Dynamo Dresden - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1994/1995 - 27. Spieltag

1:2 (1:0)

Termin: Sa 22.04.1995 15:30
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Hans-Jürgen Weber (Essen)
Tore: 1:0 Marco Dittgen (37.), 1:1 Manfred Binz (79.), 1:2 Michael Anicic (86.)

 

>> Spielbericht <<

Dynamo Dresden Eintracht Frankfurt

  • Marc Schwarzer
  • Thomas Rath
  • Jens Jeremies (72.)
  • Florian Weichert
  • Detlef Schößler
  • René Beuchel
  • Johnny Ekström
  • Uwe Jähnig
  • Michael Spies
  • Marco Dittgen
  • Hans-Uwe Pilz

 


 

Wechsel

  • Sven Ratke für Michael Spies (65.)
  • Jörn Andersen für Marco Dittgen (84.)

Wechsel

Trainer

  • Ralf Minge

Trainer

 

Der erste Auswärtssieg

Nach 13 sieglosen Auswärtsspielen hat Eintracht Frankfurt in der 14. Bundesliga-Partie auf fremdem Platz endlich den ersten Erfolg der Saison gefeiert. Doch selbst gegen das Schlusslicht Dynamo Dresden musste die Eintracht bis in die Schlussphase um den Sieg bangen. Bis zur 79. Minute führten die Gastgeber durch einen Treffer von Marco Dippgen in der 37. Minute mit 1:0. Erst in der Endphase der Partie übernahmen die Frankfurter die Kontrolle – allerdings gegen nur noch zehn Dresdner. In der 72. Minute sah Jens Jeremies nach einem Gerangel mit Marek Penksa die Gelb-Rote Karte. Nur sieben Minuten später gelang Manfred Binz, nach Vorarbeit des zur Pause eingewechselten Thorsten Legat, der Ausgleich. Den späten Siegtreffer erzielte Michael Anicic vier Minuten vor Abpfiff, nachdem er von Ralf Weber und Jan Furtok mustergültig in Szene gesetzt worden war.

Eine ordentliche letzte Viertelstunde, mehr hatten die Frankfurter in dieser Partie nicht zu bieten: Was die Eintracht den 12.000 Zuschauern im Rudolf-Harbig-Stadion in den ersten 45 Minuten bot, ließ erneut Zweifel an ihrer Einstellung aufkommen. „Ich bin draußen fast ausgerastet, als ich das gesehen habe“, ärgerte sich Karl-Heinz Körbel, der vor drei Tagen bei der Eintracht einen Vertrag als Cheftrainer bis zum Ende der nächsten Saison unterschrieben hatte. Die erste Halbzeit ließ ihn ahnen, was auf ihn und den Verein zukommen könnte. Dass sich Frankfurter Mannschaften traditionell gegen Tabellenletzte schwertun, hatte Körbel in seiner aktiven Zeit selbst oft genug erlebt. Ob es übertriebene Nachsicht mit dem Gegner oder einfach Selbstüberschätzung war – die Ursache für den erschreckend schwachen Auftritt wird wohl ein Rätsel bleiben.

Bis elf Minuten vor dem Ende durften die Dresdner auf einen seltenen Erfolg hoffen. Doch dann nahmen sich Binz, Weber, Falkenmayer und Penksa das Herz in die Hand und wendeten das drohende Fiasko noch ab. Zwar konnte Körbel zur Pause kaum noch an eine Wende glauben, doch immerhin zeigte die Mannschaft in der Schlussphase den Willen, sich nicht völlig zu blamieren. Zufrieden war der Trainer trotzdem nicht.

Besonders Kopfschütteln verursachte erneut Slobodan Komljenovic, der diesmal auf der linken Abwehrseite agierte, aber genauso unsicher spielte wie zuvor auf rechts. Warum sein Vorgänger Jupp Heynckes so entschieden für eine Vertragsverlängerung des Defensivspielers gekämpft hatte, blieb weiterhin unverständlich. „Er müsste nach der Unterschrift doch eigentlich befreit aufspielen können“, bemerkte Körbel. Erst mit Legat wurde die linke Seite stabilisiert. Ein anderes Problem blieb jedoch über die gesamten 90 Minuten bestehen: Stürmer Jan Furtok kam gegen seinen robusten Gegenspieler Schößler kaum zur Geltung. Lediglich beim Siegtreffer konnte er sich einmal durchsetzen – ansonsten verbrachte er einen Großteil der Partie im Abseits; ganze achtmal wurde er dort zurückgepfiffen. Den Schweizer Nationaltorhüter Torwart Marc Schwarzer, Ersatz der Dresdner für den russischen Nationalkeeper Stanislaw Tschertschessow, brachte er kaum in Bedrängnis.

Bis zur 79. Minute fürchtete Körbel die Folgen einer möglichen Niederlage. „Hätten wir hier verloren, weiß ich nicht, was im nächsten Spiel gegen Bremen passiert wäre“, gab er zu. Gegen Werder muss die Eintracht nämlich auf den gesperrten Binz und auf Jay-Jay Okocha verzichten, der für Nigeria im Einsatz ist. „Bei einer Niederlage würden wir uns plötzlich mitten im Abstiegskampf wiederfinden“, so Körbel. Dass seine Mannschaft für eine solche Situation nicht gemacht ist, weiß auch Torwart Andreas Köpke: „Uns fehlt die Truppe, die auf Biegen und Brechen kämpfen kann.“ Immerhin machte ihm die Schlussphase Mut: „Da haben wir wenigstens gezeigt, dass wir nicht schon wieder die Deppen sein wollten.“ Köpke gab zu, dass ein Unentschieden für Dynamo Dresden wohl verdient gewesen wäre.

Doch die Realität war für die Gastgeber eine andere – und Trainer Ralf Minge, der erst vor zwei Monaten den nach 100 Tagen als Cheftrainer entlassenen Horst Hrubesch abgelöst hatte, fand deutliche Worte: „Mich kotzt das an“, polterte er nach dem Abpfiff. Seine Mannschaft habe das Spiel zu früh aus der Hand gegeben, und Schiedsrichter Weber hätte mit seinen Entscheidungen zur Hektik auf dem Platz beigetragen. Was letztlich ausschlaggebend war, wollte Minge noch genauer analysieren – auch wenn ihm dazu wohl kaum die Zeit bleiben wird. Nach einer mageren Bilanz von 2:14 Punkten unter seiner Leitung dürfte der Druck innerhalb des Vereins weiter steigen. Körbel wünschte seinem Trainerkollegen viel Erfolg bei der Ursachenforschung – wohl wissend, dass Dynamo Dresden dafür kaum die nötige Ruhe haben wird.

 

 

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