VfL Bochum - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1994/1995 - 29. Spieltag

0:1 (0:1)

Termin: Sa 06.05.1995 15:30
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Hartmut Strampe (Handorf)
Tore: 0:1 Slobodan Komljenovic (44.)

 

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VfL Bochum Eintracht Frankfurt

  • Andreas Wessels
  • Uwe Stöver
  • Sven Christians
  • Tomasz Waldoch
  • Michael Frontzeck
  • Max Eberl
  • Jörg Schwanke
  • Uwe Wegmann
  • Eric Wynalda
  • Kai Michalke
  • Dariusz Wosz

 


 

Wechsel

  • Thordur Gudjonsson für Jörg Schwanke (61.)
  • Christian Herrmann für Dariusz Wosz (70.)

Wechsel

Trainer

Trainer

 

Tritte vom Masseur und die Revanche von Bommer

Eintracht Frankfurt hat beim VfL Bochum einen knappen, aber verdienten 1:0-Auswärtssieg eingefahren. Zwar spielten die Frankfurter erneut nicht den Fußball, der Begeisterung auslösen kann, doch gegen harmlose Bochumer genügte eine solide Leistung, um die zwei Punkte mitzunehmen. Den entscheidenden Treffer erzielte Slobodan Komljenovic in der 44. Minute mit einem strammen Schuss nach einem sehenswerten Pass von Bommer.

Während das Spiel sportlich eher unspektakulär verlief, sorgten hitzige Szenen in der zweiten Halbzeit für reichlich Aufregung. Rund um die 70. Minute eskalierte eine harmlose Szene zu einem Tumult, wie er in der Bundesliga selten zu sehen ist. Nach einem Gerangel zwischen Bochums Dariusz Wosz und Eintracht-Verteidiger Zchadadse blieb Wosz benommen liegen. Wosz hatte den Ellbogen des Verteidigers ins Gesicht bekommen. Die Frankfurter spielten den Ball ins Aus, um die Behandlung zu ermöglichen – eine selbstverständliche Geste der Fairness.

Doch dann geschah Unerwartetes: Während die Bochumer Betreuer das Feld überquerten, stürmte überraschend Bochums Frontzek quer über das Feld auf Zchadadse zu, packte ihn an den Ohren und schüttelte ihn. Die Situation eskalierte weiter, als aufgebrachte Fans über den Zaun kletterten, um ihrer Wut Luft zu machen. Inmitten des Tumults trat Bochums Physiotherapeut Madjid Glatz zwei Mal absichtlich mit Wucht auf die Zehen des unbeteiligten Rudi Bommer. Der Frankfurter ließ sich das nicht gefallen und revanchierte sich mit einem ebenso heftigen Tritt gegen Glatz’ Wade.

Während Ordner die Fans vom Spielfeld drängten, versuchte Schiedsrichter Hartmut Strampe, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Er zeigte Frontzek und Zchadadse jeweils Gelb – eine gnädige Entscheidung, denn beide hätten für ihre Tätlichkeiten Rot sehen müssen. Diese Karte sah dann ein anderer: Nach Rücksprache mit seinem Linienrichter stellte Strampe Bommer wegen seiner Reaktion auf die Tritte von Glatz vom Platz.

Bis zu seinem Platzverweis war Bommer nicht nur als Libero, sondern auch als Antreiber der Schlüsselfigur im Frankfurter Spiel. Nun brachte Körbel Flick für Anicic, um die Defensive zu stabilisieren – mit Erfolg. Denn trotz Unterzahl verteidigte Frankfurt den knappen Vorsprung konsequent und ließ Bochum kaum noch zu Chancen kommen. So bliebe es beim knappen Sieg der Frankfurter, die in Bommer ihren besten Mann auf dem Platz hatten. Aber auch Falkenmayer mit seinem klugem Stellungsspiel sowie Binz und Bindewald mit ihrer Einsatzbereitschaft konnten überzeugen. Die Offensive dagegen blieb blass: Während sich Okocha gegen Bochums Eberl vergeblich mühte, war von Anicic kaum etwas zu sehen.

Nach dem Schlusspfiff fasste Frankfurts Trainer Karl-Heinz Körbel seine Gemütslage kurz und bündig mit einem knappen „Ich bin ganz zufrieden“ zusammen. Kritischer fiel das Fazit von Manager Hölzenbein aus: „Es war einigermaßen, aber nicht gut genug, um sagen zu können: So machen wir weiter.“ Tatsächlich steckt die Eintracht im Niemandsland der Tabelle fest – zu weit weg von den UEFA-Cup-Plätzen, aber auch nicht in Abstiegsgefahr.

Für Bochum hingegen wird die Luft immer dünner, dem Aufsteiger droht der Abstieg. Trainer Klaus Toppmöller gab sich dennoch kämpferisch: „Das war bitter. Wir wollen die letzten fünf Spiele ehrenvoll zu Ende spielen. Was dabei herauskommt, werden wir am Schluss sehen.“

Nachtrag: Das DFB-Sportgericht stuft das Verhalten des Bochumer Masseurs Glatz als unsportliches Verhalten ein und sperrt Rudi Bommer aufgrund seines Revanchetritts lediglich für zwei Spiele. Auch Glatz wird angeklagt. Das DFB-Sportgericht untersagt dem Masseur für fünf Monate, den Innenraum eiens Stadions zu betreten.

 

 

DFB erteilt Lizenz mit Auflagen

Eintracht Frankfurt hat vom Deutschen Fußball-Bund die Lizenz für die kommende Runde erhalten, muß aber zum Ende der Saison einen Überschuß von 1,8 Millionen Mark erwirtschaften, sei es nun aus Zuschauereinnahmen, Transfererlösen oder UIC-Cup-Einnahmen. Dies erklärte Eintracht-Präsident Matthias Ohms am Donnerstag vor Journalisten. Der Eintracht ist es damit nicht gelungen, trotz fünfjähriger ununterbrochener UEFA-Cup-Teilnahme den Etat ausgeglichen zu gestalten. „Eintracht Frankfurt hat Minuskapital.“ Deshalb habe der Klub in den vergangenen Jahren stets die Fernseh-Gelder aus der ersten Runde (zwei Millionen Mark) zum Ausgleich nutzen müssen.

Ferner habe man zwischen 400.000 und 500.000 Mark pro Runde ausgeben müssen; mit allen „Unwägbarkeiten einer Saison“ habe man zur Deckung weitere zwei Millionen benötigt, sagte Ohms. Angesichts dieser Zahlen dürfte die Verpflichtung eines Spitzenspielers schwerfallen. Möglicherweise könne die Eintracht mit den Einnahmen aus dem Gaudino-Verkauf rechnen (runde drei Millionen), da er „wohl in England bleiben wird“ (Ohms). (FR vom 05.05.1995)

 

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