Eintracht Frankfurt - FSV Zwickau

2. Bundesliga 1997/1998 - 16. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: So 07.12.1997 15:00
Zuschauer: 13.500
Schiedsrichter: Dr. Fleischer (Ulm)
Tore: 1:0 Dirk Wolf (38.), 1:1 Carsten Klee (49.)

 

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Eintracht Frankfurt FSV Zwickau

 


  • Oleg Karavajew
  • Lars Hermel
  • Sven Günther
  • Sascha Lense
  • René Beuchel
  • René Schmidt
  • Jens Härtel
  • Thor-Einar Danielsson
  • Holm Pinder
  • Andri Sigthorsson
  • Carsten Klee

 

Wechsel

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Trainer

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Ein kriminelles Spiel…

"Das wird ein kriminelles Spiel. Ich mache nicht auf Angst, aber die Erfahrung hat gelehrt, dass angeschlagene Gegner die gefährlichsten sind. Wir haben es im Waldstadion bereits gegen Unterhaching und Uerdingen gesehen, wie Mannschaften mit bedingungsloser Defensive punkten wollen. Und wenn wir kein Tor schießen, reicht denen dann ein Konter zum Erfolg", warnt Horst Ehrmantraut seine Spieler und das Umfeld rein vorsorglich vor dem letzten Hinrunden-Heimspiel gegen den Tabellenletzten aus Zwickau. Zudem wirkt sein Team zusehends müde, so dass der Trainer unter der Woche umstellen musste: "Es fehlte den Jungs die Frische für ein qualitätsvolles Training, dabei hätte die Anstrengung vom Dienstag längst verkraftet sein müssen.“

Dennoch gibt er sich siegessicher und vertraut der Mannschaft, die zuletzt in Duisburg im Pokal zumindest eine Stunde lang dem Bundesligisten überzeugend Paroli geboten hat, so dass Epp sowie abwechselnd Sobotzik und Weber als hängende Spitzen für Gefahr sorgen sollen, während Houbtchev wieder vor der Abwehr dirigieren wird. “Wir haben in diesem Jahr noch zwei Endspiele und die ungeahnte Möglichkeit, positiv abzuschließen", appelliert Horst Ehrmantraut an seine Spieler, noch zwei Mal vor der Winterpause über ihre Grenzen zu gehen.

Zwei Siege, vier Unentschieden, mehr haben sie bislang nicht erreicht. Sechs Punkte trennen den Tabellenletzten aus Sachsen bereits von einem Nichtabstiegsplatz und auch Karl-Heinz Körbel, der Mitte Oktober den Posten vom glücklosen Heinz Werner übernahm, konnte das Ruder bislang nicht rum reißen. Dennoch ist der “treue Charly“, der mit seinen Mannen ein Kurztrainingslager in Rödermark absolviert, guten Mutes, im Waldstadion zumindest einen Punkt zu holen: “Ich fahre gerne nach Frankfurt, nicht nur der vielen Freunde und Bekannten wegen, sondern weil ich meinen Männern trotz der krassen Außenseiterrolle etwas zutraue.“ Und zwar trotz zweier nomineller Stürmer mit einer extrem defensiven Aufstellung, in der Steffen Menze, der im Vorjahr noch bei der Eintracht zehn Einsätze hatte, für Danielsson im Mittelfeld weichen muss. Lense agiert als Manndecker gegen Sobotzik und Sven Günther, der 2002 zur Eintracht kommen wird, soll sich zusammen mit dem Ex-Frankfurter Beuchel um Epp sowie die linke Sturmseite der Frankfurter kümmern.

Das Spiel beginnt wie befürchtet, vom Anpfiff weg igelt sich der Tabellenletzte vor dem eigenen Strafraum ein und nur Klee harrt am Mittelkreis auf Kontermöglichkeiten, die zunächst nicht kommen. Denn die Eintracht kontrolliert das Spiel und agiert gefällig im Mittelfeld. Doch das ist es auch schon. Vieles bleibt Stückwerk, es fehlt die Kreativität und mal wieder der überraschende Pass, zudem können sich bislang weder Zampach noch Gebhardt auf den Außenbahnen durchsetzen. So regieren hohe Bälle in den Gästestrafraum das Geschehen, denen meist prompt humorlose Befreiungsschläge folgen. Hier mal ein Kopfball von Sobotzik, da einer von Kutschera, den Torhüter Karavajew problemlos abfängt, dazu ein paar Schüsse aus der zweiten Reihe, deren Streuung enorm ist. Mehr ist es nicht, was die Eintracht bislang zu bieten hat.

“Uns fehlte die nötige Ruhe und Cleverness“ schüttelt Schur den Kopf und auch Horst Ehrmantraut kritisiert, “dass wir eigentlich die Möglichkeiten haben, Zwickau spielerisch auszuhebeln.“ Doch davon ist im ersten Abschnitt wenig zu sehen. "Es wird Zeit, dass wir in die Winterpause kommen, die Mannschaft ist ausgebrannt", urteilt Präsident Rolf Heller kurz vor der Pause, bevor es tatsächlich eine überraschende Aktion gibt. Wolf ist es, der im Halbfeld urplötzlich den Turbo zündet und drei Zwickauer Abwehrspieler aussteigen lässt, um aus halblinker Position mit seinem eigentlich schwächeren Fuß abzuziehen. Wie ein Strich landet der aus 18 Metern geschlagene Ball zum umjubelten 1:0 im Netz (38.). Nachdem Beuchel kurz darauf die erste und einzige Chance für Zwickau von der Strafraumgrenze aus versiebt, geht es mit der knappen Führung in die Pause.

Während bei Zwickau Menze für Pinder ins Spiel kommt, wechselt die Eintracht zwar nicht, startet nach einigen markigen Kabinenworten von Horst Ehrmantraut aber dafür schwungvoll in den zweiten Abschnitt. So setzt sich Zampach wunderbar gegen Lense durch und zirkelt das Leder punktgenau auf Epp, der es allerdings schafft, den Ball völlig freistehend mit der Brust anzunehmen, um ihn Torhüter Karavajew in die Arme zu schubsen (47.). Kopfschütteln allenthalben, während Epp selbst am meisten mit sich hadert und ernsthaft fragt: "Haben Sie nicht einen Tipp, was ich machen soll? Soll ich mein Spiel etwa umstellen?“ Auch die Lokalpresse nimmt ihn inzwischen aufs Korn: “Eppi" strahlt bisweilen die Gefährlichkeit eines freundlichen Schmusebären aus. Es ist deprimierend, wenn er selbst die schönsten Möglichkeiten nicht zu nutzen vermag. In einschlägigen Kreisen nennt man das "die Seuche haben.“

Als sei dies alles nicht schlimm genug, leitet der den Schubser von Epp fangende Torhüter Karavajew auch sofort mit einem langen Abwurf einen Konter ein. Das Leder wird aus der eigenen Hälfte nach vorne geschlagen, wo Klee rechtzeitig startet und in den Strafraum sprintet, um die Kugel vorbei an Nikolov zum 1:1 ins Netz zu schlenzen (48.). "Die kommen zwei, drei Mal in unsere Hälfte und schießen ein Tor", ärgert sich Ralf Weber, der mit Wut im Bauch die nächsten Angriffe einleitet, die jedoch wie zuvor im dichten Abwehrgestrüpp hängen bleiben. Welches Zwickaus Trainer Körbel noch weiter verstärkt, als er Barylla für Danielsson bringt. Bei der Eintracht kommt unterdessen Alexander Lorenz für Gebhardt auf der linken Außenbahn zu seinem ersten und letzten Ligaeinsatz für die Eintracht auf den Platz, nachdem er zuvor schon vier Minuten im Pokal zum Einsatz kam (55.).

Bei all dem Gerumpel auf dem Rasen machen wir besser einen Sprung in die 73. Spielminute. Der für Zampach eingewechselte Levy versucht es alleine und drängt nach einem kurzen Haken in den Strafraum, wo ihn Lense rustikal von den Beinen holt. Klare Sache, doch Schiedsrichter Dr. Fleischer hat es anders gesehen und ermahnt den Gefoulten, während die Eintracht es mit der Brechstange versucht. Eine Flanke nach der anderen rauscht in den Strafraum, um meist sofort wieder rausgeschlagen zu werden. Und wenn doch einmal ein Ball durchkommt, ist Epp mit seiner “Seuche“ zur Stelle. So wie in der 78. Minute, als er drei Meter vor dem Tor das Leder verstolpert.

"Es ist immer schwer, ein Spiel zu gestalten, wenn man gegen zehn Leute spielt, die nur verteidigen", meint selbst Karl-Heinz Körbel in einem Anflug von Mitleid für die Frankfurter, denn kurz vor Schluss wird es vollends grotesk. Vor dem Strafraum zieht Sobotzik einfach einmal ab, während sich bestimmt zwölf Spieler im Sechszehner tummeln. Der Ball wird abgefälscht, Epp ist zur Stelle und köpft den Ball ins Netz, doch Schmidt befördert ihn wieder heraus (84.). Allerdings stand dieser bei seiner Abwehraktion im Tor drin, wie Schmidt selbst und auch Charly Körbel hinterher zugeben: "Der Ball war einen Meter hinter der Torlinie." Alle haben es gesehen, nur eben nicht der Linienrichter und Dr. Fleischer, der trotzig weiterspielen lässt, um danach auch noch fünf Minuten Nachspielzeit anzuzeigen. Da allerdings hat die Eintracht Glück, als Menze aus zwei Metern die Kugel an den Pfosten drischt, so dass das Spiel mit dem wenig zufrieden stellenden 1:1 zu Ende geht.

So rutscht die Eintracht mit 27 Zählern auf Rang fünf in der Tabelle und hat zwei Zähler Rückstand auf Gütersloh sowie Uerdingen und einen auf den 1. FC Nürnberg. (tr)


Stimmen zum Spiel

Horst Ehrmantraut: "Ich kann meine Jungs jetzt nicht verdammen, jeder gibt sein Maximum. Der Wille war da, aber das Fleisch war schwach. Das war alles zu langatmig heute. Damit haben wir zwar die Riesengelegenheit verpasst haben, uns mit einem Sieg oben festzusetzen, aber wir sind immer noch oben dabei.“

Ralf Weber: “Das war ein beschissener Sonntag. Wir stehen jetzt absolut unter Druck und müssen am Sonntag bei Fortuna Köln gewinnen. Dennoch müssen wir Ruhe bewahren, Platz drei ist weiterhin machbar und die anderen fallen vielleicht auch mal in ein Loch".

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