SV Babelsberg 03 - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2001/2002 - 17. Spieltag

1:3 (0:3)

Termin: Sa 15.12.2001 14:00
Zuschauer: 3.800
Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin)
Tore: 0:1 Christoph Preuß (14.), 0:2 Pawel Kryszalowicz (27., Foulelfmeter), 0:3 Christoph Preuß (32.), 1:3 Slawomir Chalaskiewicz (47., Handelfmeter)

 

>> Spielbericht <<

SV Babelsberg 03 Eintracht Frankfurt

     

  • Alexander Kunze
  • Marco Laaser
  • Björn Laars
  • Frank Kinkel
  • Almedin Civa
  • Martino Gatti
  • Mentor Miftari
  • Slawomir Chalaskiewicz
  • Jens Dowe
  • Lars Kampf
  • Enrico Röver

 

 

Wechsel

  • Vladan Milovanovic für Jens Dowe (65.)

Wechsel

Trainer

  • Hermann Andreev

Trainer

Eine tolle Halbzeit reicht aus

“Wir müssen einen Neuanfang machen und in Babelsberg gewinnen. Ich glaube, jeder hat begriffen, was von ihm gefordert wird. Wir müssen uns wieder auf die normalen Dinge des Fußballs konzentrieren. Jeder muss viel laufen, kämpfen und fighten“, erwartet Martin Andermatt ungewohnt kämpferisch von seiner Mannschaft. Die Forderung von Vereinspräsident Fischer, aus den kommenden zwei Spielen bis zur Winterpause zwei Siege einzufahren, lässt ihn hingegen kalt: “Klar wollen wir jedes Spiel gewinnen. Deshalb gilt erst einmal unsere größte Konzentration Babelsberg. Jeder muss hier endlich lernen zu arbeiten statt zu reden.“ Dies erwartet er auch vom Kapitän der Eintracht-Amateure, Alexander Rosen, der ebenso wie der 17-jährige A-Jugendstürmer Stephen Famewo mit sofortiger Wirkung in den Profikader rückt. "Alexander ist einer, der läuft, kämpft und marschiert und die Unbekümmertheit von Stephen tut der Mannschaft gut", erklärt der Trainer, der künftig auf Tommy Berntsen verzichten wird. Der 27-Jährige, der in dieser Saison kein einziges Mal komplett durchspielte, wird für zweieinhalb Jahre an Lynn Oslo ausgeliehen.

In Babelsberg nimmt der Trainer gegenüber der Pokalniederlage gegen die Hertha nur eine Änderung vor, setzt also erneut auf eine defensive Ausrichtung mit Schur und Preuß vor der Dreierabwehr aus Rasiejewski, Rada und Bindewald. Lediglich Ciric rückt für den gelbgesperrten Yang neben Kryszalowicz in den Sturm. Stürmisch begann auch die Saison des Aufsteigers aus Brandenburg mit drei Siegen und einem Remis aus den ersten fünf Begegnungen. "Der Start war euphorisch und ungünstig zugleich, weil alle dachten, es läuft von selbst", versucht Trainer Andreev die danach folgende Serie mit zehn sieglosen Spielen der “Babelszwerge“, wie sie Präsident Kaminski nennt, zu begründen. Immerhin konnten sie zumindest den Durchmarsch in den Tabellenkeller durch einen Sieg gegen Schweinfurt und das Unentschieden in Saarbrücken stoppen und hoffen, von der Eintracht nicht allzu ernst genommen zu werden: "Vielleicht denken die, dass wir keine gestandene Mannschaft für die Zweite Liga sind.“

Doch die Eintracht nimmt den Gegner und die Worte des eigenen Trainers ernst und beginnt die Partie auf dem hartgefrorenen Boden im Potsdamer Karl-Liebknecht Stadion souverän und mit der richtigen Einstellung. Sie kämpfen und sie drängen Babelsberg von Beginn an weit in die eigene Hälfte. Bereits nach vier Minuten hat Ciric die erste Chance, verzieht seinen Schuss aus 12 Metern jedoch knapp. Babelsberg scheint beeindruckt zu sein, immer wieder haben sie im Zweikampf das Nachsehen oder spielen die Kugel den Frankfurtern vor die Füße. An eigene Angriffe ist gar nicht zu denken, so dass es Rasiejewski immer wieder nach vorne zieht, um den Sturmdrang der Eintracht zu unterstützen. Es läuft die 14. Spielminute, Kryszalowicz tänzelt sich in den Strafraum, um quer zum aufgerückten Preuß zu spielen, der sich die Gelegenheit nicht entgehen lässt und den Ball aus der Drehung zum 1:0 ins Tor zu spitzeln. “Die frühe Führung war wichtig, vor dem Spiel war mir schon ein wenig mulmig“, gibt Schur zu.

Aber dazu gibt es keinen Grund, denn die Eintracht spielt weiter wie aus einem Guss. Über Wimmer oder Gebhardt werden die Angriffe flott nach vorne getragen, Skela und Preuß verteilen die Bälle geschickt und auch Kryszalowicz harmoniert von Beginn an prima mit Ciric. So wie in der 25. Spielminute, als ein platzierter Schuss des Polen von Torhüter Kunze gerade so pariert werden kann, aber der Ball im hohen Bogen nach vorne fliegt, wo Ciric per Fallrückzieher sofort abzieht. Eine tolle Aktion, doch Laars kann die Kugel vor der Torlinie blocken. Aber nur zwei Minuten später ist es dann soweit, nachdem Ciric den in den Strafraum drängenden Wimmer prima anspielt. Chalaskiewicz holt den 24-Jährigen von den Beinen und Schiedsrichter Kircher zeigt auf den Punkt. Kryszalowicz schnappt sich sofort den Ball und haut ihn humorlos zum 2:0 in die Maschen.

Die Eintracht setzt gegen die inzwischen völlig verunsicherten Potsdamer munter nach und die Gastgeber können sich glücklich schätzen, dass wenigstens der holprige Platz auf ihrer Seite ist. Denn bei den Versuchen von Kryszalowicz und Ciric verspringt der Ball aus jeweils guter Schussposition, so dass beide die Kugel neben den Kasten von Kunze setzen (29./31.). Doch nur eine Minute später zündet Preuß von der Mittellinie aus den Turbo, umkurvt auf seinem Weg in den Strafraum ein paar Babelsberger wie Slalomstangen und haut das Leder trocken ins rechte Toreck zum 3:0 für die Eintracht (33.).

Mit dieser Führung, die bei besserer Chancenverwertung auch höher hätte ausfallen können, geht es in die Pause, in der nicht nur Peter Fischer hochzufrieden ist: “Das ist ein entspanntes Erlebnis“, sondern auch Tony Woodcock lobt: “Die Jungs haben wunderbar gefightet, das ist eine ganz andere Mannschaft als in der letzten Woche.“ Doch zu früh gefreut, denn kurz nach dem Wiederanpfiff reißt Rasiejewski Röver im Zweikampf zu Boden, so dass Schiedsrichter Kircher erneut zu Recht auf Strafstoß entscheidet, den Chalaskiewicz sicher zum 1:3 verwandelt (47.).

Mit diesem Tor wachen die Potsdamer aus ihrem Tiefschlaf auf, während die Eintracht, die augenscheinlich einen Gang zurück geschaltet hat, langsam aber sehr sicher ihre spielerische Linie verliert. Zudem muss neun Minuten später der quirlige Wimmer mit einer Oberschenkelzerrung vom Platz und Guié-Mien kommt in die Partie, um nahtlos an seine schwachen Leistungen der Vorwochen anzuknüpfen, so dass das Spiel über die rechte Außenbahn merklich ins Stocken gerät.

Aber dafür ist Torhüter Heinen stets auf der Höhe und kann die Chancen, die sich Babelsberg in der Folgezeit erarbeitet, alle parieren. Mangels Spannung auf dem Platz sorgen die Fans immerhin mit Wechselgesängen für Stimmung. So wird ein “Als ihr abstiegt, stiegen wir auf“ der Heimfans mit einem “Eure Filme guckt doch keine Sau!“ oder dem Klassiker “Heut war die Eintracht mit dem Hammer wieder da“ gekontert. Da Babelsberg weder auf den Rängen noch auf dem Platz etwas hinzusetzen kann, verrinnen die Schlussminuten ohne weitere Höhepunkte und die Eintracht kann ihren fünften Auswärtssieg feiern.

Da Greuther Fürth in Hannover verliert und Bielefeld in Ahlen nur einen Punkt holt, rückt die Eintracht wieder auf Rang Vier mit zwei Zählern Rückstand auf die Arminia. Bereits in drei Tagen geht es für die Frankfurter nach Reutlingen, bevor die diesmal nur fünf Wochen kurze Winterpause beginnt.


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: “Wir standen unter Druck, doch die Mannschaft hat wie im Pokal Einsatz und Herz gezeigt. Man kann von der Mannschaft noch nicht erwarten, dass sie den zunächst gezeigten Spielfluss über 90 Minuten durchhält. Die kleinen Fehler sind Fingerzeige für Reutlingen, denn da müssen wir erneut punkten, um ins Soll zu kommen.“

Tony Woodcock: “Wichtig waren heute die drei Punkte. Nach der Pause haben wir zwar unseren Weg etwas verloren, aber die erste Hälfte war einfach super.“

Peter Fischer: "Ich bin nicht ganz unzufrieden mit der Leistung, auch wenn der Sieg noch höher hätte ausfallen müssen. Jetzt müssen auch drei Punkte in Reutlingen her denn sonst wird es bei uns ungemütlich unterm Weihnachtsbaum."

Sasa Ciric: “Mit dem Sieg haben wir uns Selbstvertrauen zurückgeholt. Das brauchen wir in Reutlingen, wo es schwieriger werden wird. Wir müssen noch einmal zulegen.“


Übernehmen Fans einen Teil der Octagon-Anteile?

Obwohl sich Octagon Ende November aus dem Stadionprojekt zurückgezogen hatte und verkündete, der Eintracht keine weiteren finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, stellt der Investor der Eintracht ein letztes Mal statt der zugesagten Bürgschaft ein Darlehen über 7,5 Millionen Mark zur Verfügung. Durch das Gesellschafterdarlehen kann Eintracht Frankfurt die laufende Saison ohne Aufnahme von Bankverbindlichkeiten bestreiten, betont Finanzvorstand Dr. Pröckl und ergänzt, dass die Aussage, dass die finanzielle Situation der Eintracht Frankfurt Fußball AG schlechter als erwartet sei, rundweg falsch sei. Ebenso wenig drohe ein Konkurs, die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Lizenzerteilung für die Saison 2002/03 werden erfüllt, meint Dr. Pröckl.

Nach Presseberichten ist dies jedoch nicht einmal die halbe Wahrheit, denn die Umwandlung der Bürgschaft in ein Darlehen war erforderlich geworden, da keine Hausbank der Eintracht zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen wollte, um den Spielbetrieb über den Dezember hinaus zu gewährleisten. So ist es naheliegend, dass man sich bei der Eintracht Gedanken um einen neuen Investor und den AG-Anteil von 49,9% macht, den Octagon einst für 50 Millionen Mark kaufte. “Entscheidend ist, welche Partner langfristig und authentisch zu uns passen würden. Muss es unbedingt ein US-Konzern sein? Ich halte es für sinnvoller, Partner aus der hiesigen Industrie und Wirtschaft zu suchen. Partner, die regionale Interessen haben“, erklärt Präsident Peter Fischer und ergänzt: “Ich halte es nicht für abwegig, einen bestimmten Teil dieses Finanzierungspaketes gemeinsam mit unseren Kunden, Fans und Mitgliedern zu schnüren. Es ist denkbar, den vielen Menschen die mit ihrem Herz an unserem Verein hängen, die Möglichkeit einzuräumen, sich zu einem Teil an der Eintracht zu beteiligen.“

Schöne Worte, doch an der Umsetzung wird es massiv hapern… (tr)

 

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