Eintracht Frankfurt - Hertha BSC Berlin

DFB-Pokal 2001/2002 - Achtelfinale

1:2 (1:1, 1:0)

Termin: Mi 12.12.2001 19:00
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Sippel (München)
Tore: 1:0 Chen Yang (23.), 1:1 Josip Simunic (75.), 1:2 Pal Dardai (96.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hertha BSC Berlin

 

     

  • Christian Fiedler
  • Dick van Burick
  • Ali Daei
  • Michael Preetz
  • Pal Dardai
  • Andreas Neuendorf
  • Michael Hartmann
  • René Tretschok
  • Rob Maas
  • Thorben Marx
  • Marko Rehmer

 

Wechsel

Wechsel

  • Josip Simunic für Marko Rehmer (32.)
  • Roberto Pinto für Ali Daei (42.)
  • Andreas Schmidt für Thorben Marx (90.)

Trainer

Trainer

  • Jürgen Röber

Spätes Aus im Pokalkampf

Es könnte so schön sein vor dem Achtelfinale im DFB-Pokal, bei dem endlich wieder Bundesligaluft durch das Waldstadion weht, wenn die Eintracht Hertha BSC Berlin empfängt. Doch stattdessen ist nach der blamablen Heimniederlage gegen Ahlen dicke Luft Trumpf. "Verarschen kann ich mich selbst. Jeder Spieler kann babbeln oder arbeiten. Jeder muss sich seiner Verantwortung bewusst sein. Es geht um die Ziele der Eintracht und um die gesamte Region“, schimpft Martin Andermatt zwei Tage vor dem Pokalspiel und versetzt die Diskobesucher Jones und Streit sowie Branco, Maljkovic und den abwanderungswilligen Berntsen zusammen mit einigen Amateuren bis zur Winterpause in eine eigene Trainingstruppe. “Sie müssen sich über die Leistung auf dem Rasen anbieten, nicht über Discobesuche“, ergänzt der Trainer, um doch noch auf das Pokalspiel zu sprechen zu kommen: "Ich kann mir gut vorstellen, dass die Eintracht nicht ernst genommen wird. Unsere letzten Spiele geben der Hertha jedenfalls keinen Anlass dazu."

Dennoch will er aus einer gesicherten Abwehr heraus zum Erfolg kommen: "Es geht für uns nicht darum, das Spiel zu bestimmen, wir wollen es nur gewinnen. Laufen und kämpfen sowie taktische Schlauheit sind dafür notwendig.“ Für dieses Ziel setzt der Trainer auf eine Dreierkette mit Rada, Rasiejewski und Bindewald, vor der Preuß und Schur abräumen sollen. Wimmer und Gebhardt auf den Außenbahnen sowie Skela hinter den beiden Spitzen Kryszalowicz und Yang komplettieren die Mannschaft.

“Wir wollen in dieser Saison endlich mal dabei sein, wenn im Berliner Olympia-Stadion das DFB-Pokalfinale angepfiffen wird“, formuliert Hertha-Manager Dieter Hoeneß unterdessen das Ziel des aktuellen Tabellensechsten, der in der Vorwoche nach einer peinlichen 0:3-Heimniederlage gegen Servette Genf aus dem UEFA-Cup geflogen ist. Doch Trainer Röber plagen Verletzungssorgen, denn mit Deisler, Marcelinho, Alves, Beinlich, Konstantinidis und Goor fehlen gleich sechs wichtige Stammspieler.

Vor nur 10.000 Zuschauern erwischt die Eintracht den besseren Start. Denn bereits nach drei Spielminuten setzt sich Wimmer auf der rechten Seite durch und flankt die Kugel halbhoch in die Mitte. Kryszalowicz ist zur Stelle und die Zuschauer haben den Torschrei bereits auf den Lippen, aber der 27-jährige tritt über den Ball, so dass Hertha klären kann. Ansonsten steht die Eintracht, wie vom Trainer angekündigt, bereits im Mittelfeld sehr gut gestaffelt und lässt den Bundesligisten kaum zur Entfaltung kommen. So sorgt zunächst lediglich ein Weitschuss von Marx, den Heinen aber parieren kann, für ein wenig Gefahr (9.). Auf der anderen Seite setzt sich Gebhardt geschickt auf der linken Außenbahn durch, um in die Mitte zu ziehen und den Ball mit einem wuchtigen Schuss zu versenken, doch er trifft leider nur das Außennetz (11.).

Es bleibt dabei, die Hausherren verteidigen couragiert gegen die bieder agierenden Berliner, die mehr mit Fallsucht und ständigem Reklamieren auffallen, als mit Spielkunst. So hat weiterhin die Eintracht die besseren Möglichkeiten. Zunächst prüft Yang nach Zuspiel von Skela mit einem wuchtigen Schuss Torhüter Fiedler und nur zwei Minuten später geht es wieder schnell über Schur und Skela nach vorne, der den Ball in den Lauf von Gebhardt legt. Der setzt sich mit einem schnellen Haken gegen Marx durch und flankt in die Mitte, wo Yang schneller als Rehmer reagiert und den Ball zum 1:0 ins Tor köpft (23.).

Der Bundesligist bäumt sich nicht auf oder wirkt geschockt, im Gegenteil. Weiter versuchen sie es pomadig über viele Stationen, zu einer Chance zu kommen, doch die Eintracht verteidigt geschickt, so dass sich kaum eine Lücke bietet. Also versuchen sie sich mit unfairen Mitteln, ein ums andere Mal wird provoziert, jede Entscheidung des Schiedsrichters reklamiert und selbst Manager Dieter Hoeneß ist längst wild gestikulierend zur Trainerbank gelaufen, um beim munteren Schimpfen mitzumachen. Während dessen muss Trainer Röber bereits in der ersten Hälfte die angeschlagenen Rehmer (32.) und Daei (42.) durch Simunic sowie Pinto ersetzen und kann durchatmen, als Schiedsrichter Sippel mal wieder nicht auf der Höhe ist, als Tretschok eine Flanke von Gebhardt mit der Hand klärt. “Bei anderen Schiedsrichtern hätte das einen Elfmeter gegeben“, ärgert sich Martin Andermatt, während der Unparteiische den ausflippenden Dieter Hoeneß mit dem Pausenpfiff zurück auf die Tribüne schickt, was dieser nur mit den Worten “Du Blinder“ kommentiert.

Scheinbar ist der tobende Manager zunächst in die Gästekabine stolziert, um seine Mannschaft rund zu machen, denn die zweite Halbzeit beginnt der Bundesligist mit ordentlich Dampf und drängt die Eintracht weit in die eigene Hälfte zurück. In der 50. Spielminute gibt es Freistoß für die Hertha, den Tretschok über die Mauer zirkelt. Heinen fliegt und kann den Ball gerade so an den Pfosten lenken. Es entwickelt sich jetzt ein verbissener Pokalkampf, bei dem die Eintracht das Spiel dennoch langsam wieder in den Griff bekommt. Ganz im Gegensatz zu Schiedsrichter Sippel, der Gelbe Karten fast nach Gutsherrenart verteilt. Am Ende werden es acht Stück sein.

Dann die 64. Spielminute, mit “einer Traumvorlage“, so Andermatt, überlistet Gebhardt die weit aufgerückte Berliner Abwehr und schickt Yang auf die Reise, während in der Mitte Skela und Kryszalowicz ebenfalls Richtung Strafraum eilen. Nur noch van Burik steht den Dreien gegenüber, doch statt die Kugel quer zu legen, entscheidet sich der Chinese, aus 20 Metern und spitzem Winkel abzuziehen. Der Ball fliegt weit über die Latte und nicht nur der Trainer, auch Skela und Kryszalowicz ärgern sich maßlos über den Eigensinn von Yang, der sich halbherzig entschuldigt: “Ich habe sie nicht gesehen und nichts gehört.“

Der Fehlschuss rächt sich, denn zehn Minuten später gelingt es der Eintracht nach einem hohen Ball in den Strafraum nicht, ihn einfach raus zu dreschen. Dardai verzieht seinen Schuss, aber kurz darauf landet die Kugel nach der folgenden Ecke wieder im Sechzehner. Es herrscht heilloses Durcheinander und schließlich ist es Simunic, der den Ball an Torhüter Heinen vorbei zum 1:1 ins Netz schießt (75.). “Abseits“, reklamiert Heinen lautstark, doch Schiedsrichter Sippel bleibt seiner Linie treu und lässt sich nicht überzeugen. Nachdem bereits Guié-Mien für Kryszalowicz kam, bringt Martin Andermatt jetzt Ciric für Skela, um in der Schlussphase vielleicht doch noch die Führung zu erzielen. Aber auch nach 90 Minuten bleibt es beim 1:1, es folgt die Verlängerung.

Nach sechs Minuten gibt es erneut Ecke für die Herthaner und wieder schlafen sie beim scharfen Ball vor den Fünfmeterraum, den Dardai unter Kontrolle bekommt und zum 2:1 in die Maschen haut. "Wir haben zweimal gepennt und uns damit alles kaputt gemacht. Wir sollten bei der Deutschen Fußball Liga beantragen, dass wir künftig Fußball ohne Ecken spielen dürfen", ärgert sich Rasiejewski, der zusammen mit Schur und Preuß im defensiven Mittelfeld eine tadellose Leistung ablieferte und viele Angriffe des Bundesligisten bereits im Ansatz zerstörte. Vier Minuten später kann es noch schlimmer kommen, als Bindewald im Strafraum Pinto zu Fall bringt. Aber Heinen pariert den Strafstoß von Tretschok glänzend und hält die Eintracht damit im Spiel (110.).

Doch all der Kampf und Einsatz reicht heute nicht, nach weiteren zehn Minuten hat es der Bundesligist geschafft und zieht ins Viertelfinale des DFB-Pokals, um dort gegen den 1. FC Köln auszuscheiden. (tr)


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: “An dem Einsatz und Kampfgeist, den wir heute gezeigt haben, werde ich meine Mannschaft künftig auch in der Meisterschaft messen. Wer kämpft, der hat plötzlich auch viele Laufwege.“

Tony Woodcock: "Wir haben heute unseren Stolz ein wenig zurückbekommen",

Peter Fischer: “Ich räume gerne ein, dass zwischen Sonntag und Mittwoch was passiert ist und die Truppe im Rahmen ihrer Möglichkeiten aufgestanden ist. Dennoch ist die Mannschaft jetzt in der Pflicht, aus den nächsten beiden Spielen sechs Punkte zu holen. Sollten es nur vier sein, komme ich mit keinem Weihnachtsgeld heraus."

Dirk Heinen: “Wenn wir so weiter spielen, habe ich keine Angst vor der Zukunft.“

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