Eintracht Frankfurt - SpVgg Greuther Fürth

2. Bundesliga 2001/2002 - 8. Spieltag

1:4 (0:1)

Termin: 30.09.2001
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Tore: 0:1 Mathias Surmann (10.), 0:2 Rachid Azzouzi (52., Foulelfmeter), 1:2 Pawel Kryszalowicz (66.), 1:3 Rachid Azzouzi (86., Handelfmeter), 1:4 Everaldo Batista (87.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SpVgg Greuther Fürth

 

     

  • Günther Reichold
  • Zoran Mamic
  • Mirko Reichel
  • Everaldo Batista
  • Christian Hassa
  • Rachid Azzouzi
  • Mathias Surmann
  • Petr Ruman
  • Ioannis Amanatidis
  • Francis Kioyo
  • Frank Türr

 

Wechsel

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Trainer

Trainer

  • Paul Hesselbach

Nicht groß genug, um den Adler zu tragen?

“Ich fordere einen Heimsieg, wir müssen den Gegner mit druckvollem Spiel zu Fehlern zwingen. Wir brauchen diese drei Punkte, um weiter vorne dran zu bleiben", fordert Martin Andermatt nach dem Fall auf Rang Sechs in der Tabelle ungewohnt deutlich von seiner Mannschaft und lässt auch das defensive Auftreten der Gegner im Waldstadion nicht als Ausrede gelten: "Bei uns stellen sich doch alle Mannschaften hinten rein, das ist deren legitimes Recht." Um das Drei-Punkte-Ziel gegen die “kompakten und zweikampfstarken“ Fürther zu erreichen, lässt er auch heute mit zwei Stürmern spielen. Neben Kryszalowicz beginnt allerdings Reichenberger anstelle von Yang, da dieser erst am gestrigen Tag aus Abu Dhabi von der WM-Qualifikation der Chinesen angereist ist. Im Mittelfeld spielt Gemiti für den Gelb-Rot-gesperrten Jones auf der linken Außenbahn neben Skela, Guié-Mien, Nemeth sowie Preuß. Wimmer verteidigt auf rechts anstelle des noch grippegeschwächten Bindewald.

Während in Frankfurt noch an die Mannschaft appelliert wird, ließ man in Fürth frühzeitig Taten folgen. Denn nach einer überraschend guten Saison im Vorjahr, bei der Greuther Fürth bis fast zum Schluss Tuchfühlung mit den Aufstiegsrängen hielt, lief es zum Saisonstart unrund. Kurzerhand wurde Trainer Erkenbrecher trotz eines Auswärtssieges in Reutlingen am 4. Spieltag entlassen. "Spiel um Spiel wurde es schlechter. Ich wollte nicht warten, bis wir in den Schlamassel rutschen", begründet Präsident Hack diesen Schritt offiziell, um Co-Trainer Hesselbach auf den Chefposten zu hieven, der wieder System in das Spiel bringen soll. Bislang mit Erfolg, denn in den letzten drei Begegnungen konnten die Franken immerhin sieben Punkte holen und würden mit einem Sieg in Frankfurt an der Eintracht vorbeiziehen. Von der rechten auf die linke Außenbahn rutscht dafür Ruman hinter den Spitzen Türr und Kioyo sowie den 19-jährigen Ioannis Amanatidis, der wie bereits beim 3:1-Sieg gegen Saarbrücken als hängende Spitze agiert.

“Ein Team, ein Ziel, 1. Liga – wir Hessen aus Frankfurt. Das soll für uns alle gemeinsam gelten: Wir sind ein Team, Mannschaft, Fans, Umfeld, Macher. Nur gemeinsam sind wir stark und schaffen es“, verkündet die Presseabteilung in einer Eintracht-Kolumne. Doch so recht will das Umfeld dem Braten nicht trauen. So ziehen nur 16.000 Zuschauer bei schönstem Spätsommerwetter ins Waldstadion, um zunächst die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Alfred Pfaff anlässlich seines 75. Geburtstags mit stehenden Ovationen zu begleiten. Kurz darauf legt die Eintracht engagiert, aber nervös los. Skela hat nach vier Minuten bereits eine erste gute Möglichkeit, verzieht seinen Schuss von der Strafraumgrenze jedoch gewaltig.

Danach mehren sich aber die Abspielfehler, so dass sich die Gäste schnell vom Anfangsdruck befreien können. So gibt es in der 10. Spielminute Freistoß für die SpVgg aus dem Halbfeld, den Azzouzi in den Strafraum zirkelt. Kioyo foult Rada beim Kopfballduell, doch Schiedsrichter Schmidt lässt weiterspielen, so dass der Ball Richtung Fünfmeterraum springt. Sim schaut nur entgeistert, Preuß schlägt ein Luftloch und Surmann bedankt sich, in dem er die Kugel durch die Hosenträger von Nikolov zur 1:0-Führung für die Gäste einschießt.

Was danach folgt, macht nicht nur die Zuschauer ratlos. Bieder und einfallslos versuchen die Frankfurter, einen Weg durch das dichte Mittelfeldnetz der Gäste zu finden. Sim probiert sich ein ums andere Mal mit Vorstößen auf der linken Seite, um sich festzudribbeln oder ebenso erfolglos auf seine Mitspieler zu passen. Skela versteckt sich meist erfolgreich hinter Surmann, so dass nur von Guié-Mien ein klein wenig Spielkultur ausgeht. Doch das ist zu wenig, um sich Torchancen zu erarbeiten, so dass es Kryszalowicz auf eigene Faust probiert. Aus dem Halbfeld dringt er energisch in den Strafraum ein und wird von Mamic hart angegangen. Der 27-Jährige Frankfurter Stürmer fällt und Schiedsrichter Schmidt hat ein Herz für die Eintracht. Zum fälligen Elfmeter schnappt sich Skela den Ball, läuft an und schießt halbhoch in die rechte Ecke. Doch Torhüter Reichold ahnt die Ecke und kann parieren (35.).

Danach schleppt sich das Spiel in die Halbzeit, in die die Frankfurter von den Zuschauern mit einem lautstarken Pfeifkonzert begleitet werden. "Die müssten wir aber eigentlich haben", meint Preuß ratlos, während der Trainer Klartext redet und seine Mannschaft umstellt. Für die schwachen Skela und Sim kommen Mutzel sowie Rasiejewski, die in die Abwehr rutschen. Dafür spielt Wimmer jetzt auf der rechten Außenbahn und Guié-Mien im zentralen Mittelfeld.

Doch auch diese krasse Umstellung fruchtet nicht, den Hausherren fällt weiterhin kein Mittel gegen die geschickt verteidigenden Franken ein. Dann die 53. Spielminute. Greuther Fürth greift über die linke Seite an, das Leder kommt zu Türr, der am linken Strafraumeck vor Wimmer tänzelt, einen Haken schlägt und wie gewünscht vom 24-Jährigen tumb von den Beinen geholt wird. Während der Linienrichter auf die Eckfahne deutet, will Schiedsrichter Schmidt es besser gesehen haben und entscheidet ebenso konsequent wie im ersten Abschnitt auf Elfmeter. Nikolov bewegt sich früh nach rechts, aber Azzouzi macht es besser als Skela und netzt sicher zum 2:0 für die Gäste ein (54.).

Nachdem bei Fürth Matthias Hagner, der von 1993 bis 1996 35 Pflichtspiele für die Eintracht absolvierte, für Türr ins Spiel kommt, setzt Martin Andermatt kurz darauf alles auf eine Karte und bringt mit Yang für Nemeth den dritten Stürmer in die Partie (56.). Tatsächlich verstärken die Riederwälder nun endlich den Druck, vielleicht, weil sie einer jungen Dame helfen wollen. "Von Elsa: Eintracht, wenn ihr heute gewinnt, werde ich Andy heiraten!", verkündet die Anzeigetafel eine SMS, die der Stadionbelustigungssender FFH zur rechten Zeit einstellt. Tatsächlich kann sich Wimmer endlich einmal auf der rechten Außenbahn durchsetzen und maßgenau in den Strafraum flanken. Kryszalowicz rauscht heran und köpft die Kugel zum 1:2-Anschlusstreffer in die Maschen (66.).

Jetzt liegt tatsächlich der Ausgleich in der Luft. Nach zwei schnellen Ecken in Folge fliegt die dritte genau zu Reichenberger, der endlich einmal eine Aktion hat, die Kugel aber zu zielgenau an das Lattenkreuz hämmert (68.). Inzwischen ähnelt das Waldstadion einem Tollhaus, die Fans peitschen die Eintracht nach vorne, doch es nützt nichts. Die Hausherren spielen bieder und umständlich, während die Gäste souverän die Räume eng machen und so vorerst keine weiteren Torchancen mehr zulassen. Es läuft bereits die 85. Spielminute, eine lange Flanke segelt in den Strafraum. Statt den Ball einfach weiterfliegen zu lassen, steigt Rada hoch und lenkt das Leder mit ausgestrecktem Arm ins Toraus. Unglaublich meint wohl auch Schiedsrichter Schmitt, der ihm mit Gelb-Rot vom Platz schickt und auf den Elfmeterpunkt zeigt. Das gleiche Spiel wie eine halbe Stunde zuvor, Nikolov zuckt vorschnell nach rechts und Azzouzi schießt den Ball ins linke Toreck zur 3:1-Führung (86.).

"Das 1:3 hat uns das Genick gebrochen", meint Preuß zerknirscht, während die SpVgg jetzt gegen die sich auflösende Frankfurter Mannschaft weiter nach vorne spielt. So kann Batista auf der linken Außenbahn fast unbedrängt nach vorne gehen, bekommt die Kugel am Strafraumeck und haut sie nur eine Minute später zum 4:1 in die Maschen (87.). Weitere vier haarsträubende Minuten später pfeift Schiedsrichter Schmidt endlich ab, während die wenigen verbliebenen Zuschauer ihrem Unmut lautstark Luft machen und die meisten Spieler beleidigt das Weite suchen. Immerhin stellen sich neben Preuß und Yang, die vorangehen, noch vier weitere Spieler den Fans, so dass die Pfiffe sich schnell in ein “Eintracht, Eintracht!“ verwandeln. Doch auch Anfeuerung nützt nach dieser Niederlage nichts, Frankfurt rutscht auf Rang 7 in der Tabelle und hat jetzt drei Zähler Rückstand auf den neuen Tabellendritten Union Berlin. (tr)


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: "Die Mannschaft muss sich zu Hause anders präsentieren, ich habe vergeblich auf den bedingungslosen Einsatz der ersten Spiele gewartet. Aber es fehlt an offensivem Denken, ich weiß nicht, wovor die Angst haben. Jetzt werde ich den Druck weiter erhöhen und wir werden noch mehr arbeiten.“

Tony Woodcock: "Martin Andermatt und ich haben keine Lust mehr, uns das noch länger anzusehen. Wir tun alles für den Erfolg und arbeiten Tag und Nacht daran. Jetzt sind die Spieler gefordert, einmal darüber nachzudenken, ob sie groß genug sind, um den Adler zu tragen. In Zukunft brauchen wir Leute mit Mut und Mumm, denn nur mit ihnen kann man Schlachten gewinnen."

Vereinspräsident Peter Fischer: "Ich hoffe, dass die Bimmel laut genug war, damit jetzt alle aufgewacht sind."

Aufsichtsratschef Reinhard Gödel: "Rückschläge sind gut, wenn sie früh kommen. Dann hat man noch Zeit, sie zu korrigieren. Martin Andermatt wird die Schwachstellen beseitigen und einen Weg finden, um oben dranzubleiben. Es gibt keinen Grund zur Panik, schließlich haben wir nicht behauptet, das Bayern München der Zweiten Liga zu sein".

“Neu in Frankfurt - Hin zur Eintracht!“ Titel einer Erstsemester-Veranstaltung an der Universität in Frankfurt, die einen Tag vorher abgesagt wird, da sich Gastredner Dr. Pröckl “überraschend“ im Urlaub befindet.


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