FSV Mainz 05 - Eintracht
Frankfurt |
2. Bundesliga 1997/1998 - 15. Spieltag
1:1 (1:0)
Termin: Fr 28.11.1997 19:00
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Gettke (Haltern)
Tore: 1:0 Miroslav Tanjga (42.), 1:1 Ralf Weber (77.)
FSV Mainz 05 | Eintracht Frankfurt |
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Ein verdienter, glücklicher Punktgewinn Viel zu tun hat die medizinische Abteilung in den vier Tagen zwischen dem Montagssieg gegen St. Pauli und dem Freitagsspiel in Mainz. Epp hat Probleme mit den Bändern im Knie, Wolf einen Bluterguss im Knie und Kutschera plagt eine Zerrung im rechten Oberschenkel. Gar nicht mehr dabei ist der vom Trainer ausgemusterte Albaner Adrian Dashi, der zum nordrhein-westfälischen Regionalligisten SC Verl wechselt. "Aber beim Rest ist bis auf ein paar Prellungen alles normal. Weber und Bindewald sind einfach körperlich kaputt", meint Horst Ehrmantraut, der es im Training locker angehen lässt, um seine Männer verbal für das Spiel heiß zu machen und auf die Fans setzt: "So ein Derby hat doch etwas, ich hoffe auf ein Heimspiel in Mainz.“ Und zwar mit der gleichen Aufstellung, die St. Pauli innerhalb von einer halben Stunde fast aus dem Stadion fegte, so dass Wolf wieder in die Defensive rutscht, die von Schur sowie Kutschera als Abräumer verstärkt wird und Sobotzik im Sturm neben Epp spielt. Umstellen muss hingegen Trainer Constantini sein Team, nachdem neben einigen Ausfällen auch Jürgen Klopp mit seiner fünften gelben Karte gesperrt ist. So spielt Nagy Libero hinter der Dreierabwehr mit Herzberger, Tanjga und Spyrka. Im Angriff sollen Demandt und Grevelshörster dafür sorgen, dass sich der Tabellenvierzehnte endlich ein wenig aus der akuten Abstiegszone befreien kann. Wie von Horst Ehrmantraut erhofft, sorgen die rund 5.000 Zuschauer aus Frankfurt für eine riesen Stimmung im Stadion, auch wenn wenige Stunden zuvor einige Wenige es geschafft haben, für Chaos zu sorgen, so dass Präsident Heller sich angesichts zerschnittener Autoreifen, Schlägereien und fliegender Flaschen sehr wütend zeigt und eine Strafanzeige ankündigt. Weit weniger aggressiv zeigen sich allerdings die Frankfurter auf dem Rasen, die sich von den Gastgebern gewaltig in die Defensive drängen lassen. Kaum ein Entlastungsspielzug gelingt, während die Abwehr um Libero Houbtchev Schwerstarbeit zu verrichten hat und die Mainzer Ouakili und Sohler mächtig wirbeln können. Doch obwohl die Gastgeber viele Zweikämpfe im Mittelfeld gewinnen und auf den Außenbahnen Druck machen, erarbeiten sie sich kaum Torchancen in der Anfangsviertelstunde. Lediglich ein Stellungsfehler von Schur verhilft Sohler zu einer Möglichkeit, die er jedoch kläglich vergibt (13.). Von der Eintracht ist weiterhin nichts zu sehen. Lediglich Zampach setzt sich einmal auf der rechten Außenbahn durch, um in die Mitte zu flanken. Doch der Schuss von Epp, der sich zuvor prima in der Mitte durchsetzt, geht um ein paar Zentimeter am Tor vorbei (20.). Ansonsten ist über das Angriffsspiel der Frankfurter betretenes Schweigen angebracht, während auf der Gegenseite Ouakili einen Freistoß schießt, den Nikolov nur mit Not halten und erst im Nachfassen unter Kontrolle bekommt (21.). Es bleibt grausam, Mainz stürmt, nutzt aber die Chancen nicht. So wie Herzberger, der freistehend einen Kopfball in die Arme von Nikolov köpft. Dann verliert auch noch Zampach leichtfertig den Ball in der Vorwärtsbewegung, so dass Sohler ihn bekommt und sofort Grevelhörster schickt, der schneller ist als Bindewald. Aber Nikolov ist auf dem Posten und kann den Schuss mit dem rechten Fuß parieren (32.). Dann folgt, was eigentlich jeder im Stadion ahnt: Ouakili schlenzt eine Ecke von der rechten Seite vor den Fünfmeterraum, wo Manndecker Tanjga im Gewühl am höchsten springt und die Kugel unhaltbar für Nikolov zum 1:0 ins linke Toreck köpft (43.). Während aus der Gästekurve erste Leuchtkörper aufsteigen, kommt Weber fast im Gegenzug zu der zweiten Torchance für die Eintracht in dieser Halbzeit, doch sein Schuss kann abgeblockt werden (44.). Laut und aggressiv wird es erst zwei Minuten später in der Frankfurter Kabine, erzählt Horst Ehrmantraut nach dem Spiel: “Ich habe die Mannschaft für ihre vielen technischen Fehler und das behäbige Aufbauspiel kritisiert und an die Spieler appelliert.“ Dies scheint gefruchtet zu haben, denn nach dem Wechsel agiert die Eintracht wesentlich forscher und offensiver, um Mainz bereits an der Mittellinie resolut entgegen zu treten. Dennoch kommen die Gastgeber zu einer weiteren brandgefährlichen Aktion, doch den tückischen Schuss von Ouakili kann Nikolov über die Latte lenken (56.). Mehr ist von Mainz jedoch nicht zu sehen, die Eintracht bestimmt jetzt das Spiel, ohne jedoch zu zwingenden Torchancen zu kommen, so dass der Trainer Levy und Cengiz für Zampach sowie Epp ins Spiel bringt (62.). Dann gibt es eine Zwangspause für die Spieler, denn im Frankfurter Block werden erneut Leuchtraketen und andere Brennkörper gezündet, die so viel Rauch entwickeln, dass Schiedsrichter Gettke die Partie in der 70. Spielminute für mehrere Minuten unterbricht. Mainz, dass mit seinen Kräften inzwischen ziemlich am Ende zu sein scheint, kann froh darüber sein, auch wenn Christian Hock scheinheilig klagt: “Man kommt aus dem Rhythmus, wenn man minutenlang nicht weiterspielen kann.“ Ganz vorbei ist es unterdessen für Wolf, bei dem sich der Verdacht auf einen Handbruch zum Glück nicht bestätigt. Für ihn kommt Mehic in die Partie (72.). Und weiter geht es jetzt in Richtung des Mainzer Tores, nachdem zunächst Herzberger fast ein wunderschönes Eigentor fabriziert, scheitert kurz darauf Weber mit seinem Schuss von der Strafraumlinie ebenso wie Sobotzik mit einem Knaller nur um Zentimeter (74.). Drei Minuten später ist es dann endlich soweit. Nach einer Ecke von Gebhardt köpft Weber die Kugel zum inzwischen hochverdienten 1:1 in die Maschen (77.). Auch mit dem Ausgleich gibt sich die Eintracht nicht zufrieden, doch während den Mainzern immer mehr die Puste ausgeht, fehlt bei der Eintracht das Zielwasser, so dass es am Ende beim Unentschieden bleibt, dass der Eintracht weiterhin Platz vier mit 26 Punkten beschert. Da vom Spitzentrio nur Freiburg gewinnen kann, übernehmen die Breisgauer zum ersten Mal in dieser Saison die Tabellenführung vor Uerdingen und Gütersloh. (tr)
Horst Ehrmantraut: "Wir haben zwei grundverschiedene Halbzeiten gesehen und uns den Punkt dank der Steigerung im zweiten Durchgang verdient. Nachdem wir in der ersten Halbzeit große Schwierigkeiten hatten, haben meine Spieler eine ungeheure Moral gezeigt und sind in der Laufleistung über ihre Grenzen gegangen. Das kann keine Mannschaft, die nicht intakt ist.“ Dietmar Constantini, Trainer FSV Mainz: "Das Ergebnis ist verdient, denn wir waren nach dem Wechsel nicht mehr so stark." FSV-Manager Harald Strutz und seine Sicht der Dinge: "Wir haben eine tolle erste Halbzeit gesehen. Später haben wir nachgelassen, aber ob deswegen das Ergebnis gerecht ist, das weiß ich nicht. Wir hätten den Sieg verdient gehabt."
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