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1860 München - Eintracht
Frankfurt |
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DFB-Pokal 1995/1996 - 2. Hauptrunde
5:1 (2:0)
Termin: 19.09.1995
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Best (Bilfingen)
Tore: 1:0 Bernhard Winkler (20.), 2:0 René Rydlewicz (23.), 3:0 Bernhard Winkler (63.), 4:0 Bernhard Winkler (64.), 5:0 Miroslav Stevic (77.), 5:1 Jay Jay Okocha (87.)
1860 München | Eintracht Frankfurt |
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Trainer |
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Biedere Handwerker blamieren eine lauffaule Eintracht Dem Alltag entfliehen — wer träumt nicht davon?
Karl-Heinz Körbel denkt oft daran, dem Bundesliga-Einerlei der vergangenen
Wochen den Rücken zu kehren. „Der DFB-Pokal, der ist was ganz
Besonderes“, hat der Eintracht-Trainer vor dem Zweitrunden-Spiel
der Eintracht am Körbel, der sich am Morgen vor dem Anpfiff dafür entschied, auf die angeschlagenen Routiniers Andreas Köpke und Rudi Bommer noch einmal zu verzichten, griff diesmal tief in die Trickkiste. Die zuletzt biederen Vorstellungen seiner Mitarbeiter in der Fremde hatten zur Folge, daß der „treue Charly“ einige seiner Getreuen aussortierte. Allen voran Markus Schupp, an dessen Stelle sich Rene Beuchel um den Spielmacher der Sechziger, Peter Novak, kümmern sollte. Zum Zusehen verurteilt war auch Matthias Hagner. Körbel ließ zu Beginn Rainer Rauffmann als einzige Spitze auflaufen, brachte in Nico Sbordone lieber einen weiteren defensiven Mittelfeldspieler. Körbels taktische Spielereien wurden aber schnell ad absurdum geführt. Die Mannschaft wirkte paralysiert, daß Fußball in erster Linie auch ein Laufspiel ist, hatte ihr wohl in der ersten Viertelstunde niemand gesagt. So nahm das Schicksal seinen Lauf. Libero Manfred Binz läßt eine Flanke von Jens Jeremies passieren, Kollege Uwe Bindewald schlägt unbedrängt über den Ball, und Bernhard Winkler läßt sich nicht zweimal bitten, drischt das Leder an Torwart Oka Nikolov vorbei ins Netz. Lediglich drei Minuten später war der Mazedonier im Tor der Frankfurter erneut chancenlos, als diesmal Winkler seinem Kollegen Rene Rydlewicz die Kugel auflegte, dessen Schuß von der Unterkante der Latte ins Tor sprang. Vom spielerischen Glanz, von jenem Siegeswillen, der die Frankfurter noch vor wenigen Wochen im „ungeliebten“ Bundesliga-Alltag am Ende noch einen viel umjubelten 4:2-Erfolg gegen den TSV 1860 beschert hatte, war nichts zu sehen, geschweige denn zu spüren. Den ganz großen Sport boten freilich auch die Gastgeber nicht. Biedere Handwerker, die, und das war an diesem Abend ihr großes Plus, ihre Torchancen konsequent nutzten. Den ersten verheißungsvollen Angriff der Frankfurter registrierten die Statistiker erst in der 40. Spielminute, als Okocha Löwen-Keeper Bernd Meier aus der Distanz allerdings nicht vor allzu große Probleme stellte. Mehr Glück hatte da schon Torwart-Kollege Nikolov auf der Gegenseite: Nowaks Schuß aus rund 20 Metern klatschte zwei Minuten zuvor noch an den Pfosten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Körbel seine taktischen Finessen größtenteils revidiert. Beuchels Einsatz im Eintracht-Trikot war nach einer halben Stunde beendet, für ihn beorderte der Coach den Schweden Johnny Ekström nach vorne. Mitte der zweiten Halbzeit kam dann auch Schupp zu seinem Einsatz an alter Wirkungsstätte, der als Ex-Bayer von den Löwen-Fans mit einem Pfeifkonzert empfangen wurde. Viel genutzt hat es Körbel aber nichts, der später auch noch Hagner eine Bewährungschance gab. Mittlerweile skandierten die Zuschauer im leeren Rund des Olympiastadions nämlich nur noch einen Namen: Bernhard Winkler. Der Franke erzielte binnen 60 Sekunden zwei weitere Treffer. Erst verwertete er eine Flanke von Bernhard Trares, unmittelbar darauf schloß Winkler einen Konter ab. Den klaren Vorsprung im Rücken, besannen sich die „Blauen" in der Schlußphase gar ihrer spielerischen Mittel. Der Clou gelang dabei dem eingewechselten Miroslav Stepic, der den zu weit vor dem Tor postierten Nikolov mit einem gefühlvollen Heber aus etwa 20 Metern düpierte. Okochas Treffer wenige Minuten vor dem Abpfiff war nur noch Ergebniskosmetik. (Frankfurter Rundschau vom 20.09.1995)
Winkler wirbelte wie wild 73. Minute: 1860-Trainer Lorant nimmt Peter Nowak vom Platz, um ihn für das kommende Wochenende zu schonen. Das sagt alles. Gegen eine Eintracht-Mannschaft, die über Oberliga-Format nicht hinauskam, konnte sich Lorant diesen Luxus locker leisten. 1860 war der desolaten Eintracht kämpferisch und spielerisch überlegen, ohne sich groß zu verausgaben. Frankfurts größte Schwäche: Die linke Seite, die Coach Körbel mit Komljenovic und Böhme besetzt hatte, ließ sich anfängerhaft in den Rücken spielen. Die Treffer eins bis drei wurden allesamt über diesen Flügel vorbereitet. Beuchel sollte Nowak in Manndeckung nehmen, Sbordone erhielt auf dem rechten Flügel eine Bewährungschance, dafür wurde Schupp auf die Bank verbannt. Rauffmann begann als einzige Spitze. Taktische und personelle Änderungen, die sich nicht bewährten, und während des Spiels korrigiert wurden. Eintracht-Spielmacher Okocha war bei Jeremies abgemeldet, so stand Rauffmann allein auf weiter Flur gegen den TSV 1860, der den defensiven Mittelfeldspieler Manni Schwabl (krank) ersetzen mußte. Der Kapitän war nicht vonnöten, weil sich 1860 ständig in der Vorwärtsbewegung befand und mit dem torgefährlichen Winkler (drei Treffer) diese Überlegenheit auch in zählbaren Erfolg ummünzte. (Kicker)
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