SV Prüm - Eintracht Frankfurt |
Freundschaftsspiel 1994/1995
0:5 (0:1)
Termin: 05.06.1995
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter: Fandel (Utscheid)
Tore: 0:1 Okocha (33.) , 0:2 Komljenovic (46.), 0:3 Okocha (52.), 0:4 Falkenmayer (64.), 0:5 Furtok (72.)
SV Prüm | Eintracht Frankfurt |
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Okochas Tänzchen Als Charly Körbel der Abteilung „Tempo, Tore, Tänzereien" seines Starensembles das Schichtende verordnet hatte, stand dem jungen Mann der schwierigste Part seines Auftritts noch bevor. Engste Manndeckung von einer Heerschar ausgeflippter jugendlicher Fußballanhänger, bewaffnet mit Stift und Block. „Tausche einen Jay-Jay gegen dreimal Hausaufgaben machen". Dampfend, schnaufend, lachend und plappernd bahnte sich der nigerianische Fußball-Zauberer seinen Weg Richtung Dusche. Und über ihm vermengte sich am Himmel der letzte Rest der dahingleißenden Sonne mit dem graupeligen Wetter-Ungetüm der Hoch-Eifel. Pfingstsamstag war es, Eintracht Frankfurt zu Gast beim SV Prüm, und der wartet angesichts des Abstiegs aus der Oberliga sehnsüchtig auf die Ankunft des Heiligen (Fußball)-Geistes. Das Feiertagsmenü zum 75jährigen Bestehen des Traditionsvereins im belgischen Grenzland, dessen Höhepunkt und krönender Abschluß der Auftritt der launischen „Diva vom Main" darstellte, war gewürzt mit einem Schuß Tristesse, einer Prise Trotz und einer wohldosierten Menge Spaß an der Freud. Trotz Abstiegs, denn der Blick in Prüm, daran ließ Manager Alois Tautges keine Zweifel, geht erhobenen Hauptes Richtung Zukunft. „Unser fester Wille ist der Wiederaufstieg, und deswegen werden wir alles daransetzen, den Stamm der Mannschaft zu-sammen-zuhalten." Außer den definitiven Abgängen von Irsch (Koblenz) und Jonas (Berndorf) soll der neue Trainer mit dem Gros der Mannschaft zusammenarbeiten, die den Titel in der Verbandsliga und den Wiederaufstieg anstrebt. Und der neue Mann ist, so hat es den Anschein, in Prüm der Vater aller Erfolge. Mit anderen Worten: Werner Kartz wird der Nachfolger des Nachfolgers seines Nachfolgers: Kartz - Wahlen - Berg - Kartz. Der Kreis schließt sich. Bestätigen wollen beide Seiten noch nichts, aber sie reden miteinander. Na bitte: Der treue Werner. Und daß die Aussichten auf neuen sportlichen Lorbeer so schlecht gar nicht einmal sind, bestätigte indirekt der treue Charly: „Die Prümer waren zumindest in der ersten Halbzeit auf dem nicht optimalen Boden ein Gegner, der uns das Leben schwer gemacht hat." Körbel weiß auf dem wohl temperierten Klavier der Bescheidenheit und Freundessuche vortrefflich zu spielen. Auf dem Instrument der Spielfreude war es sein in den Haarspitzen erblondeter Ausnahmespieler vom schwarzen Kontinent. Mitte der ersten Halbzeit überkam Okocha auf einmal die unbändige Lust am Fummeln, und so sanken angesichts der Zuckungen und Drehungen seines geschmeidigen Körpers die Schadensbegrenzer im weißen Trikot in der wilden Hatz zu Boden. „1:0 durch Jay-Jay-Okocha" durfte Eintracht-Fan Hermann Lichter am Stadion-Mikrofon bekannt geben. Einen weiteren Treffer ließ der Mann aus Schwarz-Afrika im zweiten Durchgang noch folgen, einen weiteren Komljenovic, einen Furtok, und einen Falkenmayer. Fünf Tore, drei Ausländer. Aber die durften sie einwechseln. Denn in Sachen Wechselbestimmungen haben die Frankfurter ja prominenten Anschauungsunterricht erhalten. Kurzum, ein gelungener Auftritt der Adlerträger vom Main, die mit sämtlichen Stars (auch den Nationalspielern Köpke und Weber trotz Länderspiel-Lehrgangs) gekommen waren. Und der richtige Rahmen für Abschieds- und Aufbruchstimmung. Abschied von Erwin Berg („Ich bin in den letzten Jahren etwas vom Erfolg verwöhnt worden, aber man muß auch mal so eine Erfahrung machen") und Aufbruch zu neuen Ufern. Die Verhandlungen mit einem ghanaischen „U-21"-Nationalspieler, derzeit in Diensten der Sportfreunde Eisbachtal, stehen offenbar vor dem Abschluß, der freie Fall nach unten soll verhindert werden. Das warnende Beispiel des Nachbarn FC Bitburg quasi vor der Haustür ist in Prüm offenbar Anlaß genug zu ungebrochenem Tatendrang. Und dennoch gab es einen, der in dem ganzen Trubel wahrscheinlich der Zufriedenste war. Udo Backes, ebenfalls vom TuS Koblenz mit Offerten überhäuft, kam erst in der zweiten Halbzeit mit der Nr. 16 ins Spiel. Just davor war er verhindert gewesen, nämlich Vater einer Tochter geworden. Es war wie gesagt ein Tag mit Zukunftsperspektiven in der „Dell".
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