Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1994/1995 - 31. Spieltag

2:0 (0:0)

Termin: So 21.05.1995 18:00
Zuschauer: 32.500
Schiedsrichter: Volkmar Fischer (St. Wendel)
Tore: 1:0 Karlheinz Pflipsen (55.), 2:0 Stefan Effenberg (75.)

 

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Borussia Mönchengladbach Eintracht Frankfurt

  • Uwe Kamps
  • Michael Klinkert
  • Patrik Andersson
  • Christian Hochstätter
  • Thomas Kastenmaier
  • Holger Fach
  • Heiko Herrlich
  • Peter Nielsen
  • Peter Wynhoff
  • Bachirou Salou
  • Stefan Effenberg

 


 

Wechsel

  • Karlheinz Pflipsen für Peter Nielsen (46.)
  • Martin Schneider für Peter Wynhoff (84.)

Wechsel

Trainer

  • Bernd Krauss

Trainer

 

Gladbach bestraft harmlose Eintracht

Wer sich auf einen unterhaltsamen Fußballabend am Bökelberg gefreut hatte, wurde zumindest in der ersten Halbzeit bitter enttäuscht. Statt temporeichem Offensivfußball bekamen die Zuschauer ein zerfahrenes Spiel mit unzähligen Fehlpässen, wenig kreativen Ideen und fast keinen gefährlichen Strafraumszenen zu sehen. Vor allem die Gladbacher Fans waren von ihrem Team enttäuscht, während die Eintracht zumindest für ihren Kampfgeist gelobt werden konnte.

Nach rund einer halben Stunde wurde die Unzufriedenheit auf den Rängen unüberhörbar. Die ersten Pfiffe begleiteten die pomadige Vorstellung der Borussia, und als die Spieler zur Halbzeitpause den Platz verließen, wurde es noch lauter. Das Pfeifkonzert war verdient: Gladbach präsentierte sich ideenlos, uninspiriert und erschreckend harmlos. Der erste und einzige ernstzunehmende Torschuss in den ersten 45 Minuten kam von Jørn Andersen in der 23. Minute. Nach schöner Vorarbeit von Heiko Herrlich zog der Norweger aus der Distanz ab, doch Eintracht-Torhüter Andreas Köpke parierte sicher.

Das Hauptproblem der Gladbacher lag im Mittelfeld, wo jegliche Kreativität fehlte. Stefan Effenberg, der sein 100. Bundesliga-Spiel für die Borussia absolvierte, wurde von Slobodan Komljenovic fast vollständig aus dem Spiel genommen. Auch Hochstätter konnte sich gegen Dickhaut nicht entscheidend durchsetzen. Rechts gelang Kastenmaier und Nielsen wenig, und die linke Seite mit Fach und Wynhoff blieb blass. Kein Wunder also, dass Herrlich gegen Zchadadse und Salou gegen Uwe Bindewald in vorderster Front meist auf sich allein gestellt waren.

Die Eintracht, die sich taktisch von Beginn an auf eine kontrollierte Defensive konzentrierte, konnte mit diesem Spielverlauf durchaus zufrieden sein. Trainer Karl-Heinz Körbel ließ sein Team mit einer massiven Mittelfeldreihe auflaufen, aus der sich nur Jay-Jay Okocha vereinzelt nach vorne orientierte. Furtok war als einzige echte Spitze auf sich allein gestellt, bekam immerhin eine der wenigen aussichtsreichen Gelegenheiten. In der 13. Minute setzte er sich stark gegen Andersson durch, jagte den Ball dann aber freistehend am Pfosten vorbei. Sechs Minuten später vergab Okocha ebenfalls eine vielversprechende Möglichkeit.

Das Konzept der Eintracht ging bis zur Halbzeitpause auf - dann kam Gladbach mit mehr Elan und vor allem mit Karlheinz Pflipsen aus der Kabine; Gladbach-Trainer Bernd Krauss hatte ihn für den angeschlagenen Nielsen eingewechselt. Eine goldrichtige Entscheidung, wie sich schnell herausstellen sollte. Nur zehn Minuten nach seiner Einwechslung wurde der 24-jährige Nationalspieler von Wynhoff präzise in Szene gesetzt. Mit einem satten und platzierten Schuss ließ er Köpke keine Chance – 1:0 für die Borussia in der 55. Minute.

Für Pflipsen war es ein perfektes Comeback nach langer Leidenszeit. Nach seiner Kreuzband-Operation hatte er seit Oktober kein Bundesliga-Spiel mehr bestritten. Dass er nun gleich nach seiner Rückkehr zum Matchwinner avancierte, war umso bemerkenswerter. Für die Eintracht hingegen war es ein ärgerlicher Treffer – nicht zuletzt, weil Pflipsen auf ihrer Liste potenzieller Neuzugänge gestanden hatte, eine Verpflichtung jedoch aus finanziellen Gründen nicht zustande kam.

Nach dem Führungstreffer agierten die Gladbacher deutlich sicherer und ließen sich auch nicht vom kurzen Aufbäumen der Eintracht beeindrucken. Körbel versuchte mit der Einwechslung von Michael Anicic für Furtok frische Impulse zu setzen, doch die Maßnahme brachte nicht den erhofften Erfolg. Stattdessen sorgte Gladbach nur drei Minuten nach diesem Wechsel für die endgültige Entscheidung. Nach Zuspiel von Pflipsen setzte sich Heiko Herrlich gegen die Frankfurter Abwehr durch, umkurvte den herausstürzenden Köpke und schob den Ball Richtung Tor. Zchadadse konnte den Schuss noch kurz vor der Linie klären, doch Effenberg war zur Stelle und schob den Ball im Nachsetzen zum 2:0 ins Netz (75.).

Nach dem Schlusspfiff wirkte Karl-Heinz Körbel sichtlich genervt. Dass die Partie zu den schwächeren der Liga gezählt wurde, passte ihm gar nicht. „Ich habe zumindest eine gute erste Halbzeit gesehen“, betonte er. Doch selbst Eintracht-Präsident Matthias Ohms konnte nicht leugnen, dass die Frankfurter neben taktischer Disziplin und viel Kampfgeist nur wenig Kreatives zu bieten hatten.

„Es fehlt einfach der Zug zum Tor“, stellte Körbel fest. „Und erschwerend kommt hinzu, dass wir im entscheidenden Moment entweder noch einmal einen Querpass spielen oder den Ball ins Tor tragen wollen.“ Seine Kritik bezog sich vor allem auf die vergebenen Chancen in der ersten Halbzeit. „Wenn man solche Möglichkeiten fahrlässig versiebt, wird man meist dafür bestraft“, ärgerte sich der Eintracht-Coach.

Auch Gladbachs Manager Rolf Rüssmann erkannte das Manko der Frankfurter: „Wir haben uns vor der Pause sehr schwergetan. Wenn da ein Yeboah vorne dringestanden hätte, läuft das Spiel vielleicht anders.“ Doch die Zeiten, in denen Frankfurt mit einem Weltklasse-Stürmer auftrumpfen konnte, sind vorbei.

 

 

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