VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1998/1999 - 2. Hauptrunde

3:2 (2:0)

Termin: Di 22.09.1998 19:30
Zuschauer: 10.000
Schiedsrichter: Krug (Gelsenkirchen)
Tore: 1:0 Kristijan Djordjevic (17.), 2:0 Krisztian Lisztes (45.), 2:1 Bernd Schneider (47.), 2:2 Bernd Schneider (50.), 3:2 Martin Spanring (90.)

 

 

>> Spielbericht <<

VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

     

  • Marc Ziegler
  • Martin Spanring
  • Frank Verlaat
  • Jens Keller
  • Kristijan Djordjevic
  • Michael Zeyer
  • Krisztian Lisztes
  • Gerhard Poschner
  • Bradley Carnell
  • Fredi Bobic
  • Sreto Ristic

 

 

Wechsel

  • Alexander Blessin für Sreto Ristic (74.)
  • Timo Rost für Gerhard Poschner (90.)

Wechsel

Trainer

  • Winfried Schäfer

Trainer

 

 

K.o. in der Schlussminute

Kurz ist die Zeit, um sich die Wunden nach der Niederlage in Berlin zu lecken, in der die Eintracht eine Halbzeit lang tollen, aber leider wenig erfolgreichen Fußball geboten hatte. Denn bereits am heutigen Dienstag treten sie in der zweiten DFB-Pokalhauptrunde beim VfB Stuttgart an, gegen den sie in der Liga am vorletzten Spieltag in allerletzter Sekunde noch den Ausgleich holten. Diesmal soll es offensiver zugehen, verspricht der Trainer den kritischen Stimmen in Mannschaft und Umfeld und lässt Westerthaler neben Yang im Sturm beginnen, so dass Schneider in seiner Lieblingsposition als hängende Spitze beginnt. Dafür krempelt Horst Ehrmantraut die bei der Hertha so wacklige Abwehr gehörig um. Statt Kutschera und Kaymak spielen Bindewald sowie Schur Manndecker, Weber agiert als Libero und Houbtchev dafür im defensiven Mittelfeld mit Pisont.

1:3 zuhause gegen Rotterdam im UEFA-Cup, 0:1 zuhause gegen 1860 München in der Liga. Die Luft wird zunehmend dünner für Trainer Winfried Schäfer, der als Ex-Karlsruher bei den Fans noch immer nicht gern gesehen ist und so gegen das Tabellenschlusslicht der Bundesliga auf einen Befreiungsschlag hofft. Doch ihm fehlen dazu einige angeschlagene Leistungsträger wie Balakov, Soldo, Berthold und nun auch noch Stammtorhüter Wohlfahrt, der sich im Training einen Bluterguss im Oberschenkel geholt hat. So steht Ziegler zwischen den Pfosten und Jens Keller rutscht in die Abwehr, während Zeyer und Lisztes hinter Bobic und Ristic das Offensivspiel ankurbeln sollen.

Die Stimmung erfolgreich anzukurbeln versucht unterdessen der Stadionsprecher, denn nur 8.000 Zuschauer verirren sich ins Gottlieb-Daimler-Stadion, von denen knapp 1000 die Reise aus Frankfurt angetreten haben. Trist ist es aber auch auf dem Rasen, der VfB diktiert zwar das Geschehen, allerdings vieles bleibt Stückwerk. Immer wieder versuchen sie es erfolglos durch die Mitte, Zeyer dribbelt sich oft fest, Lisztes versucht sich in Stockfehlerrekorden und von Djordjevic sowie Carnell auf den Außenbahnen ist zunächst kaum etwas zu sehen. Doch um die leider absolut bieder und kraftlos agierenden Frankfurter in der eigenen Hälfte zu binden, reicht es allemal. Und als die Gastgeber das Tempo kurz anziehen, ist es sogleich geschehen. Nach einem Fehlpass von Westerthaler auf Höhe der Mittellinie setzt sich Ristic im Zusammenspiel mit Djordjevic auf der rechten Außenbahn durch, passt quer zurück auf den 22-jährigen Jugoslawen, der die Kugel mit einem fulminanten Flachschuss zum 1:0 für Stuttgart versenkt (17.).

Kein Ruck geht durch die Frankfurter, die kaum einmal in die Nähe des gegnerischen Strafraums kommen und in der eigenen Hälfte viel zu naiv agieren. So kann sich Lisztes mit einem schönen Solo in den Strafraum durchtanken. Nikolov kann mit einem beherzten Sprung schlimmeres verhindern, indem er erst den Ungarn, dann das Leder weghaut und sodann das Glück des Tüchtigen hat, dass Schiedsrichter Krug nicht auf den Punkt deutet (24.). Immerhin hat die Eintracht sechs Minuten später einen Teilerfolg, als sie einen Konter startet und auch durchzieht. Yang kann Spanring abschütteln und rennt in den Sechzehner, doch Torhüter Ziegler ist schnell draußen und wirft sich ihm erfolgreich entgegen (30.). Es ist die erste und gleichzeitig letzte Möglichkeit der Eintracht in der ersten Halbzeit.

Auf der anderen Seite bekommt es Nikolov noch einmal mit Lisztes zu tun, kann dessen Schuss aber im Nachfassen parieren (35.). Danach plätschert das Spiel der Halbzeit entgegen, bis es kurz vor der Pause noch einmal einen Freistoß für den VfB gibt. Poschner und Zeyer wollen ausführen, doch schlussendlich schnappt sich Lisztes die Kugel und zirkelt sie trocken aus 18 Metern über die Mauer ins linke Toreck zum 2:0 (45.). Laut wird es in der Frankfurter Kabine, Horst Ehrmantraut versucht seine schläfrigen Jungs wachzurütteln und stellt um, während Weber noch schnell eine Spritze für seinen verrenkten Nackenwirbel erhält. Für Westerthaler kommt Gebhardt in die Partie, Brinkmann rückt in die Sturmmitte und Schneider soll sich weiter zurück fallen lassen.

Die Umstellungen scheinen zu fruchten, denn die Eintracht geht mit viel Engagement in den zweiten Abschnitt und drückt die sichtlich überraschten Schwaben in die eigene Hälfte zurück. In der 48. Spielminute gibt es schließlich Freistoß für die Frankfurter aus zentraler Position. Schneider will den Ball über die Mauer zirkeln, doch der hochsteigende Bobic trifft ihn mit seinem Kopf so vortrefflich, dass er unhaltbar für Torhüter Ziegler zum 1:2 im Tornetz landet (48.). Wer im Gottlieb-Daimler-Stadion an einen Ausrutscher der eigenen Mannschaft dachte, sieht sich schnell getäuscht. Denn nur drei Minuten später setzt Schneider zu einem Solo an, umkurvt Jens Keller wie eine Slalomstange und setzt den Ball am ihm sich entgegen stürzenden Ziegler vorbei zum 2:2 in die Maschen.

Die Eintracht setzt nach, während die Schwaben immer unsicherer werden und laut schimpfend mehr mit sich selbst beschäftigt sind als mit dem Spiel. Doch das Frankfurter Problem bleibt, bis zum Strafraum sieht das alles jetzt ganz ordentlich aus, aber zu Tormöglichkeiten kommen sie nicht. Die Schwaben hingegen bleiben mit ihren Standards brandgefährlich. Wieder ist es Lisztes, der die Kugel über die Mauer schlenzt, diesmal trifft er allerdings nur die Latte (68.). Die folgenden Minuten sind wieder von viel Geplänkel im Mittelfeld geprägt, beide Teams scheinen sich so langsam auf die Verlängerung einzurichten. Jedenfalls bis zur 90. Minute, als es noch einmal Ecke für den VfB gibt, die erneut Lisztes ausführt. Der aufgerückte Manndecker Spannring steht genau richtig und köpft, doch Nikolov scheint den Ball halten zu können. Nein! Er fasst nach und landet mit der Kugel hinter der Torlinie. Zum 3:2 für den VfB, was für ein Tor, das irgendwie perfekt zu dem Spiel passt, das Schiedsrichter Krug Sekunden später abpfeift.

“Im Pokal musst du einfach nur gewinnen. Genau das haben wir getan. In so einem Umfeld, wie wir es haben, kannst du so ein Spiel auch verlieren“, meint auch Freddy Bobic nur kopfschüttelnd.


Stimmen zum Spiel

Horst Ehrmantraut: " Der VfB Stuttgart hat verdient gewonnen. Wir haben uns in entscheidenden Situationen zu dumm angestellt. Es ging nur noch darum, noch eine Minute zu spielen."

Dr. Peter Lämmerhirdt, Vizepräsident und Geschäftsführer der Eintracht Marketing GmbH: “Ich bin tief enttäuscht. Wir wären in der Liga aller Sorgen ledig und im Pokal weiter, wenn wir so gespielt hätten wie in der Zweiten Liga.“ Also mit offensivem Pressing …

Horst Ehrmantrauts trotzige Antwort: “Das wollten wir. Aber es gelang nicht, einige waren zu müde. Aber dieser Herr hat sich bei mir noch nicht gemeldet. Wenn jemand mit seiner Einschätzung so falsch liegt, muss man ihm das doch erklären.“


Gerücht des Tages

“Angesichts zu Tage tretender Defizite in der sportlichen Kompetenz der Vereinsspitze“, mehren sich nach Informationen des Kicker-Sportmagazins die Stimmen vor allem im Verwaltungsrat, die sich eine Rückkehr von Bernd Hölzenbein auf den Managerposten wünschen. Dieser könne besonders bei Spieler-Transfers einiges bewirken. Wohl im Gegensatz zu Gaetano Patella, der in Mailand weilt, um Verteidiger Mauro Milanese auszuleihen, was jedoch misslingt. (tr)

 

 

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