FC Schweinfurt 05 - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2001/2002 - 20. Spieltag

0:1 (0:0)

Termin: Fr 01.02.2002 19:00
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Gräfe (Berlin)
Tore: 0:1 Jens Rasiejewski (81.)

 

>> Spielbericht <<

FC Schweinfurt 05 Eintracht Frankfurt

     

  • Ralf Scherbaum
  • Günter Heberle
  • David Bergner
  • Guido Gorges
  • Sven Kresin
  • Roland Stein
  • Steffen Stockmann
  • Almir Delic
  • Kristian Sprecakovic
  • Veselin Popovic
  • Ermin Melunovic

 

Wechsel

  • Steffen Rögele für Almir Delic (58.)
  • Michael Miedl für Kristian Sprecakovic (61.)
  • Igor Budisa für Roland Stein (85.)

Wechsel

Trainer

  • Djuradj Vasic

Trainer

Mit Kampf zum Sieg im Schlüsselspiel

"Ich komme der Eintracht so weit wie möglich entgegen, aber dieses Mal kann ich die Spieler aus dienstlichen Gründen nicht früher freistellen. Außerdem gibt es in der Grundausbildung kein Dienstfrei und wenn ich das Gefühl habe, unter Druck gesetzt zu werden, werde ich künftig ganz nach Vorschrift handeln", erwidert Kompaniechef Schulz auf die Kritik von Martin Andermatt, dass er Jones und Preuß erst am Tag des dem heutigen Freitags-Auswärtsspiels beim Tabellenfünfzehnten aus der Kaserne in Dietz abreisen ließ. Trotzdem will der Trainer im defensiven Mittelfeld Preuß einsetzen, muss aber von seinem Plan abweichen, in Schweinfurt mit drei Spitzen zu beginnen, da sich Ciric im Abschlusstraining am Rücken verletzt hat. Bestehen bleibt hingegen des Trainers Forderung an die Mannschaft: “Wir brauchen drei Punkte, dann können wir mit den beiden folgenden Heimspielen gegen Saarbrücken und Karlsruhe eine Serie starten.“

So werden Yang und Kryszalowicz, von dem Andermatt ebenso wie von Gebhardt eine Leistungssteigerung erwartet, im Sturm beginnen und Rasiejewski ersetzt in der Abwehrmitte den zuletzt mal wieder schwachen Rada, da es zuletzt "Fehler in der Defensive gab, die unserer Spielentwicklung geschadet haben." Zudem, meint Martin Andermatt, seien die Schweinfurter Stürmer nicht eben kopfballstark, so dass er guten Gewissens mit dem 15 cm kleineren Spieler beginnen könne, was Rasiejewski jedoch so nicht stehen lassen mag: "Ich bin zwar etwas kleiner, aber entscheidend ist nicht die Größe, sondern das Timing beim Kopfball."

"Ich bin mit der Mannschaftsleistung zufrieden", meint hingegen Schweinfurts Trainer Vasic trotz der neuerlichen Auswärtsniederlage im Brustton der Überzeugung und hofft auf die Heimstärke seines Teams, dass immerhin 18 der 19 Punkte im Willy-Sachs-Stadion geholt hat. Denn bereits drei Zähler beträgt der Rückstand auf Unterhaching und damit die Nichtabstiegsplätze, so dass der Trainer auch zu Beginn der richtungsweisenden englischen Woche auf seine zwei Stürmer Melunovic und Popovic setzt, die zusammen 10 der 18 Tore des Aufsteigers schossen.

Über 2000 Frankfurter Fans begleiten die Eintracht in die bayrische Provinz und sie werden für ihr lautstarkes Anfeuern in der Anfangsphase mit stürmischen Gästen belohnt, die Schweinfurt weit in die eigene Hälfte drängen. Doch nachdem ein Volleykracher von Wimmer in der Abwehr hängen bleibt, folgt nur Sekunden später der erste Schock. Nach einem Zweikampf im Mittelfeld bleibt Schur plötzlich mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen und geht nach kurzer Behandlung humpelnd vom Platz. "Ich habe das Gefühl, dass etwas gerissen ist", meint er zerknirscht und wird recht behalten. Schur hat einen Teilabriss des linken Innenbandes erlitten, bekommt eine Spezialschiene und “wird wohl vier bis sechs Wochen ausfallen“, sagt Mannschaftsarzt Dr. Seeger. Unterdessen kommt Rada, so dass Rasiejewski wieder ins defensive Mittelfeld rutscht (10.).

Zunächst scheint die Eintracht unbeeindruckt von diesem Wechsel zu sein. Nach einem schönen Pass von Skela sprintet Preuß in den Strafraum und zieht freistehend ab. Doch sein Schuss ist zu ungenau, so dass Scherbaum klären kann (11.). Zwei Minuten später steht der Torhüter erneut im Blickpunkt, um den platzierten Freistoß von Skela über die Latte lenken. Das war es aber mit gefährlichen Szenen, im Mittelfeld wirken Skela und Preuß uninspiriert und auch über die Außen Gebhardt sowie Wimmer läuft wenig zusammen, während sich Yang allzu oft in Zweikämpfen verzettelt und Kryszalowicz untergetaucht ist. "Es war ein Schock für uns, dass Schur, das Kampfschwein, raus musste", versucht Wimmer zu erklären, warum die Eintracht so schnell das Heft des Handelns aus der Hand gegeben hat.

Aber auch den Gastgebern fällt überhaupt nichts ein, außer sich im Mittelfeld die Kugel ohne Raumgewinn zuzuspielen, so dass die Spitzen der Gastgeber in der Luft hängen. Lediglich bei einem Flachschuss von Stein, der zuvor einen Zweikampf gegen Skela gewann, muss Torhüter Heinen sein Können unter Beweis stellen (25.). Drei Minuten später hilft den Gästen der Zufall, als ein Hackenpass von Preuß aus der Bedrängnis tatsächlich den Weg vor den Strafraum findet. Kryszalowicz ist zur Stelle und sprintet nach vorne, bleibt jedoch am schnell aus seinem Kasten stürzenden Scherbaum hängen. Nach weiteren fünfzehn ereignislosen Minuten ist es Rasiejewski, der mit einem beherzten Schuss von der Strafraumgrenze noch einmal für ein kurzes Raunen sorgt, doch das war es dann in der ersten Halbzeit, in der sich Sportdirektor Woodcock unverdrossen in Durchhalteparolen übt: “Wir müssen unbedingt gewinnen.“

Aber auch in der zweiten Halbzeit ändert sich nicht viel. Die Eintracht versucht Druck zu machen, aber im Sturm ist der Wurm drin. Yang ist nur noch ein Schatten seiner selbst und auch Kryszalowicz ist heute kaum in der Lage, die viel zu selten kommenden Pässe des umständlich und ideenlos spielenden Skela unter Kontrolle zu bekommen oder aber er scheitert an seinem Eigensinn. Weder von den Außen noch vom blass spielenden Preuß kommt Unterstützung, so dass der Trainer nur hilflos die Schultern hebt und appelliert: “Wir werden weiter über den Kampf zum Spiel finden müssen.“ Mit Gewalt versucht es unterdessen Schweinfurt, als Dedic einen Freistoß aus 17 Metern auf den Kasten hämmert, den Heinen jedoch klasse parieren kann (55.).

Nach ein paar weiteren öden Minuten darf nach 63 Minuten Jones für Yang zeigen, was in ihm steckt und zusammen mit dem enorm bissigen Rasiejewski für den bitter nötigen Kampf im Spiel gegen die inzwischen immer härter zur Sache gehenden Schweinfurter sorgen. Tatsächlich bekommen die Gäste das Spiel wieder unter Kontrolle, doch plötzlich läuft ein schneller Gegenstoß. Melunovic startet bei einem weiten Pass vom Mittelkreis genau richtig und hat plötzlich freie Fahrt auf dem Weg in den Strafraum. Heinen kommt ihm entgegen und der 9-Tore-Mann zieht ab, trifft zum Glück die Kugel aber nicht richtig, so dass sie in den Werbebanden landet (75.). Trainer Andermatt reagiert erneut und bringt jetzt Ciric für den schwachen Gebhardt.

Es läuft die 80. Spielminute, Wimmer setzt sich auf der rechten Außenbahn durch und flankt scharf in den Strafraum. Der Ball wird abgeblockt, aber Preuß kommt im Halbfeld an die Kugel und spielt sie nach vorne. Skela lässt passieren, so dass Rasiejewski vor dem Strafraum unbedrängt an das Leder und es wunderschön ins rechte obere Toreck schlenzt (81.). Zum 1:0 für die Gäste, dem ersten Tor von Rasiejewski für die Eintracht, der laut jubelnd über das halbe Feld läuft und Purzelbäume schlägt. “Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt getroffen habe. Ich glaube, dass war in Hannover“, freute sich der 27-Jährige, um zurecht von Tony Woodcock gelobt zu werden: "Jens ist einer, der nie meckert. Er hat auf seine Chance gewartet und wie ein Löwe gekämpft." Kurz darauf wird es noch einmal hektisch, nach wiederholtem Foulspiel muss Stockmann nach seiner gelb-roten Karte vom Platz, während die Gäste auf den Ausgleich drängen und die Eintracht endlich viel Platz zum Kontern haben. Aber weder Skela, Wimmer noch Preuß nutzen ihre Möglichkeiten, so dass Rada in der Nachspielzeit Kopf und Kragen riskieren muss, um den einschussbereiten Melunovic im Strafraum mit einer Grätsche vom Ball zu trennen.

So bleibt es am Ende beim knappen, aber letztlich verdienten und bitter nötigen 1:0-Sieg. Denn Fürth holte mit einem 5:1 in Babelsberg drei Punkte, Bochum einen Zähler in Mainz und auch Bielefeld spielte in Mannheim 1:1, so dass der Rückstand auf Rang Drei jetzt drei Zähler beträgt. Verzichten muss die Eintracht bei ihrer Jagd auf die Aufstiegsplätze in den kommenden Wochen allerdings auf Jermaine Jones, bei dem nach dem Spiel ein Ermüdungsbruch im linken Fuß festgestellt wird, der bereits schon am Verheilen ist. "Der Bruch bei Jones wird in der Literatur auch ‘Marschfraktur‘ genannt, weil er bei Soldaten gehäuft auftritt", erklärt Dr. Seeger die für Jones frustrierende Diagnose, die weder Kompaniechef Schulz noch Trainer Andermatt erfreuen dürfte. (tr)


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: “Das war eine geschlossene Mannschaftsleistung. Wir haben über 90 Minuten das Tempo hoch gehalten. Beim 1:0 ist allen ein Stein vom Herzen gefallen. Solche Siege geben Moral und einen Kick für die nächsten Spiele. Es freut mich für die Mannschaft, die sich seit Wochen unheimlich engagiert."

Andree Wiedener: “Ich denke, heute war besonders wichtig, dass wir den Kampf angenommen haben. Sonst hätte uns alles Spielerische nix genutzt. Jetzt sind wir wieder dran. Jetzt muss es richtig knallen!“

Gerd Wimmer: "Das war ein Schlüsselspiel, ich glaube jetzt haben wir den Grundstein für eine Serie gelegt. Sechs Punkte müssen her, da gibt es gar nichts."

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