Verfürth-Personal Cup

Hallenturnier 1998/1999

am 15.01.1998

in Münster; 3.800 Zuschauer

 

 
Schalke 04
Stadtauswahl
Münster
Arminia
Bielefeld
Preußen
Münster
Eintracht Frankfurt
Fortuna Düsseldorf

Kader: Sven Schmitt - Alexander Schur, Sascha Amstätter, Alexander Rosen, Ansgar Brinkmann,
Bernd Schneider
, Michael Mutzel, Antonio da Silva, Mourad Bounoua, Istvan Pisont, Damir Stojak

 

Gruppe 1

  • Schalke 04 – Fortuna Düsseldorf 1:0
  • Stadtauswahl Münster – Schalke 04 1:0
  • Stadtauswahl Münster – Fortuna Düsseldorf 1:2

 

1.
Fortuna Düsseldorf 2:2 2
2.
Stadtauswahl Münster 2:2 2
3.
Schalke 04 1:1 2


Gruppe 2

  • Preußen Münster - Eintracht Frankfurt 3:1 (1:0 Becker, 2:0 Buschkötter, 3:0 Ridder, 3:1 Bernd Schneider)
  • Arminia Bielefeld – Preußen Münster 5:2

 

1.
Eintracht Frankfurt 5:4 2
2.
Arminia Bielefeld 6:6 2
3.
Preußen Münster 5:6 2

 

Halbfinale

  • Arminia Bielefeld – Fortuna Düsseldorf 2:1


Finale

 

 

Mit neuem Trainer erst in die Loipe, dann in die Halle

Reinhold Fanz ist da, Mourad Bounoua auch

“Vordergründig ist der Klassenerhalt. Und dann muss im Hinblick auf die internationalen Perspektiven die Weichenstellung für die Zukunft frühzeitig erfolgen, wenn wir den Anschluss nicht verpassen wollen.“ Große Worte vom Präsidenten anlässlich des Neujahrsempfangs im 100-sten Jahr der Eintracht, die den Zuhörern ebenso Beifall entlocken, wie der Ausruf des hessischen Ministerpräsidenten Hans Eichel: "Die Rhein-Main-Region ist wirtschaftlich die Nummer eins in Deutschland. Dass wir auch im Fußball ganz vorne hingehören, daran besteht kein Zweifel." Normal. “Eine Normalität, die Beobachter in den meisten anderen Bundesliga-Städten wohl als Größenwahn bezeichnen würden“ meint dazu die “Welt“.

Doch ein Anderer steht im Fokus des Interesses, der ebenfalls den Nichtabstieg in den Vordergrund stellt. "Es gibt in einigen Bereichen Dinge, die ich ändern werde. Von der Einstellung können noch ein paar Prozent hinzukommen und besonders im taktischen Bereich werden wir sehr hart und konzentriert arbeiten", versichert Reinhold Fanz bei seiner offiziellen Vorstellung am 11. Januar, um sogleich zu appellieren: "Wir müssen alle an einem Strang ziehen und brauchen auch etwas Glück und Geduld. In drei, vier Wochen werde ich nach theoretischem und praktischem Training sehen, welche Taktik am besten zu uns passt."

Doch zunächst plant der 44-Jährige, den die Eintracht nach wochenlangen Verhandlungen mit Hannover 96 kurz vor Weihnachten bis zum 30. Juni 2000 verpflichten konnte, eine “Schnupper-Tour“. Vier Tage lang will Reinhold Fanz in Miltenberg/Kleinwalsertal seinen 31- Mann starken Kader kennenlernen: "Vor dem Frühstück ein normaler Lauf, dann Skilanglauf, am Nachmittag Spaß am Ball in der Halle, abends eine Sitzung." So kann man sich rasch einschätzen, ergänzt er: "Das ist wie in der Schule, wenn ein neuer Klassenlehrer kommt. Die Spieler müssen nach 14 Tagen schon wissen, wie sie sich verhalten." Dabei lernen diese auch den Trainer kennen, der der Mannschaft abends zwei Weizenbier gönnt, es selbst aber nicht so genau nimmt und sogar den strenggläubigen Neuzugang dazu nötigt, wenigstens einen kleinen Schnaps bei der gemeinsamen Runde zu nehmen…


Neuzugang für die linke Seite: Mourad Bounoua

Der Neue ist der 26-jährige marokkanische Nationalspieler Mourad Bounoua, den die Eintracht kurz vor Schließung der Transferliste für ca. 300.000 Mark von den Stuttgarter Kickers verpflichtet hat. Obwohl er zuletzt fast nur auf der rechten Außenbahn gespielt hat, soll er bei der Eintracht die linke Seite verstärken. Denn Kapitän Ralf Weber muss sich in dieser Woche in Basel einer Operation am rechten Knie unterziehen, um die verhärteten Reste eines Blutergusses zu entfernen und fällt wohl bis Ende Februar aus. Alles kein Problem für den Trainer: "Schließlich hat Mourad zuvor vier Jahre beim TuS Celle auf der linken Seite gespielt. Und jeder Fußballer, der nicht ganz dumm ist, muss sowieso vielseitig einsetzbar sein." Ähnlich rosarot sieht das Bounoua, dem es nicht eben an Selbstbewusstsein mangelt: "Mein rechter Fuß ist zwar der bessere, aber lieber spiele ich links. Ich bin nach Frankfurt gegangen, um dort Stammspieler zu werden. Für mich wird es in der Bundesliga eher einfacher. In der Zweiten Liga gibt es nur Kampf, nun kommt noch das spielerische Element dazu."


Vom Kleinwalsertal zum Sieg in der Münsterlandhalle

Bereits einen Tag nach der Rückkehr von den Loipen im Kleinwalsertal geht es für einen Teil des Kaders ins westfälische Münster, wo die Eintracht an einem Hallenturnier teilnimmt, dass nicht zu der vom DFB so geförderten offiziellen Hallenpokalrunde zählt. Elf Spieler nominiert Reinhold Fanz, darunter auch Sascha Amstätter, der sich im Juli noch in das Profi-Training einklagen musste und seitdem von Horst Ehrmantraut weitgehend ignoriert wurde. "Jeder bekommt seine Chance", meint der neue Trainer nur, der Ansgar Brinkmann zum Kapitän in der Halle nominiert, was diesen in Münster, wo er einst Publikumsliebling war, besonders motivieren soll.

Zunächst startet die Eintracht gegen den Vorjahres-Bundesligaabsteiger Arminia Bielefeld, der mit Trainer Thomas von Heesen den sofortige Wiederaufstieg anstrebt und auf Rang vier überwintert. Mit dabei im Kader ist neben Ex-Eintrachtler Jörg Böhme auch der in der letzten Saison von den Frankfurtern hofierte Bruno Labbadia, den sie in Bielefeld aufgrund seiner 12 Hinrunden-Treffer und seines Torjubels bereits “Pistolero von der Alm“ getauft haben. Doch auf Hallenboden hat er Ladehemmung, dafür ist die Eintracht umso treffsicherer. Gerade die jungen Spieler zeigen sich sehr engagiert, während Kapitän Brinkmann mit einigen Kabinettstückchen für Szenenapplaus sorgt. Sie können es sich leisten, denn durch Tore von Schur, Rosen, Bernd Schneider und Amstätter haben sie das Geschehen auf dem Parkett im Griff. Lediglich Ronald Maul kann in der Schlussphase wenigstens noch den Ehrentreffer für die Arminen erzielen.

Im zweiten Gruppenspiel treffen die Frankfurter auf den Tabellenzweiten der Regionalliga West/Südwest, Preußen Münster. Unter Trainer Hans-Werner Moors hat auch Brinkmann bereits in der letzten Zweitligasaison der Münsteraner gespielt, bevor er mit den Preußen zwei Jahre in der Oberliga Westfalen kickte. Damals noch nicht dabei war der 18-jährige Christoph Metzelder, der von der Schalker B-Jugend nach Münster wechselte und inzwischen den Sprung in die erste Mannschaft geschafft hat. Der Lokalmatador spielt gut mit und profitiert von Fehlern der ein wenig verspielt wirkenden Eintracht. Denn Becker und Buschkötter sorgen zur 2:0-Pausenführung, die der Eintracht dennoch zum weiterkommen reicht. Eng wird es allerdings, als Ridder nach dem Wechsel auf 3:0 erhöht. So krempeln vor allem die erfahrenen Schur, Brinkmann und Bernd Schneider die Krempel hoch und belohnen sich mit dem 1:3 durch Bernd Schneider. Dem Endstand, der für das Halbfinale ausreicht und Reinhold Fanz zufrieden stellt: “Die jungen Spieler haben sich wirklich gut reingefunden. Gefallen hat mir auch, dass sich fast selbstverständlich eine Hierarchie auf dem Spielfeld herausgebildet hat, als es eng wurde.“

Bei Schalke 04 scheint dies weniger gut gelungen zu sein, denn die scheiden bereits in der Vorrunde nach einer Niederlage gegen die Münsteraner Stadtauswahl aus, auf die die Eintracht jetzt treffen wird. Doch abseits des Platzes sorgt die Anwesenheit der Schalker für ein wenig Wirbel, weil Rudi Assauer sich ganz unverhohlen Gedanken um Bernd Schneider macht. “Man soll nie ‘Nie‘ sagen“, meint Schneider vielsagend, betont aber: “Aktuell gibt es keinen Anlass für solche Gedanken. Mein Ziel ist der Klassenerhalt mit der Eintracht.“ Zurück auf dem Hallenboden gibt es bei der Eintracht weiterhin wenig Anlass zur Kritik, auch wenn sich weder Pisont oder Stojak und schon gar nicht der staksig wirkende Bounoua in den Blickpunkt spielen. Dafür aber erneut Bernd Schneider und Sascha Amstätter, die mit ihren drei Treffern für den Finaleinzug sorgen.

Im Endspiel treffen sie erneut auf die Arminia, die im zweiten Halbfinale Fortuna Düsseldorf mit 2:1 besiegen konnte. Wie in den Spielen zuvor zeigen die Viererblöcke, die Reinhold Fanz meist komplett auswechselt, eine ansehnliche Leistung, so dass der Trainer nach dem 3:2-Sieg sagen kann: "Wir haben den besten Fußball gespielt und deshalb auch verdient gewonnen." Zum besten Spieler wird Bernd Schneider gewählt, aber auch Amstätter kann mit insgesamt vier Toren überzeugen. "Es hat mir riesigen Spaß gemacht. Ich hoffe, dass ich einen kleinen Schritt nach vorne getan habe, damit meine vielen Kritiker wenigstens ein wenig verstummen", meint der 21-Jährige, während Reinhold Fanz die Bälle flach hält: "Er hat wie die anderen Jungen Mutzel und Rosen gut gespielt, nun liegt es ganz allein an ihm, auch draußen zu zeigen, ob er dazugehört oder nicht."


Andreas Möller fordert von der Eintracht 1,1 Millionen Steuernachzahlung

Bereits im Jahr 1994 gab es gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen der Eintracht und Andreas Möller, nachdem dieser vor Ablauf seines Dreijahres-Vertrages zu Juventus Turin wechselte und nach einem Vergleich rund 2,5 Millionen Mark Schadenersatz an die Frankfurter bezahlen musste. Nun schlägt “Heintje“ zurück, wie sein in Frankfurt leider wohlbekannter Manager Klaus Gerster verkündet. Diesmal geht es um Steuernachzahlungen um 1,1 Millionen Mark, die der Nationalspieler im Herbst 1998 leisten muss. Anlässlich seines Wechsels von Dortmund zur Eintracht im Sommer 1990 war dem Mittelfeldspieler vom damaligen Eintracht-Präsidium unter Matthias Ohms eine Einmalzahlung von 1,8 Millionen Mark brutto vertraglich zugesichert worden, letztlich wurden ihm 900.000 Mark netto als "schwarz auf die Hand" gegeben, wie die Steuerfahndung heraus fand. (tr)

 

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