FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1998/1999

1:4 (0:1)

Termin: 15.07.1998
Zuschauer: 4.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Ralf Weber (5.), 0:2 Bernd Schneider (47.), 0:3 Frank Gerster (73.), 1:3 Rüppel (80., Foulelfmeter), 1:4 Chen Yang (81.)

 

 

>> Spielbericht <<

FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

 

 

Wechsel

  • Renato Levy für Mokhtari (29.)
  • Schlögl für Boehnke (46.)
  • Perreira für Abarkane (55.)
  • Dewitz für Carsten Hennig (65.)
  • Grimm für Bangert (70.)
  • Kabaca für Jakisevic (82.)
  • Ludwig für Michael Klein (82.)
  • Guliana für Rüppel (85.)

Wechsel

Trainer

Trainer

 

 

39 Frankfurter präsentieren sich am Bornheimer Hang

"Wir haben nur eine Chance in der Bundesliga, wenn wir fitter als fit sind", erklärt Horst Ehrmantraut, nachdem er seine Jungs zum wiederholten Male mit Lauf-, Kraft- und Konditionseinheiten malträtiert. So ist die Mannschaft froh, dass an diesem Mittwochabend mal wieder Fußball auf dem Programm steht, zumal die Eintracht nach dem schwachen Auftritt in Sailauf einiges gut zu machen hat. Und noch etwas muss aufgebaut werden, findet der Trainer: "In Sachen Harmonie und Zusammengehörigkeitsgefühl fehlt noch einiges."

Es gilt, die neuen Spieler zu integrieren, was sich vor allem bei Chen Yang äußerst schwierig gestaltet, da der 24-jährige Chinese weder einen Brocken Englisch noch Deutsch beherrscht und daher ständig auf seinen Dolmetscher Wang angewiesen ist. "Wenn man ein Typ ist und an die Gruppe denkt, dann kommt man bei uns zurecht, egal, wie gut man deutsch spricht und woher man kommt", meint Ansgar Brinkmann, während der Trainer dem Team einige taktische Anweisungen inzwischen auf Englisch gibt und flapsig anmerkt: "Das geht schon, nur mit dem Chinesen geht gar nichts." Der wird zunächst auch nicht spielen, denn Gastspieler Edmilson und Neuzugang Damir Stojak sollen sich zunächst im Sturm zeigen, während der 19-jährige Alexander Lorenz erneut die linke Seite für den verletzten Gebhardt bearbeiten soll.

Viel vorgenommen hat sich auch Horst Reber, der neue PR-Manager vom Regionalliga-Aufsteiger FSV Frankfurt, der nach seinen Tätigkeiten als Schreiber für die Abendpost Nachtausgabe bereits in Waldhof Mannheim und bei Mainz 05 als Marketingberater tätig war. Seit Wochen rührt er die Werbetrommel für dieses Freundschaftsspiel und präsentiert neben einem Nachwuchs-Pavarotti auch die Ehrenspielführer Horst Trimhold vom FSV sowie die Eintrachtler Adolf Bechtold, Alfred Pfaff und Hans Weilbächer. Allerdings nicht wirklich stilecht in einem London-Taxi. Viel Werbung, dafür kein Zwist, kaum etwas erinnert an das Vorjahr, als sich die Präsidenten Heller und Reisig heftige Wortgefechte im Vorfeld um Alexander Schur und Renato Levy – der heute wieder für den FSV spielen wird - lieferten. So schaffen es die Bornheimer zwar nicht, die erhofften 7000, aber immerhin weit über 4000 Zuschauer in das Stadion an den Bornheimer Hang zu locken. Eine Kulisse, von der der FSV und sein Trainer Ronnie Borchers - der von 1970 bis 1984 für die Eintracht kickte - beim Saisonbeginn am 2. August gegen Neukirchen wohl nur träumen können.

Ebenfalls nur ein Traum bleibt für den FSV die Wiederholung des Vorjahressieges, auch wenn Rüppel sich nach einer Flanke im Strafraum gegen Agu durchsetzt und einen Fallrückzieher präsentiert. Torhüter Petry hat allerdings keine Probleme, den Ball abzufangen (2.). Dafür kann knapp 3 Minuten später kein Bornheimer Bernd Schneider aufhalten, der das Leder wunderbar in die Gasse für Weber legt. Aus zwölf Metern überlistet der Kapitän den Torhüter und bringt die Riederwälder mit 1:0 in Führung. Der frisch gebackene Bundesligist bleibt auch weiterhin überlegen, während Ronnie Borchers moniert, dass seine Spieler “viel zu gehemmt“ agieren. Dies gilt allerdings auch für den vom SSC Neapel ausgeliehenen Stojak, der sich im Gegensatz zu Edmilson vorne allzu selten in Szene setzt oder wenigstens anspielbereit ist. Einen Treffer erzielt der Gast-Brasilianer allerdings ebenso wenig wie der Rest der Mannschaft, bei der Nachwuchsspieler Alexander Lorenz den Trainer nicht überzeugen kann: "Er ist hochtalentiert und wird langfristig seinen Weg machen, da bin ich mir ganz sicher, aber kurzfristig hilft er uns auf der linken Seite noch nicht."

Anders sieht er dies in der Pause beim ebenfalls blass gebliebenen Donald Agu: "Er hat nach vorn ordentlich gespielt, aber man sieht, dass er das extreme Krafttraining nicht gewohnt ist. Ihn muss ich in Schutz nehmen.“ So bleibt der Ex-Augsburger im zweiten Abschnitt ebenso wie Stojak und Lorenz auf der Bank, während sich Kaymak, Zampach und Yang zeigen sollen. Zunächst ist aber wieder der Neuzugang aus Jena dran, von dem der Trainer schon jetzt überzeugt ist: "Er ist sehr ballsicher, hat ein gutes Auge und spielt überhaupt so, wie ich ihn kenne. Sobotzik, Weber und Bernd Schneider - das sind im Mittelfeld die tragenden Säulen unseres Spiels." In der Tat, zwei Minuten nach Wiederanpfiff beweist Schneider Übersicht und Ballbeherrschung, als er die Kugel aus 16 Metern volley zum 2:0 in die Maschen haut. In der 63. Spielminute ist schließlich Schluss für Gastspieler Edmilson, der bereits am nächsten Tag die Rückreise nach Brasilien antritt. Die Suche nach einem Mann für die linke Seite hat absoluten Vorrang für Horst Ehrmantraut, der einräumt: “Die Guten sind alle unter, das ist eine ganz schwierige Situation."


Uwe Schneider,
Ehrmantraut, Gerster

Vor dieser sieht sich auch der Stadionsprecher, denn gleich sechs Spieler wechselt der Eintracht-Trainer in der 70. Minute aus, was sehr zur Freude der Zuschauer für reichlich Verwirrung sorgt. Die herrscht kurzzeitig auch in der FSV-Abwehr, als der eingewechselte Gerster sich durchsetzt und das 3:0 für die Eintracht erzielt (73.). Nachdem Rüppel mit einem verwandelten Foulelfmeter für den Ehrentreffer sorgt, stellt Yang nur eine Minute später den Drei-Tore-Vorsprung, der gleichzeitig der Endstand ist, wieder her (81.). Das war es dann, zum Spiel verlieren beide Trainer kein Wort, nur für Chen Yang hat Horst Ehrmantraut einen kurzen Kommentar übrig: "Obwohl bei ihm die Abstimmung in der zweiten Halbzeit in keiner Weise gestimmt hat, ist das ein Junge, von dem man angetan sein kann."


Viel Ärger über die Eintracht Marketing GmbH

Still und leise wurde sie im April gegründet, doch seitdem sorgt die “Eintracht Marketing und Service GmbH“ für Unmut bei den Fans. Die "Vermarktung von Eintracht Frankfurt e.V. sowie das Erbringen von Dienstleistungen für den Verein" ist der Geschäftszweck des unbekannten Wesens. Doch erst startet der Dauerkartenverkauf mit Verzögerung, dann müssen die bereits versandten Karten wieder umgetauscht werden, da diese noch der alte Sponsor “Mitsubishi“ ziert. Autogrammkarten fehlen, der Verkauf der neuen Trikots stockt und zu allem Überfluss wird die Verkaufsstelle eine Woche lang geschlossen, da sich Mitarbeiter und Geschäftsführer Dr. Peter Lämmerhirth während der heißen Phase des Dauerkartenverkaufs in Urlaub befinden.

Ein Grund mehr für Schatzmeister Patella, stinkesauer über die aus seiner Sicht unnötige Gründung der eigenständigen Gesellschaft zu sein, in die er zudem seiner Meinung nach nur unzureichend eingebunden wurde. So sauer, dass er intern bereits mit seinem Rücktritt gedroht hat. Stein des Anstoßes ist unter anderem, dass der bislang ehrenamtlich tätige Vizepräsident Dr. Lämmerhirth nunmehr ein üppiges Gehalt in Höhe von 25.000 Mark monatlich bezieht, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung herausfindet. Auch Ruheständler Klaus Lötzbeier soll künftig neben der Prokura eine Vergütung von der GmbH erhalten, die bereits seit dem 1. Juli die Mitarbeiter der Geschäftsstelle am Riederwald beschäftigt. Nach Irritationen im Verwaltungsrat wegen seiner Stellung im Wahlausschuss des Vereins sieht er jedoch im September von einer Anstellung ab. Viel Geld wird umgeschlagen, rund fünfzehn Prozent aller Einnahmen aus den Bereichen Marketing und Merchandising sowie zehn Prozent aus dem Kartenverkauf behält die GmbH zur Bestreitung der Gehälter und sonstigen Verwaltungskosten ein.

Doch wird sie je Überschüsse einfahren? Alles sei sehr undurchsichtig, meint die Frankfurter Allgemeine Zeitung: “Während Vereine wie Schalke 04 und der 1. FC Kaiserslautern zu der Erkenntnis gelangt sind, dass die Ausgliederung der Bereiche Marketing und Merchandising in eine GmbH lediglich zusätzliche Kosten produzieren, behauptet man bei der Eintracht, über die GmbH profitabler arbeiten zu können. "Eine undurchsichtige Geschichte, die in Kaiserslautern überdies Verluste eingefahren hat…", sagt auch der Frankfurter Ex-Profi und heutige FCK-Aufsichtsrat Jürgen Friedrich, der überdies von September 1988 bis Juni 1989 Sportdirektor der Eintracht war. Recht wird er behalten, denn sechsstellig werden die Miesen sein, die die GmbH im ersten Jahr produziert. Kein Wunder, bei Eintracht-Fahrrädern und Eintracht-Fernsehern, die irgendwann in den Kellergewölben am Riederwald vermodern werden.

All dies entscheiden und kontrollieren nicht mehr die Mitgliederversammlung des Vereins oder der Verwaltungsrat, sondern neben Geschäftsführer Dr. Lämmerhirdt ein Beirat, dem neben Präsident Rolf Heller – der weiter ehrenamtlich tätig bleiben will – der Unternehmer Bernd Ehinger und BFG-Direktor Ernst Maul (Hausbank der Eintracht) angehören. Aber nur im absoluten Interesse der Eintracht, wie Präsident Heller erklärt: "Die GmbH ist zum Wohle des Vereins gegründet worden Transparenz wird dadurch nicht verloren gehen." Nun ja…(tr)


Die Ente der Woche…

 

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg