Eintracht Frankfurt - SC Freiburg

Bundesliga 1998/1999 - 12. Spieltag

3:1 (2:1)

Termin: Mi 11.11.1998 20:00
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Frank Gettke (Haltern)
Tore: 1:0 Bernd Schneider (12.), 1:1 Uwe Wassmer (23.), 2:1 Thomas Epp (37.), 3:1 Marco Gebhardt (90.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SC Freiburg

 

     

  • Richard Golz
  • Torben Hoffmann
  • Steffen Korell
  • Zoubaier Baya
  • Michael Frontzeck
  • Levan Kobiaschwili
  • Uwe Wassmer
  • Marco Weißhaupt (80.)
  • Ralf Kohl
  • Stefan Müller
  • Mehdi Ben Slimane

 

Wechsel

Wechsel

  • Mike Rietpietsch für Ralf Kohl (63.)
  • Adel Sellimi für Mehdi Ben Slimane (75.)
  • Daniel Schumann für Steffen Korell (79.)

Trainer

Trainer

  • Volker Finke

 

 

Die Eintracht siegt, das Präsidium dementiert

FFH meldet mal wieder was, die Posse ist groß und die Suche geht weiter…

Weiter geht es in der englischen Woche, doch vor der Konzentration auf das Spiel gegen den SC Freiburg sorgt eine Nachricht des Radiosenders FFH für viel Unruhe, wonach Frankfurter Verantwortliche Löwen-Trainer Werner Lorant bezüglich eines Engagements kontaktiert haben sollen. Schnell dementiert die Eintracht in einer Pressemitteilung, dass “weder der Präsident noch ein anderes Präsidiumsmitglied mit Lorant verhandelt habe oder den Auftrag hierzu erteilt habe.“ Was so wohl nicht stimmt, denn auch 1860-Präsident Wildmoser bestätigt, dass die Frankfurter an Lorant herangetreten seien. Hektisch wird telefoniert, bis Gernot Rohr erklären kann: “Herr Wildmoser hat mir versichert, dass es mindestens fünf Wochen zurückliegt, also vor meinem Amtsantritt gewesen sein soll.“ Was bedeuten würde, dass nach der Niederlage in Berlin am 5. Spieltag oder dem Pokal-Aus in Stuttgart vorsichtig nachgefragt wurde…

Werner Lorant hat für diese Art der Recherche nur ein Grinsen übrig: “Das ist ja wie im Kindergarten. Spielen die in Frankfurt ‘Emil und die Detektive‘?“ Gegenüber dem kicker-Sportmagazin bestätigt Lorant im Brustton der Überzeugung: “Präsident Heller hat mich kontaktiert. Und zwar mehrmals!“ Das weist dieser allerdings entschieden von sich: “Ich habe nie mit Lorant telefoniert. Das Ganze ist ein Affentheater, unseriös.“ Der erregte Präsident gibt sogar bei einem Notar eine eidesstaatliche Versicherung ab, dass er niemals mit Werner Lorant verhandelt habe. Ein schönes Possenstück, das die Medien noch ein paar Tage beschäftigt und dann versandet...

Als hätten sie nicht genug zu tun. Chen Yang wird der Eintracht am Samstag beim Hamburger SV letztmals zur Verfügung stehen und sich dann bis Jahresende zu den Asien-Meisterschaften verabschieden. So ist man am Riederwald händeringend auf der Suche nach neuen Angreifern. Der Moldawier Sergiu Kleschtschenko, der Franzose Antoni Bancarel und die Norweger Kjell Roar sowie Kjetil Lovvik spielen vor und werden ausgiebig beobachtet. Doch entweder passen sie nicht in das Anforderungsprofil “groß und kopfballstark“ oder die Verhandlungen führen zu keinem für die Eintracht passenden Ergebnis. Also geht die Suche munter weiter, während Freiburg wartet…


Heimsieg gegen die “Auswärtskönige“

Elf ihrer fünfzehn Punkte holten sie in der Fremde, die letzte Auswärtsniederlage des Mitaufsteigers aus dem Breisgau gab es in der zweiten Liga am 23. März, gegen die Eintracht wohlgemerkt. So ermahnt Horst Ehrmantraut seine Mannschaft, konzentriert und richtig zur Sache zu gehen: “Der SC ist eine sehr spielstarke Mannschaft mit einem exzellenten Mittelfeld. Wir müssen höllisch aufpassen, damit wir in keinen Konter der Freiburger laufen. Unser Spiel muss hart am Gegner gestaltet werden, 1-zu-1-Situationen müssen gesucht werden." Um genau dies zu erreichen, grübelt der Trainer lange an der optimalen Aufstellung, zumal er den in Rostock mit Adduktorenproblemen ausgewechselten Weber ersetzen muss und auch Brinkmann mit einem entzündeten Weisheitszahn flach liegt. Das Ergebnis ist überraschend, denn Pisont wird als verkappter Linksaußen Akzente setzen, während Yang auf der rechten Außenbahn für Druck sorgen soll. Denn in der Sturmmitte darf mal wieder Thomas Epp ran.

Wenig Grund zum Grübeln gibt es hingegen in Freiburg, denn der Tabellenzehnte liegt im Soll, auch wenn die Breisgauer zuletzt eine Heimniederlage gegen Kaiserslautern hinnehmen mussten. Aber nach bereits drei Auswärtserfolgen reist die Finke-Elf mit breiter Brust nach Frankfurt. Und zwar ebenfalls mit veränderter Offensivabteilung, da Weißhaupt für den gelb-gesperrten Pavlin neben Baya ins Mittelfeld rückt und Wassmer erstmals in dieser Saison in der Anfangsformation steht. Zusammen mit Ben Slimane, der Sellimi ersetzt, soll Wassmer für Kontergefahr sorgen. Keine Veränderung gibt es hingegen in der Dreierabwehr mit dem 24-jährigen Torben Hoffmann, die im Gegensatz zur Eintracht die Raumdeckung praktiziert.

Es ist ein holpriger Beginn auf dem leicht angefrorenen Geläuf im Waldstadion. Beide Teams suchen zunächst nach Orientierung, was vor allen für Yang auf der rechten Außenbahn gilt. Denn ausgerechnet heute war sein Dolmetscher Wang nicht auffindbar, so dass ihm der Trainer gestenreich erklären musste, was er heute von ihm überhaupt erwartet. Dafür ist Bernd Schneider von Beginn an voll in der Partie und prüft nach 10 Minuten erstmals Richard Golz mit einem Schuss von der Strafraumgrenze. Nur zwei Minuten später ist der “Schnix“ wieder zur Stelle, als Schur ihm eine maßgerechte Flanke serviert. Er stoppt den Ball kurz mit der Brust und zirkelt ihn aus 18 Metern perfekt zum 1:0 in den rechten Torwinkel.

Freiburg reagiert sofort mit verstärktem Druck über die Außenbahnen. Vor allem auf der linken Seite macht Frontzeck mit Yang, was er will. Da der Chinese zudem nicht einmal nachsetzt, kann Frontzeck mit seinen Flanken für viel Gefahr sorgen. Gut nur, dass Bindewald und Kutschera die Freiburger Stürmer bislang fest im Griff haben. Aber Horst Ehrmantraut hat genug gesehen und beordert Yang wild gestikulierend in die Sturmspitze neben Epp, während Pedersen auf die rechte Abwehrseite rutscht. Die hektische Umstellung sorgt allerdings erst mal für Verwirrung im Mittelfeld. Die nutzt Baya auf links mit einem Sprint, bei dem er weder von Yang noch von Pedersen angegriffen wird und das Leder völlig freistehend auf den mitlaufenden Frontzeck legen kann, der scharf in den Strafraum flankt. Wassmer reagiert schneller als Kutschera und köpft das Leder zum 1:1 ins Netz (23.).

Nachdem Wassmer drei Minuten später gar die Führung auf dem Fuß hat, reagieren die Frankfurter endlich und stellen sich den Breisgauern bereits im Mittelfeld energisch entgegen. Auch Pedersen ist jetzt im Spiel, so dass auf der rechten Abwehrseite erst einmal Ruhe ist. Dafür geht es in der 36. Spielminute auf links ab, denn Pisont lässt Kohl aussteigen und bedient Yang in der Sturmmitte, der in den Strafraum läuft und die Kugel uneigennützig zurück auf Epp schlenzt. Perfekt getimt, denn der 30-Jährige nimmt sie direkt und haut die Pille zur 2:1-Führung in den rechten Torwinkel (36.). Ein wunderschönes Tor und - kaum zu glauben - Epps erster Bundesligatreffer seit dem 13. September 1991, als er für den VfL Bochum das 3:1 gegen Mönchengladbach erzielte. Doch weiter im Waldstadion, wo sich die Eintracht nach der Führung diesmal nicht überrumpeln lässt, so dass es ohne weitere Möglichkeiten in die Pause geht, was vor allem den seit Minuten humpelnden Kutschera freut.

Zur zweiten Halbzeit kommt Uwe Schneider für “Kutsche“, der einen formidablen Pferdekuss am Oberschenkel hat, in die Partie, in der die Eintracht nun souverän im Mittelfeld die Kugel kreisen lässt. Doch die Angst vor den berüchtigten Freiburger Kontern ist groß, so dass der Trainer bereits in der 55. Minute Zampach für Epp bringt, was der Stürmer nur mit einem heftigen Kopfschütteln quittiert. Denn sein Sturmpartner Yang ist es, der schon seit Minuten kein Bein mehr auf die Erde bringt und konsequent nicht anspielbar ist. Doch auch er wird in der 63. Minute gegen Gebhardt ausgetauscht, der jetzt zusammen mit Sobotzik ganz nach vorne rutscht.

Im Spielaufbau läuft inzwischen kaum mehr etwas zusammen, dem souveränen Bernd Schneider, der in die “kicker-Elf des Tages“ gewählt wird, fehlen jetzt die Anspielpartner, während Freiburg langsam aber sicher das Spiel an sich reißt. Zumindest im Mittelfeld, denn nach vorne spielen die Gäste wenig effektiv und verhageln sich ein ums andere Mal mit miserablen Anspielen weitere Torchancen. Zudem gibt es weder am eifrigen Schur noch an Houbtchev ein Vorbeikommen, während Ben Slimane bei Bindewald abgemeldet ist, so dass Volker Finke reagiert und mit Selimi für Slimane einen neuen Stürmer bringt. Vor lauter Strafraumsicherung haben die Gastgeber ebenfalls nur wenig vor dem Freiburger Strafraum zu bieten. So sorgt lediglich Sobotzik mit seinem Freistoß aus 18 Metern, der knapp neben dem Pfosten segelt, für ein tiefes Ausatmen bei Torhüter Golz.

In der 81. Minute gibt es ein kurzes Gerangel auf der rechten Abwehrseite, Weißhaupt und Pedersen kämpfen um den Ball, dann fällt der Frankfurter und hält sich das Gesicht. Schiedsrichter Gettke hat nichts gesehen, doch nach kurzer Rücksprache mit seinem Linienrichter zückt er sofort die rote Karte gegen Weißhaupt, der Pedersen ins Gesicht geschlagen hatte. Eindeutig sogar, wie die Fernsehbilder beweisen, Oberlehrer Finke aber auch nach der x-ten Wiederholung nicht wahrhaben will: “Der sterbende Schwan war wirklich ein profihaftes Verhalten von Pedersen.“ Kopfschütteln allenthalben, auch das DFB-Sportgericht findet des Trainers Spruch nicht witzig und sperrt den 26-Jährigen für fünf Spiele.


Kobiashvili und Bernd Schneider

Die Eintracht agiert nun in Überzahl, aber Freiburg drängt weiter auf den Ausgleich, zumal sich bei den Frankfurtern jetzt die Abspielfehler häufen. Flattern die Nerven? Auch bei den Zuschauern geht der Blick immer wieder zur Uhr. Bis Bernd Schneider loslegt und mit der Kugel nach vorne läuft, um sie in den Lauf von Zampach zu legen, der das Leder butterweich in die Mitte flankt. Gebhardt ist zur Stelle und wuchtet es aus acht Metern volley zum 3:1 unter die Latte! Die Entscheidung in der 89. Spielminute, die der Eintracht den dritten Heimsieg und in der Tabelle den Sprung auf Rang zwölf beschert. "Wir hatten eine hohe Fehlerquote und haben mit sehr viel Glück gewonnen", meint Horst Ehrmantraut, um hochzurechnen, dass die Eintracht nun mehr Punkte als Spiele auf dem Konto hat: “Ich will noch große Dinge erreichen. Aber ich habe mir keinen Zeitrahmen gesetzt. Meine Jungs und ich haben einen dornenreichen Weg vor uns, wobei der Klassenerhalt das oberste Ziel ist." Sieben Punkte aus den letzten drei Begegnungen, das kann sich wirklich sehen lassen. Was allerdings nicht alle so sehen…

Denn auf eine Journalistenfrage nach dem Spiel kann sich der Präsident nur winden, während Vizepräsident Dr. Lämmerhirdt den Saal verlässt. Nein, man habe sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wann der Vertrag mit Trainer Horst Ehrmantraut verlängert werde. Das werde intern besprochen und dann mitgeteilt, erklärt der Präsident, um Nachfragen, ob denn überhaupt an eine Vertragsverlängerung gedacht werden, geschickt auszuweichen. Gut, dass Werner Lorant nicht anwesend ist… (tr)

 

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