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Eintracht Frankfurt - FSV Mainz 05 |
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2. Bundesliga 1997/1998 - 32. Spieltag
2:2 (2:0)
Termin: Mo 25.05.1998 19:30
Zuschauer: 33.000
Schiedsrichter: Michael Weiner (Ottenstein)
Tore: 1:0 Ralf Weber (10.), 2:0 Christoph Westerthaler (38.), 2:1 Christian Hock (62.), 2:2 Peter Neustädter (65.)
Eintracht Frankfurt | FSV Mainz 05 |
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Back… Again!
Gefahr durch geschlossene Tore soll es im Aufstiegsfall
auch nicht für die rund 33.000 Zuschauer geben, obwohl Polizei und
Stadion GmbH im Vorfeld eindringlich gewarnt hatten. Doch gerade vor dem
Hintergrund des völlig überzogenen Hundeeinsatzes beim letzten
Heimspiel gegen Greuther Fürth, den die Eintracht zu verantworten
hatte, plagen die Dunkle Wolken und teilweise heftige Schauer gehen über dem Waldstadion nieder, doch dies beeindruckt weder die lautstark feiernden Frankfurter Fans noch die Frankfurter auf dem Rasen, die den ganz in Blau spielenden Gästen zunächst die Initiative überlassen. Die sie auch sogleich durch einen scharfen Schuss von Spryka nutzen, den Nikolov allerdings mit einer schönen Flugeinlage entschärfen kann (5.). Fünf Minuten später gibt es nach einem Foul im Halbfeld Freistoß für die Eintracht. Weber legt sich die Kugel zurecht, schaut kurz auf und sieht, dass Torhüter Kuhnert noch damit beschäftigt ist, seine Mauer zu dirigieren. Dem Kapitän ist es egal, aus über 25 Metern haut er das Leder humorlos zum 1:0 in die Maschen.
Kuhnert, der scheinbar einen indirekten Freistoß erwartet hatte, schaut nur auf und rennt wutentbrannt zum Schiedsrichter, um dafür während des noch immer ohrenbetäubenden Torjubels der Zuschauer die gelbe Karte zu kassieren. "Der Ball war nicht freigegeben und Kuhnert war mit seinen Vorbereitungen noch nicht fertig“, meint FSV-Manager Heidel kopfschüttelnd, ergänzt aber: "Das ist keine Kritik am Schiedsrichter, denn wenn ein Freistoß schnell gemacht werden soll, muss man ihn nicht unbedingt freigeben vorher." Die Führung gibt den Frankfurtern leider keine Sicherheit. Ohne Weber im Mittelfeld bleibt vieles Stückwerk. Sobotzik ist zwar viel am Ball, doch misslingen ihm etliche Aktionen und Schur, Zampach oder Brinkmann rackern zwar wie die Gäule, aber auch sie bringen keine Ordnung in das Spiel. Gut nur, dass die Abwehr steht, an der sich die FSV-Offensive immer wieder die Zähne ausbeißt. Und wenn sie einmal die Lücke finden, wie Schmidt in der 24. Spielminute, ist Nikolov zur Stelle, um den Schuss von Hock zu entschärfen. Immerhin bleibt die Eintracht bei Kontern gefährlich und Torhüter Kuhnert nervös, wie er bei einem Rückpass von Schmidt eindrucksvoll zur Schau stellt. Beim Versuch, die Kugel nach vorne zu bolzen, tritt er über das Runde. Schade nur, dass Westerthaler zu überrascht war, so dass der Torhüter seinen Fehler ausbügeln kann (30.). Nur eine Minute später hilft ihm der Schiedsrichter, als er beim Herauslaufen den ihm entgegen laufenden Epp bei der Parade leicht touchiert und der Stürmer so spektakulär fällt, dass der Frankfurter die gelbe Karte kassiert.
Tatsächlich gibt sich Mainz nicht auf und stürmt mit Wiederanpfiff unverdrossen los, während die Eintracht auf Konter wartet und sich vornehmlich auf ihre Abwehrarbeit konzentriert. Dennoch kann sich Demandt in der 52. Spielminute mit zwei kurzen Wacklern an der Strafraumgrenze durchsetzen, um aus zehn Metern abzuziehen. Aber erneut zeigt Nikolov mit einem tollen Fußreflex, dass auf ihn Verlass ist. Schnell wird der Ball nach vorne geschlagen, Epp ist schneller als Schmidt und Kramny und könnte nun alles klar machen. Doch beim Schuss von der Strafraumgrenze zögert er ein wenig zu lange, so dass Spyrka zur Ecke blocken kann. Es wird hektisch auf dem Platz, nur drei Minuten später fliegt ein langer Ball in den Frankfurter Strafraum. Grevelhörster springt am höchsten, setzt seinen Kopfball zum Glück aber um ein paar Zentimeter über die Latte, was FSV-Trainer Frank immer wütender werden lässt (55.). "Los, reiß es raus", schreit er Hayer zu, den er für Kramny in die Partie bringt. Tatsächlich sorgt der 1,72 Meter große Wirbler mit schnellem Spiel sofort für Unruhe auf der rechten Außenbahn und kann sich in der 61. Spielminute erneut gegen Bindewald durchsetzen, um auf den aufgerückten Klopp zurück zu legen. Klopp flankt in den Strafraum, wo Nikolov den Ball nur kurz nach hinten abwehren kann. Genau zu Hock, der die Kugel völlig unbedrängt zum 1:2 unter die Latte zimmern kann. Unruhe und Nervosität macht sich auf dem Rasen breit, plötzlich offenbaren die Frankfurter den Gästen Lücken, kaum ein Ball kann mehr gehalten werden. Nur vier Minuten später setzt sich Hayer auf der rechten Seite durch und zieht in die Mitte, wird aber von Schur resolut und unsanft gestoppt, so dass es Freistoß aus knapp 20 Metern gibt. Neustädter schießt hart und flach, Nikolov fliegt, kann den Ball aber nicht festhalten, so dass er zum 2:2 ins Netz trudelt (65.). Nur kurz verstummen die Gesänge, bevor die Fans die Eintracht lautstark wieder aufrichten, während Horst Ehrmantraut seine Spieler vom Seitenrand aus zu beruhigen versucht. Ein Punkt reicht und so bringt der Trainer Mehic sowie Flick für Epp und Brinkmann, um die Defensive weiter zu verstärken (69.). Tatsächlich besinnen sich die Frankfurter, für die Blauen gibt es kaum ein Durchkommen mehr. Trotzdem verrinnen die Minuten unendlich langsam und Mainz bestimmt weiter das Geschehen. Jetzt bloß kein Fehler mehr, die Fans strömen unruhig an und auf die Zäune. Nur noch Sekunden können es sein. Schiedsrichter Weiner pfeift, doch es gibt nur einen Freistoß. Noch sind zwei Minuten zu spielen, auch wenn dies viele Zuschauer nicht erkennen, die bereits auf die Tartanbahn, zum Glück aber nicht auf das Spielfeld, strömen. 21:15 Uhr. Wird es Nachspielzeit geben? Unruhig harren bereits Tausende Zuschauer an den Seitenlinien, während sich die Gäste längst mit dem Unentschieden arrangiert haben. Noch 39 Sekunden sind es und Schiedsrichter Weiner macht das einzig richtige: Er pfeift ab!
Aber die Fans müssen nur kurz auf die Mannschaft warten. Minuten später erscheinen sie unter riesigem Jubel mit weißen T-Shirts und dem Aufdruck “Back… Again!“ auf der Ehrentribüne, wo sie Ministerpräsident Eichel und Bürgermeisterin Roth sofort medienwirksam unter Beschlag nehmen, während das nunmehr legendäre “Nie mehr, Zweite Liga“ durch das Waldstadion schallt. Nur einer hat sich davon geschlichen, um dem Tätschel- und Gratulationsmarathon auf der Ehrentribüne zu entkommen und einem Sportsender ein Interview zu geben: “Die haben uns die gesamte Saison lang begleitet, da hatten sie es verdient, zuerst bedient zu werden. Die Jungs standen schon richtig da oben, ich war nur hin und wieder Impulsgeber“, erklärt Horst Ehrmantraut wenig später, um stolz zu ergänzen: "Das ist gigantisch. Es ist unglaublich, was Spieler bewegen können, die gut eingestellt sind und ein großes Ziel vor Augen haben." Auf den Rängen schämen sich 750 Tage nach dem Abstieg unterdessen weder Gaetano Patella noch Präsident Heller ihrer Freudentränen über den Aufstieg, der eigentlich erst für den 100-jährigen Geburtstag der Eintracht vorgesehen war: "Das ist einfach Wahnsinn hier, der Adler fliegt wieder!“
Während alle in Frankfurt feiern, zeigt sich FSV-Manager Heidel zunächst als schlechter Verlierer und moniert, dass Schiedsrichter Weiner das Spiel aufgrund der am Spielfeldrand drängenden Anhänger 39 Sekunden zu früh abgepfiffen habe.
Horst Ehrmantraut: “Ich bin glücklich, aber nicht zufrieden. Zufriedenheit bedeutet für mich Rückschritt. Das heute ist erst der Anfang, der schwerste Weg steht meinen Jungs erst noch bevor.“
Ralf Weber: “Es ist nicht zu beschreiben, was in mir vorgeht. Ich freue mich wahnsinnig, dass wir wieder aufgestiegen sind. Das ist auch für mich ein Riesenerfolg nach meiner langjährigen Verletzung. Ich bin absolut froh, dass ich meinen Vertrag bei der Eintracht verlängert habe.“ Petra Roth, Bürgermeisterin Stadt Frankfurt: “Das ist phantastisch. Ich freue mich über diesen Aufstieg, weil er ohne Intrigen geschafft worden ist. Eintracht Frankfurt ist ein traumhafter Werbeträger und großer Botschafter für die Stadt. Für das, was Trainer Ehrmantraut und das Präsidium geschafft haben, gebührt ihnen Respekt. Das sind Leistungsträger, die gehören in die Bundesliga."
Rolf Heller über seine wichtigste Entscheidung:
“Den richtigen Trainer zu finden. Als das mit Bommer/Weise nicht
klappte, und ich zeitweise ohne Trainer dastand, hatte ich Horst Ehrmantraut
empfohlen bekommen. Das war ein absoluter Glücksgriff. Ich habe die
Arbeit von Ehrmantraut immer mit größter Zufriedenheit begleitet.
Das Einzige ist, dass er als Mensch nicht einfach ist. Ich bin fest davon
überzeugt, dass Ehrmantraut in Horst Ehrmantraut, auf die Frage, ob der Vorstand auch nach mehreren Niederlagen zu ihm halten wird: “Man wird sehen. Ich war ja noch gar nicht hier, da hatten gewisse Medien mich schon wieder abgeschoben. Da kam ein kleiner Mann aus Meppen und wollte den großen Frankfurtern was beibringen... Ich kann nur sagen: Ich habe Blau-Weiß 90 trainiert und den SV Meppen. Blau-Weiß war Fünfter in der zweiten Liga, als ich ging; den Verein gibt es jetzt gar nicht mehr. Und Meppen, darüber bin ich unheimlich traurig, ist gerade in die Regionalliga abgestiegen. Die Frankfurter sollten also die Daumen drücken, dass ich lange bleibe.“
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