DFB-Hallen-Pokal 1999 Qualifikationsturnier in Frankfurt |
Hallenturnier 1998/1999
am 20. und 21.01.1998
in Frankfurt; 5.800 (7.000) Zuschauer
1. FC Kai-serslautern |
FC Gütersloh |
FSV Mainz 05 |
MSV Duisburg | Eintracht Frankfurt |
Fortuna Düsseldorf |
FC St. Pauli | Kickers Oxxenbach |
Kader: Oka Nikolov
– Alexander Kutschera (als Ersatz-TW),
Burhanettin Kaymak, Petr
Houbtchev, Alexander Schur,
Istvan Pisont, Bernd
Schneider, Marco Gebhardt, Sascha
Amstätter, Antonio da Silva, Henry
Nwosu
Gruppe 1
- 1. FC Kaiserslautern - FC Gütersloh 4:2
- MSV Duisburg – Kickers Oxxenbach 1:3
- FC Gütersloh - MSV Duisburg 2:3
- Kickers Oxxenbach – 1. FC Kaiserslautern 3:3
- 1. FC Kaiserslautern – MSV Duisburg 4:3
- Kickers Oxxenbach – FC Gütersloh 2:1
1.1. FC Kaiserslautern 11:8 7 2.Kickers Oxxenbach 8:5 7 3.MSV Duisburg 7:9 3 4. FC Gütersloh 5:9 0
Gruppe 2
- Eintracht Frankfurt – Fortuna Düsseldorf 2:0 (Tore: 1:0 Marco Gebhardt, 2:0 Istvan Pisont)
- FC St. Pauli – FSV Mainz 05 5:1
- Fortuna Düsseldorf – FC St. Pauli 1:2
- FSV Mainz 05 – Eintracht Frankfurt 2:2 (Tore: 1:0 Demandt, 2:0 Klopp, 2:1 Sascha Amstätter, 2:2 Antonio da Silva)
- Eintracht Frankfurt – FC St. Pauli 4:2 (Tore: Henry Nwosu (2), Bernd Schneider, Antonio da Silva – Scherz, Lotter)
- FSV Mainz 05 – Fortuna Düsseldorf 4:4
1.Eintracht Frankfurt 8:4 7 2.FC St. Pauli 9:6 6 3.FSV Mainz 05 7:11 2 4. Fortuna Düsseldorf 5:8 1
Halbfinale
- 1. FC Kaiserslautern – FC St. Pauli 1:0
- Eintracht Frankfurt – Kickers Oxxenbach 1:3 (0:1 Kohlinger, 1:1 Istvan Pisont, 1:2 Dama, 1:3 Dolzer)
Spiel um Platz 3
- Eintracht Frankfurt – FC St. Pauli 4:2 (Istvan Pisont (2), Antonio da Silva, Sascha Amstätter – Seeliger, Klasnic)
Finale
- 1. FC Kaiserslautern – Kickers Oxxenbach 4:5
Die Fahrkarte für das DFB-Hallenfinale gezogen…
Eine peinliche Pressekonferenz und Tag Eins in der Gudd Stubb
Es ist bereits das 25. Hallen-Turnier in Frankfurt, das im Gegensatz zum Vorjahr diesmal ein offizielles Qualifikationsturnier für das DFB-Hallenpokalfinale in Dortmund ist. Waren es im Vorjahr noch Bad Vilbel, Egelsbach und Fulda, so kann Organisator Gerd Trinklein diesmal neben der Eintracht, Mainz und dem OFX den amtierenden deutschen Meister aus Kaiserlautern sowie den MSV Duisburg präsentieren. Doch das Interesse an dem zweitägigen Turnier hält sich in Grenzen, so dass der DFB kurzfristig eine Pressekonferenz einberuft, die immerhin wunderschön floppt.
"Unser Trainer wird alle, die auch nur leichte Blessuren haben, nicht einsetzen", grummelt Lauterns Geschäftsführer Herzog, während Kickers-Manager Klaus Gerster, der bereits bei der Eintracht und beim FSV verbrannte Erde hinterließ, traditionell jammert, dass sich der Regionalligist im Gegensatz zu den Bundesligisten nur bei einem Sieg für das Hallenpokalfinale qualifizieren könne und überhaupt viel zu wenig Antrittsprämie vom DFB (20.000 Mark, die Bundesligisten 100.000 Mark) bekommt: "Dabei bringen die Kickers an beiden Tagen 5000 Fans mit." Dem Ganzen die Krone setzt Eintracht-Manager Gernot Rohr auf, der 40 Minuten zu spät kommt, weil er mit “der Mannschaft im Wald“ war und sich dann verfahren hat. Seine Informationen zum Turnier? "Die Mannschaft werden wir erst morgen bestimmen."
Immerhin finden dennoch 5800 Zuschauer am ersten Tag reibungslos den Weg in die Festhalle, in der tatsächlich fast 2000 Fans des Regionalligisten zu finden sind. Es ist eben ein Highlight für die ewig im Schatten Stehenden, während der Frankfurter Fanklub-Sprecher Andreas Hornung zum mangelnden Interesse der Eintracht-Fans nur flapsig meint: "Zu teuer und zu uninteressant." Darauf angesprochen, dass der Hallensprecher zwar alle Spieler der Eintracht, aber aus Angst vor einem Pfeifkonzert nicht den Namen des Trainers verkündet, ergänzt er: “Ich glaube schon, dass Fanz eine faire Chance von den Fans erhält. In letzter Zeit sind schon so viele Trainer gegangen. Gegen Fanz hat keiner etwas."
Weit wortgewaltiger über Chancen und Zuschauerinteresse hätte wohl Düsseldorfs Trainer Peter Neururer schwadroniert, der noch nicht ahnt, dass der Tabellenviertzehnte der Zweiten Bundesliga erst am 27. Spieltag wieder einen Sieg einfahren wird, um als Tabellenletzter in die Regionalliga abzusteigen. Doch zuvor geht es im Auftaktspiel der Gruppe 2 gegen die Eintracht, die ohne Hallen-Kapitän Brinkmann antritt, den Kaymak am Vormittag übel am Knöchel getroffen hat. Ebenfalls nicht dabei sind Sven Schmitt und Petry, so dass Kutschera ein Torwarttrikot überstülpt und hofft, dass Nikolov nichts passiert. Unterdessen spielt Kaymak weiter mit zu viel Körpereinsatz, als er Düsseldorfs Lesniak im Strafraum von den Beinen holt. Oka Nikolov im Kasten aber pariert den Neunmeter von Jock und kann sich danach ein wenig entspannen, denn die Eintracht bestimmt das Geschehen auf dem Kunstrasen. Gebhardt und Pisont sorgen für den 2:0-Endstand, mit dem der Trainer zufrieden ist: "Wenn wir schon in der Halle spielen, dann wollen wir auch gut spielen und gewinnen."
Nachdem St. Pauli die Mainzer mit 5:1 aus der Halle schießt, will der Tabellenzehnte der Zweiten Liga nun Wiedergutmachung betreiben. Rustikal gehen die 05-er zur Sache und suchen jeden Zweikampf, was Bernd Schneider und Houbtchev schmerzhaft zu spüren bekommen. Beim Neunationalspieler muss eine Platzwunde über der Augenbraue genäht werden, während sich Mutzel rächt und mal kurz den Mainzer Jürgen Klopp ummäht. Demmandt verwandelt den fälligen Neunmeter, dem Klopp die 2:0-Pausenführung für Mainz folgen lässt. Im zweiten Abschnitt legt die Eintracht wieder einen Zahn zu und kann durch Tore von Amstätter und da Silva für den Ausgleich sorgen. Damit reicht den Frankfurtern morgen ein Unentschieden gegen St. Pauli, um ins Halbfinale zu kommen.
Das Highlight des Jahrzehnts für den kleinen Nachbarn…
Pisont im Spiel gegen den OFXSogar 7000 Zuschauer kommen am zweiten Tag in die Frankfurter Festhalle, um sich zunächst die letzten Gruppenspiele anzuschauen. Nachdem Kaiserslautern und der Mainnachbar mit Siegen in ihren letzten Gruppenspielen starten, muss die Eintracht nun gegen den Tabellenzwölften der Zweiten Liga nachlegen, der am Vortag beide Spiele gewinnen konnte und sich bereits für das Halbfinale qualifiziert hat. So ist es eine lockere Angelegenheit für die Eintracht, die durch 2 Tore von Nwosu sowie Treffer von Bernd Schneider und da Silva mit 4:2 gewinnt und damit als Gruppensieger im Halbfinale gegen diesen Regionalligisten spielen wird.
Es ist, wie erwartet. Die Eintracht macht das Spiel und der Regionalligist hält wild kämpfend dagegen, um nach vier Minuten mit der ersten Chance, einem Weitschuss von Kolinger, in Führung zu gehen. Die Eintracht braucht bis zur zehnten Minute, ehe Pisont der längst verdiente Ausgleich gelingt. Kurz nach Wiederanpfiff ist es wieder die brachiale Gewalt, die den Underdog in Führung bringt, als Dama die Kugel von der Mittellinie aus einfach genau in den Winkel zimmert. Die Frankfurter bedrängen nun das Tor von Keffel und erarbeiten sich eine Vielzahl von Chancen, aber immer wieder ist ein Arm oder Bein dazwischen. Und am Ende gelingt Dolzer mit einem Konter kurz vor Ende gar das 3:1, dass die Anhänger des Vizemeisters von 1959 vor Freude jauchzen lässt. "Ein Riesenerfolg, einfach toll, was meine Jungs hier heute geleistet haben", freut sich OFC-Trainer Boysen, als hätten sie gerade eine Meisterschaft errungen.
Nun ist ein Sieg im Spiel um Platz Drei für die Eintracht Pflicht, der ebenfalls noch für die Teilnahme an dem so lukrativen Hallenfinale in Dortmund berechtigt. Der Gegner ist erneut St. Pauli, das im ersten Halbfinale gegen Kaiserlautern mit 0:1 verloren hatte. Diesmal ist es eng, es darf ein wenig gezittert werden, auch weil es sich die Frankfurter nach zwei Führungstreffern durch Pisont selbst schwer machen und jeweils schnell den Gegentreffer kassieren. Auch nach dem 3:2 durch da Silva drückt St. Pauli auf den Ausgleich, doch genau 3 Sekunden vor dem Abpfiff zappelt das Netz auf der anderen Seite, als Amstätter den vierten Treffer erzielt. "Durch die Teilnahme in Dortmund hat sich unser neuer Spieler Mourad Bounoua bereits bezahlt gemacht“, reibt sich Gernot Rohr über die erwartete Gage von mindestens 200.000 Mark die Hände, während Reinhold Fanz sich darüber freut, dass Nikolov zum besten Torhüter des Turniers gewählt wurde. Auch von den Leistungen der jungen Spieler ist er angetan: "Vielleicht kriegen sie ja auch einen Schub für draußen."
Ach ja, der Regionalligist darf tatsächlich nach Dortmund reisen, denn im Finale besiegt er den 1. FC Kaiserslautern mit 5:4. Und darf sich nach der Auslosung durch Rallye-Fahrerin Jutta Kleinschmidt und Zé Roberto noch einmal freuen. Denn in Gruppe D treffen die Oxxenbacher auf Borussia Dortmund und, na klar, Eintracht Frankfurt.
Bandenplausch: Fanz und RohrIst er nur der Schattenmann des Managers oder ist es eine fruchtbare Kooperation? Schafft die Eintracht mit dem Duo Fanz/Rohr den Klassenerhalt? Darüber macht sich nicht nur Bernd Hölzenbein seine Gedanken: "Kooperation, das klingt im ersten Moment ganz gut, aber was ist, wenn es nicht läuft? Wer übernimmt dann die Verantwortung. Werden die beiden dann immer noch ihre Köpfe zusammenstecken oder wird sich der Manager wieder auf die Tribüne zurückziehen?" Die Einkaufspolitik von Gernot Rohr sieht der Ex-Manager jedenfalls kritisch: “Erfahrene Bundesligaprofis braucht die Mannschaft im Kampf um den Klassenerhalt. Und was passiert? Die Eintracht holt billige Spieler; jetzt haben wir Chinesen, Norweger und Tunesier, die sich in der Bundesliga nicht auskennen und nicht wissen, wie man sich im Abstiegskampf verhalten muss."
So wird keine Ruhe einkehren, zumal im unmittelbaren Vereinsumfeld zu viele Selbstdarsteller lauern, ergänzt Hölzenbein: “Bei anderen Vereinen laufen die Spieler vor eine Wand, wenn sie sich ausweinen wollen. Bei uns gibt es viele Türen in der Wand, die den Spielern gerne geöffnet werden. Und wenn der Abstieg näher rückt, dann kommen die Heckenschützen wieder aus den Löchern hervor. Ich würde ja gerne etwas anderes sagen, aber so ist das nun mal in Frankfurt. Deshalb glaube ich, dass die Mannschaft absteigen wird." (tr)
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