Eintracht Frankfurt - SSC Neapel

Freundschaftsspiel 1997/1998

2:3 (1:2)

Termin: 08.10.1997
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter:
Tore: 1:0 Hakan Cengiz (11., Foulelfmeter), 1:1 Calderon (15.), 1:2 Protti (26.), 2:2 Hakan Cengiz (67.), 2:3 Protti (87.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SSC Neapel

 

     

  • Giuseppe Taglialatela
  • William Prunier
  • José Luis Calderón
  • Igor Protti

 

 

Wechsel

Wechsel

Trainer

Trainer

  • Bortolo Mutti

 

Nur fast ganz Italien im Waldstadion…

Länderspielpause in der Zweiten Liga, während sich Bundestrainer Berti Vogts und seine Mannschaft auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Albanien vorbereiten, läuft in Frankfurt die Kulturwoche unter dem Motto “Ganz Italien in einer Stadt“. Da hat sich Veranstalter Hassler von der Sportmarketing-Agentur HSM gedacht, es sei eine gute Idee, den aktuell abstiegsbedrohten SSC Neapel zu einem Freundschaftsspiel gegen die Eintracht für einen angemessenen Obolus einzuladen. Schließlich war Neapel der letzte Gegner, den die Frankfurter in ihrer bisherigen UEFA-Cup-Geschichte besiegen konnten, bevor sie im Dezember 1994 im Viertelfinale gegen Juventus Turin die Segel streichen mussten.

Die Stadtoberen und Oberbürgermeisterin Roth freut es, die das italienische Team sogleich im Kaisersaal des Römers begrüßen und auch der Hessische Rundfunk will das Spiel übertragen. Nur Zuschauer lockt der Kick einfach nicht ins Stadion, lediglich 1.200 Karten gehen im Vorverkauf über die Ladentheken, so dass es ein riesen Verlustgeschäft für den Veranstalter werden wird, der nun auf “Gespräche mit der Stadt, dem Konsulat und der Eintracht“ hofft. "Ich nehme das nicht auf die leichte Schulter. Der Mann tut mir wirklich leid", meint auch Präsident Heller, während es im Waldstadion Bindfäden regnet und sich gerade einmal 2.500 Schaulustige im weiten Rund verirren. Immerhin sollen es nach Angaben des HR rund 180.000 Zuschauer vor den TV-Geräten sein, die sich das Freundschaftsspiel ansehen werden.

Auch Horst Ehrmantraut nimmt das Spiel nicht allzu ernst, nutzt aber immerhin vor dem Spitzenspiel gegen Uerdingen die Gelegenheit, einige seiner Reservisten unter Spielbedingungen zu beobachten. Denn ohne den langzeitverletzten Güntensperger bereitet ihm noch immer der Sturm Kopfzerbrechen, zumal Epp ebenso wie Janßen noch seine Oberschenkelzerrung auskuriert. So testet er Mehic sowie Cengiz in der Spitze und gibt zudem Kaymak in der Abwehr, Wolf im zentralen Mittelfeld und Ersatztorhüter Schmitt die Chance, sich zu zeigen, um rein vorsorglich anzukündigen: “Ich werde ganz genau hinsehen.“

Was sich in den Anfangsminuten auch lohnt, denn die Eintracht beginnt ohne Respekt vor dem großen Namen und lässt den Ball prima laufen. Mehic bereitet der italienischen Abwehr einige Kopfschmerzen und auch Sobotzik präsentiert sich hinter den Spitzen als Aktivposten. So dringt er nach einem schönen Doppelpass mit Mehic in den Strafraum, wird aber von Prunier unsanft von den Beinen geholt, so dass es Elfmeter für die Frankfurter gibt (11.). Gebhardt will zum Punkt, aber Cengiz erbettelt sich die Kugel, läuft an, trifft und strahlt, nachdem er das 1:0 erzielt: "Diesen Strafstoß wollte ich unbedingt schießen." Hoffentlich haben sich die Spielerbeobachter den richtigen Namen notiert, denn auf der Anzeigetafel erscheint der Name “Cengic“…

Es bleibt munter, jetzt mit den Azzurri im Vorwärtsgang. Ein langer Ball segelt in den Strafraum, Bindewald verschätzt sich, nicht aber Protti, der Richtung langes Eck köpft. Torhüter Schmitt zeigt eine Glanzparade, kann das Leder aber nur nach vorne prallen lassen, wo Calderon aus kurzer Distanz zum 1:1 abstaubt (15.). Danach verflacht das Spiel ein wenig, die Hausherren spielen nicht mehr so druckvoll wie noch in den Anfangsminuten, so dass Neapel besser ins Spiel kommt, ohne sich jedoch ein Bein auszureißen. Dafür haben sie Glück, dass der Schiedsrichter als Einziger im weiten Rund ein Foul gesehen haben will, als Protti in den Strafraum dringt und über seine eigenen Füße stolpert, als Kaymak ihn leicht touchiert. Der Nationalspieler führt selbst aus, Torhüter Schmitt kann parieren, aber wieder trudelt die Kugel nach vorne, so dass Protti im Nachschuss das 2:1 für den SSC erzielt (26.).

Verlieren wollen sie nicht, das spüren die wenigen Zuschauer, als die Hausherren den Druck wieder erhöhen. Sobotzik weiß zu Gefallen und auch Mehic ist ein ständiger Unruheherd, dem allerdings ein Treffer fehlt. So scheitert er in der 35. Minute freistehend am glänzend parierenden Torhüter Taglialatela und ärgert sich: "Ich muss mal ein Tor machen, dann bekomme ich vielleicht einen richtigen Lauf." Keine Empfehlung gibt hingegen Wolf im Mittelfeld ab, dem allzu viele Abspielfehler unterlaufen und auch Kaymak hat seine liebe Mühe als Manndecker von Protti, der allerdings auf einem Niveau spielt, dass es in der Zweiten Liga sonst sicherlich nicht gibt. Viel passiert auf dem Platz nicht mehr, so dass es mit dem Rückstand in die Pause geht, in der Horst Ehrmantraut gleich fünf neue Spieler bringt.

Auf dem Rasen ändert sich jedoch nicht viel, das Gespiele reißt schon lange niemanden mehr von den Sitzen, die Azzurri spielen behäbig und lustlos ihren Stiefel runter, während die Eintracht immerhin noch den Weg Richtung Strafraum sucht. Mit Erfolg, denn nach glänzender Vorarbeit von Libero Houbtchev erzielt Cengiz sein zweites Tor zum hochverdienten 2:2-Ausgleich (67.). Inzwischen hat er scheinbar nicht nur auf dem Rasen dazugelernt und schlägt ungewohnt leise Töne an: "Ich stelle keine Forderungen, das entscheidet der Trainer." Der wiederum meint zum Auftritt seiner Reservisten: "Sie werden bald die Fähigkeit für die Zweite Liga besitzen." Diese zeigt auch der vom Abstieg bedrohte SSC, der froh sein kann, dass er in den kommenden Minuten nicht in Rückstand gerät, dafür aber mit Protti einen Lichtblick in den eigenen Reihen hat. So bekommt der 29-Jährige einen weiten Ball aus der eigenen Hälfte unter Kontrolle, versetzt Kaymak und haut die Kugel kurz vor Schluss zum 2:3-Endstand in die Maschen (87.).

Trotz allem ist Horst Ehrmantraut mit dem Gesehenen zufrieden: "In dieser Saison haben wir nur zwei schwache Halbzeiten gezeigt. Eine in Freiburg, eine in Jena. In der Spitze haben sowohl Sead Mehic als auch Hakan Cengiz gezeigt, dass sie auf einem guten Weg sind. Sie haben sich sehr gut bewegt, waren immer gefährlich, wenn sie dann auch angespielt wurden. Und der eingewechselte Renato Levy hat für viel Schwung auf der rechten Seite gesorgt. Die Leute aus der zweiten Reihe haben gezeigt, dass sie durchaus zur ersten Mannschaft dazu stoßen können.“


Die Eintracht spielt beim Hallen-Masters-Turnier in Dortmund

Unterdessen werden ein paar Meter weiter in Frankfurt Nägel mit Köpfen gemacht. Denn nach dem Willen des DFB-Ligaausschusses soll die neu installierte Hallenserie, für deren Teilnahme alle Profivereine zwangsverpflichtet werden, ein Erfolg werden. Den Clubs wird es untersagt, während der Zeit der Masterturniere im Januar an anderen regionalen oder internationalen Hallenveranstaltungen teilzunehmen. Zudem wird darauf hingewiesen, “dass die spielfreie Zeit vom 20. Dezember bis zum 1. Januar geht und in dieser Zeit kein Spielverkehr stattzufinden hat.“ Für Unruhe sorgt zudem die Forderung von Bundestrainer Berti Vogts, dass für seine Nationalspieler ein Hallenverbot durchsetzen will, was jedoch vom DFB und auch von den Vereinen abgelehnt wird.

Immerhin lohnt sich die Zwangsteilnahme für die Eintracht, die in der Dortmunder Westfalenhalle zunächst auf die Borussia, Duisburg und Wattenscheid treffen wird. 50.000 Mark Startgeld werden ausgelobt und es locken mindestens fünfstellige Platzierungsprämien nebst der Aussicht, beim Finale in München dabei zu sein, für das es eine Antrittsgage von 200.000 Mark geben soll. (tr)

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