Eintracht Frankfurt - Werder Bremen

Bundesliga 1994/1995 - 28. Spieltag

0:0

Termin: So 30.04.1995 18:00
Zuschauer: 34.500
Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Essen)
Tore: ./.

 

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Eintracht Frankfurt Werder Bremen

 


  • Oliver Reck
  • Marco Bode
  • Hany Ramzy
  • Frank Neubarth
  • Mario Basler
  • Ulrich Borowka
  • Wladimir Bestchastnykh
  • Dieter Eilts
  • Mirko Votava
  • Bernd Hobsch
  • Andreas Herzog

 

Wechsel

Wechsel

  • Andree Wiedener für Frank Neubarth (47.)
  • Marinus Bester für Mario Basler (65.)

Trainer

Trainer

  • Otto Rehhagel

 

Eintracht trotzt Bremen ein Remis ab

„Irgendwie hatte ich nie das Gefühl, dass etwas passieren würde.“ Mit einem zufriedenen Lächeln lehnte sich Eintracht-Trainer Karl-Heinz Körbel entspannt zurück. Er genoss es sichtlich, dass seine ersatzgeschwächte Mannschaft den favorisierten Bremern über 90 Minuten hinweg kaum Raum zur Entfaltung ließ – ein Verdienst seiner taktischen Marschroute. Während sein Bremer Gegenüber Otto Rehhagel von einem „schrecklichen Fußballspiel“ sprach, konnte Körbel, der bislang nach jedem Spiel deutliche Kritik übte, erstmals eine positive Bilanz ziehen.

Es war sicherlich kein fußballerischer Leckerbissen, den beide Teams boten – vielmehr ein eher zähes Kräftemessen. Doch während Bremen weit von seiner gewohnten Form entfernt war, zeigte Frankfurt angesichts der angespannten Personalsituation eine diszipliniert und kämpferisch überzeugende Leistung. Diese reichte zwar nicht für einen Sieg, doch Körbel konnte sich zumindest darüber freuen, dass seine Elf seinen taktischen Plan konsequent umsetzte. „Unsere einzige Chance lag in Disziplin und Kompaktheit“, analysierte er. „Nur weil wir die Räume eng gemacht haben, lief es so gut.“ Für ihn war das torlose Unentschieden daher ein Erfolg. Noch wichtiger als das Ergebnis war für ihn jedoch, dass die Mannschaft Einsatz und Leidenschaft zeigte: „Wenn alle kämpfen und sich gegenseitig motivieren, dann kann ich auch Fehler verzeihen.“

Die Harmlosigkeit der Bremer Offensive zeigte sich daran, dass sie im gesamten Spiel nur drei nennenswerte Szenen im gegnerischen Strafraum hatten. Nach 13 Minuten scheiterte Bode im Gewühl, stand dabei aber ohnehin im Abseits. Kurz vor der Pause wurde Basler nach einem beeindruckenden Solo von Weber gestoppt – dessen Handspiel blieb ungeahndet, da es keine Absicht war. Die letzte Gelegenheit hatte Bestchastnykh vier Minuten nach Wiederanpfiff, doch Eintracht-Torwart Köpke war zur Stelle. Mehr ließ die Frankfurter Defensive nicht zu.

Einen wesentlichen Anteil an der stabilen Abwehrleistung hatten Körbels Umstellungen: Bommer wurde zum Libero befördert, während Binz ins zentrale Mittelfeld rückte – ein Schachzug, der sich als Glücksgriff erwies. Vor allem Bommer, ohnehin ein Musterbeispiel für Zuverlässigkeit, erfüllte seine neue Rolle bravourös. Gemeinsam mit Bindewald und Roth bildete er eine nahezu unüberwindbare Abwehrkette.

Auch das Mittelfeld arbeitete effektiv, allen voran Falkenmayer und Dickhaut, die viele Bremer Angriffe im Keim erstickten. Die hoch eingeschätzten Votava und Herzog konnten sich nur selten in Szene setzen. Auf den Flügeln präsentierte sich Komljenovic defensivstark gegen Bode, während Weber auf der linken Seite überzeugte.

Trotz dieser Defensivstärke hätte Frankfurt das Spiel nach vorne aktiver gestalten können. Besonders Binz, der durch das Fehlen von Okocha ins offensive Mittelfeld aufrückte, tat sich schwer, seine Freiheiten in entscheidende Aktionen umzumünzen. Zwar lief er viel und setzte Impulse, doch oft fehlte ihm das nötige Quäntchen – Pässe fanden nicht ihr Ziel, oder kleine Ungenauigkeiten schlichen sich ein. Dennoch zeigte die Eintracht zu Beginn einige ansehnliche Kombinationen und verstärkte im Verlauf der zweiten Halbzeit verhalten den Druck. Doch die großen Strafraumszenen blieben aus.

Im Angriff überzeugte einzig Anicic, während Becker blass blieb und durch den eingewechselten Penksa ersetzt wurde, der zumindest für etwas mehr Gefahr sorgte. Körbel, der mit einer defensiven Grundordnung aus der Not eine Tugend gemacht hatte, wollte sich jedoch nicht lange mit offensiven Mängeln aufhalten. Vielmehr sah er eine deutliche Entwicklung gegenüber den letzten Spielen: „Heute konnte man einige positive Ansätze erkennen, die ich mir schon früher erhofft hatte.“

Während sich der Frankfurter Trainer also über einen gelungenen Auftritt seiner Mannschaft freute, war die Laune auf der anderen Seite deutlich schlechter. Rehhagel, dessen Team nun vor dem wichtigen Spitzenspiel gegen Tabellenführer Dortmund steht, kommentierte das ernüchternde 0:0 mit einer ordentlichen Portion Ironie: „Wir müssen wohl diese Woche wieder lernen, Fußball zu spielen.“

 

 

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