Spartak Varna - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1997/1998

1:2 (0:1)

Termin: 29.01.1998 in Belek (Türkei)
Zuschauer:
Schiedsrichter:
Tore: Henry Nwosu (26.), Valentin Stanchev (55.), Uwe Bindewald (81.)

 

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Spartak Varna Eintracht Frankfurt

     

 

u.a. eingesetzt:

 

Wechsel

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Trainer

  • Dimitar Penew

Trainer

 

 

Ein Angebot, das Sie nicht ablehnen können…

“16 Tage an der Elfenbeinküste, das war grausam. Bei dieser Länge kommt irgendwann ein Punkt, da blockierst du dich selbst im Kopf", erzählt Horst Ehrmantraut über das Wintertrainingslager der Eintracht in der UEFA-Cup-Saison 1979/80 und ergänzt: "Acht effektive Tage, das passt. Das ist genau die richtige Dosierung. Und die Spieler freuen sich wieder auf Zuhause." Und effektiv war die bisherige Zeit, auch wenn er gerne noch mehr einstudiert hätte. "Aber wir haben nicht nur Künstler in der Mannschaft, sondern auch viele Arbeiter. Darunter leidet manchmal das Training", erklärt der akribisch Ruhelose, der zusammen mit Co-Trainer Lippert ständig am Schreiben ist und zwischen den drei täglichen Einheiten stets Gespräche mit denen führt, von denen er glaubt, sie hinken hinterher. Mit Erfolg, denn gerade die jungen Kaymak, Flick und da Silva “haben im Verlauf des Trainingslagers einen großen Sprung nach vorne getan und sitzen den etablierten Spielern im Nacken.“

Wie gewohnt wird er auch im letzten Testspiel in der Türkei die Spieler auf verschiedenen Positionen einsetzen. So beginnt Brinkmann im Mittelfeld, um in der zweiten Halbzeit in den Sturm zu rutschen, Flick startet in der Abwehr und Sawieh auf der linken Außenbahn, während Epp und der erst 17-jährige Nigerianer Henry “Nwosu“ Kanu im Sturm beginnen. Sehr zu seiner Verärgerung nicht dabei ist Güntensperger, der nach seiner "Wunderheilung", wie Physiotherapeut Meinl meint, im Training wieder voll belastbar zu sein scheint. Grummelnd muss der 30-Jährige zusammen mit Wolf und Westerthaler Runden um den Platz drehen, was Horst Ehrmantraut nach dem Spiel wenig beeindruckt: "Das Laufen war tausendmal wichtiger, als vielleicht zwanzig Minuten zu spielen. Jetzt geht es für ihn erst Mal darum, im Training die Angst am Mann zu verlieren, Hemmungen abbauen und zu erkennen, dass das Knie hält.“

Das Wetter hält auf jeden Fall auch beim heutigen Testspiel gegen den Tabellensechsten der bulgarischen Liga, den PFC Spartak aus der Schwarzmeer-Hafenstadt Warna, die vom ehemaligen bulgarischen Nationaltrainer Dimitar Penew trainiert wird. So gibt es erst mal eine herzliche Umarmung mit Houbtchev, seinem Libero im Jahr 1994, als Bulgarien im New Yorker Giants-Stadium Deutschland im WM-Viertelfinale rausgeworfen hatte. Entsprechend der Vorgabe von Horst Ehrmantraut beginnt die Eintracht das Spiel aus einer massiven Defensive heraus sehr verhalten und ist in erster Linie auf Ballsicherung bedacht, denn die drei Gegentore im Hannover-Spiel haben den Trainer sehr geärgert. Dies scheint zu klappen, die Bulgaren kommen kaum zu Torchancen, während der 17-jährige Nigerianer, der in der Nähe von Okochas Heimatdorf Imu aufgewachsen ist, mit einem schönen Kopfball für die 1:0-Führung der Eintracht sorgt. Doch im Gegensatz zu seinem berühmten Bruder “Kanu“, der bei Inter Mailand und zuvor bei Ajax Amsterdam spielte, wird sich Nwosu nicht in Frankfurt durchsetzen. Nach vier Kurzeinsätzen in der Saison 1998/99 und fünfzehn Spielen für die Eintracht-Amateure wechselt er 2001 nach Mannheim in die zweite Liga und dann zum Regionalligisten St. Pauli. Doch zurück zum Spiel, das mit der Führung für die Frankfurter in die Pause geht.

In der zweiten Halbzeit spielen Brinkman im Sturm, Kaymak im Mittelfeld und Martini agiert als Libero, was am Seitenrand einige Herren in dunklen Anzügen mit noch dunkleren Sonnenbrillen zu heftigen Diskussionen bringt und nach dem Spiel heftige Unruhe auslösen wird. Denn die Patenverschnitte sind Spielbeobachter aus Ankara, die den Frankfurtern ein Angebot machen wollen, dass sie nicht ablehnen können. Eigentlich… Doch zunächst regt sich Horst Ehrmantraut über seine Abwehr auf, denn Valentin Stanchev erzielt in der 55. Minute den Ausgleich: "Wir wollten unbedingt einmal ohne Gegentor bleiben." So versuchen sie jetzt wenigstens, zum Abschluss des Trainingslagers einen Sieg zu erzielen, was auch gelingt, als sich Martini auf halblinks durchsetzt und die Kugel zurück auf Bindewald spielt, der sie zum 2:1-Endstand in die Maschen haut (81.). “Es hat mir gefallen, wie Martini das auf der Liberoposition gemacht hat. Wir müssen Alternativen parat haben“, lobt der Trainer, der nach dem Spiel zunächst sehr zufrieden ist.

Sich dann allerdings heftig aufregt, denn die Herren in den dunklen Anzügen mischen sich unter die Spieler. So werden Brinkmann mündlich monatlich 30.000 Mark netto in Aussicht gestellt, wenn er sofort zu Gender Birligi Ankara wechselt. “Brinkmann haben wir geholt, weil wir ein Interesse an ihm hatten. Aber Reisende habe ich noch nie aufgehalten. Das sind für ihn gigantische Summen, auch wenn ihm dieses Angebot nur mündlich und ganz spontan gemacht worden ist“, schüttelt Horst Ehrmantraut den Kopf während Gaetano Patella im fernen Frankfurt - der gleichzeitig eine telefonische Paketanfrage für Brinkmann, Kaymak und Martini über 1 Million Mark erhält - gar mächtig verärgert ist: "Diese ganze Sache ist für mich Quatsch. Es gibt präzise Verhandlungsregeln und die Eintracht ist eine seriöse Organisation geworden. Daher ist dieser Fall von Interesse aus Ankara für mich erledigt."

Ebenfalls erledigt sind für Ralf Weber die Angebote, die ihn nun nach Tottenham locken wollen: “Das interessiert mich im Moment nur am Rande. Ich will mit der Eintracht in die Bundesliga aufsteigen. Sollte dies gelingen, wird sie mein erster Ansprechpartner sein.“ Der Trainer kann hierzu ebenso nur die Schultern zucken: "Ralf hatte in letzter Zeit viele konkrete Angebote. Aber er ist noch immer da. Genau wie ich auch.“ Weit mehr bereitet dem Trainer der Wechsel vom Frühsommer ins eiskalte Frankfurt mit den gefrorenen Trainingsböden Kopfzerbrechen. “Augen zu und durch“, stöhnt Thomas Epp, denn der Trainer löst dies zunächst auf seine Art, indem er sie unmittelbar nach der Ankunft in Frankfurt zwei Stunden lang mit ständigen Tempo-, Steigerungs- und Sprungläufen durch den Stadtwald jagt und ihnen erst danach drei Tage Urlaub gönnt. (tr)

 

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