Eintracht Frankfurt -
Bohemians Prag |
Freundschaftsspiel 1998/1999
1:2 (0:1)
Termin: 13.02.1999
Zuschauer: 250
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Ludek Zdrahal (16), 1:1 Thomas Sobotzik (62.), 1:2 Dalibor Slezak (76.)
Eintracht Frankfurt | Bohemians Prag |
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Frost und böhmische Kängurus versauen die Generalprobe Der Winter hat Hessen wieder fest im Griff, so dass die Eintracht bei ihrer Generalprobe vor dem Rückrundenauftakt gegen die Münchener Löwen kurzfristig umdisponieren muss und das letzte Testspiel von Hanau nach Frankfurt verlegt. Blöd nur, dass keiner der Verantwortlichen daran gedacht hat, dass die Rasenheizung im Waldstadion vier Tage Vorlaufzeit braucht... So muss das Spiel gegen den tschechischen Zweitligisten Bohemians Prag auf den Platz vor der Wintersporthalle verlegt werden, der in einem frostbedingt erbärmlichen Zustand ist. Der Zustand des Kaders ist allerdings auch nicht besser. Neben den verletzten Weber, Epp und Mutzel haben Yang sowie Gebhardt muskuläre Probleme, Zampach eine Leistenzerrung und Amstätter sowie Houbtchev die Grippe. So darf sich bei der Generalprobe Janßen als Libero hinter den Manndeckern Schur und Uwe Schneider versuchen, auf rechts spielen Kaymak und Pisont und auf der linken Seite bilden Gerster sowie Bounoua das Pärchen, dass die beiden Spitzen Sobotzik und Fjørtoft mit Flanken versorgen soll. Dafür ist Bernd Schneider wohlbehalten von der USA-Reise der Nationalmannschaft zurückgekehrt und soll heute im zentralen Mittelfeld die Fäden ziehen. “Ich habe nach Rückkehr aus Miami zwei Tage etwas schlechter geschlafen, bin aber ansonsten völlig problemlos ins Mannschaftstraining eingestiegen, weil wir mit dem Nationalteam vor allem in den ersten fünf Tage mit voller Power trainiert haben“, erzählt Bernd Schneider, der bei der blamablen 0:3-Niederlage gegen die USA und dem müden 3:3 gegen Kolumbien zum Glück nicht zum Einsatz kam. Ebenso wie die deutsche Nationalmannschaft und die Eintracht hat auch der heutige Gegner FC Bohemians 1905, der im Prager Stadtteil Vrsovice beheimatet ist, schon bessere Zeiten hinter sich. Zehn Jahre lang waren sie seit Mitte der Siebziger Jahre regelmäßig im UEFA-Cup dabei, wurden 1983 gar tschechoslowakischer Meister. Doch mit der neuen tschechischen Liga ging der Absturz los, so dass die Bohemians regelmäßig in der zweiten Liga spielen, diesmal aber als Herbstmeister den Aufstieg anstreben. Noch immer mit dem Känguru im Wappen, dass sie seit ihrer zweimonatigen Australientour 1927 haben, als “die Böhmen“ (Bohemians) als ministrables Geschenk zwei Kängurus erhielten. Die bei den Temperaturen auf dem gefrorenen Rasen an der Wintersporthalle vermutlich weniger gehüpft wären, als das Leder. Das holpert meist übers Spielfeld, schlägt schon mal eine Kapriole und macht so ein Kombinationsspiel bereits im Ansatz zunichte. Dies behagt den Frankfurtern überhaupt nicht, während es die Bohemians einfach mit hohen und weiten Bällen nach vorne probieren und sich bei Standards besonders in Zeug legen. Schön zu sehen in der 15. Minute, als ein Freistoß punktgenau vor den Fünfmeterraum fliegt, wo ihn Hinrunden-Torschützenkönig Zdrahal ins Tor köpft. “Da haben wir gepennt“, meint Reinhold Fanz, der lieber am Riederwald gespielt hätte. Auch nach der Führung gibt es für die 250 Zuschauer, unter denen sich auch Löwen-Trainer Lorant befindet, wenig Erbauliches zu sehen. Ein paar Schläfrigkeiten in der Abwehr, ein harter Zweikampf, bei dem sich Schur eine Rippenprellung zuzieht, so dass Kutschera für ihn ins Spiel kommt (34.) und ein kaum erkennbares Aufbauspiel der Eintracht sorgen dafür, dass es mit dem Rückstand in die Pause geht. Im zweiten Abschnitt kommt Brinkmann für den auf dem gefrorenen Rasen recht unbeholfen wirkenden Fjørtoft in die Partie. Die tatsächlich ansehnlicher wird, da die Eintracht endlich anfängt zu laufen. So kann Pisont nach einem Doppelpass mit Bernd Schneider einen gescheiten Pass zum sich freilaufenden Sobotzik spielen, der die Kugel zum 1:1 versenkt (62.). Nachdem kurz darauf Westerthaler für Sobotzik ins Spiel kommt, hat die Eintracht ihre beste Phase und sogleich ein paar Möglichkeiten, die Brinkmann und der österreichische Stürmer allerdings nicht im Kasten von Blazek unterbringen können. Dafür setzt Prag jetzt einen erfolgreichen Konter mit Slezak, der den durchgefrorenen Nikolov mit einem Flachschuss zum 2:1 für die Bohemians überwindet (75.). Das war es dann, Manager Rohr zeigt sich einigermaßen zufrieden und weist darauf hin, dass die Mannschaft auch mit diesen Verhältnissen zurechtkommen müsse, "weil das ja auch in der Bundesliga passieren kann.“ Allerdings nur, wenn die Rasenheizung versagt oder nicht rechtzeitig an gemacht wird, denkt sich wohl sogar Reinhold Fanz: “Die Bedingungen waren beschissen, der Rasen war nicht einmal gewalzt", schimpft der Trainer und ergänzt: “Das einzig Positive war, dass sich kein weiterer Spieler verletzt hat."
Es stehen keine Wahlen an und Worte wurden im Vorfeld genug gewechselt. So finden sich nur 162 der 6000 Mitglieder der Eintracht im Festsaal des Palmengartens ein, um den Worten des Präsidiums zu lauschen, der aus der Versammlung “eine vom Präsidium inszenierte Feierstunde“ macht, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt. Schatzmeister Patella erklärt, dass das Geschäftsjahr 97/ 98 mit einem nur kleinen Minus von 100.000 Mark beendet wurde. Unter anderem auch deshalb, weil sich der Verein mit der Berufsgenossenschaft auf einen Erlass von 3,2 Millionen Mark einigen konnte. Die Bankverbindlichkeiten betrugen am 30. Juni 1998 2,5 Millionen Mark. "Mit großer Genugtuung" stellt Präsident Heller fest, dass die Profis der von der Unternehmensberatung Roland Berger geforderten Entwicklung voraus seien. Der Wiederaufstieg sei ohne nennenswerte Neuschulden oder den Verkauf der Vermarktungsrechte gelungen. Neben dem Verbleib in der Bundesliga und der Stadionfrage müssen jetzt die Weichen für die Zukunft gestellt werden, erklärt Rolf Heller. Zentrale Aufgaben seien hierbei die Vermarktung der TV-Rechte sowie die Umwandlung des Profi-Bereichs in eine Kapitalgesellschaft. Nochmals rechtfertigt der Präsident vor den Mitgliedern die Entlassung von Horst Ehrmantraut: "Es ist unbestritten, dass der Wiederaufstieg seine Handschrift trägt. Aber im zwischenmenschlichen Bereich gab es immer öfter Disharmonien. Es war die richtige Entscheidung zur rechten Zeit."
Zwei Tage nach der missglückten Generalprobe gegen Prag verdreht sich Torhüter Petry beim Training das Knie und muss aufgrund eines Meniskusschadens unter das Messer. Da Petry mindestens sechs Wochen ausfallen wird, rückt Nachwuchsmann Sven Schmitt in den Achtzehner-Kader für die ersten Rückrundenspiele. (tr)
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