FC Rot-Weiß Erfurt - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1998/1999 - 1. Runde

1:6 (0:1)

Termin: So 30.08.1998, 15:00
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Fröhlich (Berlin)
Tore: 0:1 Thomas Sobotzik (44.), 0:2 Istvan Pisont (61.), 0:3 Chen Yang (72.), 0:4 Marco Gebhardt (79.), 0:5 Christoph Westerthaler (82.), 0:6 Christoph Westerthaler (85.), 1:6 Nico Scheller (89.)

 

 

>> Spielbericht <<

FC Rot-Weiß Erfurt Eintracht Frankfurt

     

  • Steffen Kraus
  • Jan Wehrmann
  • André Tews
  • Jens Große
  • Christian Ertmer
  • Sebastian Helbig
  • Nico Scheller
  • Michael Schmidt
  • Stefan Otto
  • Gediminas Sugzda
  • Denis Koslov

 

 

Wechsel

  • Milos Nedic für Jan Werthmann (64.)
  • Silvio Pätz für Christian Ertmer (64.)

Wechsel

Trainer

  • Jürgen Raab

Trainer

 

 

Ist das der erhoffte Befreiungsschlag?

"Man muss nicht immer nach neuen Spielern rumschauen. Man kann auch mit dem arbeiten, was man hat", lässt Horst Ehrmantraut unter der Woche verlauten, was nicht gerade auf Wohlwollen im Präsidium stößt. Die Ein-Stürmer-Taktik im Heimspiel gegen 1860 wurde intern nicht nur von Vizepräsident Lämmerhirdt kritisiert und so wurden eifrig Kontakte mit Espanyol Barcelona geknüpft, um auszuloten, ob der rumänische Stürmer Florin Raducioui zur Eintracht wechseln könne. "Ein interessanter Spieler aber ich würde es nicht so sehen, dass er als Wunschspieler in mein Konzept passt“, erklärt der Trainer hingegen. Ebenfalls durchgefallen ist der Franzose Pedros, um den sich Präsident Heller und Schatzmeister Patella beim FC Parma zunächst bemüht hatten, aber schnell feststellen mussten, dass dieser keine Verstärkung für die linke Seite darstellt.

Immerhin denkt Horst Ehrmantraut laut darüber nach, im kommenden Spiel der 1. DFB-Pokalrunde gegen den Regionalligisten Erfurt mit zwei Sturmspitzen zu beginnen. "Wir müssen als Profimannschaft wie die Favoriten auftreten, auch wenn es in Erfurt ein brutal hartes Spiel werden wird“, meint er, um zu ergänzen, dass es keine personellen Experimente geben wird: “Erstens wollen wir im Pokal etwas erreichen, zweitens muss sich die Mannschaft finden, da kann man nicht viel wechseln.“ So wird zwar Marco Gebhardt mitreisen, dessen Schulterverletzung aus der Vorbereitung ausgeheilt ist, nicht aber der sich seit einer Woche wieder im Mannschaftstraining befindliche Urs Güntensperger. Dies allerdings in erster Linie, weil der Stürmer überhaupt keine Spielberechtigung mehr hat, da die Eintracht seinen Arbeitsvertrag bereits im Juli “heimlich“ gekündigt hat. Aber auch Westerthaler und Epp sitzen nur auf der Ersatzbank, denn erneut soll nur Yang als nominelle Sturmspitze agieren, die von den nachrückenden Bernd Schneider und Sobotzik unterstützt werden soll. Zampach auf links, Pisont in der Mitte und Brinkmann auf der rechten Seite komplettieren das offensive Mittelfeld, während Weber heute für den angeschlagenen Houbtchev die Libero-Position einnehmen wird.

11.000 Zuschauer im Steigerwald Stadion sorgen für einen warmen Geldregen beim Gegner aus der thüringischen Landeshauptstadt, der vor kaum acht Monaten sein Insolvenzverfahren mit der erfolgreichen Sanierung beenden konnte und damit weiter in der Regionalliga Nordost spielen darf. Bislang mit Erfolg, denn nach fünf Spieltagen liegen die Rot-Weißen ungeschlagen auf Platz Zwei und sehen sich daher nicht als krasser Außenseiter. “Die Eintracht hat zweimal verloren und steht unter starkem Erfolgszwang, wir hingegen wollen unseren Lauf mitnehmen und den Bundesligisten ärgern“, meint Trainer Jürgen Raab, der als DDR-Auswahlspieler einst bei Carl Zeiss Jena kickte.

Doch daraus wird nichts, mit viel Elan starten die Frankfurter in die Partie und drängen den Regionalligisten tief in die eigene Hälfte. Wie am Schnürchen läuft der Ball gegen die bieder verteidigenden Thüringer, die kein Mittel gegen die schnellen Positionswechsel und Flankenläufe der Gäste finden. So können sich Zampach und Brinkmann immer wieder in Szene setzen, doch ihre Flanken werden nicht verwertet. So scheitern Yang (5.) sowie Sobotzik (14./16.) gleich in der Anfangsphase freistehend vor Torwart Klaus. "Wenn Spieler der deutschen Sprache nicht mächtig sind, dann dauert es meist seine Zeit, bis sie sich zurechtfinden", verteidigt Ehrmantraut unterdessen seinen chinesischen Angreifer, der ein ums andere Mal ins Abseits läuft, was der Trainer ihm wild gestikulierend zu verstehen gibt. Ansonsten klappt es mit der Kommunikation auf dem Platz, das Spiel kennt weiter nur eine Richtung, aber ihre Chancen nutzen sie noch immer nicht. Diesmal sind es Pisont (22.) und Bindewald (28.), die freigespielt werden, aber an Torwart Klaus oder an Wehrmann scheitern, der Zicos Schuss von der Linie kratzt.

Trainer Raab reagiert auf das hilflose Treiben seines Teams und beordert Helbig von der Außenbahn in den Angriff, doch weder er noch Sugzda, der sich enger Bewachung durch Schur erfreut, können für ein wenig Entlastung sorgen. Dafür schlägt die Eintracht kurz vor der Pause endlich zu. Über Kutschera und Zampach geht es schnell die linke Außenbahn nach vorne, wo Sobotzik das Leder bekommt und mit einem strammen Schuss für das erlösende 1:0 sorgt (45.).

Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der die Eintracht mit teilweise sehr ansehnlichen Kombination weiter das Spiel bestimmt. Und sich endlich ein wenig früher belohnt. Bernd Schneider spielt den Ball zu Pisont, der mit einem schönen Doppelpass mit Sobotzik in den Strafraum rennt, um die Kugel unhaltbar für Klaus zum 2:0 ins linke Toreck zu schlenzen (61.). Gut sah das aus, auch wenn der technisch versierte Ungar noch ein wenig schwerfällig wirkt. Erfurts Trainer reagiert und bringt mit Nedic für Werthmann sowie Pätz für Ertmer zwei frische Kräfte, während bei der Eintracht Gebhardt zu seinem ersten Einsatz nach seinem Schlüsselbeinbruch kommt. Brinkmann muss für ihn vom Platz und Zampach wechselt auf seine rechte Seite, wo er kaum eine Minute später das nächste Tor vorbereitet. Schneider schießt, Kraus kann nur prallen lassen und Yang staubt zum 3:0 ab (72.).

Nach diesem Tor ist der ohnehin schon geringe Widerstand der Thüringer vollends gebrochen, sechs Minuten später zieht es Gebhardt mit einer schönen Einzelaktion in den Strafraum, die er mit dem 4:0 vollendet. Danach darf Westerthaler für Bernd Schneider ran und erzielt sogleich zwei weitere Tore (81./84.), bevor Scheller in der Schlussminute immerhin der Ehrentreffer gelingt. So zieht die Eintracht problemlos in die zweite Runde des DFB-Pokals, wo ein ungleich schwererer Gegner auf sie wartet. Denn die Frankfurter müssen Ende September zum VfB Stuttgart. (tr)


Stimmen zum Spiel

Horst Ehrmantraut: "Ich habe immer gesagt, dass unsere Mannschaft erst einmal eine Chance erhält und ich nicht nach zwei Spieltagen alles über den Haufen werfe. Das Beste am Spiel war, dass unsere Aggressivität und unser Zweikampfverhalten wieder so war, wie es zuletzt hätte sein müssen. Dieser Sieg wird uns einen Schub für die nächsten Wochen geben."

Präsident Rolf Heller: “Ich bin sehr zufrieden mit dem Auftreten der Mannschaft. Nicht nur mit dem Ergebnis, sondern auch mit Art und Weise, wie die Tore herausgespielt wurden."

Uli Stein, Eintracht-Legende in “RTL heute“: “Es würde mich schon reizen, die Aufgaben eines Managers bei der Eintracht zu übernehmen“ (mehr dazu im Spielbericht vom Spiel in Pfungstadt)

 

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg