TV Hassloch - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1997/1998
0:14 (0:7)
Termin: 11.10.1997
Zuschauer: 1.000
Schiedsrichter:
Tore: Hakan Cengiz (2), Ralf Weber, Dirk Wolf, Thomas Zampach, Antonio da Silva, Renato Levy, Kljaic, Ilic (6)
TV Hassloch | Eintracht Frankfurt |
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Fließband-Tore eines Geistes und Gerüchte um Gaudino Während sich die deutsche Nationalmannschaft bei ihrem Qualifikationsspiel in Hannover dank eines Tores von Bierhoff in der 90. Minute zu einem 4:3-Sieg über Albanien quält und sich damit rumpelnd für die WM in Frankreich qualifiziert, nutzt die Eintracht das punktspielfreie Wochenende zu einem Freundschaftsspiel gegen den Tabellenfünften der Kreisliga A Groß-Gerau. Dank guter Kontakte kann die TV Haßloch für dieses Spiel frühzeitig werben, schließlich war Eintracht-Verwaltungsratsmitglied Bernd Ehinger bis vor zwei Jahren zweiter Vorsitzender des Kreisligisten. Ohne Güntensperger sowie die leicht angeschlagenen Epp und Janßen will Horst Ehrmantraut seinem gesamten Kader ein wenig Gelegenheit geben, sich auf dem Rasen im Rüsselsheimer Stadion “Am Sommerdamm“ zu zeigen. Auch Verstärkungen werden von der Eintracht weiterhin gesucht und dies führt mitunter zu seltsamen Begebenheiten. Diesmal mit an Bord sind der kroatische Stürmer Ilija Kljaic sowie der angeblich aus Rumänien kommende “Béla Ilie“. Nachfragen zu seiner Herkunft werden konsequent abgewiegelt und ein paar Tage später wird vom Kicker-Sportmagazin gar berichtet, dass “Ilie“ eigentlich serbischer Nationalspieler sei, der ohne Wissen seines Clubs das Probetraining bei der Eintracht absolviert. Doch auch dies erweist sich als Ente, da es keinen serbischen Verbandsspieler mit diesem oder einem ähnlichen Namen gibt. Tatsächlich ist es der 23-jährige rumänische Stürmer Adrian Bucurel Ilie, der zurzeit bei Galatasaray Istanbul unzufrieden auf der Ersatzbank sitzt und sich bei verschiedenen Vereinen ins Gespräch bringt. Wie vom Trainer erwartet, agiert die Eintracht selbst gegen die Hobbykicker von Beginn an konzentriert und geht durch Weber bereits nach 4 Minuten mit 1:0 in Führung. Es bleibt ein munteres Treiben vor den 1.000 Zuschauern, vor denen vor allem der Spieler, den sie “Béla Ilie“ nennen, einen nachhaltigen Eindruck mit seinen sechs Toren hinterlässt. Ansonsten ist es eine einseitige Partie, in der Co-Trainer Lippert schon mal wild gestikulierend den Schiedsrichter darauf aufmerksam macht, dass ein Treffer der Eintracht vom Linienrichter wegen Abseits abgewunken wurde, was ihm einen Hieb vom Trainer einbringt. Sogleich ist Ehrmantraut wieder hoch konzentriert und raunt Levy an, weil er den Ball zu einem Mitspieler einwirft, der von zwei Haßlochern bewacht wird. Ansonsten kann sich der gestrenge Trainer an den Toren von Cengiz (2), Wolf, Zampach, da Silva, Levy und Kljaic erfreuen. Sieben Tore durch die Gastspieler, doch der brave Kreisligist ist natürlich kein ernsthafter Maßstab, so dass sich der Trainer mit seiner Einschätzung bedeckt hält: “Ich werde die beiden Spieler, die uns angeboten wurden, im Training in Ruhe analysieren. Es ist noch viel zu früh, um über eine eventuelle Verpflichtung Konkretes zu sagen." Auch im Training hinterlässt Ilie einen guten Eindruck, so dass sich der Trainer für ihn stark macht, doch eine Freigabe von seinem Club wird er ebenso wenig erhalten wie Kljaic. Was sicherlich die auf ihren Einsatz lauernden Cengiz, Levy und vor allem Wolf nicht allzu sehr stört, der ziemlich angefressen zu sein scheint: "Wie soll ich mich denn noch motivieren? Andere kriegen Rückendeckung, nur ich nicht. Ich trainiere und trainiere und warte und warte auf meine Chance.“ Horst Ehrmantraut sieht dies hingegen gelassen: "Bei mir entscheidet nur die nackte Leistung. Ich gehe, anders als die Leute, die ihn von früher her kennen, neutral an diese Sache ran und dramatisiere sie nicht. Ich bewerte nur, was er mir anbietet. Aber es ist in Ordnung, dass er sich aufregt. Wenn Spieler, die nicht spielen, zufrieden sind, dann stimmt irgendetwas nicht." Zufrieden ist hingegen der vom Regionalligisten Verl gekommene Marco Gebhardt, der inzwischen aus der Stammformation kaum noch wegzudenken ist: “So schlimm es ist, aber der Kreuzbandriss von Urs Güntensperger war meine Chance“, die er im neuen Spielsystem nutzte. “Der Vorteil für Thomas Zampach und mich ist, dass die Außenpositionen ständig miteinbezogen werden. Bei uns verkümmert keiner irgendwo auf der Außenlinie, wie bei manchen anderen Vereinen.“
Eigentlich wollte der neue Präsident René C. Jäggi, der später auch in Kaiserslautern “an die Macht kommen“ wird, zusammen mit Heinz Hoffmann ein neues großes Team beim FC Basel aufbauen, holte sich Jörg Berger als Trainer und verpflichtete neben Jürgen Hartmann (HSV) und Oliver Kreuzer (Bayern) auch Maurizio Gaudino von der Eintracht. Doch die Mannschaft und ihr Star Gaudino blieben weit hinter den Erwartungen zurück, so dass Jörg Berger nach fünf Niederlagen in Folge vor knapp einer Woche entlassen wurde. Bei Bergers Nachfolger Andracchio landet Gaudino auf der Bank und vermutet bereits: “Die werden ohne mich besser spielen. Weil diese Mannschaft gar keine Nummer 10 braucht.“ Wohl aber die Eintracht, zumindest werden auf Präsidiumsebene derartige Überlegungen angestellt, bestätigt Klaus Lötzbeier. "Es spricht einiges dafür und einiges dagegen", ergänzt Präsident Rolf Heller diplomatisch, während der Trainer ebenso unentschlossen ist, aber erst einmal die Stimmung in der Mannschaft ausloten will. Und die scheint eindeutig gegen eine Rückkehr zu sein. Weber meint, Gaudino sei “derzeit kein Thema“ und auch Janßen erklärt, "Mauri hätte es schwer in unserer Mannschaft." Schatzmeister Patella beendet daher fünf Tage später die Diskussion: "Die Rückkehr von Maurizio Gaudino ist überhaupt kein Thema", vielmehr dränge Horst Ehrmantraut auf die Verpflichtung eines weiteren Stürmers, da Güntensperger frühestens nach der Winterpause wieder zur Verfügung steht.
"Mit dieser Mannschaft kann man aufsteigen", sagte Trainer Karl-Heinz Körbel vor Saisonbeginn beim Regionalligisten VfB Lübeck vorsichtig, bei dem Umfeld und Präsidium allerdings den sofortigen Wiederaufstieg in die Zweite Liga erwarten. Doch nach zwölf Spieltagen und einer heftigen 1:5-Klatsche gegen den souveränen Tabellenführer Hannover 96 bittet er um die sofortige Auflösung seines Vertrages, dem Geschäftsführer Borchert sofort entspricht, nachdem dieser Körbel in den Vorwochen bereits heftig kritisiert hatte. Nur einen Tag später übernimmt er das Traineramt
beim Tabellensiebzehnten der Zweiten Liga, dem FSV Zwickau. Doch als Retter
wird er nichts ausrichten können, was auch in Zwickau eigentlich
jedem klar sein sollte. “Wir hatten damals mit 4 Millionen Mark
den geringsten Etat aller Zweitligisten, die Rahmenbedingungen passten
nicht. Wir waren einfach nicht konkurrenzfähig“, erzählt
Manager Jungnickel Jahre später. (tr)
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