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VfL Bochum - Eintracht Frankfurt |
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Bundesliga 1998/1999 - 7. Spieltag
0:0
Termin: Sa 03.10.1998 15:30
Zuschauer: 26.500
Schiedsrichter: Georg Dardenne (Nettersheim)
Tore: ./.
VfL Bochum | Eintracht Frankfurt |
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Bester Torhüter? - “Der Webi natürlich…“ Noch in der letzten Woche schien alles grau und verfallen zu sein rund um den Riederwald. Doch seit Sonntag ist die Presselage rosarot, Euphorie verdrängt die kritischen Worte. Erst der Sieg gegen Nürnberg, dann die Berufung von Ralf Weber in das Aufgebot der Nationalmannschaft für die EM-Qualifikationsspiele gegen die Türkei und Moldawien und schließlich der von Presse und Präsidium sogenannte “Glücksgriff der Eintracht“.
Dies scheint sich zu bewahrheiten, denn die Eintracht beginnt die ersten Minuten entgegen der Ankündigungen des Trainers wie ein Überfall-Kommando, um sich aggressiv und spielfreudig in der Bochumer Hälfte festzusetzen. Leider ohne zählbaren Erfolg, denn nur ein Heber von Schneider, der Zentimeter über die Latte geht, kann Torhüter Ernst schrecken. Doch so schnell er kam, so schnell ist der Schwung auch wieder weg, als Bochum sich nach knapp 10 Minuten frei schwimmt und erstmals brandgefährlich in der Frankfurter Hälfte auftaucht. Aber wie, im Anschluss an eine Ecke kommt Peschel frei zum Schuss, Nikolov ist geschlagen, aber Weber ist zur Stelle und wehrt erst mit seinem Oberschenkel ab, um auch den Nachschuss von Gaudino mit dem Rücken zu klären. Der Adrenalinspiegel steigt, denn nun drückt Bochum. Erneut kann sich Peschel im Strafraum durchsetzen und will abziehen, doch Weber rutscht quer durch den Sechszehner und kann die Kugel mit der Pike über das lange Bein des 26-Jährigen spitzeln (13.). "Da muss man sich halt auch mal den Ball nehmen, durchgehen und draufhalten. Dann steht's 1:0, und der Käs' ist gegessen“, schimpft Klaus Toppmöller wie ein Rohrspatz, während Horst Ehrmantraut seinen Plastikstuhl malträtiert: "In dieser Phase haben wir zu weit weg vom Mann gestanden und die Räume nicht mehr so eng gemacht." Nur Kapitän Weber bleibt ruhig und witzelt: "Man hat gesehen, dass ein guter Torhüter nicht unbedingt seine Hände einzusetzen braucht."
Auch in der Pause ist Klaus Toppmöller noch wütend über die Chancenverwertung, bemängelt den “fehlenden Biss“ und bringt Dzafic für Peschel, während der Frankfurter Trainer sein Team so umstellt, dass Kaymak zusammen mit Schur und Kutschera bei Bedarf im Halbfeld verteidigen, während Brinkmann, Schneider und Weber bei Ballbesitz der Bochumer die vorderste Abwehrreihe bilden sollen. Dies scheint zu fruchten, denn tatsächlich findet der VfL kaum noch Räume in den kommenden Minuten. “Mit dieser Disziplin und der gigantischen Laufleistung sind wir auf dem richtigen Weg“, freut sich der Trainer, während Weber zu Bedenken gibt: "Wir müssen in jedem Spiel 100 Prozent geben, um bestehen zu können. Irgendwann wird sich da ein Kräfteverschleiß einstellen."
Das Spiel bleibt intensiv, auch wenn sich nun kaum noch Tormöglichkeiten ergeben. So bringt Horst Ehrmantraut mit Westerthaler für Epp einen neuen Stürmer, um kurz darauf Pisont für Yang einzuwechseln (69.). "Er wird mal ein ganz Großer, ihm zuzusehen, macht einfach Spaß. Er hat seinen Zenit noch gar nicht erreicht", schwärmt Präsident Heller, weil Bernd Schneider im zentralen Mittelfeld der Frankfurter einen glänzenden Eindruck hinterlässt. Dies kann von seinem Pedant auf der anderen Seite nicht behauptet werden, der nach 67. Minuten vom Platz trottet und sich darüber ärgert, “dass wir in der ersten Halbzeit den Sack nicht zugemacht haben.“ Da kann sich Gaudino durchaus an die eigene Nase greifen, meint der Bochumer Trainer süffisant: "Zu seiner Leistung sage ich nichts, ich greife ja in der Öffentlichkeit keinen Spieler an." Geärgert haben dürfte er sich kurze Zeit später auch über Reis, der ebenfalls eine gute Konterchance nicht nutzen kann, nachdem Pisont das Leder im eigenen Halbfeld leichtfertig vertändelt. Denn seinen Schuss kann Nikolov mit einem Reflex um den Pfosten lenken (76.). Inzwischen läuft die 87. Spielminute, nachdem ein Angriff der Bochumer abgefangen hat, wird es plötzlich blitzschnell. Pisont schickt Zampach mit einem Steilpass auf die Reise, dessen wohlgezirkelte Flanke sich genau auf den Kopf des im Kamikaze-Stil anfliegenden Schneider senkt. Mit Wucht trifft er den Ball, doch Ernst kann den eigentlich unhaltbaren Ball mit einem tollen Fußreflex parieren und so dass 0:0 sichern. "Das wäre ja noch schöner gewesen, wenn ich meinen Teil zum ersten Frankfurter Auswärtssieg beigetragen hätte", meint Thomas Ernst, der vor seinem ersten Pflichtspiel gegen die Eintracht schon "eine besondere Anspannung" gespürt hat: "13 Jahre in diesem Verein kann man nicht einfach so links liegen lassen." Für die Eintracht bedeutet der sechste Punkt vor der Länderspielpause weiterhin Rang 15 in der Tabelle mit einem Zähler Vorsprung vor Mönchengladbach und Zweien vor den Schlusslichtern aus Bremen und Wolfsburg. Und der Mann des Tages hat gut lachen, denn nach dreieinhalb Jahren Abstinenz hat ihn Erich Ribbeck ins endgültige Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft für die Spiele gegen die Türkei und Moldawien berufen. "Ich weiß, was es bedeutet, nach solchen Rückschlägen wieder zurückzukommen. Ralf hat nicht nur das geschafft, sondern ist auch wieder der Führungsspieler geworden, der er zuvor bereits war", erntet Weber vom Teamchef Lob. (tr)
Horst Ehrmantraut: “Es war ein spannendes Spiel mit einem insgesamt verdienten Remis. Es freut mich ganz besonders und ist ganz wichtig für uns, dass die Null steht und dass Oka durchgespielt hat." Klaus Toppmöller: “Ich bin sauer über dieses 0:0.“ Thomas Ernst auf die Frage, wer heute der beste Torhüter war: "Der Webi natürlich." Sportdirektor Gernot Rohr vielsagend in der “Sport-Bild“: “Ich habe im Interesse des Vereins eine delikate, diplomatische Aufgabe zu erfüllen…“ Horst Ehrmantraut, inzwischen ebenfalls vielsagend über den Sportdirektor: “Würden Sie einem Menschen trauen, der immer nur lächelt?“
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