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Eintracht Frankfurt - SSC
Neapel |
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Freundschaftsspiel 1997/1998
2:3 (1:2)
Termin: 08.10.1997
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Hakan Cengiz (11., Foulelfmeter), 1:1 Calderon (15.), 1:2 Protti (26.), 2:2 Hakan Cengiz (67.), 2:3 Protti (87.)
Eintracht Frankfurt | SSC Neapel |
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Nur fast ganz Italien im Waldstadion… Länderspielpause in der Zweiten Liga, während
sich Bundestrainer Berti Vogts und seine Mannschaft auf das WM-Qualifikationsspiel
gegen Albanien vorbereiten, läuft in Frankfurt die Kulturwoche
unter dem Motto “Ganz Italien in einer Stadt“. Da hat
sich Veranstalter Hassler von der Sportmarketing-Agentur HSM gedacht,
es sei eine gute Idee, den aktuell abstiegsbedrohten SSC Neapel zu
einem Freundschaftsspiel gegen die Eintracht für einen angemessenen
Obolus einzuladen. Die Stadtoberen und Oberbürgermeisterin Roth freut es, die das italienische Team sogleich im Kaisersaal des Römers begrüßen und auch der Hessische Rundfunk will das Spiel übertragen. Nur Zuschauer lockt der Kick einfach nicht ins Stadion, lediglich 1.200 Karten gehen im Vorverkauf über die Ladentheken, so dass es ein riesen Verlustgeschäft für den Veranstalter werden wird, der nun auf “Gespräche mit der Stadt, dem Konsulat und der Eintracht“ hofft. "Ich nehme das nicht auf die leichte Schulter. Der Mann tut mir wirklich leid", meint auch Präsident Heller, während es im Waldstadion Bindfäden regnet und sich gerade einmal 2.500 Schaulustige im weiten Rund verirren. Immerhin sollen es nach Angaben des HR rund 180.000 Zuschauer vor den TV-Geräten sein, die sich das Freundschaftsspiel ansehen werden. Auch Horst Ehrmantraut nimmt das Spiel nicht allzu ernst, nutzt aber immerhin vor dem Spitzenspiel gegen Uerdingen die Gelegenheit, einige seiner Reservisten unter Spielbedingungen zu beobachten. Denn ohne den langzeitverletzten Güntensperger bereitet ihm noch immer der Sturm Kopfzerbrechen, zumal Epp ebenso wie Janßen noch seine Oberschenkelzerrung auskuriert. So testet er Mehic sowie Cengiz in der Spitze und gibt zudem Kaymak in der Abwehr, Wolf im zentralen Mittelfeld und Ersatztorhüter Schmitt die Chance, sich zu zeigen, um rein vorsorglich anzukündigen: “Ich werde ganz genau hinsehen.“ Was sich in den Anfangsminuten auch lohnt, denn die Eintracht beginnt ohne Respekt vor dem großen Namen und lässt den Ball prima laufen. Mehic bereitet der italienischen Abwehr einige Kopfschmerzen und auch Sobotzik präsentiert sich hinter den Spitzen als Aktivposten. So dringt er nach einem schönen Doppelpass mit Mehic in den Strafraum, wird aber von Prunier unsanft von den Beinen geholt, so dass es Elfmeter für die Frankfurter gibt (11.). Gebhardt will zum Punkt, aber Cengiz erbettelt sich die Kugel, läuft an, trifft und strahlt, nachdem er das 1:0 erzielt: "Diesen Strafstoß wollte ich unbedingt schießen." Hoffentlich haben sich die Spielerbeobachter den richtigen Namen notiert, denn auf der Anzeigetafel erscheint der Name “Cengic“…
Verlieren wollen sie nicht, das spüren die wenigen Zuschauer, als die Hausherren den Druck wieder erhöhen. Sobotzik weiß zu Gefallen und auch Mehic ist ein ständiger Unruheherd, dem allerdings ein Treffer fehlt. So scheitert er in der 35. Minute freistehend am glänzend parierenden Torhüter Taglialatela und ärgert sich: "Ich muss mal ein Tor machen, dann bekomme ich vielleicht einen richtigen Lauf." Keine Empfehlung gibt hingegen Wolf im Mittelfeld ab, dem allzu viele Abspielfehler unterlaufen und auch Kaymak hat seine liebe Mühe als Manndecker von Protti, der allerdings auf einem Niveau spielt, dass es in der Zweiten Liga sonst sicherlich nicht gibt. Viel passiert auf dem Platz nicht mehr, so dass es mit dem Rückstand in die Pause geht, in der Horst Ehrmantraut gleich fünf neue Spieler bringt.
Trotz allem ist Horst Ehrmantraut mit dem Gesehenen zufrieden: "In dieser Saison haben wir nur zwei schwache Halbzeiten gezeigt. Eine in Freiburg, eine in Jena. In der Spitze haben sowohl Sead Mehic als auch Hakan Cengiz gezeigt, dass sie auf einem guten Weg sind. Sie haben sich sehr gut bewegt, waren immer gefährlich, wenn sie dann auch angespielt wurden. Und der eingewechselte Renato Levy hat für viel Schwung auf der rechten Seite gesorgt. Die Leute aus der zweiten Reihe haben gezeigt, dass sie durchaus zur ersten Mannschaft dazu stoßen können.“
Unterdessen werden ein paar Meter weiter in Frankfurt Nägel mit Köpfen gemacht. Denn nach dem Willen des DFB-Ligaausschusses soll die neu installierte Hallenserie, für deren Teilnahme alle Profivereine zwangsverpflichtet werden, ein Erfolg werden. Den Clubs wird es untersagt, während der Zeit der Masterturniere im Januar an anderen regionalen oder internationalen Hallenveranstaltungen teilzunehmen. Zudem wird darauf hingewiesen, “dass die spielfreie Zeit vom 20. Dezember bis zum 1. Januar geht und in dieser Zeit kein Spielverkehr stattzufinden hat.“ Für Unruhe sorgt zudem die Forderung von Bundestrainer Berti Vogts, dass für seine Nationalspieler ein Hallenverbot durchsetzen will, was jedoch vom DFB und auch von den Vereinen abgelehnt wird. Immerhin lohnt sich die Zwangsteilnahme für die Eintracht, die in der Dortmunder Westfalenhalle zunächst auf die Borussia, Duisburg und Wattenscheid treffen wird. 50.000 Mark Startgeld werden ausgelobt und es locken mindestens fünfstellige Platzierungsprämien nebst der Aussicht, beim Finale in München dabei zu sein, für das es eine Antrittsgage von 200.000 Mark geben soll. (tr)
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