Eintracht Frankfurt - Fortuna Köln

2. Bundesliga 1997/1998 - 34. Spieltag

4:2 (0:0)

Termin: So 07.06.1998 15:00
Zuschauer: 41.500
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 0:1 Macchambes Younga-Mouhani (54.), 1:1 Thomas Sobotzik (55.), 2:1 Thomas Sobotzik (59.), 3:1 Marco Gebhardt (70.), 4:1 Uwe Bindewald (80., Foulelfmeter), 4:2 Macchambes Younga-Mouhani (90.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Fortuna Köln

 

     

  • Wolfgang Wiesner
  • Oliver Westerbeek
  • Ales Turk
  • Jürgen Niggemann
  • Ivica Grlic
  • Olaf Renn
  • Charles Akonnor
  • Heiko Scholz
  • Marco Zernicke
  • Rainer Krieg
  • Thomas Brdaric

 

Wechsel

Wechsel

  • Daniel Majstorovic (49.) für Heiko Scholz (19.)
  • Macchambes Younga-Mouhani für Thomas Brdaric (32.)
  • Nico Niedziella für Oliver Westerbeek (63.)

Trainer

Trainer

  • Bernd Schuster

 

 

Die Kür erfolgreich absolviert

“Den Aufstieg kann uns niemand mehr nehmen, aber wir wollen mehr“, kündigt Thomas Sobotzik vor dem letzten Spiel gegen den Tabellensechsten aus Köln an. Schließlich können die Anhänger bereits seit 10:00 Uhr morgens auf dem Gelände des Waldstadions ausgiebig die Rückkehr in die Bundesliga feiern. Horst Ehrmantraut will “unter allen Umständen vor dieser ungeheuren Kulisse“ Tabellenplatz eins in der zweiten Liga mit einem Sieg verteidigen, auch wenn bereits ein Unentschieden ausreichen würde. “Ich erwarte viel Spannung und Dynamik gegen eine spielstarke Mannschaft und werde die spielen lassen, von denen ich überzeugt bin, dass sie auch die Besten sind", erklärt der Trainer, der kurzfristig auf den an Knöchelproblemen laborierenden Weber verzichten muss. So wird erneut Flick neben Sobotzik im Mittelfeld agieren, während der zuletzt gelbgesperrte Epp zusammen mit Westerthaler im Sturm beginnt. Da auch Wolf wieder auf der linken Seite ran darf, müssen sich Gebhardt und Brinkmann wie schon in Zwickau murrend mit der Ersatzbank begnügen.

Längst gefangen hat sich Fortuna Köln, nachdem vor Saisonbeginn noch Träume vom Aufstieg und einem Derby gegen den 1. FC Köln bei Fortuna-Präsident Löring wogten, die jäh zerplatzten, als sich die Südstädter am Ende der Hinrunde kurz auf einem Abstiegsplatz befanden. Immerhin, Spiele gegen die großen Kölner wird es in der nächsten Saison dank des Abstiegs des FC geben. Und zwar mit einem neuen Übungsleiter, denn Fortuna-Trainer Bernd Schuster heuert zur neuen Spielzeit ausgerechnet beim FC an. Doch zurück zur aktuellen Saison, in der sich die Südstädter nach acht Spielen ohne Niederlage wieder im oberen Mittelfeld festsetzen konnten. So geht es für sie heute nur noch um die goldene Ananas. Bernd Schuster ändert seine Stammelf nach der peinlichen 0:3-Heimniederlage gegen Jena auf drei Positionen, um die Saison zu einem halbwegs versöhnlichen Ende zu bringen.

Doch von der angekündigten Spannung und Dynamik ist auf dem Rasen herzlich wenig zu sehen. Köln agiert sehr passiv, während bei der Eintracht Bruder Leichtfuß regiert. Allzu locker erspielen sie sich erste Chancen, die Westerthaler (5.), Zampach (10.) und Schur (11.) jedoch leichtfertig vergeben. In der eigenen Hälfte versuchen die Gastgeber hingegen zu zaubern, was beinahe schief geht. Zunächst dribbelt Bindewald als letzter Mann im eigenen Strafraum, um prompt die Kugel zu verlieren und kurz darauf schiebt Nikolov das Leder dem sichtlich überraschten Krieg vor die Füße. Gut nur, dass die Kölner Stürmer sich in Gedanken längst im Urlaub befinden, sonst könnte die Eintracht nach zwanzig Minuten locker in Rückstand liegen. Immerhin zeigt sich Westerthaler noch einmal nach 28 Minuten, als er das Leder neben den Kasten von Wiesner knallt.

Ansonsten tuen die Zuschauer gut daran, sich mit Bundesligaträumen, Getränken oder den neuen Trikots für die neue Saison zu beschäftigen, die rund ums Stadion für knapp 100 Mark feilgeboten werden (…und aufgrund eines Sponsoren-Wechsels zur neuen Saison wieder umgetauscht werden müssen). Oder sich ein Dach über den Kopf zu sichern, denn pünktlich mit dem Halbzeitpfiff geht ein heftiger Schauer über dem Waldstadion nieder. Ob Horst Ehrmantraut seinen Spielern in der Pause währenddessen den Kopf gewaschen hat, bleibt hingegen ein Geheimnis.

Jedenfalls sieht es auf dem Platz nicht danach aus, als ob die Eintracht jetzt einen Gang zulegt. Die Gäste sorgen allerdings dafür, dass die Frankfurter jäh erwachen. Zunächst kassiert Majstorovic, der in der 19. Minute für den verletzt ausgeschiedenen Scholz in die Partie kam, nach wiederholtem Foulspiel an Flick bereits nach 49 Minuten die gelb-rote Karte und muss vom Platz. Und nur fünf Minuten später nutzt der ebenfalls eingewechselte Younga-Mouhani eine erneute Konfusion in der Frankfurter Abwehr aus, um trocken zum 1:0 für die Gäste einzunetzen.

 


Sobotzik zieht ab und trifft

Da Freiburg und Nürnberg zu diesem Zeitpunkt führen, rutscht die Eintracht kurzzeitig auf Rang drei. Grund genug für die Frankfurter, in Überzahl endlich die Ärmel hoch zu krempeln. Kaum sechzig Sekunden nach dem Rückstand setzt Sobotzik zu einem beherzten Solo an, um die Kugel zum 1:1 einzunetzen (55.). Klasse, das Spiel kennt jetzt nur noch eine Richtung. Die Frankfurter schnüren die Fortuna förmlich am eigenen Strafraum ein, während der munter wirbelnde Sobotzik erst mit dem Fuß und Sekunden später mit dem Kopf an Torhüter Wiesner scheitert. Bei der nächsten Aktion macht er es allerdings besser und zimmert das Leder von der Strafraumgrenze aus einfach zur 2:1-Führung ins Netz (59.). Weiter geht es mit viel Druck und wieder ist es Sobotzik, der den für Epp eingewechselten Gebhardt mit einem tollen Doppelpass in Szene setzt. Der 24-Jährige umkurvt Torhüter Wiesner, gerät dabei kurz ins Straucheln, behält aber die Übersicht, um zum 3:1 zu vollenden (70.).

"Wir haben die Feier nicht verdorben", grummelt Kölns Trainer Schuster kopfschüttelnd, als der Schiedsrichter nach einem Foul im Strafraum auf den Punkt zeigt und der für Weber als Kapitän spielende Bindewald unter dem tosenden Beifall der Zuschauer zum Punkt läuft. "Er wollte unbedingt schießen", grinst Horst Ehrmantraut, der zusammen mit den Fans “Zicos“ ersten Saisontreffer bestaunt (80.). Damit ist das Spiel gelaufen, auch wenn Younga-Mouhani in der Schlussminute noch das 2:4 erzielt. Wir sind wieder da! Es ist vollbracht, als Spitzenreiter steigt die Eintracht in die Bundesliga auf, es darf nun auch offiziell gefeiert werden!

Natürlich zunächst mit einer Ehrenrunde der Mannschaft, während die Fans diesmal auf den Rängen bleiben. Dafür werden einige Wenige mit Trikots beschenkt. Andere sogar mit Stutzen und einer Unterhose. Denn, na klar, Zampach ist da und legt einen lupenreinen Striptease vor Gegentribüne und dem G-Block hin. Lediglich die Schuhe behält er, um unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Anhänger strahlend wie ein Honigkuchenpferd in die Katakomben zu traben.


Römerfreuden…

Danach geht der Feier-Marathon weiter, zunächst auf einer Bühne vor der Haupttribüne und nach einer durchzechten Nacht am folgenden Nachmittag auf dem Frankfurter Römer, wo die Eintracht nach dem obligatorischen Eintrag im goldenen Buch auf dem Balkon von über 7000 Fans begeistert empfangen wird. Genau auf diesem berühmten Vorplatz hatte Ansgar Brinkmann wie versprochen in der Nacht zuvor seit 23:30 Uhr mit einem Kasten Bier in einem Schlafsack campiert. Es wird viel und laut gesungen, auch Thomas Zampach lässt sich nicht lumpen und macht seiner Freundin auf dem Römerbalkon einen Heiratsantrag, während Alexander Kutschera seine hellblond gefärbten Haare mit der einrasierten Trikotnummer 18 präsentiert.


Römerfreuden …

Statt langer Reden gibt es kurze und wahre Worte. “Mit Kampf, Einsatz und Willen haben wir erreicht, was uns vor der Saison keiner zugetraut hat“, meint Horst Ehrmantraut und Präsident Heller erklärt nicht minder stolz: “Ich denke, dass unsere Mannschaft einen Charakter bewiesen hat, mit dem man auch in der Bundesliga bestehen kann.“

Das Schlusswort geht an Bernd Hölzenbein, der gegenüber dem Kicker-Sportmagazin sagt: “Die Geschlossenheit dieses Teams ist unglaublich. Das ist das Geheimnis des Erfolgs. Hätten die Spieler zu meiner Zeit als Vizepräsident und Manager nur zehn Prozent dieses Zusammenhalts bewiesen, wären wir zweimal Deutscher Meister geworden. Doch damals herrschten Neid und Missgunst.“


Saison-Splitter

68 Punkte holte der letztjährige Zweitligameister und frisch gebackene Deutsche Meister 1. FC Kaiserslautern bei 74 erzielten Toren. Die Eintracht begnügt sich als Tabellenerster mit vier weniger und 50 Treffern. Davon holten die Frankfurter 34 Zähler bei 25:15 Toren in der Rückrunde. Ausgeglichenheit war Trumpf, insgesamt waren sie das zweitstärkste Heimteam (36 Punkte) nach St. Pauli und hinter Freiburg sowie Nürnberg das drittstärkste Auswärtsteam (28 Punkte) der zweiten Liga.

Torschützenkönig im Unterhaus wurde Angelo Vier vom FC Gütersloh mit 18 Treffern. Am treffsichersten bei der Eintracht waren Sobotzik (10), Weber (9) und Westerthaler mit fünf Toren.

Die besten Spieler mit mehr als zehn Einsätzen waren nach den Auguren des Kicker-Sportmagazins Olaf Janßen (Notenschnitt 2,5 bei 11 Spielen) vor Houbtchev (2,89 bei 32 Spielen) und Nikolov (2,93 bei 34 Spielen). Ebenfalls alle 34 Saisonspiele absolvierten neben Nikolov nur Bindewald und Kutschera. Den schlechtesten Notenschnitt erhielten Cengiz (4,25 in 11 Spielen), Mehic (4,1 in 16 Spielen) und Thomas Epp (3,64 in 32 Spielen). (tr)

 

 

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