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Eintracht Frankfurt - Bayern
München |
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Bundesliga 1994/1995 - 26. Spieltag
2:5 (2:2)
gewertet 2:0
Termin: Sa 15.04.1995 15:30
Zuschauer: 58.000
Schiedsrichter: Eugen Strigel (Horb)
Tore: 0:1 Markus Schupp (6.), 1:1 Jay Jay Okocha (14.), 2:1 Thomas Reis (43.), 2:2 Marcel Witeczek (45.), 2:3 Christian Ziege (48.), 2:4 Dieter Frey (80.), 2:5 Christian Ziege (83.)
Eintracht Frankfurt | Bayern München |
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2:5 verloren, aber zwei Punkte gewonnen In der 72. Minute wurde es hektisch auf der Ehrentribüne des Frankfurter Waldstadions. Als Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni und sein Assistent Klaus Augenthaler den jungen Dietmar Hamann einwechseln wollten, bemerkte Bayern-Pressechef Markus Hörwick den drohenden Regelverstoß. In Panik lehnte er sich über die Balustrade und pfiff lautstark durch die Finger, rief hektisch nach den Trainern. Doch seine Warnung verhallte ungehört – weder sein Pfiff noch sein Zuruf drangen bis zum Spielfeldrand vor. Zudem gab es im Frankfurter Stadion keinen direkten Weg von der Ehrentribüne zur Trainerbank, sodass Hörwick nicht schnell genug eingreifen konnte. „In München hätte ich es verhindern können“, bemerkte er später. So durfte Hamann ungehindert auflaufen – ein folgenschwerer Fehler, der die Bayern ihren sicher geglaubten Sieg kosten sollte. Denn Hamann war an diesem Tag bereits der vierte Amateur im Bayern-Trikot – eine Konstellation, die laut DFB-Statuten nur unter bestimmten Bedingungen erlaubt ist. Anders aber als zuvor in Kaiserslautern hatten die Bayern für diese Partie keine Sondergenehmigung eingeholt. Noch bevor das DFB-Sportgericht über die Konsequenzen entschieden hat, ist den Münchnern bereits klar: Sie werden die Punkte wohl verlieren. „Es war ein tolles Spiel mit vielen Emotionen und Toren – schade, dass wir es durch einen dummen Fehler verloren werden“, gestand ein sichtlich frustrierter Trapattoni, der die Verantwortung für den Wechselfehler auf sich nahm. Die Eintracht legte unmittelbar nach Abpfiff Protest ein, da mit Hamann, Grimm, Kuffour und Scheuer unzweifelhaft vier Amateure auf dem Platz standen ein Regelverstoß eindeutig vorlag. „Das ist ein klarer Fall“, bestätigte DFB-Pressechef Wolfgang Niersbach. Er rechnet fest damit, dass das Sportgericht das 5:2 für die Bayern in einen 2:0-Sieg für Frankfurt umwandeln wird. „Natürlich hat der Protest einen faden Beigeschmack, aber es wäre fahrlässig, wenn wir es nicht täten“, sagte Eintracht-Manager Bernd Hölzenbein. Die Frankfurter wissen aus eigener Erfahrung, wie es sich anfühlt, durch eine Regelauslegung um Punkte gebracht zu werden. Vor zwei Jahren verlor die Mannschaft unter Trainer Horst Heese eine Partie in Uerdingen am grünen Tisch, weil für wenige Minuten ein Ausländer zu viel auf dem Platz stand. Dass nun ausgerechnet der FC Bayern, Deutschlands größter und professionellster Verein, einen solchen Fehler beging, sorgt nicht nur für Schadenfreude bei der Konkurrenz, sondern auch für Entsetzen in den eigenen Reihen. „Das ist peinlich“, räumte Bayern-Manager Uli Hoeneß ein. Trapattoni sei nicht allein verantwortlich – auch Augenthaler und er selbst hätten besser aufpassen müssen. Die Münchner hatten bewusst auf eine Genehmigung für einen vierten Amateur verzichtet, weil sie mit den wiedergenesenen Profis Witeczek und Helmer rechneten. Doch als sich Helmers Muskelverletzung während der ersten Halbzeit verschlimmerte und mit Grimm bereits der dritte Amateur eingewechselt worden war, verlor das Trainerteam den Überblick. Statt auf die einsatzbereiten Profis Sternkopf oder Sutter zu setzen, schickten sie Hamann aufs Feld – mit besagten Konsequenzen. Trapattoni nahm die Situation mit Galgenhumor: „Ich bin stolz, dass meine Mannschaft sogar mit vier Amateuren in Frankfurt gewonnen hat – nur leider waren die Regeln nicht auf unserer Seite.“ In Italien, scherzte er, hätte er für so eine Leistung eine Prämie bekommen. Tatsächlich hatten die jungen Bayern die Eintracht in der Schlussphase regelrecht vorgeführt. Dabei hatte die Partie für die Hausherren eigentlich vielversprechend begonnen: Auf die frühe Führung durch Schupp antwortete Frankfurt mit einem Traumtor von Jay-Jay Okocha, der zudem das 2:1 durch Thomas Reis in der 43. Minute vorbereitete. Doch die Eintracht schaffte es nicht, den Vorsprung in die Pause zu retten – Witeczek glich kurz vor dem Halbzeitpfiff aus. Nach dem Seitenwechsel brachte Ziege die Bayern erneut in Führung. Frankfurt verlor zunehmend die Kontrolle über das Spiel, während die Münchner ihre Dominanz ausbauten. In den letzten zehn Minuten brach die Eintracht schließlich völlig ein, sodass die Bayern noch zwei weitere Treffer erzielten. Nach dem Abpfiff war Eintracht-Trainer Karl-Heinz Körbel sichtlich aufgebracht. Auch wenn sein Team am Ende wohl die Punkte zugesprochen bekommen wird, war er alles andere als zufrieden. „Ich bin maßlos enttäuscht von dieser Mannschaft“, schimpfte er. Die Abwehr habe Fehler gemacht, „die nicht einmal Jugendspielern passieren“. Seine Kritik war vernichtend, und er kündigte Konsequenzen an. Körbel hatte den Eindruck, seine Spieler hätten sich auf dem Platz bewegt, als hätten sie Beruhigungsmittel genommen. Einzig Okocha und Torhüter Köpke nahm er aus der Kritik heraus. Und es kam so, wie vermutet: Das DFB-Sportgericht gab in einer Verhandlung am 2. Mai 1995 dem Protest von Eintracht Frankfurt statt, die Bundesliga-Partie wurde mit 2:0 für die Hessen gewertet. Bayern München legte daraufhin - erfolglos - Protest gegen das Urteil ein und versuchte parallel, Eintracht Frankfurt zur Rücknahme ihres Protestes zu bewegen. Dies jedoch lehnten Präsident Ohms und Manager Hölzenbein ab.
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