und Feind verpassen, Torhüter Heinen steigt hoch und will das Leder fangen, lässt es jedoch durch die Hände gleiten, so dass es zum 2:2 im Netz landet. "Der 1. FC Saarbrücken hatte heute den besseren Torwart", kann Heinen nur kopfschüttelnd stammeln, nachdem Yang noch die Chance zum Siegtreffer hat, aber an Eich scheitert (87.).

So bleibt es beim 2:2, das die völlig konsternierten Zuschauer, die zuletzt gegen Bochum am 5. November einen Heimsieg feiern konnten, nicht mit einem Pfeifkonzert, sondern nur mit Hohngesängen quittieren, während ein Boulevardblatt, die Spieler am nächsten Tag in einer Fotomontage mit Windeln zeigt. Da Bielefeld, Fürth und Bochum ihre Spiele gewinnen können, rutscht die Eintracht auf Rang Sechs und hat mal wieder fünf Punkte Rückstand auf die Aufstiegsplätze. (tr)


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: "Wir werden den Ball jetzt einige Zeit auf die Seite legen müssen, damit wir wieder hungrig sind. Es wird Veränderungen geben, in Karlsruhe werden eine andere Eintracht-Mannschaft sehen. Spieler die zeigen, dass sie wirklich aufsteigen wollen.“

Tony Woodcock: "Du kannst ein Pferd treten, du kannst es richtig füttern – wenn es nicht richtig laufen will, dann wird es nicht siegen. Jetzt gibt es keine Alibis mehr, es gibt kein Versteckspiel mehr. Die einzige Art und Weise, wie die Spieler Wiedergutmachung zu betreiben haben bei den Fans, ist abzugehen wie die Feuerwehr.“

Jens Rasiejewski: “Das war eine einzige Katastrophe.“

Gerd Wimmer: "Wir sind Mittelmaß und man muss sich schon fragen, ob nicht zu viel von der Mannschaft verlangt worden ist. Vielleicht stehen wir jetzt gerade da, wo wir hingehören. Aber noch ist nichts verloren. Wir brauchen ein Erfolgserlebnis, damit wir eine Serie starten können. Dafür müssen wir aber laufen, kämpfen, spucken und beißen."

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg