Eintracht Frankfurt - FC Energie Cottbus |
2. Bundesliga 1997/1998 - 21. Spieltag
2:0 (1:0)
Termin: So 08.03.1998 15:00
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Neis (Theley)
Tore: 1:0 Kay Wehner (28., Eigentor), 2:0 Alexander Schur (53.)
Eintracht Frankfurt | FC Energie Cottbus |
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Mit relativ großem Aufwand ein relativ sicherer Sieg "Ich habe meine Planungen für die Startformation noch nicht ganz abgeschlossen“, meint Horst Ehrmantraut kurz vor dem Sonntagsspiel gegen den Tabellensiebten aus Cottbus, der sich in der Fremde bereits elf Punkte im wahrsten Sinne des Wortes ermauert hat. Immerhin ist die Auswahl groß und der Trainer will die Spannung auch bei seinen Spielern hochhalten, denn die in Stuttgart gesperrten Schur und Zampach sind einsatzbereit, so dass er nur auf Martini verzichten muss, der sich im Training einen Wadenbeinbruch zuzog und den Rest der Saison ausfallen wird. Eng in dieser Spielzeit wird es leider auch bei Olaf Janßen, denn an der operierten rechten Wade hat sich eine Zyste gebildet, die einen weiteren Eingriff erforderlich macht. Unterdessen scharrt Güntensperger mit den Hufen, doch Horst Ehrmantraut lässt den Stürmer weiter schmoren und schenkt Sawieh neben Epp das Vertrauen. Unterstützt werden die Beiden von Brinkmann, der immer wieder in die Mitte rutschen soll, während Zampach, der sein 150-stes Zweitligaspiel absolvieren wird, zwischen seiner Position neben Schur und der rechten Außenbahn rochieren soll. Weber und Sobotzik komplettieren das Mittelfeld, so dass Gebhardt zunächst auf die Bank muss. "Ich versuche immer, das zu machen, was für unsere Mannschaft gut ist und für den Gegner schlecht", begründet Ehrmantraut seinen offensiven Schachzug und beschwört sein Team, sich nicht von der Aufstiegseuphorie im Umfeld anstecken zu lassen. Nicht euphorisch, aber zufrieden kann man hingegen beim Aufsteiger aus der Lausitz sein. Zwar kam Energie zuletzt über ein mageres 0:0 zuhause gegen Jena nicht hinaus, ist aber andererseits seit dem 14. Spieltag ungeschlagen und hat sich inzwischen ein Polster von acht Punkten auf die Abstiegsränge zugelegt. Und strebt als Remis-Spezialist auch heute zumindest einen Punkt an. “Hinten dicht halten und Frankfurt auskontern“, ist die nicht eben neue Taktik von Trainer Geyer, der mit seiner Mannschaft genau wie gegen Düsseldorf und Freiburg nicht mit dem Bus, sondern mit dem Flugzeug reisen lässt, um den Spielern die Wichtigkeit dieses Spiels zu demonstrieren. Nicht dabei ist der rotgesperrte Wawrzyczek, für den Kotri auf der linken Seite des Fünfermittelfelds spielt, welches die Abwehr vor Torhüter Walther unterstützen soll. Auf die langen Bälle aus der eigenen Hälfte hoffen vorne Lehman und Labak. Die Anfangsphase vor rund 18.000 Zuschauern sieht tatsächlich nach einem interessanten Spiel aus. Cottbus geht beherzt in die Zweikämpfe und kommt sogleich zu zwei kleineren Möglichkeiten durch Hoßmang. Das war es dann aus Sicht der Gäste, denn bereits nach fünf Minuten belagern die Frankfurter das Tor von Wehner regelrecht. Immer wieder läuft der Ball ruhig und kontrolliert durch die Cottbusser Hälfte, die sich mit neun Mann vor dem Strafraum einigeln und gar nicht daran denken, selbst zu agieren. Dafür liefern sich Kronhardt und Irrwang verbissene Zweikämpfe mit Sobotzik und Weber, haben aber meist das Nachsehen. Trotz der Feldüberlegenheit schaffen es die Frankfurter allerdings nicht, sich klare Chancen zu erarbeiten und bei den zahllosen hohen Flanken sowie den Schüssen aus der Distanz packt Torhüter Wehner bislang souverän zu. So läuft bereits die 28. Spielminute, Sobotzik setzt sich im Halbfeld durch und passt das Leder schön auf die rechte Seite, wo sich Brinkmann mit einem Übersteiger seines Bewachers entledigt und die Kugel butterweich in die Mitte zu Weber flankt. Der steigt hoch, köpft und Wehner scheint geschlagen. Hui, der Ball prallt an den Pfosten, springt von da gegen das Schienbein des Torhüters und landet dann zum verdienten 1:0 im Netz. Wer nun gedacht hat, dass Cottbus nach dem Rückstand ein wenig aufmacht, sieht sich schnell getäuscht. Weiterhin verbarrikadieren sie sich vor dem eigenen Strafraum und überlassen den Frankfurtern das Mittelfeld, was Trainer Geyer erzürnen lässt: "Das ist viel zu brav, so kann man in der Zweiten Liga nicht Fußball spielen. Das Resolute hat völlig gefehlt." Die Eintracht hingegen spielt abgeklärt und bestimmt das Tempo nach Belieben. Lange Ballstafetten im Mittelfeld wechseln mit schnellen Läufen über die Außenbahn und der Aufsteiger kann sich bei seinem Schlussmann bedanken, dass er die Schüsse von Weber, Sobotzik und Zampach allesamt entschärfen kann. "Wir wurden gar nicht richtig gefordert", wundert sich Alexander Schur zur Halbzeit und auch Präsident Heller schüttelt den Kopf: "Was war das denn für eine Taktik?", während Eduard Geyer nach dem Spiel nur meint: "Wir sind eben nicht Barcelona." Und Sawieh ist nicht besonders auffällig, so dass in der zweiten Halbzeit Gebhardt für ihn spielt, um sogleich mit einem tollen Solo auf der linken Außenbahn für Unruhe bei den verschreckten Cottbussern zu sorgen, die sich auch weiterhin nicht aus der eigenen Hälfte trauen. Diesmal folgt die Strafe für die destruktive Spielweise schneller. Zunächst kann Wehner einen platzierten Schuss von Zampach zur Ecke klären, die für reichlich Konfusion im Strafraum sorgt. Die Lausitzer bekommen die Kugel nicht aus dem Strafraum, so dass sie schließlich bei Schur landet, der aus der Drehung schießt und dabei ein Abwehrbein trifft, dass den Ball unhaltbar für den Torhüter zum 2:0 abfälscht (53.). "Das war eine doofe Situation", nölt Trainer Geyer, während im Waldstadion lautstark das “Nie mehr Zweite Liga!“ erklingt. Auch der Zwei-Tore-Rückstand sorgt bei Cottbus nicht für ein Umdenken. Einigeln bleibt Trumpf, während die Frankfurter unverdrossen ihre nächste Chance suchen. Klasse, wie Weber, Sobotzik und auch Brinkmann ackern, der vom Trainer zu Recht als “einer unserer Leistungsträger“ gelobt wird. Nur beim Verwerten der Chancen lassen sie es jetzt schleifen, so dass Ehrmantraut reagiert und Westerthaler für Epp bringt (67.). Auch die Gästen haben inzwischen zwei Mal gewechselt, was sich insoweit auszahlt, dass die Lausitzer tatsächlich einmal in die Nähe des Frankfurter Strafraums kommen, so dass Nikolov immerhin einmal zugreifen muss, als er eine verunglückte Flanke festhalten muss. "Nie hatte ich den Eindruck, dass uns was passieren könnte", meint Ansgar Brinkmann, während die Eintracht das Spiel jetzt immer mehr schleifen lässt. So kommt plötzlich Klews mutterseelenallein zum Schuss, den er jedoch so deutlich verzieht, dass er zum Dank dafür sogleich von Eduard Geyer ausgewechselt wird (82.). Der Rest ist Schaulaufen, Kutschera heimst sich noch einmal einen Sonderapplaus ein, als er mit einem riesen Sprint einen Eckball verhindert und am Ende erhalten sie alle den Dank von den eigenen Anhängern. Auch die Tabelle ist vielversprechend, denn Uerdingen verliert zuhause und Freiburg holt in Leipzig ebenfalls keinen Punkt, so dass die Eintracht nach acht Spielen ohne Niederlage mit einem Zähler Rückstand auf den neuen Tabellenführer Nürnberg - der sein fünftes Spiel in Folge beim Aufstiegskonkurrenten Uerdingen gewann - auf Rang Zwei rutscht. “Für uns ist das ein gutes Ergebnis", freut sich sogar Horst Ehrmantraut über den Sieg des nächsten Gegners, denn der Vorsprung der Eintracht auf Uerdingen beträgt nun sieben, der auf den Tabellenvierten Gütersloh sechs Punkte.
Horst Ehrmantraut: "Es war ein Arbeitssieg. Eine Stunde lang haben wir gut gespielt. Mit relativ großem Aufwand haben wir einen relativ sicheren Sieg eingefahren. Aber noch ist nichts entschieden, Gütersloh ist nur sechs Punkte hinter uns. Das ist bei der Drei-Punkte-Regel nicht viel. Doch wenn es so weitergeht, kommen wir irgendwann einmal zu einem guten Ende." Eduard Geyer, Trainer Cottbus: "Manchmal ist es eben auch eine Frage des Könnens ist, den Ball von A nach B zu bringen.“ Präsident Rolf Heller: "Wenn wir jetzt noch die nächsten sechs Heimspiele gewinnen, steigen wir auf." Alexander Schur: “Genau das, was wir spielen wollten haben wir auch gespielt. Das sind die eminent wichtigen Siege, die gegen Jena, Leipzig oder Cottbus. Nürnberg und Freiburg können sich schon mal warm anziehen. Wir sollten jetzt zwar nicht mit dem Rechnen anfangen, an den Aufstieg sollten wir aber dennoch glauben." Thomas Sobotzik: "Mit diesem Sieg haben wir jetzt 40 Punkte und können nicht mehr absteigen."
Der Aufsteiger aus Kaiserslautern rennt den Bayern an der Tabellenspitze weiter davon, zumal die Münchener am Wochenende mit 1:0 auf Schalke verlieren und Kritik am Trainer in der Mannschaft laut wird. Zuviel für Giovanni Trapattoni, der in einer Pressekonferenz die Contenance verliert und seine Wutrede mit dem berühmten “Struuunz, was erlauben Strunz?“ in die Mikrophone schmettert: “Ein Trainer ist nicht ein Idiot! Ein Trainer sehen, was passieren in Platz. In diese Spiel es waren zwei, drei oder vier Spieler, die waren schwach wie eine Flasche leer!“ Auch der Schluss seines Ausbruchs wird in Erinnerung bleiben: “Ich habe fertig!“ (tr)
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