Eintracht Frankfurt - SpVgg Greuther Fürth |
2. Bundesliga 1997/1998 - 30. Spieltag
1:1 (0:0)
Termin: So 10.05.1998 15:00
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Stephan Kammerer (Karlsruhe)
Tore: 0:1 Jochen Weigl (78.), 1:1 Thorsten Flick (84.)
Eintracht Frankfurt | SpVgg Greuther Fürth |
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Auf den Hund gekommen… Unruhig ist es in diesen Tagen am Riederwald, was allerdings weniger an den sportlichen Leistungen als vielmehr an den schleppenden Verhandlungen mit den Spielern liegt. “Die glauben wohl, nur weil ich ein Spaßvogel und ein lockerer Typ bin, würden sie mit mir keine Probleme kriegen", schüttelt Zampach den Kopf und auch Janßen ist über den ihm vorgelegten Vertrag verärgert, während immerhin Alexander Schur sein nachgebessertes Angebot angenommen und bis 2002 verlängert hat. “Wir müssen unbedingt einen Gang zulegen, ich muss mich jetzt einmischen“, reagiert Horst Ehrmantraut genervt auf die sich ständig wiederholenden Parolen aus dem Präsidium. So sucht er das Gespräch mit Präsident Heller und Schatzmeister Patella, die ebenfalls erkennen müssen, dass sie nur mit ehrenamtlichen Führungskräften an ihre Grenzen stoßen. Laut vernehmlich sind sie bei der Stadt Frankfurt und beim DFB extrem erbost darüber, dass die beiden einen gemeinsamen Termin wegen der Stadionfrage und der WM-Bewerbung für das Jahr 2006 glatt vergessen haben... Ebenfalls einmischen muss sich der Trainer bei seinen murrenden Spieler und ermahnt sie, ihre Vertragsangelegenheiten auf dem Platz gefälligst zu vergessen und gegen Greuther Fürth mit voller Motivation reinzugehen: “Erstens ist der Aufstieg noch nicht in trockenen Tüchern, zweitens hat sich Fürth in den letzten Wochen und Monaten stabilisiert und drittens haben wir gegen Fürth noch etwas gutzumachen!" Schließlich gab es bei den Franken am 14. Spieltag die letzte Niederlage, doch für die erhoffte Wiedergutmachung muss Horst Ehrmantraut seine Mannschaft kräftig umstellen. Weber sowie Mehic sind gesperrt, Güntensperger laboriert an einem Muskelfaserriss und Schur ist nach überstandener Bronchitis noch nicht für 90 Minuten fit. So beginnt Kaymak in der Abwehr und Kutschera übernimmt die Position von Schur im defensiven Mittelfeld. Zampach und Gebhardt bilden die Außenpositionen hinter den beiden Spitzen Westerthaler und Epp, der seine Grippe überwunden hat. Überwunden sind in Fürth unterdessen alle Abstiegsängste, nachdem Benno Möhlmann im Oktober das Zepter von Armin Veh übernahm und die Franken von Rang 18 auf Platz 8 führte. Mit dem jüngsten 3:0-Heimsieg gegen Jena stehen mittlerweile 39 Punkte auf dem Konto, doch der Trainer wird nicht müde, weiter zu mahnen: “Ich habe der Mannschaft mit aller Deutlichkeit gesagt, dass das noch nicht reicht. Wir müssen noch zwei oder drei Punkte holen. Wenn wir eine sehr gute Leistung bringen, dann ist für uns ein Punkt möglich." Ermäßigt wird er den im Gegensatz zu den Müttern, die ihre Tickets am Riederwald-Karten-Service kaufen, nicht bekommen. Denn für diese gibt es eine 50-prozentige Ermäßigung, schließlich findet das heutige Spiel bei frühsommerlichen Temperaturen am Muttertag statt.
Wie viele der rund 21.300 Zuschauer diese Begünstigung in Anspruch genommen haben, ist nicht überliefert. Wohl aber, dass die zuhause bleibenden Mütter nicht allzu viel verpassen. Denn es entwickelt sich zunächst ein beschauliches Geplänkel im Mittelfeld ohne Torchancen auf beiden Seiten. Erst nach knapp zwanzig Minuten zieht die Eintracht das Tempo an und drängt die Gäste tief in die eigene Hälfte. Doch außer einem Fallrückzieher und einen verunglückten Kopfball von Westerthaler sowie einer Grätsche ins Leere von Epp springt nicht viel dabei heraus (22.). Es fehlt die führende Hand, Weber wird an allen Ecken und Enden vermisst. Der Einsatz stimmt, Sobotzik und auch Zampach treiben das Leder nach vorne, während Houbtchev sich oft in den Spielaufbau einschaltet. Aber viel zu oft wird der Ball blindlinks in den Strafraum geschlagen oder eine Aktion überhastet abgeschlossen, so dass Torhüter Reichold mehr mit dem Einsammeln der in die Galerie geschossenen Bälle beschäftigt ist als mit dem parieren eben dieser. Zumindest einmal muss er aber heftig die Luft anhalten. Denn Houbtchev zieht es nach einem schönen Doppelpass mit Zampach nach vorne. Vor der Strafraumlinie lässt er einen Fürther mit einem angetäuschten Schussversuch ins Leere grätschen, um sodann mit links abzuziehen. Pech für die Eintracht, denn das Leder klatscht ans linke Lattenkreuz (31.). Oka Nikolov hingegen verbringt auf der anderen Seite einen noch geruhsameren Nachmittag. Lediglich bei einer Ecke wird es gefährlich, doch Zampach kann die Situation vor der Torlinie bereinigen, so dass es mit dem 0:0 in die Pause geht, in der Benno Möhlmann ein zweites Mal wechselt. Nachdem bereits nach 35 Minuten Ernst für den verletzten Felgenhauer kam, soll nun Azzouzi anstelle von Ex-Eintrachtler Sbordone die nicht existente Fürther Offensive ankurbeln. Die Stimmung bleibt ausgelassen und laut, der Aufstieg wird gefeiert, auch wenn auf dem Rasen weiterhin wenig geboten wird. Immerhin hat Sobotzik nach knapp einer Stunde die Führung auf dem Fuß, vergibt aber aus kurzer Distanz. Jetzt reagiert Horst Ehrmantraut, bringt erst Flick für den unglücklich agierenden Westerthaler und kurz darauf Wolf für Gebhardt, der sich gegen Weigl und Eberl kaum einmal durchsetzen konnte (68.). Aber auch die Wechsel bringen wenig neuen Schwung in das Spiel der Eintracht, dafür werden die Gäste langsam mutiger und versuchen sich mit ersten Kontern. So startet Kerbr kurz darauf aus abseitsverdächtiger Position, doch Kaymak hechtet ihm hinterher und kann ihm die Kugel kurz vor der Strafraumgrenze von den Füssen grätschen. Richtig eingreifen muss kurz darauf auch Nikolov bei einem Freistoß von Azzouzi, den er über die Latte lenkt (72.). Weiterhin herrscht lockere Stimmung im Stadion, doch plötzlich wird es laut. Pfiffe ertönen und die Aufregung auf der Gegentribüne ist groß. Denn ohne erkennbaren Grund marschiert plötzlich dunkelgekleidetes Sicherheitspersonal mit mindestens 20 scharfen Hunden in den Innenraum, um sich vor dem G-Block und der Gegentribüne zu verteilen. Scheinbar soll mit diesem martialischen Auftritt verhindert werden, dass Fans auf den Platz stürmen, um den Aufstieg frühzeitig zu feiern. Einen erkennbaren Grund gibt es jedenfalls nicht, was nicht nur bei den Offiziellen für Unverständnis sorgt. "Ich finde die Polizeihunde-Aktion ärgerlich und überflüssig", meint Präsident Heller in einer ersten, etwas zu vorschnellen Stellungnahme. Denn wer den Auftrag für diesen Auftritt gab, bleibt zunächst zwar unklar, doch dann stellt sich heraus, dass es die Eintracht selbst war. "Ich habe dem Ordnungsdienst keine Weisung zum Einsatz gegeben, wusste aber, dass die Tiere im Stadion sind", erklärt Polizei-Leiter Raatz und auch Dieter Hochgesand von der Stadion-GmbH betont, dass die 40 Mann starke Hundestaffel nicht von ihm, sondern von der Eintracht bestellt worden sei. Und zwar nach einem Sicherheitsgespräch, an dem Fanvertreter, Eintracht-Verantwortliche und die Stadion-GmbH teilnahmen. Eigentlich ging es dabei um den Wunsch, nach Spielschluss auf dem Rasen feiern zu dürfen. Notgedrungen und mächtig kleinlaut entschuldigt sich daher die Eintracht fünf Tage später in einer Pressemitteilung bei ihren Anhängern: “Eintracht-Präsident Rolf Heller möchte sich bei den Fans für den unangemessenen Einsatz der Hundestaffel entschuldigen, als durch den Übereifer eines Mitarbeiters des Sicherheitspersonals eine Hundestaffel in den Innenraum beordert wurde, ohne dass ein konkreter Anlass erkennbar war. Dem Präsident ist es wichtig, dass die Missverständnisse, die diese Aktion bei den Fans hervorrief, aus der Welt geräumt werden (…).“ Doch nicht nur die Vierbeiner sorgen für Unruhe, auch auf dem Rasen gerät das Spiel urplötzlich aus den Fugen. Denn von der linken Außenbahn zieht Weigl nach innen, wo er das Leder aus 18 Metern zur völlig überraschenden 1:0-Führung haargenau ins rechte Toreck zirkelt (78.). Wütend springt Horst Ehrmantraut auf und fordert seine Spieler auf, alles nach vorne zu werfen, was diese prompt befolgen. Nach einem Pass des für Schur eingewechselten Brinkmann hat Flick in der Mitte Platz und zieht ab. Skarabela fälscht den Schuss ab, Torhüter Reichold springt ins Leere und der Ball ins Netz zum 1:1 (84.). “Weiter, weiter!“, spornt der Trainer seine Mannen an, doch am Ende bleibt es beim insgesamt mehr als verdienten Unentschieden. Die Eintracht ist inzwischen im 17. Spiel in Folge ungeschlagen und benötigt nur noch zwei Punkte aus den verbleibenden vier Spielen, um den Aufstieg auch rechnerisch unter Dach und Fach zu kriegen. (tr)
Horst Ehrmantraut: “Das Spiel war in Ordnung, die Defensivleistung sogar sehr gut. Aber auf diesem Platz war ein schnelles Spiel auch nicht möglich. Viel zu hoch, löchrig, stumpf und trocken war der Rasen, vielleicht war ja der Rasenmäher kaputt. Trotzdem, wir haben es nun in Hamburg in der Hand, es aus eigener Kraft zu schaffen. Das ist doch ein schönes Gefühl." Präsident Rolf Heller zur Kritik am Präsidium: "Ich kann nicht akzeptieren, dass jeder Vogelfreie, der hier rumläuft, auf mich einschlägt. Nur weil ich ehrenamtlich für die Eintracht arbeite, bin ich noch lange kein Amateur. Außerdem lasse ich mich von keinem Spieler über die Medien erpressen. Und von findigen Beratern, die erst Mal wissen wollen, was für sie drin ist, bevor sie ihren Schützling davon überzeugen, auch im nächsten Jahr für die Eintracht zu spielen, schon gar nicht." Peter Houbtchev zu seiner überraschenden Berufung in die bulgarische Nationalmannschaft: “Ich will nicht als Fußball-Tourist zur Weltmeisterschaft reisen. Das letzte Wort ist da noch nicht gesprochen.“ Polizeieinsatzleiter Moog: “Hunde sind zwar ein probates Mittel der Reaktion, aber hier hat es sich um eine Provokation gehandelt und dafür gab es keinen Anlass."
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