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Eintracht Frankfurt - Hertha BSC Berlin |
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DFB-Pokal 2001/2002 - Achtelfinale
1:2 (1:1, 1:0)
Termin: Mi 12.12.2001 19:00
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Sippel (München)
Tore: 1:0 Chen Yang (23.), 1:1 Josip Simunic (75.), 1:2 Pal Dardai (96.)
Eintracht Frankfurt | Hertha BSC Berlin |
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Spätes Aus im Pokalkampf Es könnte so schön sein vor dem Achtelfinale
im DFB-Pokal, bei dem endlich wieder Bundesligaluft durch das Waldstadion
weht, wenn die Eintracht Hertha BSC Berlin empfängt. Doch stattdessen
ist nach der blamablen Heimniederlage gegen Ahlen dicke Luft Trumpf. "Verarschen
kann ich mich selbst. Jeder Spieler kann babbeln oder arbeiten. Jeder
muss sich seiner Verantwortung bewusst sein. Es geht um die Ziele der
Eintracht und um die gesamte Region“, schimpft Martin Andermatt
zwei Tage vor dem Pokalspiel und versetzt die Diskobesucher Jones und
Streit sowie Branco, Maljkovic und den abwanderungswilligen Berntsen zusammen
mit Dennoch will er aus einer gesicherten Abwehr heraus zum Erfolg kommen: "Es geht für uns nicht darum, das Spiel zu bestimmen, wir wollen es nur gewinnen. Laufen und kämpfen sowie taktische Schlauheit sind dafür notwendig.“ Für dieses Ziel setzt der Trainer auf eine Dreierkette mit Rada, Rasiejewski und Bindewald, vor der Preuß und Schur abräumen sollen. Wimmer und Gebhardt auf den Außenbahnen sowie Skela hinter den beiden Spitzen Kryszalowicz und Yang komplettieren die Mannschaft. “Wir wollen in dieser Saison endlich mal dabei sein, wenn im Berliner Olympia-Stadion das DFB-Pokalfinale angepfiffen wird“, formuliert Hertha-Manager Dieter Hoeneß unterdessen das Ziel des aktuellen Tabellensechsten, der in der Vorwoche nach einer peinlichen 0:3-Heimniederlage gegen Servette Genf aus dem UEFA-Cup geflogen ist. Doch Trainer Röber plagen Verletzungssorgen, denn mit Deisler, Marcelinho, Alves, Beinlich, Konstantinidis und Goor fehlen gleich sechs wichtige Stammspieler. Vor nur 10.000 Zuschauern erwischt die Eintracht den besseren Start. Denn bereits nach drei Spielminuten setzt sich Wimmer auf der rechten Seite durch und flankt die Kugel halbhoch in die Mitte. Kryszalowicz ist zur Stelle und die Zuschauer haben den Torschrei bereits auf den Lippen, aber der 27-jährige tritt über den Ball, so dass Hertha klären kann. Ansonsten steht die Eintracht, wie vom Trainer angekündigt, bereits im Mittelfeld sehr gut gestaffelt und lässt den Bundesligisten kaum zur Entfaltung kommen. So sorgt zunächst lediglich ein Weitschuss von Marx, den Heinen aber parieren kann, für ein wenig Gefahr (9.). Auf der anderen Seite setzt sich Gebhardt geschickt auf der linken Außenbahn durch, um in die Mitte zu ziehen und den Ball mit einem wuchtigen Schuss zu versenken, doch er trifft leider nur das Außennetz (11.).
Der Bundesligist bäumt sich nicht auf oder wirkt geschockt, im Gegenteil. Weiter versuchen sie es pomadig über viele Stationen, zu einer Chance zu kommen, doch die Eintracht verteidigt geschickt, so dass sich kaum eine Lücke bietet. Also versuchen sie sich mit unfairen Mitteln, ein ums andere Mal wird provoziert, jede Entscheidung des Schiedsrichters reklamiert und selbst Manager Dieter Hoeneß ist längst wild gestikulierend zur Trainerbank gelaufen, um beim munteren Schimpfen mitzumachen. Während dessen muss Trainer Röber bereits in der ersten Hälfte die angeschlagenen Rehmer (32.) und Daei (42.) durch Simunic sowie Pinto ersetzen und kann durchatmen, als Schiedsrichter Sippel mal wieder nicht auf der Höhe ist, als Tretschok eine Flanke von Gebhardt mit der Hand klärt. “Bei anderen Schiedsrichtern hätte das einen Elfmeter gegeben“, ärgert sich Martin Andermatt, während der Unparteiische den ausflippenden Dieter Hoeneß mit dem Pausenpfiff zurück auf die Tribüne schickt, was dieser nur mit den Worten “Du Blinder“ kommentiert. Scheinbar ist der tobende Manager zunächst in die Gästekabine stolziert, um seine Mannschaft rund zu machen, denn die zweite Halbzeit beginnt der Bundesligist mit ordentlich Dampf und drängt die Eintracht weit in die eigene Hälfte zurück. In der 50. Spielminute gibt es Freistoß für die Hertha, den Tretschok über die Mauer zirkelt. Heinen fliegt und kann den Ball gerade so an den Pfosten lenken. Es entwickelt sich jetzt ein verbissener Pokalkampf, bei dem die Eintracht das Spiel dennoch langsam wieder in den Griff bekommt. Ganz im Gegensatz zu Schiedsrichter Sippel, der Gelbe Karten fast nach Gutsherrenart verteilt. Am Ende werden es acht Stück sein. Dann die 64. Spielminute, mit “einer Traumvorlage“, so Andermatt, überlistet Gebhardt die weit aufgerückte Berliner Abwehr und schickt Yang auf die Reise, während in der Mitte Skela und Kryszalowicz ebenfalls Richtung Strafraum eilen. Nur noch van Burik steht den Dreien gegenüber, doch statt die Kugel quer zu legen, entscheidet sich der Chinese, aus 20 Metern und spitzem Winkel abzuziehen. Der Ball fliegt weit über die Latte und nicht nur der Trainer, auch Skela und Kryszalowicz ärgern sich maßlos über den Eigensinn von Yang, der sich halbherzig entschuldigt: “Ich habe sie nicht gesehen und nichts gehört.“
Nach sechs Minuten gibt es erneut Ecke für die Herthaner und wieder schlafen sie beim scharfen Ball vor den Fünfmeterraum, den Dardai unter Kontrolle bekommt und zum 2:1 in die Maschen haut. "Wir haben zweimal gepennt und uns damit alles kaputt gemacht. Wir sollten bei der Deutschen Fußball Liga beantragen, dass wir künftig Fußball ohne Ecken spielen dürfen", ärgert sich Rasiejewski, der zusammen mit Schur und Preuß im defensiven Mittelfeld eine tadellose Leistung ablieferte und viele Angriffe des Bundesligisten bereits im Ansatz zerstörte. Vier Minuten später kann es noch schlimmer kommen, als Bindewald im Strafraum Pinto zu Fall bringt. Aber Heinen pariert den Strafstoß von Tretschok glänzend und hält die Eintracht damit im Spiel (110.). Doch all der Kampf und Einsatz reicht heute nicht, nach weiteren zehn Minuten hat es der Bundesligist geschafft und zieht ins Viertelfinale des DFB-Pokals, um dort gegen den 1. FC Köln auszuscheiden. (tr)
Martin Andermatt: “An dem Einsatz und Kampfgeist, den wir heute gezeigt haben, werde ich meine Mannschaft künftig auch in der Meisterschaft messen. Wer kämpft, der hat plötzlich auch viele Laufwege.“ Tony Woodcock: "Wir haben heute unseren Stolz ein wenig zurückbekommen", Peter Fischer: “Ich räume gerne ein, dass zwischen Sonntag und Mittwoch was passiert ist und die Truppe im Rahmen ihrer Möglichkeiten aufgestanden ist. Dennoch ist die Mannschaft jetzt in der Pflicht, aus den nächsten beiden Spielen sechs Punkte zu holen. Sollten es nur vier sein, komme ich mit keinem Weihnachtsgeld heraus." Dirk Heinen: “Wenn wir so weiter spielen, habe
ich keine Angst vor der Zukunft.“
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