TSG Idstein - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1998/1999

1:8 (1:4)

Termin: 10.07.1998
Zuschauer: 2.300
Schiedsrichter: Klaus Reuter (SG Hünstetten)
Tore: 0:1 Thomas Sobotzik (2.), 0:2 Chen Yang (20.), 1:2 Thorsten Winter (21.), 1:3 Edmilson (27.), 1:4 Edmilson (30.), 1:5 Bernd Schneider (52.), 1:6 Ansgar Brinkmann (63., Elfmeter), 1:7 Thomas Epp (78.), 1:8 Alexander Kutschera (83.)

 

 

>> Spielbericht <<

TSG Idstein Eintracht Frankfurt

     

  • Kohl
  • Madanipour
  • Hirsch
  • Biehn
  • Dalheimer
  • Geist
  • Staiger
  • Winter
  • Trinker
  • Schöneck
  • Blenske

 

 

Wechsel

  • Hoin für Madanipour (46.)
  • Diell für Hirsch (46.)
  • De Rinaldis für Geist (46.)
  • Lange für Staiger (46.)
  • Bertram für Trinker (46.)
  • Kroner für Kohl (60.)

Wechsel

Trainer

  • Ali Marzban

Trainer

 

 

Der Beginn einer unvergessenen Saison…

Prolog: Wir sind wieder da, aber (noch) ohne Geld

Bescheiden geht es zu in der Sommerpause, nachdem die Freudentränen von den Aufstiegsfeierlichkeiten getrocknet sind. Von Euphorie ist am Riederwald nicht mehr viel zu sehen, im Gegenteil. Schmalhans ist der Küchenmeister, nachdem zunächst für Investitionen in neue Spieler nur knapp 2 Millionen Mark zur Verfügung stehen. Zwar sollen die Fernseheinnahmen durch die neuen Verträge mit Premiere und SAT 1 ansteigen und auch von Hauptsponsor Mitsubishi wird es mehr Geld geben, doch davon ist ein Großteil für die gestiegenen Gehälter der nach dem Aufstieg in Frankfurt verbliebenen Spieler vorgesehen. Zudem, ärgert sich Horst Ehrmantraut, “will der Verein gesunden, dadurch leidet der sportliche Bereich. Das ist sehr problematisch, denn wenn du einen Spieler aus einem laufenden Vertrag rauskaufen willst, dann kannst du für diese Summe gerade mal einen besseren Regionalligaspieler kriegen.“ Umso ärgerlicher, als das Präsidium nach Abschluss der TV-Verträge im August plötzlich verkündet, dass das Budget von 32 Millionen Mark bereits zu zwei Dritteln gedeckt sei und nun Gelder für Investitionen vorhanden seien. Nur geeignete Spieler nicht mehr…

Mit dem noch knappen Etat konzentriert sich die Eintracht bereits seit Mai darauf, ablösefreie Spieler an den Main zu holen. Dies gelingt mit dem 24-jährigen Mittelfeldspieler Bernd Schneider von Carl Zeiss Jena sowie dem 26-jährigen Abwehrmann Uwe Schneider vom 1. FC Nürnberg ebenso wie mit dem bei den Bayern unzufriedenen Frank Gerster. Auf einen Stammplatz und damit eine Rückkehr in die ungarische Nationalmannschaft hofft auch der 32-jährige Zsolt Petry, Ersatztorhüter bei Feyenoord Rotterdam, der ablösefrei nach Frankfurt kommt. Investitionen in die Zukunft sind dagegen die der A-Jugend gerade entwachsenen Michael Mutzel und Alexander Rosen vom FC Augsburg, denen sich der 22-jährige Abwehrspieler Donald Agu anschließt.

Immerhin konnte mit Istvan Pisont ein Wunschspieler des Trainers verpflichtet werden. Doch scheinbar waren sie bei den Verhandlungen in Israel zu blauäugig. Denn erst kurz vor Saisonbeginn wird klar, dass der 28-jährige Mittelfeldspieler nicht vor dem 1. August mittrainieren darf, da sein Arbeitgeber Beitar Jerusalem auf Vertragserfüllung pocht. Zudem fordert der Verein jetzt eine Ablösesumme von erst 15 und später 1,7 Millionen Mark, da der Ungar angeblich einen Vertrag bis 1999 habe. So müssen DFB und FIFA eingeschaltet werden, die erst im März 1999 zu einer Lösung kommen, nach der die Eintracht schließlich 630.000 Mark für Pisont zahlen muss. Klar ist hingegen, dass der erste Chinese in der Bundesliga in Frankfurt spielen wird. Für eine Leihgebühr von 70.000 Mark konnte der 24-jährige Stürmer Chen Yang auf Vermittlung von Klaus Schlappner bereits im Mai aus Peking zur Eintracht gelockt werden. Ein weiterer Stürmer wird kurz vor dem Trainingsauftakt ausgeliehen. Es ist der Jugoslawe Damir Stojak vom SSC Neapel, der für eine Leihgebühr von 500.000 Mark nach Frankfurt kommt.

Wird das reichen? “Ich mache mir nichts blauäugig vor. Es wird ganz schwer, die Mannschaft in der Bundesliga zu halten. Aber wir versuchen gerade, eine weitere Geldquelle zu realisieren. Dann hätten wir wieder einen finanziellen Spielraum“, kündigt Präsident Heller vielsagend an. Tatsächlich gelingt dies kurzfristig, denn überraschend teilt die Eintracht am 1. Juli mit, dass der Sponsorenvertrag mit Mitsubishi – der ca. 3 bis 3,5 Millionen Mark pro Saison in der ersten Liga gebracht hätte - gegen eine Abfindung von 1,2 Millionen Mark mit sofortiger Wirkung beendet wird. Stattdessen wird das Logo des Telekommunikationsunternehmens VIAG Interkom künftig die Brust der Eintracht zieren, dem diese Investition für die nächsten drei Jahre 16,5 Millionen Mark wert ist. Viel Arbeit für die neue Pressesprecherin der Eintracht, Ex-Nationaltorhüterin Katja Kraus, denn nun gilt es, unter anderem die bereits seit dem letzten Saisonspiel verkauften Trikots für die neue Saison umzutauschen und den Ticket-Verkauf so lange zu stoppen, bis die neuen Dauerkarten gedruckt sind.

Am 7. Juli geht es schließlich wieder los am Riederwald und Horst Ehrmantraut ist ziemlich angefressen. Nicht nur, dass er das Training auf den Ascheplatz verlegen muss, da die Rasenplätze am Riederwald “geschont“ werden müssen. Zudem tummeln sich ohne Pisont (der keine Freigabe von Jerusalem erhält), Westerthaler (befindet sich nach einer Meniskusoperation im Juni in Rehabilitation) und Güntensperger, der nach offiziellen Angaben Reha-Maßnahmen in Basel absolviert (erst Ende Juli wird bekannt, dass Urs eine Haftstrafe in der Schweiz verbüßt) sage und schreibe 31 Spieler auf dem Rasen, darunter auch die eigentlich ausgemusterten Glöckner, Martini und Dashi. Lediglich Oliver Bunzenthal ist zum SV Wehen gewechselt, während Amstätter und da Silva beim Probetraining bei Fortuna Köln zwar überzeugen konnten, die Angebote aber ablehnen und sich so ebenfalls auf dem Ascheplatz tummeln. “So kann man nicht richtig trainieren. Ich hatte meine Entscheidungen getroffen. Die entscheidenden Leute im Verein wussten von mir früh genug, wer uns verlassen sollte, mit wem ich nicht mehr trainieren möchte. Und genau das kritisiere ich, dass nicht früher reagiert worden ist", schimpft der Trainer und kündigt an, den Kader auf 25 Spieler zu reduzieren. Auf die Frage nach seinem Ziel gibt er an, dass dies nur der Klassenerhalt sein könne: "Wer etwas anderes will, ist ein Phantast oder Träumer."

Was einige Herren im Präsidium und Verwaltungsrat ebenso wie seine Wortwahl mit Unmut quittieren, die für das Abenteuer Bundesliga gerne einen anderen Trainer gesehen hätten. Überhaupt sind die Herren im Hintergrund zerstritten. Nicht nur der große Kader, die offene Manager-Frage, der Streit mit der Stadt um den Stadionneubau und der marode Zustand des Riederwalds. Auch die Aufgaben und Gehälter bei der Service- und Marketing GmbH sorgen für internen Streit. Gründe genug jedenfalls für Ex-Trainer Dietrich Weise, um aus dem Verwaltungsrat auszusteigen…


Auf Rasen in Idstein…

Trainingsauftakt auf Asche und viele Laufeinheiten, da trifft es sich gut, dass die Eintracht an diesem Freitag zur TSG Idstein zu einem ersten Freundschaftsspiel reisen kann. Vor allem, weil der Vorjahres-Achte der Bezirksoberliga Wiesbaden auf der Sportanlage “In der Zissenheim“ seinen neuen Rasenplatz einweiht. Für Horst Ehrmantraut ist es eine willkommene Gelegenheit, Stürmer Edmilson von Athletica Caldense zu testen, der in Frankfurt ein Probetraining absolviert. So wird der 26-Jährige Brasilianer neben Chen Yang im Sturm beginnen. Gelegenheit, sich zu zeigen bekommen von den Neuzugängen auch Donald Agu in der Abwehr sowie Bernd Schneider, der im Mittelfeld neben Zampach, Weber, Sobotzik und Gebhardt spielen wird.

Bei herrlichem Wetter finden sich 2300 Zuschauer auf der Sportanlage ein, die den Bundesliga-Aufsteiger sogleich mit einem ersten schnellen Angriff sehen, den Sobotzik zum 1:0 verwandelt (2.). Natürlich sind sie den Hobbyspielern haushoch überlegen, aber die Frankfurter wirken müde nach den kraftzehrenden ersten Trainingseinheiten. Es ist viel Stückwerk in den kommenden Minuten, bis sich Edmilson schön im Strafraum durchsetzt und die Kugel gegen den Pfosten zimmert. Yang setzt nach, nimmt den Ball direkt und legt ihn zum 2:0 in die Maschen (20.). Nur eine Minute später darf der Bezirksoberligist auch einmal. Winter überwindet Nikolov mit einem schön geschlenzten Freistoß zum 2:1-Anschlusstreffer (21.). Kein Grund sich zu ärgern, meint Horst Ehrmantraut, der den als Ersatzmann geholten Szolt Petry nach den ersten Trainingseindrücken zwar als ernsthaften Konkurrenten für den 23-jährigen Schlussmann ansieht, ihn aber zugleich lobt: "Oka verträgt Druck. Ich selbst habe ihn nämlich schon erheblich unter Druck gesetzt und darauf hat er sehr überzeugend reagiert und diesen Druck auch ausgehalten."

Dann schlägt wieder die Zeit der Stürmer. Nach Flanke von Yang erzielt Edmilson seinen zweiten Treffer, um vier Minuten später noch einen drauf zusetzen. Einen langen Ball stoppt er mit der Brust, um ihn mit links volley zum 4:1-Pausenstand in den rechten Torwinkel zu zirkeln (29.). Ohne Wechsel geht es für die Frankfurter in den zweiten Abschnitt, die mit einer Hiobsbotschaft beginnt. Denn bei einem Zweikampf fällt Gebhardt auf der linken Außenbahn so unglücklich, dass er sich einen Bruch des rechten Schlüsselbeins zuzieht und wohl mindestens drei Wochen ausfällt. Für den 25-Jährigen kommt da Silva in die Partie, der jedoch auch nach dem Weggang von Wolf zu St. Pauli keine Alternative auf der linken Seite ist (48.). Nachdem Bernd Schneider das 5:1 erzielt (52.), wechselt Horst Ehrmantraut wie angekündigt alle Feldspieler bis auf Edmilson aus, so dass nun Epp anstelle von Yang als zweite Sturmspitze agiert.

Das nächste Tor erzielt allerdings Brinkmann per Foulelfmeter, der sich inzwischen mit Horst Ehrmantraut ausgesprochen hat. Noch Mitte Juni hatte der Trainer dem 28-Jährigen gebeten, sich einen neuen Verein zu suchen, nachdem Brinkmann den Trainer zum Ende der letzten Saison immer heftiger kritisiert hatte und mit Angeboten anderer Vereine hausieren ging. Doch nach dem “Männergespräch“ sind alle Vorwürfe vom Tisch: “Die "Sache ist ausgeräumt, ich habe hier noch zwei Jahre Vertrag, und den will ich, so gut ich kann, erfüllen." Kurz zurück zum Spiel, in dem Epp (77.) und Kutschera für Treffer zum 8:1-Endstand sorgen (82.), während am Seitenrand vor allem der in Idstein wohnende Thomas Zampach mehr zu tun hat, als die gesamte Frankfurter Abwehr. Mit Autogrammschreiben. Während Horst Ehrmantraut mit dem Auftritt seiner Mannschaft nicht wirklich zufrieden war, ist es der Idsteiner Trainer Marzban voll und ganz: "Für uns ist das ein Imagegewinn. Wir konnten unsere neuen Spieler vorstellen und noch dazu erleben, was Profifußball bedeutet."


Wer kennt Yang, Stojak…? – Die Saisonprognose des kicker-Sportmagazins

“Die Namen der Neuen lesen sich nicht gerade wie das “Who is who“ des internationalen Fußballs“, schreibt der “Kicker“ Mitte Juli und meint, “der Star ist die Mannschaft“. Einer gut besetzten linken Seite mit Ralf Weber steht die große Unbekannte im Sturm gegenüber, in der lediglich Epp Bundesligaerfahrung habe. Dem Trainer attestieren die Journalisten ein “großes psychologisches Geschick“ beim Umgang mit der Mannschaft, die voraussichtlich sehr flexibel agieren wird. Die Prognose lautet, dass die Eintracht “eine realistische Chance auf den Klassenerhalt hat, da die Aufstiegsmannschaft komplett zusammen geblieben ist. Die Integration der Neuzugänge wird aufgrund der Sprachprobleme allerdings noch Zeit benötigen.“ (tr)

 

 

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