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Eintracht Frankfurt - MSV
Duisburg |
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Bundesliga 1994/1995 - 32. Spieltag
4:1 (2:0)
Termin: Sa 27.05.1995 15:30
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Lutz Pohlmann (Felde)
Tore: 1:0 Manfred Binz (19.), 2:0 Michael Anicic (32.), 3:0 Matthias Becker (53.), 3:1 Alexander Löbe (82.), 4:1 Jay Jay Okocha (90.)
Eintracht Frankfurt | MSV Duisburg |
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Frankfurter Schaulaufen Es war ein seltener Nachmittag im Waldstadion – einer, der den Frankfurter Fans und Spielern gleichermaßen gefiel. Keine übertriebene Härte, keine giftigen Zweikämpfe, viel Raum im Mittelfeld und ein Gegner, der sich dem Abstiegskampf mit erstaunlicher Passivität hingab. Die Eintracht nahm das Geschenk dankend an und feierte einen ungefährdeten 4:1-Sieg gegen einen erschreckend schwachen MSV Duisburg. Schon die Atmosphäre auf den Rängen war ungewöhnlich: Die Eintracht spielte in blauen Trikots, der Duisburger Farbe. Die Duisburger in roten Trikots, der Eintracht-Farbe. Die Fans beider Mannschaften skandierten zeitweise die Namen des jeweils anderen Vereins – Ausdruck einer seit langem währenden Fanfreundschaft. Auch auf die Duisburger Kicker auf dem Platz lieferten eine Leistung ab, die eher an ein Freundschaftsspiel erinnerte als an einen für sie nicht unwichtigen Kampf um Ligapunkte. Dabei hatte der MSV mit zuletzt fünf Punkten aus drei Spielen seine Chancen auf den Klassenerhalt verbessert. Doch ausgerechnet in Frankfurt, wo Kampfgeist gefragt gewesen wäre, präsentierten sich die Duisburger lethargisch, ideenlos und ohne jeden Willen zur Gegenwehr. Ein derart kraftloser Auftritt wäre vielleicht von der Eintracht zu erwarten gewesen, um eine Teilnahme am ungeliebten UI-Cup zu verhindern. Doch die Frankfurter hatten an diesem Nachmittag keine Lust auf Sommerfußball. Vor allem der junge Sturm der Eintracht zeigte sich ambitioniert. Michael Anicic und Matthias Becker harmonierten prächtig, wobei Becker als kreativer Vorbereiter überzeugte und Anicic sich immer wieder klug von seinen Gegenspielern löste. Schon in der neunten Minute hätte das Duo für die Führung sorgen können: Nach einem starken Solo von Becker kam Anicic frei zum Abschluss, doch MSV-Keeper Holger Gehrke parierte. In der 28. und 30. Minute scheiterte Anicic erneut, doch zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 1:0 für die Eintracht. Manfred Binz, in den letzten Wochen mit seinen Freistößen wenig erfolgreich, bewies diesmal ein feines Füßchen. Sein strammer Schuss fand den Weg ins Netz – auch, weil Torhüter Gehrke keinen allzu souveränen Eindruck hinterließ. Vier Minuten nach der Führung war es dann endlich soweit: Anicic durfte sich ebenfalls in die Torschützenliste eintragen. Dabei profitierte er von einem Fehler der Duisburger Abwehr, die bei einer missglückten Abseitsfalle völlig desorientiert wirkte. Der Frankfurter Stürmer lief allein auf Gehrke zu, der zwar den ersten Schuss abwehren konnte, beim Nachschuss aber machtlos war – 2:0 für die Eintracht. Acht Minuten nach dem Anpfiff der zweiten Halbzeit erlebten die 19.000 Zuschauer den famosen Auftritt des Matthias Becker. Der 21-Jährige schnappte sich im Mittelfeld den Ball und dribbelte sich auf den ersten 30 Metern durch drei Duisburger hindurch. Statt dann auf seine mitlaufenden Kollegen Anicic, Jay-Jay Okocha oder Ralf Weber abzuspielen, setzte Becker sein Solo fort. Weitere drei Gegenspieler ließ er wie Slalomstangen stehen, umkurvte schließlich auch noch Torhüter Gehrke und schoss den Ball locker ins Tor. Nach diesem spektakulären 3:0 ließ es die Eintracht ruhiger angehen. Statt weiter konsequent nach vorne zu spielen, konzentrierten sich einige Spieler gefühlt eher darauf, den Gegner lächerlich zu machen als die Führung auszubauen. Die Einwechslungen von Furtok und Penksa brachten ebenfalls keinen neuen Schwung – vielmehr schien es eine Art „Schaufenster-Auftritt“ für die beiden zum Verkauf stehenden Profis zu sein. Duisburg nutzte die nachlassende Konzentration der Eintracht und kam in der 82. Minute durch Löbe zum Ehrentreffer. Den Schlusspunkt setzte schließlich Okocha, der in der 90. Minute mit einem trockenen Abschluss den 4:1-Endstand besorgte. MSV-Trainer Bongartz war nach dem Schlusspfiff fassungslos. „Das war die größte Enttäuschung, seitdem ich in Duisburg arbeite“, stellte er ernüchtert fest. Er fand weder eine Erklärung noch eine Entschuldigung für den emotionslosen Auftritt seiner Mannschaft. „Vielleicht waren leistungshemmende Mittel im Mittagessen“, scherzte er, doch wirklich zum Lachen war ihm nicht.
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